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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1886
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- 1886-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1886
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282, 6. Dezember 1896. Nichtamtlicher Teil. 7011 Nichtamtlicher Teil. Grazer Buchdrucker. Über ein volles Jahrhundert war verronnen seit der Erfin dung Gutenbergs, ehe dieselbe in Graz eine Stätte fand. Nach den Aufzeichnungen des gelehrten Benediktiners vr. Richard Pein lich sollen mit der Errichtung von Buchdruckereien in österreichischen Landen der steirischen Hauptstadt vorausgegaugen sein die Städte Cividale (1470), Ofen (1472), Prag (1478), Wien (1482), Brünn (i486), Olmütz (1500), Hermannstadt (1529), Kronstadt (1533), Innsbruck (1558), und die erste Buchdruckerei in Steier mark der angeblich im Jahre 1550 verstorbene Fürstbischof von Scckau Peter Persiens besessen haben. Damals befand sich der bischöfliche Sitz noch nicht in Graz. Spuren typographischer Thätigkeit des Bischofs sind nicht vorhanden; er scheint die Kunst mehr aus Liebhaberei betrieben zu haben. Der erste Buchdrucker in Graz war der Bürger Alexander Leopold, welcher aus der Hinterlassenschaft des Bischofs das »Druckzeug«, sowohl »Fundament als Buchstaben«, mit von der steierischen Landschaft vorgestrccktem Gelde kaufte, was durch den im Landesarchiv vorhandenen »Bericht der landschaftlichen Verordneten in Graz an die Regierung vom 2. Jänner 1579« urkundlich festgcstellt ist. Leopold druckte für die Landschaft die amtlichen »Gene rale« (allgemeine Anordnungen) und Kundmachungen, dann die im Landesarchiv aufbewahrte »Confirmation und Bestättung des Fürstenthumbs Stchr Perk(Berg-)rechts-Buechel. Grätz. Alexan der Leopold.« 1559. 4". Die Einführung der Buchdruckerei in Graz fällt somit in das Jahr 1559. 1561 erhielt Leopold laut landschaftlichen Ausgabenbüchern für den Druck von 400 »Ausgebotbriefen« und von 1300 »An- schlagbricsen« von der Landschaft 14 K 3 /I 22 ^ Neichswäh- rung Druckerlohn. Im gleichen Jahre legte er den ersten Grazer Kalender aus für 1562; Exemplare davon sind nicht mehr vor handen. Dieser Kalender mit dem seit dem Kalendermacher Stöffler gebräuchlich gewordenen Prognostiken war von dem Prä zeptor der Landschaftsschule in Graz, Magister Hieronymus Lautcr- bach,Averfaßt und der steierischen Landschaft zugceignct, wofür ihm (dem Verfasser) diese ein Geschenk von 30 Thalcrn machte. 1562 erschien noch »Ursvss sliguot olsAias iilrwtri viro 8iZis- inuncko duroni in Uorbsrstoin äioatus«. 4?. Mit Wappenbild Herbersteins und der Bezeichnung »drasoii Ltirias sx roliotu okkioius. ^.loxauäri Iwopolck«, was ans seinen vielleicht während des Drucks erfolgten Tod hindeutct. Leopolds Druckergeselle Andreas Franckh führte nun das Geschäft unter seinem eigenen Namen weiter und ehelichte auch im Jahre 1566 die Witwe seines früheren Prinzipals. Sechs mit der Firma Franckh versehene Drucke finden sich noch in den Stiftsbibliotheken zu Rein und Admont, dann in der Joanneums- und Universitäts-Bibliothek in Graz. Leopold hatte zwar noch bei Lebzeiten die ihm von der Landschaft vorgestrecktc Kaufsumme zurückerstattet, doch war es weder ihm, noch seinem Nachfolger gelungen, das Geschäft vorwärts zu bringen, und der dem letz teren und seinen Leuten von der Landschaft gewährte »Unterhalt und Verlag« konnte Franckh nicht abhalten, samt seiner Frau Graz zu verlassen, nachdem sie das »Druckzeug sammt verbesserten Buchstaben« wieder an jene verkauft hatten. Franckh hatte seinen Mißerfolg wohl dem Umstande zuzu schreiben, daß im Jahre 1564 der Formenschneider Zacharias Bartsch gleichfalls eine Buchdruckern in Graz eröffnet« in Ge sellschaft des Buchdruckers Tobias Lauterbach, der neben seinen Berufscigcnschaften auch einiges Geld ins Geschäft brachte. Letz terer starb 1566, und Bartsch führte die Druckerei allein fort. 1567 ließ er sein »Wappenbuch« erscheinen, dessen Holzschnitte als seine bemerkenswerteste Arbeit gelten. Nach dem Abgänge Franckhs von Graz kam Bartsch bei der Landschaft um Überlassung von dessen Drnckzeug und um ein »Bestallungsgeld« ein, da er sonst nicht bestehen könne; seiner Bitte wurde auch willfahrt und er als »bestellter und provisio- nirter Diener« mit jährlichen 20 st. in Bestallung und Gelübde genommen, weil just viel Steuerbriefe und Anordnungen zu drucken waren. Nebenbei blieb ihm unverwchrt, auch für andere Kundschaften zu arbeiten, insofern er dabei nicht gegen die Druck vorschriften verstieß. Gelegentlich der sogenannten Religions-Pacifikation ans dem Landtage zu Bruck a/M. 1578 waren nämlich auch Versügungen in betreff des Buchhandels und des Buchdrucks getroffen worden. Erstereu anlangend wurde vom Landtage verordnet: »Weil die Buchhändler ohne Scheu allerhand sektische Trak- tatl und der evangelischen Consession zuwidere Bücher einführeu und verkaufen, und weil die Religions-Pacification nur zwischen der römisch-katholischen und der Augsburger Consession geschehen und der Landessürst sowie die Landschaft andere Sekten im Lande nicht dulden wollen, so soll jedes Land dies bei seinen Buchhändlern ernstlich abstellen, bei Verlierung aller Bücher, die sie haben.« Wichtiger in vorliegendem Falle erscheinen die Bestimmungen in betreff der Buchdrucker, die also lauten: »Weil beschlossen, zu Graz eine Buchdruckerei zu errichten, so soll ohne Wissen und Einsicht des Pastors und der Sub inspectoren für das Kirchen- und Schulwesen nichts in Druck gefertigt werden, und wird der Drucker hiezu mit Eidespflicht zu verhalten sein.« Die zur Censur bestellten Personen hatten auch den Aus trag erhalten, wenn in den Schriften »etwas beschwerliches« vor käme, es den Verordneten anzuzeigen. Wie erwähnt, stand Bartsch im Dienste der vorwiegend der lutherischen Lehre anhängenden Landschaft und war zur Zeit der einzige Drucker in Graz. Der streng katholische Landesfürst Erzherzog Karl II. erklärte die Buchdruckerei als ein Regale der Krone und verfügte, daß »nichts ohne Erlaubniß der Regierung gedruckt Werden solle«. Es kam infolge dessen zu wiederholten Reibereien zwischen den Verordneten und der Regierung, und der Drucker befand sich dabei in einer argen Klemme. So hatte der Rektor des Grazer Jesuiten-Kollegiums ein mal dem Bartsch den Lektions-Index samt Lehrbücher-Verzeichnis für 1579 zum Drucke übcrschickt, der Pastor der landschaftlichen Stiftskirche als Censor aber die Drucklegung untersagt. Die Jesuiten beschwerten sich beim Erzherzog, und der Buchdrucker wurde, weil er ihren Auftrag nicht ausgeführt hatte, durch die Stadtguardia aufgehoben und eingesperrt. Die Landschaft verschaffte ihm zwar bald die Freiheit wieder, doch scheint er auch bei dieser in Un gnade gefallen und nicht lange darauf gestorben oder gleich seinem Vorgänger ausgewandert zu sein. Außer dem erwähnten Wappenbuch sind von den Erzeug nissen Bartschs noch mehrere in verschiedenen Bibliotheken im Laude erhalten. Im April 1579 wurde Hans Schmidt (Joannes Faber) 948*
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