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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1886
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- Erscheinungsdatum
- 15.02.1886
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- Deutsch
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icyrcu !er Gerson Soncino war der bedeutendste jener hebräischen Buch druckerfamilie, welcher diese Kunst nach Konstantinopel übersührte Ein sehr altes in Bologna erschienenes Druckwerk vom Jahre 1471, betitelt »Or Arnim«, von Obadjah Sesorno ist hier im Besitze der Prager Gemeindebibliothek *) Auch von der Grammatik des Moses Kimchi existiert eine sehr alte Ausgabe vom Jahre 1461. Bald trat den betriebsamen Soncini eine christliche Kon kurrenz entgegen, welche in jeder Hinsicht sie überflügelte. Der aus Antwerpen gebürtige Daniel Bombergo ließ sich im Hebräischen unterrichten und eröffuete mit großem Kostenaufwands und vieler Mühe eine Druckerei zum Drucke hebräischer Schriften. Im Jahre 1511 erschien bei ihm der vollständige Codex der heiligen Schrift. Diesem folgten unzählige hebräische Bücher, mitunter von be deutendem Umfange, wie die »Biblia WSAIIL radbilliou«, die Werke des Maimonides und Alfasi rc. Nun traten auch andere auf dem Gebiete des hebräischen Buchdruckes auf, wie Justiniani, de Gara, Bragadini, Zanetti u. a. Auch in Neapel wurde manches, jedoch um vieles schlechter als in Venedig ausgestattet, gedruckt, so der große Kanon der Heilkunde des Avicenna rc. In Livorno versuchte Jedidja ben Jsak Gabbai mit den Venetianern zu konkurrieren und ließ viele recht schön ausgestattete hebräische Werke drucken, wie z. B. den Jalkut mit dem Kom mentare des Abraham Gedalja. Allein lange blühte die Kunst dort nicht, sie verschwand von dort, um dann viel später in kleinen An fängen wieder daselbst aufzublühen. Von dem berühmten Aldus Mauritius liegt nur ein hebräisches Alphabet vor. — In Frank reich erschienen nur wenige hebräische Werke, wie die um 1508 erschienene hebräische Grammatik von Tissard und einige Teile der Bibel, die von A. Justiniani gedruckt wurden, und von denen die Bibliothek der Sorbonne einige besitzt. Im Jahre 1532 gab Fr. Gryphins im Collegio Lomcardo fünf Psalmen hebräisch und lateinisch heraus. Das Bedeutendste leistete Robert Stephanus (Etienne), der die Herausgabe einer hebräischen Bibel 1544 voll endete, ein an typographischer Schönheit unübertroffenes Werk, und dies durfte nicht verwundern, da die Ausstattung dieser Ausgabe auf Kosten Franz des Ersten veranstaltet wurde. Von Carl und Heinrich Stephanus rühren einige hebräische Werke her. Das größte Verdienst um die hebräische Typographie erwarb sich Anton Vitrö, der die biblische Polyglotte, neun Foliobäude, im Verlage von D. le Jay er scheinen ließ. Eine sie an Schönheit erreichende Polyglotte wurde von Plantinus in Antwerpen gedruckt. Vor dem gänzlichen Erlöschen der Kultur und Industrie in Spanien und Portugal, verursacht durch die Vertreibung der be triebsamen Juden und Mauren, strahlte ein Lichtschimmer der hebräischen Buchdruckerkunst. Es erschien 1494 Leiria Kimchis Kommentar zu den ersten Propheten und 1497 desselben Kom mentar zu Jesaias und Jeremias. — In Österreich erschienen die ältesten Drucke zu Prag, wo die, wie verlautet mit den Soncini verschwägerte Familie Katz, unverkennbar noch mit Holztypen zu der großen Schrift die schwarze Kunst ausübte. Namentlich von dem kunstsinnigen Kaiser Rudolf geschützt, erschienen unzählige Werke, welche aber der Kunst nicht eben zur Zierde gereichen. Schlechter noch und bis zur Unleserlichkeit unkennbar, druckten die polnischen hebräischen Buchdrucker in Posen und Krakau. Mehr noch als in Deutschland, wo nur in Hedernheim und Dyhernfurt im Anfänge des siebzehnten Jahrhunderts einige *) Ich habe nach Vollendung dieses Aufsatzes das Werk geprüft und sand, daß es, wie in Fürst, Bibliogravhie angezeigt, im Jahre 1537 und nicht wie »Orient 1840« hervorhebt. 1471 erschien. Es ist nämlich der Zahlenwert des ganzen Wortes und nicht der Mittelbuchstaben zu berechnen. Die alten hebräischen Drucker liebten es, durch Buchstaben zahlen eines biblischen Wortes die Jahreszahl des Druckes anzugeben. hebräische Werke gedruckt wurden, erblühte die hebräische Buch druckerkunst in Holland, namentlich in Amsterdam, wo Werke von solcher Schönheit und Korrektheit erschienen, daß es bald den ganzen hebräischen Büchermarkt beherrschte. In Holland entstand durch den Kontakt mit den spanisch-jüdischen Emigranten, unter denen Männer von universeller Bildung waren, eine besondere Vorliebe für das Studium der hebräisch-jüdischen Litteratur. Bald hatte der erste jüdische Gelehrte Manassc ben Israel, in dessen Hause auch christliche Theologen sich einfanden, daselbst eine hebräische Buchdruckerei errichtet. Dieser folgte die von Benvenisti, Uri Levita, I. Athias. Die schönsten und bedeutendsten Werke wurden von Sal. Props gedruckt, der ganze Schiffsladungen hebräischer Bücher in die Levante und Berberei sandte und die italienischen hebräischen Buchdrucker ganz aus dem Felde schlug. Weltumfassend mußte dieser Handel gewesen sein, da die hebräische Sprache von den Juden in allen Weltteilen gesprochen und gelesen wurde, und der dadurch von Athias und Props gesammelte Reich tum soll so groß gewesen sein, daß, wie die Sage erzählt, die Lettern aus Silber gegossen wurden, woraus man die besondere Schönheit und Reinheit der hebräischen Drucke erklären will. Noch heute werden die Amsterdamer hebräischen Drucke besonders ge schätzt und gut bezahlt. Mit der Zeit entstand den Amsterdamer Druckern eine Kon kurrenz, welche sie mehr durch billige Preise überflügelte. In Jesnitz, Sulzbach, Willhermersdorf, Fürth wurden die be deutendsten Werke der altrabbinischen Litteratur neu ediert, aller dings nicht so schön ausgestattet, aber verhältnismäßig billig; dazu kam noch das Erstehen bedeutender hebräischer Druckereien in den größten Absatzgebieten Polen und Volhynien, welch letztere noch heute florieren, und bald waren die schönen Amsterdamer Druckereien außer stände die von allen Seiten gegen sie anstürmende Konkurrenz zu bewältigen; sie erlagen; — doch noch heute gilt ihnen der ehren vollste Nachruf eines jeden Bücherkenners. Miscellen. Vom Reichstage. — In der Petitions-Kommission des Reichstags kam eine Petition »deutscher Ärzte und Apotheker« zur Beratung, welche ein Gesetz auf Verbot der Verbreitung aller Druckschriften, Broschüren, Annoncen, Reklamen u. s. w. erbat, in denen es sich um Empfehlung von Geheimmitteln handelt. Die Kommission erklärte die Petition für ungeeignet zur Erörterung im Plenum, da sie nicht feststelle, was alles unter Geheimmitteln zu verstehen sei. DasGoethehausin Weimar. — Die Eröffnung des G oethe- National-Museums, als welches das Goethe-Haus mn seinen Sammlungen durch einen landesherrlichen Stiftungsbrief vom 8. August v. I. bezeichnet wird, dürfte im Vorsommer d.J. stattfinden. Die Sammlungen werden in dem Bericht an den Landtag als sehr reichhaltig bezeichnet; die Sammlung an Handzeichnungen umfaßt über tausend Nummern und enthält ebenso wie die der Kupfer stiche und Holzschnitte äußerst kostbare Blätter; die Majoliken sammlung bietet über hundert Stück von zum Teil so seltener Art, daß sie als eine der interessantesten in Europa bezeichnet werden kann. Personalnachrichten. Alfred Wehowski ff. Am 8. d. M. starb in Brünn Herr Alfred Wehowski, Teilhaber der Firma C. Winklers Buch handlung (Winkler L Wehowski).
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