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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1886
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- Deutsch
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720 Nichtamtlicher Teil. ^ 33, 10. Februar 1886. wickeln feiner Gegenstände. Packpapier und Pappen aller Stärken und in verschiedenster Qualität, Wachstuchimitation rc. Es würde nicht schwer sein, diese lange Liste noch zu verlängern; sie wird jedoch genügen, um sich leicht eine Vor stellung von der Mannigfaltigkeit einer Fabrikation zu geben, die man sich gewöhnlich als eine weit einfachere denkt, als sie ist. Die Repräsentation der vielen Gegenstände geschieht am besten in wohlgeordneten Probebüchern und Mappen, von welchen das Museum bereits einige sehr umfangreiche besitzt. Fehlen dürfen selbstverständlich nicht die Rohmaterialien, das Zeug, die Surrogate und die Chemikalien, sowie die Prü fungsmittel. Die Normalsormate müssen vorhanden sein und zwar in ausgedehnter Weise durch Qualitäts- und Gewichts proben repräsentiert, als Mittel, um das Urteil zu schärfen. Sehr erwünscht wäre ein kleines Modell einer Papiermaschine, überhaupt der technischen Einrichtung einer Papierfabrik. Die so höchst wichtige Fabrikation in Japan, China und Korea müßte möglichst anschaulich zur Darstellung gebracht werden. Daß die Papierfabrikation und die Belehrung überhaupt in betreff dieser so höchst wichtigen und so wenig verstan denen Branche vorzugsweise Gegenstände belehrender Vor träge werden müssen, versteht sich von selbst. Die Buchbinderkunst war unter den verschiedenen Zweigen der graphischen Gewerbe und Künste diejenige, welche am spätesten (eigentlich erst seit 1840) an dem allgemeinen Aufschwung lebhaften Anteil nahm. Es mag dies wohl seine Begründung darin haben, daß die in den früheren Abschnitten erwähnten Erfindungen und Verbesse rungen in der ersten Zeit sich hauptsächlich nur in der umfang reicheren und leichteren Produktion, namentlich aber in dem raschen Emporblühen des Zeitungswesens, weniger jedoch in prächtig ausgestatteten Büchern kundgab, für die eine würdige Bekleidung dringendes Erfordernis gewesen wäre. In Deutsch land kamen noch hinzu die betrübenden politischen Verhältnisse zu Anfang des Jahrhunderts und die dadurch auferlegten großen Opfer. Das war keine Zeit der beschaulichen Ruhe und des finanziellen Wohlbefindens, um eines behaglichen Otiums im Lesezimmer, umgeben von kostbaren und schön gebundenen Büchern, zu pflegen. Eine weitere Ursache des Zurückbleibens der Buchbinder kunst mag auch das Aufhören der Sitte gewesen sein, die Bücher roh lin albis) zu verkaufen und sie statt dessen broschiert — nicht bloß eingehängt, diese verwerfliche Sitte kam erst später auf — auszugeben. Man konnte also die Bücher aufschneiden und lesen, allenfalls noch weiter benutzen und in das Bücher regal stellen, ohne sie überhaupt binden zu lassen, was die damals meist nicht gut situierten Männer der Wissenschaft, froh, die Bücher überhaupt anschaffen zu können, oft vorziehen mußten. In England kam die höchst verständige Praxis auf, die Bücher in Leinwand kartoniert, unbeschnitten in den Handel zu bringen, so daß das Buch für den späteren soliden Einband, auf welchen die Engländer großes Gewicht legen, intakt blieb. In Deutschland, wo man sparen wollte oder mußte, gestaltete man die höchst zweckmäßige Leinwand-Kart o na ge in einen höchst unzweckmäßigen Leinwand-Einband um. In einem solchen brachte der Verleger ganze Auflagen auf den Markt; unterließ er es, so erwarben die »Großsortimenter« bedeutende Partieen der gangbarsten Bücher und versorgten Buchhändler-Detaillisten damit zu sehr billigen Preisen und in verlockendem Äußern. Denn da die Kosten der Gravierung einer reichen Dcckclplatte — d'e später noch ganz außerordentlich durch die Hpchätzung ver mindert wurden — sich auf eine große Anzahl von Exemplaren verteilte, so konnte man mit dem Schmuck verschwenderisch um gehen. So entstanden eine förmliche Buchbinder-Skulptur und -Malerei. Büsten, Figuren in Hautreliefs, war das allerwenigste; geschichtliche und theatralische Scenen. spielten sich auf den Einbänden ab, der ganze Parnaß zeigte sich in Gold gekleidet, Landschaften und Landkarten wechselten mit einander ab. Der Einbanddeckel wurde ein malerisches Supplement zu dem Titel und konnte um so mehr zu der Verbreitung eines schlechten Ge schmacks beitragen, als diese bibliopegischen Kunstwerke zumeist die Breitseiten der großen Pracht- und Mappenwerke in Beschlag nahmen, die in den Salons die Augen auf sich zogen. Hiermit war der dankbarste Stoff der Handbuchbinderei vorweggenommc». Klugerweise warteten die Buchbinder nicht ab, daß das Publikum, des Vorhandenen müde, sie auf einen anderen Weg treiben würde, sondern sie unternahmen es selbst, auf das Publikum zu wirken, und benutzten mit Ausdauer und Geschick die großen und die lokalen Ausstellungen, sowie die kunstgewerb lichen Vereine, um hübsche Halbfranz- und feine Kalbledcr-Ein- bände vorzuführen. So suchten sie den Geschmack des Publikums für sich zu gewinnen, was ihnen auch bei dem überhaupt sich mehr und mehr kundgebenden Sinne für gute, kunstgewerbliche Leistungen gelang. Namentlich die Leipziger Buchbinder haben in dieser Beziehung Verdienste. Jetzt ist das Feld für den tüchtigen Buchbinder ein sehr günstiges geworden; nur wird er sich in acht zu nehmen haben, nicht Revanche am Publikum zu nehmen für das, was der Buchhändler durch Drücken der Preise für die Masseneinbände vielleicht an ihm gesündigt hat. Die Kosten der wirklichen Bedürfnisse und der unumgänglichen Repräsentation sind so groß, daß der Buchbinder, wenn er die Liebe für ein gut gebundenes Buch mit der, auf die Kosten nicht sehenden, Liebhaberei verwechseln sollte, einen großen Mißgriff begehen würde, dessen Folgen sich bald bemerkbar machen würden. Das Wiederaufleben der alten Praktik der Lederplastik wird, deren Natur und des hohen Preises wegen, mehr ein Gewinn für die Album- und Portefeuillefabrikation als für die eigentliche Buchbinderei sein. Dagegen eignet sich die jetzt eben falls mit Tüchtigkeit und Geschmack geübte Ledermosaik vor züglich für den Büchereinband da, wo der Preis nicht zu sehr in die Wagschale fällt. Auch die Kunst der Cisclierung des Buch schnittes hat wieder Eroberungen gemacht. Eine sehr beachtens werte Fabrikation knüpft sich an die neue Buchbindung, nämlich die eines durch lithographischen Bunt- und Golddruck hergestellten Vorsatzpapieres. Auch hier ist die Initiative aus den Buchbinder kreisen hervorgegangen. Von den Vorteilen der fortgeschrittenen Maschinenfabrikation des Buchgewerbes kommt der Buchbinderei ein reichlicher Anteil zu gute. Das Falzen und Walzen der Bogen, das Heften mittels Faden oder Draht, das Beschneiden und Pressen des Buches, das Abrunden des Rückens, das Schneiden und Abschrägen der Pappen, das Ciselieren des Schnittes, das Pressen und Prägen der Deckel kann durch zum Teil sehr sinnreiche Maschinen besorgt werden. Wieder andere Maschinen dienen dem halb der Papier- und Buchbindereibranche, halb dem der Buchdruckerei und der Lithographie angehörenden Geschäfte — für welches wir nicht eine deckende Bezeichnung wie das englische Ltatiousrz- haben, und das die Kartonage, die Papierkoufektion und die Schreib materialien umfaßt. Als solche Maschinen sind beispielsweise zu nennen: die Liniier-, Paginier- und Numeriermaschinen für die höchst wichtige Fabrikation der Handlungsbücher; Kouvert-, Tüten-, Säckchen- und Klebemaschinen, Gaufriermaschinen für die Papier blumenfabrikation u. s. w,
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