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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1923
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- 1923-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1923
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- Deutsch
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X 65, 17. Mürz 1923. Redaktioneller Teil. Wir dürfen nur noch Geld übrig haben für wirkliches Brot auf geistigem Gebiete und nicht für Narkotika und überflüssigen Luxus in Ganzleder gebunden und numeriert in kleiner Auflage auf Bütten gedruckt. Die Literatenproduktion mutz fallen, und leben muß, was aus innerer Notwendigkeit geschrieben ist. Darum mache ich folgende praktische Vorschläge nnd rufe damit die aktivistischen Elemente der älteren und jüngsten Gene ration zur Tat und damit zur Selbsthilfe auf. Es bedarf dazu weniger Chefs großer Firmen, weniger Dynasten, als Chefs von Opfersinn. Es bedarf dazu auch nicht der Masse der Gehilfen schaft, alz vielmehr jener, die zuerst in ihrem Menschentum vor wärts kommen wollen und dabei der inneren Gewißheit sind, daß dieses Vorwärtsschreiten ihnen auch zu wirtschaftlichem Vor wärtskommen verhelfen wird, mehr als berechnende Schlauheit, die doch letzten Endes einmal falsch kalkuliert. Denn im neuen Deutschland wird auch einmal das Schiebertum und was geistig mit ihm zusammenhängt, ein schmähliches Ende nehmen, wie es ja auch im Sprichwort heißt: Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht. Es bleibt nur das Gesund« als ewig Un vergängliches in der Natur bestehen. Noch in diesem Sonuner müssen nicht eine, sondern mehrere Sommerakademien für den Jungbuchhandel erstehen. Sie las sen sich ohne besondere Kosten verwirklichen, wenn während der Schulferien dann leerstehende Landerziehungsheime gepachtet werden. Die Vcrpflegungskosten sind dann nicht größer, als wenn der junge Buchhändler zuhause lebt, rmd billiger, als wenn er sonstwohin in die Sommerfrische geht. Die Kosten sür die Leitung haben freilich dabei die Chefs zu tragen, sie werden leicht erschwinglich sein, wenn eine einzelne Persönlichkeit die Verantwortung trägt und in Gemeinschaft mit dem Jungbuch handel die Lehrenden auswählt. Diese Persönlichkeit kann zum Beispiel ein kleiner Verleger oder Sortimenter sein, es kommt auf die Größe seines Geschäftes gar nicht an, er muß nur das Herz auf dem rechten Wecke haben und mit Verantwortungsgefühl seinen, Werk gegenüber erfüllt sein. »Werkfreudigkeit» für seinen Beruf wird sein ganzer Lohn und Gewinn sein. Zu diesem Zweck muß sich der Buchhandel landschaftlich glie dern. Die Wasserkante zusammen mit Rheinland und Westfalen übernehme das Landschulheim Solling bei Holzminden, Mittel deutschland vielleicht Wickersdorf und Süddeutschlaüd Schondotf am Ammersee. Berlin und der Osten könnten vielleicht das Buch händlerheim in Ahlbeck an der Ostsee dahin ausbauen. Es genü gen für jedes Heim etwa 49 Teilnehmer und zwei bis drei Leh rende. Die Auswahl der Teilnehmer geschehe, indem ihnen die Einlieferung eines Referats zur Arrfgabe gestellt wird, das ein gewisses eigenes Denken voraussetzt. So z. B. über die Beant wortung der Frage: »Wie stellen Sie sich einen Perthes oder Cotta der kommenden Zeit vor?« Oder: »Wie unterscheiden sich di« wirtschaftlichen Grundlagen eines Großstadt- und eines Kleinstadtsortiments?« Es brauchen gar keilt« ellenlangen Schrift stücke zu sein. Die Kurse könnten zweimal vierzehntägig sein und müßten nicht bloß mit ewigen Reden gefüllt, sondern auf gegenseitig anregendes Zusammenleben gegründet sein, ganz in den freien Formen der heutigen Jugendbewegung. Eine wirk liche geistige Haltung in diesem Zusammenleben kann nur ent stehen, wenn nicht allein die Lehrenden, sondern mich die Teil nehmer «in Verhältnis zum Geist mitbringen. Ich könnte mir gut denken, daß älter« Studenten aus der Jugendbewegung, Praktiker des Buchhandels und irgendein be währtes Mitglied der Volkshochschulbewegung das Lehrmaterial bestreiten könnten. Warnen möchte ich unbedingt vor Univer sitätsdozenten und Oberlehrern, wichtig wären dagegen vielleicht Lehrer der betreffenden Landerziehungsheime, denen ein völlig anders geartetes Schülermaterial gewiß eine willkommene päda gogische Abwechslung bietet. Der Stoff, der zur Behandlung käme, wäre meines Erachtens in zwei Abteilungen zu gliedern. Einesteils das Technisch-Prak tisch«, allez was zur Entstehung eines Buches gehört, andernteils die geistige Einstellung, die zur Beurteilung eines Bnches gehört. Das letztere aber recht weit gefaßt als Orientierung über geistige Strömungen überhaupt und das Buch als die höchst konzen trierte Form des Lebens an sich angesehen. Jede Sommerakademie wird ihr« Ausgabe anders anfassen, und erst dann, wenn ihre praktischen Erfahrungen miteinander verglichen werden, wird sich ein Weg zur Weilerführung des ersten Experiments formulieren lassen. Darum mutz der Ver such gleich mehrfach gemacht werden. Was wird aber die Folge sein, wenn vielleicht 159 bis 299 junge Buchhändler don dieser Bewegung erfaßt werden? Ich will nicht behaupten, daß dann der Buchhandel in kurzer Zeit ein anderes Gesicht bekommt. Aber diese jungen Menschen werden eine Ansteckungsgefahr sür die Masse des Jungbuchhandelz bilden, sie werden dann der Kern sür die Arbeitsgemeinschaften in den größeren Städten sein, die kommen müssen, weil der Buch. Handel das so oft mißbrauchte Wort vom Kulturpionier endlich einmal ernstnehmen mutz. Ec müßte sich sonst vor seinen großen Worten schämen. Ich hoff«, meine Worte nicht in den Wind gesprochen zu haben. Es sind weniger wohlmeinende Sprechsaaleinsendungen nötig, als daß dort einer, der ein Kerl ist, schreibt: Ich mach's. Sein gutes Beispiel wird weiter wirken.' Neue Bücher für Bücherliebhader und Vüchersammler. Von vr. G. A. E. Bog « n g. III. jll s. Bbl. Nr. 48.) Das bedeutende Buch übt eine doppelte Wirkung aus. Ein mal durch seinen Ruhm, sein unverlierbares literarhistorische» Schwergewicht. Sodann durch die Erneuerungen des Lebendigen, das in ihm steckt, durch das, was die enthusiastischen Kritiker die »Ewigkeitswerte« heißen, durch die Aufnahme, di« ihm immer von neuem Völker und Zeiten bereiten. Bei den berühmten und be rühmtesten Büchern pflegen beide Wirkungen zusammenzutreffen und lassen sich nicht leicht trennen. Denn auch der unbefangene Leser wird sich einem Klassiker nur mit einiger Voreingenommen heit gegenübersehen. Dabei ist jedoch durchaus nicht gesagt, daß die herrschende literarhistorische öffentliche Meinung auch nur im groben immer stimmt. Ein Beispiel hierfür ist die Ausfassung und Aufnqhme des russischen Schrifttums in Deutschland (und überhaupt im »Westen«). Rußland ist Deutschlands nächster »öst licher» Nachbar, die mannigfachsten Wechselbeziehungen zwischen den beiden Ländern waren stets rege. Trotzdem blieb das russische Schrifttum und das freilich vielgestaltige russische Wesen den Westländern immer etwas Fernes und Fremdes, etwas im ethno- logischen (oder besser noch im demologischen) Sinn« Exotisches. Autorität bekamen freilich manche russische Schriftstellernamen, an Übersetzungen war gewiß kein Mangel. Aber das alles hatte einen ein wenig wirren Anschein, erweckte den Eindruck, daß »drüben« chaotische Literaturzustände herrschen müßten, aus denen die angepriesenen Meisterwerke wie ohne Vergangenheit und Zu kunft entstandene Gebilde hervorgetaucht seien. Die meisten Leser kannten weder Rußland noch das russische Volk anders als vom Hörensagen, und das galt häufig auch von den Übersetzern. Wer russisch verstand, wußte, daß sehr viele dieser Übersetzungen eher Verballhornungen schlimmster Art hätten heißen müssen. Hierin ist gerade in letzter Zeit ein sehr merkbarer Wandel eingetreten: man gewinnt nicht allein den Eindruck, daß die grrten Über setzungen nach sorgfältig ausgewählten Texten sich vermehren, sondern auch daß man planvoller und vielseitiger sich bemüht, dem deutschen Schrifttum das russische anzueignen. Und was vorerst als eine erhöhte literarische und verlegerische Betrieb samkeit erscheinen könnte, wird vielleicht einem ruhigeren Rück blick späterer Zeit als kennzeichnend erscheinen für den Aufbau engerer Beziehungen zwischen dem deutschen und rttssischen Buch wesen und Schrifttum, sür den es auch nicht an anderen Anzeichen fehlt, so etwa denen der Ausbreitung russischer Verlage in Deutschland. Als «in Ausdruck dieser Bewegung, wofern man von einer solchen, d. h. von einer bestimmten geistigen Strömung schon sprechen will, darf ein aus praktischen Tendenzen entstan denes nnd praktischen Zwecken gewidmetes bibliographisches Handbuch aufgefaßt werden: Systematische Bibliogra - 333
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