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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1902
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- 02.06.1902
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- Deutsch
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4506 Nichtamtlicher Teil. ^ 124, 2. Juni 1902. die das Nisssis epsoisls nicht enthielt. Außerdem veränderte und verbesserte man beim Weilerdruck fortwährend. So ent stand der merkwürdige Umstand, daß man den beiden ein zigen erhaltenen Exemplaren eines Missaledrucks, wenn schon der größere Teil des Auszuges von den Formen des Haupt werks abgedruckt ist, dennoch jedes für sich ein eigenartiges Individuum ist, ein Fall, der bei den allerersten Druckwerken nicht ungewöhnlich ist, bei spätem aber nicht mehr Vor kommen dürfte.« Was die Typen des Missale betrifft, so behauptet Hupp, daß »die Hauptmasse der Stempel, d. h. 143 Schrift zeichen, mit denen die Matrizen für den Guß der Missale- typen hergestellt worden sind, identisch ist mit der Haupt masse der Stempel, mit denen die Matrizen für den Guß der kleinen Psaltertype gewonnen wurden«. Eingehend be handelt er dann die schon in seiner ersten Veröffentlichung erörterte Frage nach der Priorität der Missale- oder Psalter type. Besonders der Umstand, daß dem Missale die zu seiner Type gehörigen Uncialen fehlen, die der Psalter hat, ist ihm der Beweis, daß das Missale früher, also vor 1457 gedruckt worden ist. Dagegen weist das Missale zwei r- und zwei y-Formen auf, von denen der Psalter nur je eine Form hat. Im Psalter nicht nur, sondern schon in den beiden Bibeln, der zweiundvierzig- und sechunddreißigzeiligen, zeigen die nach rechts überhängenden Buchstaben wie f und s und die Versalien L, F und T als Typen an der Stelle dieser Ausladungen eine Nase, d. h. die Typen waren unterhalb der überhängenden Buchstabenteile ausgeschnitten, welcher Ausschnitt einem darauf folgenden mittelzeilenhohen Neben buchstaben ein näheres Anrücken gestattete, als in dem Falle, daß die großen Typen in einem vollen Rechteck ständen. Es ist einleuchtend, daß dieser bessere Zusammenschluß der Buch staben gegenüber dem andern Zustand einen Fortschritt be deutet. Die Missaletypen haben die Ausschnitte noch nicht, also, so folgert Hupp, müssen sie vor denen des Psalters und der Bibeln entstanden sein. Aber in welchem Jahre? Der Psalterdruck ward laut Schlußschrift am 14. August 1457 beendet. Der Druck dieser 350 großen Folioseiten auf Pergament beanspruchte nach der Schätzung des Sachverständigen Heinrich Wallau wenigstens zwei volle Jahre, einen Zeitraum, den Schwenke auch für jede der beiden ersten Bibelausgaben annimmt. Der Psalter druck wäre danach im Sommer 1455 begonnen worden. Vorausgesetzt, daß die kleine Psalterschrift, die in dem Missale verwendet worden ist, schon vorhanden war, rechnet Hupp für die Herstellung der großen zweifarbigen Initialen, der großen Psaltertypen mit ihren Uncialen, Versalien und Ligaturen, sowie den Uncialen und Vermehrungen zur kleinen Psalter-(Missale-) Type mehrere Jahre. Er kommt somit zu dem Ergebnis, daß die Missaletype spätestens im Sommer 1453 fertig Vorgelegen haben müsse. Da aber für die ältesten Schriften nach Hupp nur der Metallarbeiter Gutenberg neben Fust in Betracht kommen könne, so sei Gutenberg als der Hersteller der Missaletypen zu betrachten. Nun kann man freilich Hupp in diesen letzten Folge rungen beistimmen, ohne seine Beweisführung für das Alter des Missale anerkennen zu müssen; denn der Drucker kann ein andrer gewesen sein als der Typenschneider. Ich habe früher auf die Möglichkeit hingewiesen, daß Schösser, als er den Psalter druckte, sich der ihm dafür zu schlecht erscheinenden Missaletype entäußert habe. Diese Möglichkeit hat Hupp bisher nicht entkräften können. Seine Beweisführung wäre nur in dem Falle zwingend, wenn feststände, daß die Type eigens für das Missale geschnitten, bezw. daß kein früheres Werk, etwa die von'der Kölner Chronik als das erste Druck werk bezeichnet Bibel, damit hergestellt worden wäre; denn daß mit dieser ersten Bibel nicht die zweiundvierzigzeilige gemeint sein kann, bedarf wohl keines Beweises. Ich hatte dann gefragt, ob man Gutenbcrg nicht in Schutz nehmen müsse, wenn ihm »das inhaltlich wie äußerlich leichtfertig hergestellte Buch in die Schuhe geschoben werden soll« ? Wenn Hupp darauf mit der Gegenfrage antwortet: »Sollen denn aller Spruchweisheit zum Trotz Gutenberg und seine Gesellen als fertige Meister vom Himmel gefallen sein?«, so scheint mir, daß er meine Frage mißverstanden hat. Nicht darüber könnte man sich wundern, daß das Missale Unvollkommen heiten aufweist, sondern, wie aus meinem Wortlaut auch hervorgeht, über die Leichtfertigkeit seiner Herstellung. Ab gesehen von seiner praktischen Unbrauchbarkeit, die Misset festgestellt hat, betont Hupp selbst in seiner ersten Veröffent lichung (S. 5), daß in dem Buche »sehr viele Druckfehler« Vorkommen; »einzelne Buchstaben stehen auf dem Kopf (auf Blatt 76 v. sogar ein versales T)«. »Der Druck selbst«, sagt Hupp ferner, »ist unregelmäßig und schwach herausgekommen.« »Um dem abzuhelfeu, hat der Drucker den Satz dann ab und zu so mit Farbe ver schmiert, daß er die Typen damit fast ertränkte, und sich durch das austretende Oel um jeden Buchstaben ein braun gelber Schein bildete« (S. 9). Und Misset sagt: »Ich gestehe, daß ich nirgend so viele Fehler (im Lateinischen), unver ständliche und verstümmelte Sätze und thörichte Auslassungen gefunden habe als in jenem Missale.« Das sind meines Erachtens alles keine Unvollkommen heiten eines mit den Schwierigkeiten des Druckes kämpfende» Anfängers, sondern leicht zu vermeidende Nachlässigkeiten, die bei einem Erfinder, der soeben sein Lebenswerk von Erfolg gekrönt steht, schwer zu verstehen wären. Was Hupp über die Sorgfalt, mit der der Drucker die nach rechts ausladenden Buchstaben abgeschliffen hat, um ihr weiteres Abrllcken von den nächsten zu vermeiden, kann nur dann für das Missale Bedeutung haben, wenn feststeht, daß die Typen eben für diesen Druck derartig bearbeitet worden sind. Ist nicht auch die Type der sechsunddreißigzeiligen Bibel höchst wahrschein lich früher hergestellt worden als diejenige der zweiundvierzig- zeiligen? Und dennoch ist der letztere Bibeldruck der ältere! Der Umstand, daß in dem Missale »die Zeilenausgänge regelmäßiger sind als bei vielen Erstlingsdrucken« kann meines Erachtens nur auf eine spätere Benutzung alter Typen zurückgeführt werden, wodurch natürlich die ganze Beweisführung Hupps in sich zusammenfallen würde. Diesen besseren Zeilenschluß, den das Missale gegenüber der zweiundvierzigzeilige» Bibel aufweist, bemüht sich Hupp zu erklären. »Man würde vergeblich nach einem praktischen Grunde suchen; es war nur ein künstlerischer.« Zunächst habe Gutenberg die Abgeschlossenheit der Seite sich zum Ziel ge setzt. Dann habe er gesehen, daß einzelne Schriftzeichen: eine Nebenform des s, die Bindestriche und der Punkt den Raum nicht genügend ausfüllen und den Eindruck von Lücken ent stehen ließen. Das habe er dann in der Bibel dadurch ver meiden wollen, daß er diese Zeichen entweder ganz oder teil weise über die Kolumnen habe hinausragen lassen. »Der ästhetisch - regelmäßige Zeilenschluß der zweiundvierzigzeiligen Bibel ist somit kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt gegenüber dem theoretisch-regelmäßigen des Missale!« Dieser Schluß iväre aber nur dann richtig, wenn in der zweiundvierzigzeiligen Bibel streng nach diesem ästhetisch-regelmäßigen Zeilenschluß verfahren worden wäre. Das ist aber nicht der Fall. Auch in dieser Bibel finden sich — abgesehen von dem Rotdruck, dessen Zeilen manchmal überhaupt länger sind als die Kolumnenbreite — Punkte und Trennungszeichen, die nicht über die Kolumnen hinausgehen, und andere Buchstaben, die nicht mit der Kolumne schließen, sondern eingerückt erscheinen und deshalb gegen das streng Zeilenschluß haltende Missale jedenfalls einen Rückschritt bedeuten würden. Jedermann kann sich
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