Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010907
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190109072
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010907
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-07
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt s. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. KS89 Die zweite Arbeit Zedlers sucht nachzuweisen, daß die sechsunddreißigzeilige Bibeltype älter ist als die zwei- undvierzigzeillge. Daß das umgekehrte Verhältnis in dem Alter der Bibeln selbst besteht, hat Dziatzko außer allen Zweifel gestellt, und Schwenke hat in seiner vorjährigen Festschrift') die Type l!»°. mit Ausnahme der Versalien und von wenigen anderen Punkten, als einen, von dem Drucker der sechsund- dreißigzeiligen Bibel hergestcllten vergröberten Nachschnitt von 8" erklärt. Gegen diese Ausfassung wendet sich Zedier; er glaubt, daß — entgegen der Notiz der Kölner Chronik von 1499. wonach das erste gedruckte Buch eine Bibel in grober Schrift war — Gutenberg cs war. der diese große Missale- schrift, mit der die sechsunddreißigzeilige Bibel gedruckt ist. wirklich für ein Missale. seinen ersten Druckversuch, geschnitten habe, daß er aber die Herstellung des Missale hauptsächlich wegen der Schwierigkeit des vielen Rotdrucks, mit dem er nicht hätte fertig werden können, aufgegeben habe. Ange sichts der Vermischung von Wahrem und Falschem, die in dem Abschnitt von der Buchdruckerkunst in der Kölner Chronik herrscht, ist diese Annahme in dieser Beziehung unbedenklich. Das höhere Alter der Type 8»- glaubt Zedlcr hauptsächlich in der primitiven Art zu finden, wie dabei die in den Handschriften schon vorhandenen Ligaturen der Konsonanten b. ä. b, p, V mit den Vokalen a. s, o hergestellt sind. Die Unvollkommenheiten der Type, die Schwenke aus Nachlässig keit und Sorglosigkeit des unbekannten Stempelschneiders zurückfllhrt. deutet Zedler so. daß Gutenberg erst während der Arbeit selbst zu den typographischen Gesetzen und Regeln gelangt sei. deren innere konsequentere Durch führung in 8 ^ Schwenke so meisterhaft nachgcwiesen habe. Die schöneren Versalien in 8 " haben aber nach Zedler ihren Urheber in Peter Schösser, der überhaupt den Typenapparat der zweiundvierzigzeiligen Bibel vervoll kommnet bat. Wenn hier von einem höheren Alter die Rede ist. so ist das nicht sehr wörtlich zu nehmen. Nach Zedler hatte Gutenberg dis Absicht, ein Missale zu drucken; hierzu gebrauchte er zwei Schriftarten: Lettern von ver schiedener Höhe des Schriftbildes, aber gleichem Kegel; denn, sagt Zedler. solche zwei Schriftarten: Text- und Choralschrist, weisen die handschriftlichen Meßbücher zur Zeit Gutenbergs auf. Diese Schriftarten, die der Erfinder für das Missale herstellte, sind diejenigen, die wir in den zwei Bibeln ver wendet finden. Die Kegelhöhe der Type 8 " mußte freilich, wenn Zedlers Ansicht richtig ist. vor dem Druck der Bibel abgeschliffen werden Ob diese ganze Vermutung Zedlers zutreffend ist. dürfte doch einigen Bedenken unterliegen. Bei Licht besehen, gründet sie sich lediglich auf den Satz: Weil die Type 8eine Missaltype, und weil sie älter als 6" ist, hat Gutenberg zuerst ein Missale drucken wollen. Die Möglichkeit kann selbstverständlich ebensowenig bestritten werden, wie der Nach weis ohne Ueberbleibsel jenes ersten Druckversuchs geführt zu werden vermag Es ist aber doch wohl schwer anzunehmen, daß der Erfinder seinen ersten Druckversuch an einem Buche versucht haben soll, das zwei Schriftarten beanspruchte. Auch erscheint das Mißlingen des Rotdrucks wohl kein hinreichender Grund für die gänzliche Aufgabe des Versuchs; denn der Rotdruck war doch kein wesentliches Erfordernis für das Buch, und man hätte ihn ja schließlich auch handschriftlich nachtragen können, wie es bet Initialen noch viel später wirklich geschah. Wenn Gutenberg, wie Zedler glaubt, die holländischen Donate gekannt hat, so lag es doch viel näher, den ersten Druckversuch z. B. mit solch einem einfachen Buch zu machen, das weder zweierlei Schrift, noch Rotdruck *) Vgl. Börsenblatt I960. Nr. 185. S. 5952 u. ff. WUrndsrchzlilitr Jahrgang. erforderte und — was jedenfalls auch als wesentlich ins Gewicht gefallen wäre — sicher Geld eingebracht hätte. Wie Gutenberg nach Zedler der Schöpfer der sechsund dreißigzeiligen Bibeltype ist. ohne daß aber die Bibel selbst und die anderen mit dieser Type hergestellten Drucke von ihm herrühren, so ist er nach demselben Forscher »sicherlich auch der Urheber des siebenzwanzigzeiligen Donat- druckes. von dem die Pariser Nationalbibliothek zwei Blätter verwahrt» (mit der gefälschten Aufschrift: Heyderß- heym 1451). und zwar seien zur Herstellung der Typen dazu dieselben Stempel benutzt worden, mit denen die Matrizen für die sechsunddreißigzeilige Bibeltype geschlagen wurden. Die Thatsache, daß dieser Donat die Type 8^, statt, wie zahlreiche alte Donatfragmente, besonders holländische, die Typengröße 8" aufweist, ist Zedler ebenfalls ein Beweis von dem höheren Alter der elfteren Type; indes wäre ja dann der Donat älter als das fallengelassene Missale. und dieses also nicht mehr der erste Versuchsdruck. Außer diesen Drucken schreibt Zedler dem Gutenberg als zweifellos aus seiner Druckerei herrührend auch den einunddreißigzeiligen. wie auch den dreißigzeiligen Ablaßbrief zu. Diese Ablaßbriefe bilden einen Hauptgegenstand der folgenden Studie in der Veröffentlichung Zedlers. Zuvor stellt er Betrachtungen über das weitaus wichtigste Doku ment in der Gutenbergsrage, das Helmaspergersche Notariats-Instrument vom 6. November 1455 an. bei denen er zu dem Schluß gelangt, daß — entgegen der bis herigen Annahme, wonach Gutenbecg mit Fust zwei Verträge über einen jedesmaligen Vorschuß von 8o0 Gulden ab geschlossen habe — nur ein einziger Vertrag vorliege, der — nach der Zinsenrechnung fünf Jahre und drei Monate vor dem Termin der gerichtlichen Verhandlung abgeschlossen — bestimmt habe, daß Fust 809 Gulden dem Gutenberg zur Fertigstellung seines Werkes, das Fust als Unterpfand diente, leihen solle, und ferner, daß Fust jährlich zur Herstellung eines gemeinsamen Werkes 300 Gulden Betriebskapital ein zuschießen habe. Hierüber wird wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Der Bruch Gutenbergs mit Fust steht nun nach Zedler in unmittelbarer Beziehung zu der bisher noch ungelösten Ablaßbrieffrage. Bekanntlich giebt es zwei Drucke eines Ablaßbriefes, einen einunddreißigzeiligen und einen dreißig zeiligen, für das Jahr 1454, die nicht nur im Satz von einander abweichen, sondern auch mit zwei verschiedenen Typen hergestellt sind. Die große (Auszeichnungs-) Type, die bei dem crstern verwendet worden ist, ist die der sechsundreißig zeiligen Bibel, und da diese nach Zedler diejenige Gutenbergs ist, so ist dieser Ablaßbrief in der Gutenbergschen Offizin gedruckt worden. Durch die Verbreitung dieses Ablaßbriefes, nimmt Zedler an. sei ein Kapitalist — dieser Mann war Pfister — auf Gutenberg aufmerksam geworden. Wenn er übrigens sagt, daß diese »losen Blätter» mit den künstlich hergestellten Buchstaben »zu Tausenden ins Land hinein flogen«. so dürfte das doch nicht so wörtlich zu nehmen sein, denn es ist wohl kaum anzunehmen, daß jeder, der den Ablaß gewann, eine solche umständliche -Quittung» darüber bekam. Diese wird wohl nur bei Spendung höherer Be träge augestellt worden sein. Nun. meint Zedler, habe Guten berg diesem Kapitalisten seinen Druckapparat mit den Typen 8»° verkauft, und zwar, da der früheste der neunzehn er haltenen einunddreißigzeiligen Ablaßbriefe (mit dieser Type) vom 15. November 1454 datiert sei. in diesem Monat. Der Erlös aus diesem Verkaufe an Pfister soll nun den Anlaß zu dem Prozeß zwischen Gutenberg und Fust abgegeben haben. Der letztere, zu dem Gutenberg schon im Schuldverhältnis stand, habe nämlich verlangt, daß Guten berg die Hälfte der Verkaufspreises auf das »gemeinsame 923
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder