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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1909
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- Deutsch
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12420 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 248. IS. Oktober 1S0S. spräche der Weisheit und Klugheit, die aus dem unendlichen Borne seiner Lebenserfahrung geschöpft sind. Das Werk wendet sich nicht bloß an den Forscher, für den es natürlich unentbehrlich ist. sondern auch an die großen Kreise der Gebildeten. Jeder, der nur eine kleine zusammenhängende Biographie von Goethe gelesen hat und auch nur seine wichtigsten Werke kennt, wird es mit Nutzen und Gewinn lesen; denn die vielen hier zusammengefügten Bruchstücke aus einer Menge von Werken enthalten eine Fülle inter- essanter persönlicher Züge, einen reichen Schatz von Gedanken über Literatur. Kunst und Leben und daneben auch eine Menge unterhaltender Anekdoten. Man könnte das Werk auch nennen: »Goethes Leben in Zeugnissen aus seinem Umgänge«, aber der Herausgeber hat mit Recht den kürzeren Titel beibehalten, der sich ja auch schon längst ein gebürgert hat. Von Aussprüchen Goethes über Bücher und Buchhandel enthält der l. Band nur weniges. Goethe hatte aber die Gewohnheit, vielfach indirekt mit seinen Verlegern zu ver handeln. So hat er z. B. F. I I. Bertuch Weisungen ge geben. an Göschen zu schreiben, und ebenso hat Schiller oft in seinem Auftrag mit Cotta korrespondiert. Deshalb finden wir in diesem Bande eine Anzahl Auszüge aus solchen Ge schäftsbriefen. Sowohl Bertuch als auch Schiller waren sich wohl bewußt, daß ihnen kein besonders dankbarer Auftrag zu teil geworden, da Goethe gewöhnlich hohe Honoraronsprüche stellte. Es ist übrigens bemerkenswert, daß der Dichter auch selbst den Vertrieb seiner Werke unterstützt hat. So schlug er z. B. im Juni 1786 Göschen vor. einen Prospekt zum Beilegen in Zeitungen in 20 OVO Exemplaren drucken zu lassen, und er selbst wollte 1000 Stück nach Karlsbad zum Verteilen mitnehmen. Das Honorar, das Goethe von Unger in Berlin für seinen »Großkophta« erhielt, scheint er der Mutter und der Schwester Cagliostros. die er besucht hatte, zur Unterstützung gesandt zu haben. Karolinc von Hum boldt berichtet ferner einen sehr interessanten Zug: »Das Honorar für Hermann und Dorothea ist ungeheuer, und doch gibt es keinen Preis für solch eine Arbeit. Schiller meinte auch, cs sei enorm bezahlt, aber Vieweg werde es herausbringen, noch einen ansehnlichen Gewinst davon zu machen, und sei unklug, wenn er nicht eine Auflage von 4000 Exemplaren veranstalte. Er erzählte mir. daß er Goethe gefragt, ob er zufrieden mit dem Honorar sei. und dieser habe ihm geantwortet: .O ja. recht gut. ich kann leidlich zufrieden sein? Etwas Außerordentliches habe Goethe also nicht darin gefunden.« Nur bei den Propyläen, die bekanntlich wenig Absatz fanden, zeigte Goethe sich kulant, und zuletzt stellte er sogar Cotta anheim, ihm die Heste nach Gutdünken zu honorieren. Zu Riemer sagte Goethe: »Bücher werden jetzt nicht geschrieben, um gelesen zu werden, um sich daraus zu unter richten und zu belehren, sondern um rezensiert zu werden, damit man wieder darüber reden und meinen kann, so ins Unendliche fort. Seitdem man die Bücher rezensiert, liest sie kein Mensch außer dem Rezensenten, und der auch so so. Es hat aber jetzt auch selten jemand etwas Neues. Eignes. Selbstgedachtes und Unterrichtendes, mit Liebe und Fleiß Ausgearbeitetes zu sagen und mitzuteilen, und so ist eins des andern wert.« Ein andermal hat Goethe allerdings einen Rat erteilt, der wesentlich darauf hinausläust, durch fortwährende Produktion immer wieder die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. K. L. v. Knebel berichtet nämlich: »Mich hat immer eine unüberwindliche Scheu vor dem Publikum begleitet; darum habe ich unsäglich vieles verbrannt oder vernichtet, das ich gedichtet hatte. Goethe hat mich oft darüber gescholten. Man muß jung vor dem Publikum auftreten, sagt er, und alsdann oft erscheinen. Dieses Tier denkt, wer viel giebt. muß viel haben, und wer oft bringt, muß reich sein. Und hat man es erst nur dahin gebracht, daß man Bewunderer findet, so wird es auch nicht lange au unbedingt Ergebenen fehlen, welchen alles vortreff lich ist, was den Namen des Bewunderten an der Stirn trägt.« Gegen die Neuigkeitskrämerei der Journale sprach Gbethe sich sehr scharf aus (man vergleiche darüber den sehr bemerkenswerten Brief, den K. L. Fernow am 30. November 1808 an K. A. Böttiger richtete). Es ist nicht möglich, auch nur annähernd die Vielseitig keit der von Goethe in seinen Äußerungen berührten Gegen stände hier darzustellen. Aber der deutsche Buchhandel darf sich freuen, daß dieses großartige Sammelwerk, zu dem wohl kaum ein Gegenstück in einer andern Literatur vorhanden ist. durch einen seiner Angehörigen in neuer schöner Gestalt ersteht und daß unter den verdienten Goetheforschern auch die beiden Freiherren von Biedermann mit hoher Achtung genannt werden. Goethe über Buchbinderarbeiten. In einem Briefe an Zelter sagt Goethe: »Gott segne Kupfer. Druck und jedes andere vervielfältigende Mittel, so daß das Gute, was einmal da war, nicht wieder zugrunde gehen kann.« Diesen Ausspruch hat Anton Kippenberg in dem »Jnsel- Almanach auf das Jahr 1 SOS« (Leipzig. Insel-Verlag) wieder heroorgeholt. Außerdem druckt er darin aus »Kunst und Altertum« (1828) eine anerkennende Äußerung Goethes über Buchbinderarbeiten Karl Lehmanns ab: »Wenn typographisch allgemach die Bücher sich steigern, darf wohl auch der Buchbinder ehrenvoll als Künstler her- vortreten. Und wie auf der Kupferplatte sich der Drucker nennt, wenn er aus der Masse der Handwerker sich auszu zeichnen den Mut hat, so finden wir neuerdings den Buch binder, sich entweder bescheiden auf kleiner Etikette oder zuversichtlicher außen am unteren Rande des Rückens mit goldenen Buchstaben anmeldend. Daher zeigt sich denn an dem Saum des Prachtbandes unseres Faust der Name Siwier, rsiisar äa lini, in Goldschrift gar zierlich aufgedruckt. Vom obgenannten, sorgfältig und geschmackvoll arbeitenden Landsmann (Karl Lehmann) haben wir mehreres zur Hand, was mit englischen und französischen Einbänden gar wohl wetteifern könnte, und wir finden den inwendig beigesügten Namen um so schicklicher, als der Arbeiter dadurch sich selbst das Zeugnis gibt, er habe nicht allein schon längst Gutes geleistet, sondern auch künftig dürfe man seiner Firma das beste Zutrauen gönnen.« Die Bücherfreunde werden auch heute noch den tüchtigen Buchbindern eine solche Anerkennung gern gönnen, nament lich wenn sie gegenüber den fabrikmäßigen Masseneinbänden Tüchtiges und Selbständiges leisten. Der Name des Buch binders soll aber nur auf einer innen in einer Ecke ange klebten Etikette verzeichnet werden. Ihn auf dem Rücken, wo jetzt häufig die Verlagsangabe steht, anzubringen, wäre jedenfalls verfehlt. Wörterbücher der deutschen Sprache. Die amtliche Reform der deutschen Rechtschreibung hatte die Herausgabe einer ganzen Anzahl kleiner Wörter bücher zur Folge, die im wesentlichen nur den knappen Wortschatz enthalten, damit man sich im Zweifelsfalle darin über die Schreibart unterrichten kann. Nachdem die Hoch flut dieser Bücher verlaufen ist, scheint der Büchermarkt wieder zur Aufnahme größerer Wörterbücher der deutschen Sprache bereit zu sein. Es handelt sich dabei übrigens nur um neue Auflagen älterer bekannter Werke, die sich nicht bloß der neuen Rechtschreibung, sondern auch den jetzigen
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