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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1909
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- Deutsch
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11926 Börsenblatt f. v. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 236, 11. Oktober 1909 nicht etwa ein großes künstlerisches Können, das sowohl bei Feuerbach wie bei Millet weitaus bedeutender war; es ist viel mehr das Gemüt, der seelische Gehalt, der aus seinen Darstellungen zu uns spricht. Er wird daher allen denen, die eine Kunst leistung nur von der formalen Durchbildung oder der absoluten Beherrschung des Technischen abhängig machen, wenig zu sagen haben. Seine immer mit den schlichtesten Mitteln zum Ausdruck gebrachten Schilderungen haben eher etwas Unbe holfenes in der Darstellungsweise, etwas Ungelenkes der Zeichnung, das in seiner Herbheit weit mehr dazu angetan ist, abzustoßen, als anzuziehen. Wer sich jedoch in seine Bilder vertieft, der wird finden, welch bedeutsames Stück deutschen Wesens in ihnen ver körpert ist, welches tiefe Gefühl für die Natur, welche Liebe zur Heimat, welcher Hang zum Idyllischen und Märchenhaften aus ihnen spricht. Um Thoma's Kunst in ihrer ganzen Tiefe und Schönheit zu schildern, müßte man Märchen erzählen, müßte man den Beschauer in stille, lauschige Winkel führen, in das Waldes dunkel, wo die Bäume rauschen, in die Berge, wo die Quellen ihre Melodien singen, zu weltabgeschiedenen Ortschaften, wo schlichte Menschen wohnen, die emsig ihrer gewohnten Beschäfti gung nachgehen. Das Gebiet, aus dem Hans Thoma seine Bilder nimmt, ist nicht groß, aber unerschöpflich, und es erscheint um so reicher, je mehr man sich damit beschäftigt. Dem Sohn des Schwarzwaldes lag vor allem die Schilderung der Heimat am Herzen; darum durchwehen fast alle seine Arbeiten Heimatluft und Schwarzwald duft, und hierin beruht die Stärke seiner Kunst, darum klingt es uns aus seinen Bildern wie die Melodie eines alten, unvergeß lichen deutschen Volksliedes entgegen. Er zeigt uns sonnige Land schaften mit bewaldeten Höhenzügen, deren sanfte Linien sich in der Ferne verlieren, liebliche Flußtäler mit freundlichen Dörfern, die ein einsamer Wanderer durchschreitet, schattige Wälder und grüne Auen, von murmelnden Bächen durchzogen. Oft kehrt eine Lieblingsgestalt Thomascher Kunst wieder, der Landmann, der ernst und schweigsam seiner Arbeit nachgeht, oder wie er zum Feier abend, wenn das Dorf unter nächtlichen Schatten oder im Glanz des Mondes ruht, Geige spielt. Dann wieder zeigt er uns Kinder bei frohem Ningelreihn oder in der Laube im Garten, wo die Großmutter ihnen gruselige Märchen erzählt. Wie bei den alten deutschen Meistern, erscheinen bei Thoma die Gestalten der biblischen Geschichte einfach und schlicht, ohne jedes mystische Beiwerk; ebenso selbstverständlich erscheinen bei ihm die Fabelwesen, mit denen er Luft, Wasser, Wald und Flur be völkert. Seine Engel sind keine graziösen lockigen Geschöpfe, wie sie uns die italienische Renaissance bietet, sondern urwüchsige, drollige, pausbackige Knirpse, die uns mit klaren großen Augen verwundert anschauen. Was er als Künstler uns aber auch geben mag, immer gewahren wir dahinter seine reine Persönlichkeit mit ihrer großen Liebe zur Natur, immer gibt er uns von seinem wahren, tiefen Gefühl Zeugnis. In dem Zauber, der von dieser ganz deutsch empfindenden Persönlichkeit ausgeht, beruht die Er klärung der sieghaften Kraft ihrer Kunst. Neben Thoma's graphischem Werke hat die Kunstvereins* leitung auch einen jungen Leipziger Künstler, Max Dieke, zu Worte kommen lassen, der hier eine Reihe vortrefflicher Minia turen ausgestellt hat. Diekes Vorgehen, diesen alten Zweig der Malerei wieder aufzunehmen, verdient um so mehr Anerkennung und Förderung, als die Miniaturmalerei in der alten Buchkunst einst eine hervorragende Stellung einnahm, aber in unserer modernen, so stark nach der impressionistischen Richtung hin neigenden Malerei dem Anschein nach fast keine Berechtigung mehr hat. Wer jedoch wie Dieke diese mühselige Maltechnik so meister lich beherrscht und sie mit so viel Frische auszuüben vermag, der verdient, daß man nicht achtlos an ihm vorübergehe. Diekes Mi niaturen, die er hier zeigt, bestehen ausnahmslos aus auf Elfenbein gemalten Bildnissen, unter denen wieder die Damenbildnisse vor wiegen. Dieke verfügt über eine ungemeine Treffsicherheit und ver bindet damit eine ungesuchte natürliche Charakterschilderung, so daß er die Dargestellten mit großer Naturtreue wiederzugeben weiß. Seine Farbengebung ist frisch und kraftvoll, bei aller sub tilen Durchbildung, wie sie die Miniaturmalerei bedingt Diese Lebendigkeit in der Wiedergabe des Eindrucks tritt selbst bei dem äußerst zartgetönten Bildnis der Dame in weißem Kleide hervor, dem sich zwei andere Damenbildnisse in Schwarz (Mutter und Tochter) ebenbürtig anschließen; auch das en kaee-Bildnis eines jungen Mädchens in rotem Kleide ist als ein trefflich gelungenes Stück der Portätkunst anzusehen. Unter den männlichen Bild nissen ist besonders das an Holbeins Art anklingende Bildnis eines Mannes auf blauem Grunde hervorzuheben; ihm gesellt sich das Selbstbildnis des Künstlers. Ebenso sind die drei für ein Arm band bestimmten Kinderköpfchen vortreffliche Stücke. Diese inter essante Reihe von Miniaturen wird zweifellos viel Anklang finden. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Beförderung der Postpakete nach und von Lüd- deutschland. (Vgl. Nr. 195 d. Bl.) — Auf eine Eingabe der Handelskammer zu Berlin ist nachstehender Bescheid erteilt worden: »Der Staatssekretär des Reichspostamts. St. S. I. 807. »Berlin 66, den 21. Juli 1909. »Die Verbesserung der Beförderungsgelegenheiten für Post- päckereien zwischen Berlin und Süddeutschland ist bereits seit Jahren Gegenstand fortgesetzter Bemühungen seitens der Reichs- Postverwaltung gewesen. Insbesondere ist auch darauf hingewirkt worden, zur Vermeidung zeitraubender Umladungen durchgehende Päckereiwagen einzurichten. Gegenwärtig gestaltet sich die Post- päckereibeförderung zwischen Berlin und Süddeutschland wie folgt: »Die am Vormittag und in den frühen Nachmittagsstunden in Berlin aufgelieferten und von weiterher eingegangenen Pakete nach Süddeutschland werden mit den Zügen 24 und 164 nach Leipzig (ab Berlin 3^ bezw. 6'^) und 8 nach Eisenach (ab Berlin 5") abgesandt und gelangen in Frankfurt (Main) und Nürnberg bereits am zweiten Tage nachmittags, in den weitergelegenen Orten am dritten Tage vormittags zur Bestellung, während die später aufgelieferten Päckereien, d.i. die eigentliche Abendauflieferung, mangels anderer geeigneter Gelegenheiten mit dem besonderen Päckerei-Postzug 3002 (ab Berlin 12^) Beförderung erhalten und die Bestimmungsorte in der Regel so zeitig erreichen, daß sie in Frankfurt und in Nürnberg am dritten Tage vormittags, in anderen Orten am Nachmittag des dritten Tages — also binnen 48 Stunden — bestellt werden. Nur die Sendungen nach weit entlegenen Orten, z. B. Lindau (Bodensee), treffen am dritten Tage so spät ein, daß die Bestellung erst am vierten Tage vormittags erfolgen kann. Bei Beurteilung dieser Verbindungen ist zu berücksichtigen, daß die vorhandenen Schnellzüge wegen der zur Beförderung vorliegenden starken Briefpost oder aus Eisenbahnbetriebsrücksichten vielfach nur in beschränktem Maße oder überhaupt nicht zur Beförderung ge wöhnlicher Pakete benutzt werden können und die Einstellung von Paketbeiwagen neben den Hauptwagen 'Bahnpostwagen) in Personenzüge wegen zu starker Belastung der Züge eisenbahn seitig häufig nicht nachgegeben werden kann. »In der Richtung aus Süddeutschland nach Berlin liegen die Verhältnisse ähnlich. »Durchlaufende Wagen zur Päckereibeförderung verkehren gegenwärtig von Berlin nach München, Hof, Frankfurt (Main), Straßburg (Elsaß) und Stuttgart und in umgekehrter Richtung von München, Hof, Frankfurt (Main) und Stuttgart nach Berlin. Die Einstellung derartiger Wagen bietet besondere Schwierig keiten, da einerseits der in Betracht kommende Verkehr stark genug sein muß, um eine angemessene Ausnutzung der Wagen zu ermöglichen, und andrerseits zur Durchführung der Wagen geeignete Züge zur Verfügung stehen müssen. Es ist z. B. kürz lich erst nach jahrelangen Verhandlungen gelungen, die durch laufenden Päckereiwagen zwischen Berlin und Stuttgart teils über Hanau, teils über Ritschenhausen einzustellen. »Zur Beförderung von Wert- und Einschreibepaketen werden die Bahnposten in den Schnell- und Eilzügen schon jetzt benutzt, soweit der Umfang der zu befördernden Briefpost dies zuläßt. Muß die Beförderung mit den Personenzügen erfolgen, so können die Sendungen erst im Laufe des zweiten Tages an den Be stimmungsort gelangen und kommen in der Regel erst am dritten Tage vormittags zur Bestellung. Für die Wertpakete aus Pforz heim nach Berlin ist seit dem 1. Dezember v. I. durch Be nutzung des Zuges 0. 37 Stuttgart—Berlin eine günstige Beför-
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