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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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^ 230. 4. Oktober 1909 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11555 so junge Organisation Zeit braucht, um zu Taten auszuholen und bestimmte Ergebnisse zu zeitigen. Nach angestrengter Vorberei tung sind für das nächste Jahr mehrere Unternehmungen einge leitet, die das Wesen und die Absichten des Deutschen Werkbundes in weiten Kreisen werden erkennen lassen. Die wichtigste dieser Veranstaltungen ist die deutsche Abteilung auf der Weltausstellung Brüssel 1910. Der deutsche Reichs- Kommissar hatte im vorigen Jahre den Bund aufgefordert, sich zu beteiligen, wovon aber nicht in dem Sinne Gebrauch gemacht wird, daß der Deutsche Werkbund etwa in selbständiger Geschlossen heit auftrete; sein Anteil beschränkt sich vielmehr darauf, die Ab teilung Raumkunst und Kunstgewerbe zum ersten Male auf einer Weltausstellung nach rein sachlichen Gesichtspunkten zu ordnen. Es werden Wohn- und Festräume nach ihrer Zusammengehörig keit in Gruppen und Einzelgegenstände nach Material-Gruppen geordnet vorgeführt. Ferner wurde in der Abteilung der allge meinen Industrie-Ausstellung eine möglichst enge Verbindung von Kunst und Industrie angestrebt. Den Grundriß-Plan hat Professor Bruno Paul geschaffen, während die Bauten nach Entwürfen von Professor Emanuel von Seidel ausgeführt werden sollen. Auch andere Gebäude der Weltausstellung sind Mitgliedern des Deutschen Werkbundes übertragen worden, z. B. Professor Peter Behrens, Professor Martin Dülfer, Otto Walter, Oskar Menzel und Professor A. Grenander. Entsprechend dem Vor gehen des Deutschen Werkbundes haben auch andere Gesellschaften, Gruppen usw. auf eine selbständige Ausstellung in Brüssel ver zichtet. In Berlin soll im nächsten Jahre eine Ausstellung vom Cementwaren-Fabrikanten-Verein Deutschlands E. V. stattfinden, bei der der Deutsche Werkbund insofern um eine künstlerische Ein wirkung gebeten worden ist, als es sich um vorbildliche Ver wendungen von Kunststein und Zement handeln soll. Die Ver sammlung beschloß, diese Einladung anzunehmen. Hierbei ist zu bemerken, daß die ganze Veranstaltung nicht etwa ein Werk bund-Unternehmen sein, sondern nur in diesem besonderen Teil von ihm beeinflußt werden wird. In Frankfurt a. M. wird im Jahre 1911 eine Kunstgewerbe- Ausstellung beabsichtigt, deren Leitung in den Händen des Deut schen Werkbundes liegen soll. Die Stadtverwaltung, an der Spitze Herr Oberbürgermeister Or. Ad ickes, steht der Veranstaltung fördernd gegenüber. Als Lokal ist die große Festhalle, die im vorigen Jahre von Professor Friedrich Thiersch erbaut wurde, in Aussicht genommen. Selbstverständlich kann in diesem Um fange nicht Ähnliches wie im vorigen Jahre in München und im Jahre 1906 in Dresden geboten werden. Dementsprechend wurde das Programm auch anders gestaltet, indem weniger Raumkunst und Naumstlmmung, als eine Vorführung von Einzelgegenständen in höchster Vollendung beabsichtigt wird. Selbstverständlich kann der Deutsche Werkbund nicht als kauf männischer Unternehmer einer solchen großen Veranstaltung auf- treten, was ja auch ganz außerhalb seiner Bestimmung liegen würde; vielmehr soll die Finanzierung einer Gesellschaft, wahr scheinlich der Festhallen-Gesellschaft, übertragen werden. — Nach Rechnungs-Ablage und Verlesung des Haushalt-Plans für das nächste Jahr wurde der Geschäftsbericht genehmigt. Es wäre aus ihm noch hervorzuheben, daß der Deutsche Werkbund ein umfangreiches Werk über Material-Kontrolle unter dem Titel »Gewerbliche Material-Kunde« und unter der Leitung des Herrn vr. Paul Krais in Tübingen herauszugeben beabsichtigt, dessen erster Band sich bereits in Vorbereitung befindet. Eine eigene Zeitschrift, bezw. ein Vereins-Organ wird der Deutsche Werkbund vom 1. Januar 1910 an nicht mehr besitzen, da er der Öffentlichkeit auf andere Weise (durch Vorträge, Vorführungen und Lehrkurse) von seinen Zwecken und Zielen Kenntnis geben will. So werden im nächsten Jahre Kurse für Flächenverzierung, zur Weiterbildung der Musterzeichner von Fabrik-Ateliers statt- finden, während schon für dieses Jahr Vorträge zur Geschmacks bildung des deutschen Kaufmanns beabsichtigt sind, die im Verein mit dem »Deutschen Verband für das kaufmännische Unterrichts wesen« in Braunschweig durchgeführt werden und die wohl wollende Förderung der Handelskammern in mehreren deutschen Ländern bereits gefunden haben. Der diesjährigen Tagung sind einige künstlerische Veranstal tungen angegliedert, so z. B. eine Wander-Ausstellung aus dem Besitze des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Ge werbe, Hagen i. W., unter dem Titel »Die Kunst im Dienste des Kaufmanns« und eine Ausstellung vorbildlicher Fabrik- Bauten, die erstere im Frankfurter Kunstgewerbemuseum, die zweite in der Akademie für Sozialwissenschaften; beide machen auf Vollständigkeit keinerlei Anspruch, sondern beabsichtigen nur, Mitglieder und Gäste auf diesen Gebieten künstlerisch anzuregen; doch sind beide wert, daß wir im Verlauf unserer weiteren Ver sammlungsberichte auf sie zurückkommen. Als Versammlungsort für die Jahre 1910 und 1911 wurden Berlin bzw. Frankfurt a. M. bestimmt. Der Deutsche Werkbund hat seit April d. ., also seit Beginn des zweiten Geschäftsjahres, einen Zuwachs von 150 Mitgliedern erfahren und zählt jetzt 804 Mitglieder, die sich ungefähr zu gleichen Teilen aus den Kreisen der Künstler und der Fabri kanten bzw. Kunsthandwerker zusammengefunden haben und mann in Heilbronn über, während der bisherige erste Vorsitzende, Herr Professor Theodor Fischer, den zweiten Vorsitz über nimmt. Mit diesem Wechsel wird das einträchtige Zusammen gehen von Künstlern und Großindustriellen wirksam zum Aus druck gebracht. An Stelle des als Stadtbaudirektor nach Ham burg berufenen Professors Fritz Schumacher wurde Professor Karl Groß als Vertrauensmann für Dresden gewählt. Abends fand in der großen Aula der Akademie für Sozial wissenschaften eine allgemeine öffentliche Versammlung statt, auf der die zahlreich erschienenen staatlichen und städtischen Be hörden und die Delegierten großer Korporationen begrüßt wurden. Darauf wurden drei Vorträge über das Thema »Kunst und Industrie in Deutschland« gehalten, und zwar von vr. Fritz Schneider, Syndikus des Bundes der Industriellen, Berlin, und von Professor Henry van de Velde, Weimar; den dritten Vortrag hat an Stelle des leider verhinderten Reichstagsabge ordneten 0r. Friedrich Naumann in letzter Stunde Herr Geh. Regierungsrat Dr.-Jng. Muthesius übernommen. Werkunterricht in deutschen Lchulen. — Seit einigen Jahren ist eine Bewegung, die bezweckt, die jetzige »Lernschule« immer mehr in eine »Erziehungsschule« überzuleiten, die den individuellen Anlagen und Begabungen der Schüler gerecht wird und doch das Unterrichtsziel im erwünschten Maße erreicht, an dauernd gewachsen. Es gehört eine große Anzahl autoritativer Pädagogen zu den Trägern dieser neueren Richtung. Besonders nachdrücklich treten für sie Professor vr. Ost Wald in Leipzig, vr. Rein in Jena, Stadtschulrat Kerschensteiner in München und mit ihnen seit Jahren die Förderer der Knabenhandarbeit ein, die sie als ein hervorragendes Erziehungsmittel im Dienste des Unterrichts betrachten. Wenn nun auch in den letzten Jahren das Interesse für die erziehliche Knabenhandarbeit erheblich, besonders in den Jndustrie- bezirken, gestiegen ist und Pädagogen, Parlamentarier und Arzte unermüdlich in Wort und Schrift für die Ausdehnung dieses Unterrichts namentlich in den Volksschulen eintreten, so ist doch die Aussicht auf eine baldige allgemeine Einreihung des Hand fertigkeitsunterrichts in den Schulplan, d. h. auf eine organische Umgestaltung der deutschen Volksschule noch nicht wahrscheinlich. Doch scheint der Stand der Sache sich nun zu gunsten des Hand fertigkeitsunterrichts durch Einführung einer Art Zwischenfaktors, des »Werkunterrichts«, ändern zu wollen. Der Werkunterricht ist sowohl Unterrichtsprinzip als auch Unterrichtsdisziplin. Er ist auf psychologisch-erzieherischen An schauungen begründet und mag als Ausdruck des Wollens solcher Pädagogen bezeichnet werden, die durch eigene entsprechende Vor bildung von der Bedeutung der erziehlichen Arbeit durchdrungen sind, jedoch durch äußere Gründe sich in der-Schaffung schulmäßig betriebener Handfertigkeitskurse behindert sehen. Sie wollen nun ihrer Überzeugung in ihrer Lehrmethode Ausdruck geben, und zwar auch unter Ausbildung der manuellen Fertigkeit ihrer Schüler, soweit dies ohne besondere Einrichtungen möglich ist. Man kann den Werkunterricht als ein Mittel zur Förderung von Stimmung und Überzeugung für die Einführung des planmäßigen Handfertigkeits unterrichts bezeichnen. Er will nach der einen Seite die Erziehung zum Handeln, zur Charakterbildung, nach der andern Seite die l502'
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