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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1909
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- Deutsch
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11248 Börsenblatt s. d. Dlschn. »uchh-ndki. Künftig erscheinende Bücher. ^ 225, 28, September 1S0S. Vor It Tagen erschien in meinem Verlage und ist durch den Absatz in der Schweiz schon bis auf wenige Exemplare vergriffen: Aroleid. Aus dem Leben eines Bergpfarrers. . V°n I. Iegerlehner. Llmschlagzeichnung von E. Linck. Preis drosch. M. 3.20, hübsch gebunden M. 4.80. tz cond. und fest 30<>/y, bar 350/^ und 11 10. Eine zweite Auflage ist im Druck und wird im Laufe des Oktober zur Ausgabe gelangen Bis zu deren Erscheinen kann ich nur fest liefern. Nicht wenig hat zu diesem Erfolg I. B. Widmanns Besprechung im „Bund" beigetragen. Er schrieb: Der Bergroman „Aroleid" von I. Iegerlehner. V. ^V. „Daß man das alles mitnehmen könnte, im Winter zu Lause dran sich zu laben!" — das ist ein Wunsch, der gewiß schon in vielen tausend Alpenreisenden lebendig geworden ist, wenn sie im Lande der Gletscher und der Wasserfälle auf hohen Berges zinnen gestanden oder auf ach! nur zu eiliger Wagenfahrt die stillen Alpentäler durchflogen haben. Und nicht nur von dem Firnen- glanz und den anderen Herrlichkeiten der Lochgebirgslandschaft scheidet man mit dem Gefühl, ihrer nicht so bleibend habhaft ge worden zu sein, wie die Liebe zu ihrer Großartigkeit es einem wünschenswert macht. Auch von den Menschen, die jahraus jahrein in jenen Lochtälern leben und zu denen man in ein nur oberflächliches, äußerliches Verhältnis gelangt ist, möchte man mehr wissen, möchte energischer, als dies dem touristischen Wanderer möglich wird, eine lebendige Vorstellung ihres Zusammenhangs mit der sie umgebenden Natur heimnehmen, damit man so ein vollständiges Bild gewänne, das man immer wieder zum Nach genuß der rasch vorübergegangenen Sommerreisewochen in sich erneuern könnte. Ganz besonders gilt dies letztere von Alpengegenden, deren Bevölkerung, wie man wohl merken konnte, ihre aus Urväter Zeiten ererbte und angestammte Eigenart noch zu bewahren gewußt hat. Und solche Bevölkerung gibt es noch trotz allem Vordringen der modernen Kultur in alpinen Landen, gibt es auch in einzelnen Gegenden unserer Schweiz, deren Alpenweiden noch nicht vom Rauch einer pustenden Bergbahnlokomotive überqualmt werden. Im Wallis vor allem haben wir noch jene Seitentäler, in denen, je höher hinauf es geht, desto weltabgeschiedenere Dorfschaften noch immer in den Lebensbedingungen verharren, die vor einem Jahrhundert im wesentlichen dieselben waren. Wozu nun die meist aus dem Bädeker geschöpfte Landes kenntnis und die Vorstellungskraft des nur auf kurze Zeit in solchen Gegenden sich aufhaltenden Touristen nicht ausreichen, das kann uns vermittelt werden, wenn der Glücksfall eintritt, daß ein mit der Lochgebirgsnatur ebensosehr wie mit dem ganzen Leben der Bevölkerung in solchen einsamen Berggemeinden innig vertrauter Mann die Darstellungskraft besitzt, seine Kenntnis, seine Erfahrung, sein Verständnis einem dichterischen Werke zu geben, das uns in treuer Zeichnung und in treuen Farben den Abglanz alles dessen schenkt, was wir aus eigener Beobachtung höchstens ahnend zu er fassen imstande gewesen wären. Dieser Glücksfall liegt in dem soeben erschienenen schönen Buche „Aroleid" vor. Vermischen Lesern, welche wissen, daß der Verfasser schon seit einer Reihe von Jahren im Wallis mit be sonderem Fleiße den Volkssagen nachgegangen ist, die er in Büchern bald von mehr wissenschaftlicher, bald von mehr poetischer Fassung herausgegeben hat, brauchen wir die Kompetenz Iegerlehners, über Walliser Natur- und Volksleben aus eigener reicher Erfahrung zu schreiben, nicht erst zu beweisen „Am Lerdfeuer der Sennen" heißt nicht umsonst eine dieser Sagen- und Märchensammlungen Ieger lehners; er hat wirklich am Lerdfeuer aus den einsamen Alpen ge sessen und den alten Leuten ihre Sagen und Erinnerungen vom Munde abgelauscht. Aus einem andern seiner Bücher wissen wir auch, daß er nicht nur zur Sommerszeit, sondern auch im eisigen Winter das Eivischtal durchstreift und mit eigenen Augenen gesehen hat, wie es um Weihnacht und Neujahr in den unter Schneelasten beinahe vergrabenen braunen Lütten der entlegensten Bergdörfer zugehl. Das alles, wie gesagt, wissen die meisten bernischen Leser. Und ebenso haben ihnen schon da und dort in Zeitschriften Proben der dichterischen Begabung des Verfassers Vorgelegen, aber noch keine so große, so bedeutende wie dieser Roman „Aroleid". Mit diesem Werke — das darf fest behauptet werden — hat sich Iegerlehner neben die besten unserer schweizerischen Roman- und Novellendichter gestellt. Ja, wir sind geneigt, auf dem Spezialgebiet des Alpenromans diesem Buche vor vielen andern ihm 'inhaltverwandten den Vorzug zu geben, indem sein Verfasser begriffen zu haben scheint, daß bei solchem Gegenstand eine gewisse schlichte Einfachheit in der Komposition und in der Durch führung der Handlung in Wahrheit höchste Kunst, d. h. die einzig passende Kunstform ist. In dieser Erkenntnis war es ein sehr glücklicher Gedanke des Verfassers, die Erzählung nicht direkt von sich aus zu geben, sondern eine Mittelsperson einzuschieben, einen Walliser Dorfpfarrer, der in tagebuchartigen Aufzeichnungen berichtet, was er sah und erlebte. Mit diesem selbst aus dem Volke hervorgegangenen guten Geist lichen, der schon in seiner Jugend als Bauernbüblein das Vieh gehütet und das ganze freie, aber auch dürftige Leben des Berg- bauern mitgemacht hat, war einerseits ein Erzähler gewonnen, dem man glauben kann, daß er Freud und Leid seiner Dorfgemeinde so recht innig zu teilen verstand, anderseits auch ein Erzähler von einem gewissen Bildungsgrad, einem nicht allzu hohen,j aber einem gerade ausreichenden, um die Geschichte seines Lebens treuherzig und auch für gebildete Leser fesselnd niedcrzuschreiben. Wie mit der Person des Erzählers, hat es der Verfasser auch mit der Örtlichkeit der Handlung geschickt eingerichtet, nämlich so, daß seiner freien Erfindung voller Spielraum blieb und man doch überall treue Lokalfarbe findet, aber keine einzelne Bergdorfgemeinde im Wallis etwa durch das zu ihr dringende Gerücht alarmiert werden könnte, sie sei literarisch abkonterfeit worden. In Iegerlehners Dörfchen Aroleid fehlt es nicht an leidvollen Schicksalserfüllungen, ohne daß von ihnen jedoch in rührseligem Ton die Rede wäre. In dieser Beziehung liegt der Erzählung der richtige Gedanke zugrunde, daß das Leben solcher Bergbewohner allerdings ein naturgemäß hartes, ein fortwährender Kampf mit elementaren Gewalten des Hochgebirges und des rauhen Klimas, des strengen Winters, aber dabei doch durch die Überwindung so vieler Hemmnisse und Plagen ein zuweilen von erhöhtem Kraft gefühl geschwelltes ist, ein tapferes Leben, an dem auch alle anderen Kreaturen, die zahmen Haustiere, wie die Tiere der Wildnis und die gegen Windstöße und Schneedruck sich wehrenden Bäume und Sträucher ebenso tcilnehmen wie die Menschen. Gerade diese für alle Lebewesen des typisch geschilderten Bergbezirkes ge meinsame Notwendigkeit mit ihren herben Freuden und unvermeid lichen Leiden ist vom Verfasser wahr und schön herausgearbeitet worden und gibt seiner Romandichtung eine großartig einheitliche Grundstimmung. Hier ist keine Rede davon, daß man die Leute nur wie Staffagefiguren, die Landschaft nur wie eine Szene empfinden könnte, auf der die Personen uns etwas Vorspielen. Sondern Menschen und Landschaft erscheinen in innerlicher Einheit, zusammengewachsen und untrennbar voneinander. Ob der Föhn weht, ob in kalter Winternacht ein Bursche und das Mädchen, das ihm gut ist, einander in gemeinsamer Gefahr finden, ob ein Kind lein in der Lütte, weil kein Arzt zur Stelle, der ihm den Luft- röhrenschnitt machen kann, an Diphtheritis sterben muß, ob eine Lawine niedergeht, ob ein in den Felsen verstiegenes Geißlein vom zerlumpten aber braven Lüterbuben mit Gefährdung des eigenen Lebens gerettet wird —, das alles und hundert ähnliche kleine, für die Dorfleute jedoch große Begebenheiten schreibt der wackere Pfarrer in sein Tagebuch, durch dessen Vermittlung wir als Leser das Leben mit der kleinen weltentlegenen Dorfgemeinde intensiv mit- machen Zwei Hauptmotive der Handlung stehen im Vordergrund des Interesses — die von beklemmenden Zufällen mehr als einma^
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