Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090921
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190909211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090921
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-09
- Tag1909-09-21
- Monat1909-09
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
219. 21, September 1909. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt f, d, Dlschn. Buchhandel. 10549 Nichtamtlicher Teil. Pariser Brief VI. (Bgl. 1908 Nr. 144, 18S, 268; ISOS Nr. 40, I4S d. Bl.) Sommerzeit — stille Zeit. Die Verleger haben Ferien gemacht, die geplagten Sortimenter wohl auch. Das Börsen blatt und die Libliograpdis ä« la Kranes waren beide dünn und schlank geworden und gegen den Umfang, den sie in den Monaten November und Dezember zu haben pflegen, kaum wieder zu erkennen. Es gibt also aus dem auch im heißen Sommer geräuschvollen Paris wenig Fachliches zu berichten. Aber sehen wir uns immerhin dieses Wenige etwas näher an. Da ist zunächst ein gutes, sogar ein sehr gutes Buch von einem Franzosen über Deutschland: Viotor 6»ml>ov l/LIIswaglls au iravail, — Deutschland an der Arbeit (Preis t Frcs.). Wir können uns rühmen, eine größere Anzahl von Werken über Frankreich zu haben, die die Verhältnisse auch richtig und objektiv schildern, als die Franzosen von Werken über Deutschland. Im letzteren Falle kommt noch dazu, daß der Franzose bis auf wenige Ausnahmen teils durch zu wenig Anpassungsvermögen, teils durch die politische Brille, mit der er häufig alles betrachtet, deutsche Verhält nisse etwas gefärbt und nur selten richtig und vorurteilslos schildert. Um so mehr muß man sich freuen, daß es Herrn Cambon gelungen ist, nicht nur jede Politik zu vermeiden, sondern seine sehr scharfen Beobachtungen auch richtig wieder zugeben, vielleicht sogar elwas rosiger, als die Verhältnisse in Wirklichkeit find; aber immerhin ist es ganz angenehm, auch einmal vom -bösen Nachbar- etwas gutes über sich zu hören. Dem Berufe des Verfassers entsprechend, — er ist Ingenieur und scheint Deutschland aus langjähriger Er fahrung genau zu kennen, — ist der größte Teil seines Werkes der deutschen Industrie gewidmet; aber er spricht mit ebenso großer Sicherheit wie von seinem Fach auch von Handel und Verkehr, von beruflicher und technischer Ausbildung, von Straßenreinigung, von Hagenbeck und vom Hamburger Hafen, und nicht zuletzt auch vom Buch handel. Von allen Städten im Reich scheint Herrn Cambon Leipzig am meisten gefallen zu haben; er stellt Leipzig hin als Typus einer modernen deutschen Groß stadt und widmet ihm drei volle Kapitel, mährend Berlin in einem einzigen Abschnitt ziemlich kurz abgefertigt wird. Der Verfasser erwähnt u. a. alle die riesigen Summen, die Leipzig in den letzten fünfundzwanzig Jahren zur Verschönerung seiner Straßen und Plätze und überhaupt für gemeinnützige Zwecke aufgebracht hat, und versteigt sich dabei zu der Behauptung, daß der Leipziger stolz darauf sei, 9 Millionen mehr Steuern zu zahlen als die Bewohner seiner Landeshauptstadt. Daß bei einer eingehenden Schilderung von Leipzig der Buchhandel nicht übergangen werden konnte, liegt auf der Hand. Mit einer für einen Nicht-Fachmann und sogar noch Ausländer erstaunlichen Sicherheit und mit gutem Ver ständnis erklärt Herr Cambon auf wenigen Seiten, aber sehr richtig den ziemlich komplizierten Organismus des Buch handels. Er erwähnt das Buchhändler- und Buchgewerbe- Haus, die er beide eingehend besichtigt zu haben scheint, das Börsenblatt, den Hinrichsschen Katalog, die buchhändlerische Fachschule, die Bestellanstalt, deren Organisation und Dienste er schildert, die Bar-, Grosso- und ausländischen Sortimente, ferner den Börsen- und Buchgewerbeverein und die Zwecke, die diese beiden großen Vereinigungen verfolgen. Um die Bedeutung Leipzigs als Mittelpunkt des Buchhandels seinen Landsleuten verständlicher zu machen, nennt der Verfasser Börsenblatt siir den Dciilschcn Buchhandel. 76 Iahraaua. die Zahl der dort vertretenen Firmen (10 K74), im Vergleich zu denen, die in Stuttgart (629) und in Berlin (204) ver treten sind. Ganz besonders scheint ihm das Kommissions geschäft imponiert zu haben, das leichte und sichere Arbeiten der großen Kommisfionsmaschine, die Schnelligkeit und Einfachheit, mit der alle Geschäfte sich abwickeln, mit der alle Bestellungen auf die Minute genau erledigt werden, die Verrechnung der Kommissionäre untereinander u. a. m. Mit Namen nennt er zwar nur die Firma F. Volckmar, -die für sich allein ein riesiges und ganz neues Geschäftshaus benutze, ein Haus, das von außen den Eindruck eines Ministeriums mache, und in dem doch ein Betrieb herrsche wie auf einem Güterbahnhof-. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß der Verfasser die Firma F. Volckmar unter sachkundiger Führung eingehend hat besichtigen dürfen und wohl dort einen großen Teil seines Materials über die Organisation des deutschen Buchhandels erhalten hat. Dieses Entgegen kommen der Firma F. Volckmar, die Fremden, die nicht nur aus Neugier, sondern aus wirklichem Interesse zu ihr kommen, die Besichtigung ihrer Räumlichkeiten sogar mitten im stärksten Geschäftsbetrieb, mit einer Liebenswürdigkeit, die ich an mir selbst erfahren habe, gestattet, ist nicht hoch genug anzuerkennen. Abgesehen von einigen kleinen Druckfehlern ist, wie ge sagt, das Werk des Herrn Cambon ein sehr gutes Buch; unternehmungslustige Verleger, die es in deutscher Über setzung herausgeben wollen, seien daraus aufmerksam gemacht. Vor etwa einem Jahre erschien auf der letzten Seite aller großen Pariser Tageszeitungen die Riesenannonce eines bis dahin unbekannten Verlegers, der sich vorläufig auch nur mit einem einzigen Unternehmen zu beschäftigen schien. Wer weiß, was solche Anzeigen in Pariser Zeitungen kosten, mußte beim waghalsigen Verleger entweder mangelnde Sach kenntnis, oder einen weitgehenden, durch nichts getrübten Optimismus voraussetzen. Es handelte sich um die Heraus gabe einer Kollektion von 100 Bänden unter dem Titel; -l-a kovLissauvs äu I-ivrs- und der näheren Bezeichnung: »Dous Iss ebsts-ä'ivuvrs äs I» IlttsrLturs traa^aiss«. Diese Sammlung sollte auf dem Wegs der Subskription und nur komplett abgegeben werden, und zwar zum Preise von 85 Frcs., der seit 1. Februar d. I. allerdings auf 75 Frcs. erhöht wurde, aber immerhin noch erstaunlich billig ist. Es liegt auf der Hand, daß bei diesem Preise nur dis Werke freigewordener Antoren geliefert werden konnten, und da dis Schutzfrist in Frankreich 50 Jahre dauert, so mußte ziemlich weit zurllckgegangen werden, um die ISO Bände zusammenzubringen. Mancher gut beschlagene Sortimenter wird einer ganzen Reihe dieser Werke in seiner Praxis nie begegnet sein und sie wohl nur mit Hilfe von Katalogen beschaffen können. Vom Rolandslied des elften Jahr hunderts angefangen, reicht die Kollektion bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, wo sie mit Balzac, Alfred de Muffet und Lamennais, die alle drei in den letzten Jahren »freigeworden« sind, abschließt. In Frankreich sind wir schon seit mehreren Jahren an Überraschungen der Verleger in bezug auf Preisunterbietungen gewöhnt, und es wird wohl noch manchem so gegangen sein wie mir, der glaubte, von dieser neuen Kollektion nicht viel Besseres erwarten zu dürfen, als von den meisten anderen Sammlungen dieser Art, die uns die letzten Jahre gebracht haben: schlechten Druck und noch schlechteres Papier. Ich muß aber gestehen, daß ich noch selten so angenehm überrsacht war wie damals, als der erste Band der neuen >410
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder