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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1909
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- Deutsch
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^ 170, 26. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. 8685 Nichtamtlicher Teil. August Frederking ch. Ein Nachruf. Am Sonntag, den 27. Juni, um die Mittagsstunde wurde aus dem Kreise der Hamburgischen Buchhändler, dem der Tod eine längere Reihe von Jahren fern geblieben war, August Frederking abberufen; abberufen aus einem arbeits vollen Leben, zugleich aber auch erlöst von Leiden, die er schon jahrelang mit viel Geduld und unter viel mehr Schmerzen, als er zu erkennen gab, getragen hatte. Allen, die ihm nahestanden, ist es gewiß gegangen wie mir, daß nämlich aufrichtige Trauer ihr Herz erfüllte, als sie sein Ab leben erfuhren. Er war nicht nur ein Buchhändler, der zu den Besten unseres Standes zählte, sondern zugleich ein Mensch reinen Geistes und ein edler und vornehmer Charakter. Ach! und solche Menschen verliert man nicht gern, um so weniger, wenn man in persönlicher Freundschaft zu einander gestanden hat. Ja, er war mir ein Freund, wie auch ich ihn als Freund verehrt und geliebt habe. Fünzehn Jahre etwa mögen es her sein, gelegentlich einer Versammlung des Kreises Norden in Lübeck, da trug er, der um acht Jahre Altere, mir das trauliche Du an, und seit dieser Zeit sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen uns immer herzlicher geworden. Nicht nur in allen buchhänd lerischen Fragen, sondern auch in allen großen Fragen des Lebens verstanden wir uns gut. Ebenso eng vereinten uns daneben die fröhlichen Stunden des Lebens. Er wußte ihnen, wo es galt und ihm die Pflicht dazu oblag, sein Ge präge zu geben, obwohl er in seiner Bescheidenheit jegliches Verdienst darum weit von sich abwies. So sehe ich ihn noch, — ich möchte fast sagen, ich höre ihn noch — in Schleswig —- vier Jahre sind es wohl her — als Vorsitzenden des Kreises Norden an der Festtafel stehen und sprechen, sprechen in ungekünstelten Worten vom Deutschen Reich und vom Deutschen Kaiser. Daß dann das Festmahl in so harmo nischer Weise verlief, war ganz gewiß mit die Wirkung dieser ersten frischen Worte, die, weil sie aus dem Herzen kamen, auch die Herzen erwärmten. Der äußere Lcbensgang unseres heimberufenen Freundes ist im Börsenblatt Nr. 148 schon geschildert; nur aus seinem Entwicklungsgänge habe ich einiges nachzutragen. Zunächst aber soll der Gedankengang der Rede, die Hermann Seippel als Freund und im Namen des Hamburg-Altonaer Buch händler-Vereins und des Kreises Norden am Sarge hielt, hier kurz wiedergegeben werden. »Als Mensch liebenswürdig und bescheiden, als Buchhändler wahrhaft tüchtig, und als Charakter eine vornehme Natur, so steht er vor uns« — mit diesen Worten etwa begann der Redner. Er wies dann daraus hin, wie tätig und opferwillig der Hingeschiedene sich den Arbeiten für das allgemeine buchhäudlerische Wohl, sei es als Vorsitzender des Kreises Norden, sei es in den rvechselndeo Ämtern im Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein, wie auch im Börsenverein, stets unterzogen hätte. Zu dem Vertrauen, das ihn in die verschiedenen Ämter berief, gesellten sich dann durch die Amtsführung Anerkennung, Hochachtung und Freundschaft. Am reinsten aber hätte sich seine Gesinnung gezeigt denen gegenüber, die ihm nicht wohlwollten oder ihn verkannten; da habe er stets ver söhnende Worte gefunden. Mit herzlichen Trostworten an die Gattin und Kinder und der Zusicherung an den Sohn, daß des Vaters Freunde die Freundschaft auf ihn über tragen würden, schloß die Rede. Börjmblatt sür dm Deutsche« Buchhandel. 78. Jahrgang. Ich füge hier an, was mir aus Mitteilungen seiner ihn innig betrauernden Witwe aus dem Lebensgang unsres lieben Freundes bekannt geworden ist: Am 2. Juli 1844 war August Frederking in Riga geboren. Von treuer Elternliebe behütet, verlebte er dort eine glückliche, schattenlose Kind- und Jünglingszeit. Be sonders der Vater, ein geistig hochbegabter, liebenswürdiger, gemütvoller Mann, verstand es, sich das Herz seines Sohnes ganz zu eigen zu machen. Von Beruf Apotheker und obwohl von seinem Geschäft viel in Anspruch genommen, pflegte und bereicherte er in frühen Morgenstunden sein umfassendes Wißen in der Literatur, und von diesem Schatz gab er dem Sohne. Die Spaziergänge mit ihm würzte er mit Er innerungen aus der eigenen Jugend, die in der Bekanntschaft mit Goethe gipfelten. So reifte schon damals bei dem Sohne der sehnliche Wunsch, Buchhändler zu werden. Nach Beendigung seiner Schulzeit auf dem Gymnasium bis zur abschließenden Reife erbat er sich die Einwilligung seiner Eltern, die sie ihm schweren Herzens erteilten, denn der Vater hätte dem Sohne gern einmal seine Apotheke übergeben, und dis Mutter wollte ihn durchaus der Heimat erhallen. Trotz bitterer Enttäuschungen und jahrelanger geschäftlicher Sorgen hat August Frederking seine Wahl nie bereut; er liebte seinen Beruf über alles, und er verstand es, sich mit den bescheidenen Errungenschaften seines rastlosen, fleißigen Schaffens vollauf befriedigt zu fühlen. Die Arbeit und sein Haus, sie nannte er das Schönste auf der Welt. Die trauernde Gattin! — Den großen Verlust, den tiefen Schmerz trug sie gefaßt und ergeben. Ihre Trauer wußte sie zu lindern im Dank sür alles, was sie in und durch ihren Gatte» gehabt hatte. Noch aus dem Sanatorium, wo er Heilung von seinen Leiden — Arterienverkalkung mit Begleitllbeln — gesucht hatte, so erzählte sie mir, hätten seine Briese eine Sorgfalt und Zärtlichkeit für sie geatmet, wie etwa ein rechter Bräutigam um seine Braut besorgt ist. Und das sei unveränderlich gewesen in den langen Jahren des Ehestandes. Auch die uns bekannte Eigenschaft versöhnlicher Gesinnung gegenüber Anfeindungen bestätigte die Gattin; immer habe er bei solchen Erfahrungen Nachsicht gezeigt und Entschuldigungsgrllnde vorgebracht. Dem füge ich noch hinzu, daß ich die hier geschilderten Eigenschaften des Verstorbenen auch von ehemaligen An gestellten von ihm rühmen gehört habe. Als todkranker Mann eilte August Frederking ans dem Sanatorium nach Hamburg zurück, um in der Heimat zu sterben. Nicht um Tage mehr, nur um Stunden hat es sich hier gehandelt, bis ein sanfter Tod ihn ohne Kampf von seinen Leiden erlöste. Lebend habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber so, wie er im Sarge lag mit stilloer- klärten, unveränderten Zügen, und so, wie wir ihn im Leben gekannt haben. Freundlichkeit als Ausdruck seines innersten Wesens zeigend, so wird er fortleben in meinem Herzen. Wir wissen, daß das Verwesliche nicht erben wird das Unverwesliche, sondern daß das Weizenkorn in die Erde fallen und ersterben muß, um Frucht zu bringen. So schlafe auch Du, verewigter, treuer Freund, dem Auferstehungsmorgen entgegen, da die Posaune erklingt, die durch alle Gräber dringt! Lauterberg im Harz, 22. Juli 1999. Justus Pape. 1127
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