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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1909
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- Deutsch
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.1k 16g, 24. Juli 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 8647 Triester Lloyd, überrascht angenehm von außen und innen; auch seine Schnelligkeit läßt nichts zu wünschen übrig, fahren wir doch mit 16 Seemeilen in der Stunde, eine ansehnliche Leistung, wenn man bedenkt, daß wir uns nicht auf offener See befinden, sondern längs einer zerklüfteten und der Schisfahrt gefährlichen Küste fahren. Unter den Passagieren befinden sich viele Offiziere, die, aus Cattaro kommend, sich heimwärts zu ihren Garnisonen begeben. Zu viel Passagiere auf einem Dampfer machen den Aufent halt nicht besonders angenehm; die Kabinen sind überfüllt, im Speisesaal kann man kaum Messer und Gabel bewegen, so eng gepfercht sitzt man; mit stiller Wehmut denke ich an den so ruhigen Aufenthalt auf dem Frachtendampfer, der mich nach Ragusa gebracht hatte. Endlich habe ich eine stille Ecke im Nauchsalon gefunden, einige Offiziere, vergnügt, endlich der Einöde Cattaro entwichen zu sein, schließen sich mir an. Fern von Weib, Wein und Wien, kamen sie sich vor wie die Angehörigen einer Kolonialarmee; einzig die Tatsache, daß sie ihre alten Uniformen »dort unten« auftragen konnten, hatte sie wohl etwas mit ihrem Schicksal versöhnt. In der Morgenfrühe fahren wir in den Canale di Zara, vorbei an Zara Vecchia, und auf die Minute hält der Dampfer seinen Fahrplan inne, Punkt sechs Uhr legen wir an der Riva Nuova von Zara an. Bevor ich in das Hotel gelange, muß ich einem, nebenbei be merkt, urgemütlichen Zollbeamten auf das Zollamt folgen, wo mein Gepäck genau durchsucht wird, hätte ich doch einer K. K. Tabaksregie durch Einschmuggelung nicht rauchbaren Montenegriner Tabaks empfindlichen Schaden zufügen können! Man erlaubt mir, gereinigt von dem Verdacht, mit der grünen Siegelmarke auf dem Koffer die Schranke zu passieren. Schlechter geht's einem Reisegefährten, dem der türkische Zöllner aus der schwellenden Brust ein Päckchen Zigarettentabak hervorzieht. Trotz allen Lamentierens muß er sich einer gründlichen Leibesvisitation unter ziehen, der beizuwohnen mir ein unaussprechliches Vergnügen bereitete. Die reinste Freude ist doch stets die Schadenfreude. Und nun muß der Bedauernswerte auch noch 10 Kronen Strafe zahlen, Zoll extra! Hoffentlich schmeckt ihm infolge dieses Ver edelungsprozesses sein Tabak um so besser. Es ist die alte Ge schichte: wenn man paschen will, soll man sich nicht fassen lassen. Ist Ragusa die Stadt der Vergangenheit, so ist Zara, die Hauptstadt Dalmatiens, die Stadt der Gegenwart. Auf einer Halbinsel gelegen, an drei Seiten vom Meere umspült, zählt Zara gegenwärtig über 15 000 Einwohner, die umliegenden Gemeinden erhöhen die Bewohnerzahl auf 33 000. Bis zum Jahre 1868 Festung, ist die Stadt von einem Gewimmel von Gassen und Gäßchen durchzogen, auf denen schon in den frühen Morgenstunden ein lebhaftes Treiben herrscht. Die einzige wirkliche Berühmtheit Zaras lernte ich schon beim Morgenkaffee persönlich kennen, es war ein kleines, nicht allzu kleines Fläschchen Maraschino, ein lieblicher Weichselkirschen- Likör, den mir der Ganymed servierte. Man muß sich in allen Lebenslagen zurechtzufinden wissen; wie der Berliner zum ersten Frühstück seine »Schrippe« haben muß, so der Zaramann seinen Maraschino. Es war mir glücklicherweise vergönnt, dieser Be rühmtheit während meines zweitägigen Aufenthalts noch öfters die gebührende Aufmerksamkeit zu erweisen. In Zara tritt das italienische Element in der Bevölkerung wieder kräftiger hervor; die zahlreichen Beamten und Kaufleute sind zum großen Teil Italiener, während die unteren Be völkerungsschichten und die Landbevölkerung serbo-kroatisch ist. Vergeblich sucht man in der Stadt moderne Detailgeschäfte, wie man solche doch in einer Landeshauptstadt vermuten sollte; man sieht nur unscheinbare Läden mit Auslagen, wie man sie in Deutschland allenfalls in einigermaßen reputierlichen Dörfern findet. Auch die wenigen Buchhandlungen sind, zum wenigsten in ihrem Äußern, sehr unbedeutend, und auch ihr Inneres be weist, daß der Literaturbedarf der Bevölkerung kein allzu starker ist. Meine Geschäftsgänge hatte ich schon am ersten Tage er ledigt, aber da mein Dampfer erst am nächsten Tage abging, so hatte ich Gelegenheit, noch eine andere Berühmtheit Zaras kennen zu lernen, nämlich die Niesenhummern, die in der Nähe der Stadt gefangen und nach England verschickt werden. Einen mächtigen, kapitalen Burschen, dessen Inneres mein Hotelwirt seinen Gästen zur Abendtafel vorgesetzt hatte, ließ ich mir präparieren. Seine gewaltigen Scheren und Panzer erregen noch heute die Bewunderung der Kenner, die ihn auf meinem Schreibtisch erblicken. Sehenswürdigkeiten, die anzuschauen man verpflichtet wäre, bietet Zara nicht; der Reliquienschrein mit den Gebeinen St. Simeons, des städtischen Schutzpatrons, mußte auf meinen Besuch verzichten, was er mir hoffentlich nicht übelgenommen hat. Sehr nett sind die auf den ehemaligen Festungswällen errichteten Promenadenwege und auch der Giardino Pubblico, von dem man eine prachtvolle Aussicht auf das Meer genießt. Ein kleiner Ausflug nach der Insel Ugliano, deren höchste Erhebung von knapp 300 Meter den stolzen Namen »Nonto (Zraucke« führt, und außer den Ruinen des Forts San Michele, das bereits im dreizehnten Jahrhundert vom Venetianer-Dogen Dandolo er richtet wurde, beherbergt die Insel keinerlei Schätze. Nachdem ich Ragusa genossen hatte, wirkte der Aufenthalt in Zara sehr nüchtern, und ich hatte absolut nichts dagegen einzu wenden, als mich der Dampfer »Dubrowiö« nach Pola entführte. Wieder passieren wir in der Nacht Lussinpiccolo, dessen Lichter zu dem draußen auf der Reede liegenden Dampfer Herüberschimmern; einige Passagiere werden eingebootet; nach kurzem Aufenthalt schwimmen wir weiter, bis mich in aller Herrgottsfrühe das Rasseln der Ankerketten aus meiner Kabine jagt. Pola ist erreicht. Es ist 5 Uhr morgens, dabei tobt ein heftiges Gewitter, das mich trotz der wenigen Schritte nach dem Hotel pudelnaß werden läßt. Pola ist nicht nur als Kriegshafen, in dem die stattliche K. u. K. Marine achtunggebietend sich dem Reisenden zeigt, interessant, sondern es bietet insbesondere an Erinnerungen aus der Römerzeit soviel Eigenartiges und Sehenswertes, daß sein Besuch sehr lohnend ist. Pola war schon in der Römerzeit eine ansehnliche Stadt, die sich aus der hier angesiedelten Militärkolonie entwickelt hatte. Von vornehmen Römern wurde sie gern zu vorübergehendem Aufent halt gewählt; in ihrer Umgebung unterhielten die römischen Cäsaren ausgedehnte Besitzungen. Noch jetzt gibt die innere Stadt mit dem Kastell, dem ehemaligen Kapitol und der Straßen einteilung ein Spiegelbild des römischen Pola; noch kann man den Zug der alten Stadtmauer im Via-ls 6arra>ra und der Vir» cki 6ileonva.Ua.2ion6 ziemlich genau verfolgen. Eine große Anzahl sehr gut erhaltener Bauten aus der Römerzeit erfreut hier das Auge des Geschichts- und Altertums freundes. Der in breiten Stufen ansteigende, bisher als Fisch markt benutzte Comizio bildet die Stätte des altrömischen Comi- tiums, nach wenigen Schritten gelangt man auf den Hauptplatz, der einen bedeutenden Teil des alten Forums einnimmt. Hier steht das Municipio, der Sitz der Stadtverwaltung, ein Bau ver schiedener Jahrhunderte, zu dem aber die Mauern des in der Römerzeit hier gewesenen Dianatcmpels benutzt wordeu sind. In einer engen Seitengasse steht der vorzüglich erhaltene Tempel des Augustus, zu Ehren der Göttin Roma durch den Kaiser Augustus errichtet, neben dem Pantheon in Rom wohl das am vollständigsten erhaltene Bauwerk des Altertums. Der nicht sehr große, aber harmonisch und anmutig wirkende Bau besteht aus einer von sechs glatten korinthischen Säulen getragenen Vorhalle und der gegenwärtig über sechs Meter langen und acht Meter breiten Cella. Von den Venezianern als Kornmagazin benutzt, dient der Tempel jetzt als provisorische Aufbewahrungs stätte der in der Stadt ausgegrabenen Altertümer. Wohlerhaltene Bauten der Nömerzeit sind die Porta Gemina und ferner der Bogen der Sergier. Zwei mächtige mit korin thischen Säulen verzierte Pfeiler tragen die Wölbung und den Oberbau; auf dem Friesbalken liest man: Lalvia ?08tuma Ler^i den Seiten- und Innenflächen angebracht. Außerhalb der Stadt liegt das bedeutendste Bauwerk der Nömerzeit, das Amphitheater, ein gewaltiger Bau, weit besser erhalten als das Colosseum in Nom. Das Gelände, nach Osten ansteigend, läßt die drei Stockwerke, aus denen die Arena besteht, nur nach der Seeseite hin frei. Die innere Einteilung ist wenig zu erkennen. Von den Plätzen der Zuschauer, die sich in Stufen- 1122*
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