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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1909
- Sprache
- Deutsch
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8648 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 169. 24. Juli 1909. durch eine etwa zwei Meter hohe Mauer getrennt. Turmartige Anbauten, ebenfalls bis zum dritten Stockwerk führend, lassen die Treppenhäuser erkennen. Vorhandene Spuren eines Kanals, zeigen, daß die Arena auch zu Wasserkämpfen, den Naumachien, verwandt wurde. Der Fassungsraum des Theaters wird auf 25—30 000 Personen geschätzt; man ersieht daraus, daß Pola in der Römerzeit ein hoch entwickeltes Gemeinwesen war. In seiner gegenwärtigen Ausdehnung zählt Pola 36000 Ein wohner und hat sich erst in den letzten Jahrzehnten, seitdem es Waffenplatz der österreichischen Marine geworden ist, entwickelt. Zählte man doch 1848 nur 1100 Bewohner, die in schmutzigen, fieberschwangeren Gassen in ärmlichen Häusern ihr Dasein fristeten. Jetzt findet man neue Stadtteile mit breiten, geraden Straßen und hübschen Villen. Um die Gestade des Kriegshafens dehnt sich ein gewaltiger Komplex weitläufiger Bauten, das K. u. K. Seearsenal, aus. Die fast ausschließliche Bedeutung Polas als Kriegshafen verleiht der Stadt ihr typisches Gepräge; der Handel und alle bürgerlichen Betriebe treten gegenüber den Militär- und Marine interessen zurück. Unter den Beamten und Offizieren sind viele Deutsche, im übrigen ist die Stadt durchaus italienisch. Der Besitzer der angesehensten Buchhandlung am Orte, ein Reichsdeutscher, stellte sich mir, nachdem mein geschäftliches Programm zur Zufriedenheit erledigt war, als liebenswürdiger Cicerone zur Verfügung. Es würde zu weit führen, wenn ich alles, was ich gesehen und gehört habe, ausführlich schildern sollte. Das Tegetthosf-Denkmal mit seinem prachtvollen Ausblick auf Hafen und Meer, der Maximilian-Park mit seiner Blütenpracht von Oleander, Magnolien, Palmenlilien, mit dem Grün des Lorbeers, des Bambusrohrs, der Zypressen und Zedern, und vieles andere, der Besuch des Arsenals und der Kriegsschiffe, Ausflüge in die Umgebung und nach den Brionischen Inseln bieten während eines mehrtägigen Aufenthalts in Pola reiche Ab wechslung. Es waren zwei angenehme, erinnerungsreiche Tage, die ich hier verlebt hatte, als ich mich nun des Morgens bei heiterstem Frühlingswetter an Bord des Lloyddampfers »Galathea« begab, um den letzten Teil meiner Reise zu erledigen. Den Hafen ver lassend, lenkt der Dampfer in den Kanal von Fasana, die Hüael- reihen der Brionischen Inseln, von denen die Venezianer die Steine zum Aufbau ihrer Paläste holten, werden passiert, vorüber an den langgestreckten öden Küsten, erreichen wir Rovigno, eine kleine gewerbtätige italienische Stadt. Der Aufenthalt des Dampfers genügt gerade, um einen kurzen Geschäftsbesuch zu machen. Weiter geht die Fahrt, stets unter dem Schutze der Küste, in der Ferne erheben sich die massigen Formen des Monte Maggiore, mehr und mehr belebt sich die Uferlandschaft, Parenzo, Capo d'Jstria und Muggia ziehen wie Wandelbilder eines Pano ramas an unfern Augen vorüber, zahlreicher werden die Fischer boote, Dampfer und Segler, die dem gleichen Ziel zustreben wie wir, immer höher türmen sich im Norden die Ketten des Krainer Karstes auf. Es ist Mittag, als die »Galathea« am Molo S. Carlo von Triest anlegt. Die langdauernden Dampferfahrten boten zahlreiche Muße stunden; jetzt heißt es wieder frisch an die Arbeit. Denn Triest, das Zentrum des österreichischen Italien mit seinen 150 000 Italienern, ist ein für die Propaganda sorgfältig zu bearbeitendes Feld. Zahlreiche tüchtige Berufsgenossen sind hier am Platze und erleichtern einem die Arbeit. Aber es gibt so viel zu besprechen und zu überlegen, detaillierte Organisations- und Propaganda pläne sind auszuarbeiten, über die abzuschließenden Verträge wird lebhaft disputiert, wie es so im Geschäftsleben eben ist; jeder sucht seinen Vorteil wahrzunehmen — und in Triest versteht man sich überdies sehr gut darauf. So vergeht die Zeit sehr schnell; in wenigen Tagen ist man in der Stadt heimisch geworden. Triest, der Erbe Venedigs, der Haupthafen Österreichs, hat so gut wie gar keine Kunstschätze, in Museen aufgestapelte Herrlich keiten längstvergangener Zeiten. Hier fesselt nur das frische, pulsierende Leben. Reichtum und Lebenslust sind die Physio gnomie der Stadt. Hier arbeitet man; aber umgeben von einer heiteren Natur, will man auch genießen und fröhlich sein. Das ganze verwirrende Treiben konzentriert sich am Hafen und den umliegenden Stadtteilen, am Canale Grande, auf der Piazza della Borsa und dem Corso. Ein buntes Gewirr aller Nationen, Slavisch in allen möglichen Mundarten, Deutsch, Griechisch, Englisch und über alle hinweg das heiter sprudelnde Italienisch. Die verschiedenartigsten Trachten, der lebhafte Verkehr in dem großartig ausgebauten Hafen, die vielen Kaufläden mit den Pro dukten aller Zonen, die guten Theater, das Leben und Treiben in den vielen Kaffeehäusern bieten außerordentlich viel des Inter essanten, eine Quelle andauernder Studien und Beobachtungen. Am Canale Grande, der sich 400 Meter weit in die Stadt hinein erstreckt, auf dem Gemüse- und Blumenmarkt gewinnt man intime, manchmal allzu intime Eindrücke aus dem Volks leben. Dort herrscht ein Schnattern, Feilschen, Zanken und An preisen wie auf dem Negermarkt in Zanzibar. Wer in Rom den Papst nicht gesehen und in Triest Optschina nicht besucht hat, verfällt den Spöttern. In einer halben Stunde bringt uns die elektrische Bahn hinauf, man begibt sich zum Aus sichtspunkt, und die Adria in ihrer hehren Schönheit bietet sich dem Auge dar. Was sind doch alle menschlichen Kunstwerke gegen dieses eine Wunder der Natur! Auch Miramar, das hohe Schloß am Meer, steht Optschina würdig zur Seite. Ein flinkes Dampfboot, das sich flott durch die Schiffe des Porto Nuovo windet, bringt den Reisenden nach dem etwa acht Kilometer von der Stadt entfernten Schloß, dem ehemaligen Besitztum Kaiser Maximilians von Mexiko. Hat man sich satt gesehen an den Schönheiten des Parks mit seinen Aussichten auf Triest und das Meer, so kann man auf dem Rück wege in Barcola ein erfrischendes Seebad nehmen und sich im nahen Hotel an Speise und Trank stärken. Doch — mein Programm ist noch nicht erledigt. Görz, die Gartenstadt am Jsonzo will noch besucht sein. Im Frühzuge ver lasse ich Triest, hart an der Küste windet sich die Bahn die steilen Höhen des Karst hinauf, tief unter uns liegt das Meer, in der Ferne schimmert die venezianische Ebene, Monfalcone mit seinen Römerthermen erscheint, vorüber rollt der Zug an dem kleinen Städtchen Gradisca mit seinem alten Kastell. Nach zweistündiger Fahrt ist Görz erreicht. Vom Bahnhof führt eine 2 Kilometer lange Platanen-Allee nach der Stadt, die, von malerischen Hügel ketten umgeben, in fruchtbarer Weinebene gelegen, mit ihrer italienisch heiteren Bauart in idyllischer Ruhe sich präsentiert. Über der Stadt erhebt sich das Schloß der einst so gefürchteten Grafen von Görz; jetzt werden dort k. k. Rekruten gedrillt. Die Bevölkerung der Stadt — etwa 17000 Italiener und 7000 Slovenen, auch einige Deutsche — beschäftigt sich mit Garten-, Wein- und Gemüsebau. Bürgerliche Wohlhabenheit zeigt sich in den zahlreichen Landhäusern und wohlgepflegten Gärten. Wegen seiner geschützten Lage, seines trockenen, sonnigen, fast italienischen Klimas wird Görz auch als Winterkurort sehr geschätzt. Einige Stunden Aufenthalt, und auch hier sind wertvolle Geschäftsverbindungen angeknüpft; der Abend sieht mich wieder in Triest. Noch einige Tage werde ich aufgehalten, bis alle Ver handlungen zu Ende geführt sind. Das gesamte auf der Reise angewachsene Material wird gesichtet, geordnet, zu einem um fassenden Bericht zusammengestellt. Bald sitze ich im Coupe; bei Nabresina ein letzter eindrucksvoller Blick auf Triest und das Meer, und eine erlebnisreiche Reise durch eins der schönsten Länder Europas liegt hinter mir. Graz wird berührt, ein kurzer Aufenthalt in Wien, und Berlin ist wieder erreicht. Charlottenburg. Franco Costa. Kleine Mitteilungen. * Ein dänischer Bcrlagsbuchhändler über Kinderlektüre und über die Fürsorge der Regierungen in Dänemark, Schweden und Norwegen für Kinderbücherei. — Die Kopenhagener Zeitung »I^ationrUtickencks« brachte vor kurzem unter der Überschrift »Die Lektüre der Kinder« auf Grund einer Umfrage eine Reihe von Artikeln aus der Feder bekannter Männer Dänemarks auf dem Gebiete der Pädagogik, der Literatur und des Buchhandels. Herr Buchhändler Eile r H. Ha gern p in Kopenhagen schrieb dazu folgenden Beitrag, den wir uns er lauben hier in Übersetzung wiederzugeben: Die Lektüre der Kinder ist eine Frage von außerordentlich großer Bedeutung, vielleicht von weit größerer, als die meisten
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