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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090722
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-07
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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167, 22. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8577 auf eitlem schmalen Bergabhang amphitheatralisch empor; die Gassen sind steil und eng, jedoch ist die Pflasterung besser, als man sie sonst im Süden zu finden gewohnt ist. Bemerkenswert ist der Dom, dessen Bau im 15. Jahrhundert begonnen und um das Jahr 1663 vollendet wurde; sein prächtiges Portal und die Kuppel sind architektonische Meisterwerke. Durch den Giardino Pubblico führte unser Spaziergang am Friedhof vorbei, weiter zum Fort S. Giovanni, das die Höhen der Stadt beherrscht. Ein reizvolles Panorama auf die unter uns liegende Stadt und die bis zum fernen Horizont tiefblau schimmernde Adria ließ mich die Mühe des Emporkletterns schnell vergessen. Und welche Blütenpracht bot sich hier dem Auge dar! Rosen und Akazien standen in voller Blüte, die Aloe trieb armstarke Blütenstauden. Morlaken, vom Markte zurückkehrend, belebten in ihrer National tracht das Bild der Landstraße. Noch eine kurze Rast in dem einzigen Cafe der Stadt, dann, von dem aufmerksamen Geschäfts freunde Abschied nehmend, bestieg ich wieder den Dampfer, der in der Zwischenzeit Kohlen übernommen hatte und jetzt zur offenen See hinausfuhr. Die Punta Planka in weitem Bogen umkreisend, vorbei an den Inseln Bua und Solta, legte das Schiff gegen Abend am Molo von Spalato an. Hier flutet dem Reisenden schon orientalisches Leben ent gegen. Die Riva Vecchia, ein breiter Hafenkai, von Kaffeehäusern umgeben, ist von zahlreichen Bauern der Umgegend belebt, die hier Wein in geflickten Ziegenfellen, wie zu Zeiten Homers, zum Verkauf anbieten; Geflügel, Früchte und Gemüse, sind in großen Mengen auf dem Erdboden ausgebreitet. In kurzer Zeit sind die von mir zu besuchenden Firmen aus findig gemacht. Italienische Literatur findet hier nur geringe Ver breitung; je weiter man nach dem Süden kommt, um so mehr gewinnt das kroatisch-serbische Element an Übergewicht. Trotzdem findet das Projekt meiner Firma auch hier günstige Beurteilung, und die angeknüpften Verbindungen werden bei späteren Unter nehmungen in kroatischer Sprache noch gute Erfolge zeitigen. Spalato, eine Stadt von 20 000 Einwohnern, ist die schönste und volksreichste Stadt Dalmatiens. Auf Schritt und Tritt treten dem Reisenden Erinnerungen aus der Römerzeit entgegen. Hier befand sich, vier römische Meilen von der damaligen Hauptstadt Dalmatiens, Salona, entfernt, der Palast Diocletians, der ihn nach seiner Abdankung erbaute und mehrere Jahre bewohnte. Die Ruinen dieses Palastes sind das bedeutendste Bauwerk, das Dalmatien aus der Römerzeit aufzuweisen hat. Ein großes Viereck von 220 Meter Länge und Breite bildend, von Mauern und Türmen umgeben, war er im Innern nach Art der römischen Feldlager abgeteilt und mit zahlreichen Säulengängen und Hallen, Tempeln und Wohnräumen für den Kaiser und sein Gefolge aus gebaut. Jetzt liegt die Altstadt von Spalato fast ganz innerhalb dieses Quadrats, ein enges Gassengewirr, dem es an Licht und Luft gebricht. Gut erhalten sind die Porta Aurea, der jetzige Dom, das Mausoleum Diocletians sowie die einstige, dem Asculap oder Jupiter geweihte Palastkapelle, gegenwärtig als Baptisterium dienend, ein schöner korinthischer Bau mit alten Sarkophagen. Im Hotel Troccoli, wo ich zu Abend speiste, konnte ich un vermutet eine Bekanntschaft aus früheren Jahren erneuern. Es war der Direktor des Hotels selbst, den ich während meines lang jährigen Aufenthalts in Bulgarien als Besitzer des Grand-Hotel in Sofia kennen gelernt hatte und der jetzt in Spalato versuchte, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Bei einigen Gläsern guten Opollosweins und der Auffrischung von Erinnerungen aus bul garischen Landen verging die Zeit, die mir bis zum Abgang des Dampfers verblieb, sehr schnell. Als ich gar im Laufe des Ge spräches die Bemerkung fallen ließ, daß über meine Reiseerleb nisse vielleicht ein Bericht in unserem Fachblatte ausgenommen werde, ließ es sich der Herr Direktor nicht nehmen, mir noch einige, wie ich bald konstatieren konnte, ganz vorzügliche Flaschen Opolloswein aus seinem Keller zur Stärkung für die Weiterfahrt aufzudrängen, jedenfalls in der stillen Voraussetzung, daß ich sein Hotel in meinem Bericht gebührend erwähnen würde. Nun, sollten die Herren Kollegen einmal Gelegenheit haben, in Spalato zu übernachten, so kann ich ihnen das Hotel Troccoli mit gutem Gewissen empfehlen. Wohltuende Sauberkeit, gute Speisen und Getränke und — last not least — billige Preise machen den Aufenthalt in diesem Hotel sehr angenehm. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76 Jahrgang. Es war gegen 11 Uhr abends, als ich von Spalato abfuhr. Die warme Frühlingsluft bei Hellem Mondenschein ließ bei mir und auch anderen Reisegenossen — in Spalato waren noch einige Touristen hinzugekommen — keine Neigung zum Schlafen auf- kommen. Warum auch? — so seltenen Naturgenuß soll man sich, wo man doch so viel Zeit in Bureauluft zubringen muß, nicht entgehen lassen! An öden Küsten des Karstgebirges und vielen vorgelagerten Inseln vorbei, windet sich der Dampfer langsam durch das die schärfste Aufmerksamkeit fordernde Fahrwasser hindurch, mit Abstand von wenigen Metern passieren wir wiederholt weit in das Meer vorspringende Felsengebirge. An der Küste erscheinen die zwölf Mündungen der Narenta, des größten Flusses Dalmatiens. Im Morgengrauen belebt sich die Küste mehr und mehr, üppiges Grün wird an den Abhängen des Gebirges sichtbar. Im vollen Glanz der Morgensonne liegt die Insel Curzola vor uns, wir passieren den Kanal von Meleda, Mezzo und Calamotta tauchen auf, und gegen Mittag landet der Dampfer in Gravosa, der Krone aller dalmatinischen Häfen. Gravosa ist der Nord- und Haupthafen von Ragusa. Eine halbstündige Wagenfahrt brachte mich, an Villen und Landhäusern vorbei, an das vorläufige Endziel meiner Reise. Für Ragusa hatte ich einen zweitägigen Aufenthalt vorgesehen, um dann mit dem Eildampfer nach Zara zurückzukehren. In dem vor der Stadt gelegenen Hotel Imperial, das sich mit den besten Hotels der Riviera messen kann, stieg ich ab. Der Preis des Zimmers betrug 5 L; allerdings in den oberen Stock werken, von wo man eine prachtvolle Aussicht auf das Meer und Lacroma genießt, sind auch die Preise höher. Der eigenartige Zauber von Ragusa besteht einmal in seiner auf einer großen historischen Vergangenheit fußenden Architektur und sodann in seiner üppigen tropischen Vegetation. Man glaubt sich in das Mittelalter versetzt, wenn man durch zwei prächtige Torbogen die breiten Stadtmauern durchschreitet und in das Innere der Stadt gelangt, die vom Stradone, der mit Stein platten belegten Hauptstraße, durchzogen wird. Die Geschichte Ragusas ist ein Auf- und Niedergang; hohe Blüte wechselt mit tiefem Verfall. Bis zum Jahre 1806 selb ständige Republik, kam sie 1814 an Österreich und hat seitdem unter Habsburgs Doppeladler ständig wieder an Bedeutung ge- gewonnen. Als Stadt und Festung mit über 11 000 Einwohnern hat es eine starke Garnison. Es liegt malerisch am Fuße des Monte Sergio, dessen Gipfel das Fort Imperiale krönt. Nach altitalienischer Art ist es durch eine riesige Stadtmauer, die aus dem 16. Jahrhundert stammt, mit mächtigen Türmen versehen, stark befestigt. Eine reiche Architektur bietet das Innere der Stadt. Gleich nach Durchschreiten der Stadtmauer erblickt man den Onofriobrunnen, erbaut im Jahre 1437, dessen Wasserleitung von der Bevölkerung eifrig benutzt wird. Am Ostende des Stradone findet man die Dogana, die ehemalige Münze, einen schönen venezianischen Bau von 1520, daran anschließend die ?orta kloes mit dem Uhrturm. Den Sitz der Regierung bildet das älteste und interessanteste Gebäude Ragusas, der Rektorenpalast, ein Travertinbau mit vor züglicher Patina. Auch der Dom S. Maria Maggiore ist be merkenswert; am Hochaltar erblickt man die Himmelfahrt Mariä von Tizian, ferner Rees üowo von A. del Sarto und die heilige Katharina von Palma Vecchio. Im Domschatz wird die berühmte, aus einer byzantinischen Krone hergestellte Kassette mit dem Kopfe des heiligen Blasius aufbewahrt. Auf den Straßen herrscht reges Leben; an der Ostseite des Stradone klettern enge Gassen den Berg hinauf, während in die Westseite zahlreiche mit Geschäften angefüllte Gassen münden. Dalmatiner Spezialitäten: Stickereien, Messingarbeiteu, Landestrachten und Waffen werden vielfach feilgeboten. Der Deutsche wird sich mit seiner Sprache hier fast immer gut ver ständigen können, die Geschäftsleute, in der Hauptsache Kroaten und Italiener, kommen den Fremden freundlich entgegen; besser ist es natürlich, wenn man die Landessprache beherrscht; man kauft dann, wie überall im Süden, vorteilhafter ein, denn leb haftes Handeln um den Preis ist auch hier notwendig, um nicht gar zu sehr übervorteilt zu werden. Ragusa im vollsten Frühlingsschmuck, seinen üppigen Rosen büschen, seinen Palmen, Zypressen, Oleander-, Oliven- und III3
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