160, 14. Juli IS09. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8319 Moäsrns Msaicksn Lin berliner I^oman von Lranr Hermann Nei88ner prei; brorctiieN ä ^grk orcl., eleZsnk Zebunclen 5 orä. krorcbiert in Xvmmi§5ion mit 3V°» — bsi- mit 35°/, — ü unci mein bxempi. (nucli Zemirciit) bsr mit äv°/o 8.^. am ;cl»reibt am Die Zahl der Autoren, die das wachsende, werdende Berlin in all seinen Auswüchsen und Über treibungen zu schildern bestrebt sind, ist nicht gerade gering zu nennen. Die lebten Jahre besonders haben darin eine Produktion gezeitigt, die zum mindesten der Reichshauptstadt den Ruf einer überaus inter essanten Stadt eintragen musste. Die meisten Werke freilich hielten sich zuerst an das leicht Erkenntliche, an das Oberflächliche dieses seltsamen Mittelpunktes und verzerrten und vergröberten auf ihre Art, daß von dem eigentlichen Wesen der jungen Weltstadt nur noch wenig llbrigblieb. Um so erfreulicher ist es, daß nun einmal ein echter, eingesessener Berliner sich der Dinge annimmt und ihnen vom Standpunkt des Miterlebten erfolgreich Farbe und Odem einhaucht. Franz Hermann Meißner hat vor allem — und das sei besonders lobend hervorgehoben — sich nicht damit begnügt, nur die Resultate zusammenzustellen, die aus dem Ringen so vieler, ungleichartiger, zu sammengewürfelter, glücksuchcnder Bolksstämme sich ergeben mußten. Er ist den Ursachen auf den Grund gegangen und hat sich mit eingehender Sachkenntnis bemüht, aus der Entwicklung des ganzen Berliner Erwerbslebens das jetzige Ergebnis zu erläutern und zu erklären. Daß er es durch das Mittel eines inhaltsreichen, spannenden Romans ins Werk zu setzen wußte, ist sein besonderes Verdienst. Meißner behandelt in „Moderne Menschen" das Berlin der letzten dreißig Jahre. Die Zeit also, wo es sich nach dem ersten hitzigen Griindungsfieber, nach den Zeiten des sich mehrfach wiederholenden Vaukrachs allmählich zu konsolidieren begann. Er tut es — Wohl nicht ohne Absicht — aus den Kreisen jener Leute heraus, in deren Herzen noch aus dem 3V. Juni lyvy Dezennium vorher nur der eine Wunsch lebte, Geld zu verdienen und Vermögen zu sammeln. Sie waren es ja schließlich wirklich, die in dem armen Berlin von vor dem Kriege den Luxus steigerten und über trieben und es mit dem Hauche des Snobismus ver sahen, der ja der jüngsten Weltstadt zum Teil noch heute anhaftct. Doch so sehr dieses Milieu auch in dem Buche hervorragt, den Inhalt be herrschen tut es nicht. Es gibt nur die Grund lage, auf der die Ereignisse beruhen. Und es gibt dem Autor die Gelegenheit, an der Hand der Ereignisse die Gegensätze zu schildern, die schon damals zwischen den eingesessenen und den zuge wanderten, zwischen den ruhigen und zufriedenen und den vom Fieber der neuen Zeit ergriffenen Berlinern bestanden. Zu diesem Zwecke stellt er in den Mittel punkt einen ganz armen Burschen, der zuerst von einer Schwindelfirma ausgebeutet wird, und der sich dann, angewidert von diesem Treiben, auf seine eigenen Füße stellt. Ein schwindelhaftes Unternehmen, das diese Firma aussühren Will, macht ihn dann zu ihrem Feind und Gegner und führt ihn selbst in die Spekulation, aus der er schließlich siegreich und als großer Mann hervorgeht. Psychologisch sehr wahr ist es, wie Meißner in diesem echten Berliner den Reichtum des stillen und einfachen Gefühls weiter leiten läßt, und wie er aus der Gestalt selber alles verbannt, was aus diesem Gebiet auch nur entfernt einer Spekulation gleichen könnte. Und darum wirkt dieses Buch auch mit innerer Überzeugungskraft und wird allen denen, die sich für das Wesen der Haupt stadt interessieren, sicher ein echteres Bild des wirk lichen Lebens geben, als viele, viele andere, die sich ebenfalls „Berliner Roman" nannten. U. L. U. VMHO VM Ncn. VMO 1081*