Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1923
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Vörsenblatt f. d. Dtschn. BuLbandel. -redaktioneller Teil. ^ 38, 14. Februar 1923i Gesellt« war Heinrich Gotthold, der Großvater des jetzigen Inhabers. Heinrich Gotthold heiratete 1827 -die Witwe seines Vorgängers, über nahm dessen Geschäft, das er wesentlich erweiterte. Sein Lohn, Wil helm Gotthold, übernahm 1866 die Buchbinderei, der er größere Räume versck affte, und unter ihm scheint auch der Buchhandelöbctrieb ausge nommen worden zu sein, den seit 1909 sein Lohn, Herr W. Gott hold, mit gutem Erfolge fortsetzt, Er konnte am gestrigen Tage auf 100 Jahre seines Geschäfts zurüclbliclen, das mit Ausnahme 'der ersten vier Jahre während dieses langen Zeitraums im Besitz seiner Familie gewesen ist. Panik im Wiener Buchhandel. — Unter dieser und ähnlichen Überschriften finden sich, jetzt in der Wiener Presse allerlei Tendenz- meldungcn, die zum Teil bedauerlicherweise sogar in reichsdeutschc Zeitungen iibcrgcganoen sind. Als Beispiel sei hier folgende Aus lassung der »Neuen Freien Presse« wiedcrgcgcben, wo cs unter den, Datum: Wien, 5. Februar, heißt: »Die Katastrophe der Reichsmark hat, wie uns ein Wiener Buchhändler schreibt, in ihren Auswirkungen den Wiener Buchhandel schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unter den Wiener Buchhändlern herrsch-t eine gera-dezu panikartige Stim mung, die bereits zu der Erwägung geführt hat, die Buchhandlungen zunächst zu schließen und sich so vor dem befürchteten ruinösen Aus verkauf zu retten. Schon das lebhafte Weihnachtsgeschäft, das der Wiener Buchhandel infolge der relativ niedrigen Bücherpreisc zu ver zeichnen hatte, erwies sich als ein Danaergeschenk. Die Wiener Buch händler mußten ihre Lager zu Preisen verkaufen, die auf Grund eines vom deutschen« Verlage viel zu niedrig gehaltenen ,Multipli kators' der Jricdensladenpreise gebildet waren. Dieser ,Multipli kator' wurde am Tage nach Weihnachten vom deutschen Verlag um 100 Prozent erhöht, was zur Folge hatte, daß den Wiener Buchhand lungen die Nachschasfung der von ihnen im Dezember verkauften Bücher geradezu Verlust brachte. Seither ist dieser »Multiplikator' vom deutschen Verlag zwar verschiedentlich erhöht worden, ohne daß aber dadurch die Benachteiligung des Wiener Sortimentsbuchhandels beim Verkauf gemindert worden wäre. Im Gegenteil: die stürmisch fortschreitende Entwertung der Reichsmark führte in den letzten Wochen zu immer niedrigeren Kronenpreisen bei den Wiener Buchhändlern, die zum jeweiligen Tageskurse verkaufen, während ihre Nachbestel lungen von den deutschen Verlegern zunächst zurückgelegt wevden, bis ein höherer »Multiplikator' ihnen eine höhere Berechnung erlaubt. Eine führende Wiener Buchhandlung hat für ein kunstgeschichtliches Werk mit einem Ladenpreis von 120 000 Mark Mitte Dezember zu einem Markkurs von 10 840 000 Kronen eingezahlt und erhielt dieses Werk erst En-de Januar. Ter Preis erfuhr zwar inzwischen beim Verlag eine Erhöhung von 160 000 Mark. Das ergibt, selbst bei Anrechnung des 40prozentigen SortimcntcrteuerungSzuschlags, einen Krouenpreis von 44L000, somit einen Verlust von nahezu 400000 Kronen! Heute wird telegraphisch aus Leipzig die Erhöhung des bis jetzt geltenden »Multiplikators' von 900 auf 1400 gemeldet, das be deutet, daß alle im Laufe der letzten Woche von den Wiener Buch händlern verkauften Bücker von ihnen unter dem Nachschaffungsprcis verkauft worden sind. Verschärft wird diese Krise des Wiener Buch handels durch die unleidlichen Verhältnisse, die das seit November von der rcichsdcutschcn Außenhandelskontrolle in Wien errichtete, in der Hofburg amtierende Buchausfuhramt geschaffen hat. Weil die österreichische Negierung dem Ansinnen, ein Buchausfuhrverbot für reichsdeutschc, nach Österreich importierte Bücher zu erlassen, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen zu entsprechen nicht in der Lage war, wurden »Sanktionen' über Österreich verhängt: die deutschen Verleger wurden von der reichsdeutschen Außenhandels kontrolle aufgcfordert, Bücher nach Österreich nur mit einem Valuta ausschlag von 100 Prozent zu liefern und diesen Aufschlag uur dann rückzuvergüten, wenn ein von der Wiener Kontrollstelle vidierter Revers des Käufers beigebracht wird. Die Kontrollstelle macht die Vidicrung in jedem einzelnen Falle abhängig von der Vorlage von Personaldokumenten (Meldezettel, Paß nsw.). Seit gestern hat übrigens bereits eine Auslieferungsstelle reichsdeutscher Verlage in Wien unter Hinweis auf die Markkatastrophe ihre« Betrieb gesperrt.- Die Tendcuz dieser Berichte ist ja sehr durchsicltig. Hier ist Zu treffendes und Unzutreffendes bunt durcheinandergemcngt, so daß Nichteingeweihte zu vollkommen falschen Vorstellungen kommen« müssen. Die Schlüsselzahl ist nach Weihnachten allerdings um 100 Punkte (von 600 auf 700) erhöht worden; das sind aber niemals 100 Pro zent. Auch die vorhergehende Erhöhung von 400 auf 600 machte nur 50 Prozent aus. Daß die Wiener Buchhändler bei Nachbestel lungen teurer eiukaustcn, als sie vorher verkauft haben, trifft eben falls nicht zu. Gerade angesichts der Entwicklung des Kronen-Mark- Kurses ist diese Behauptung lächerlich. Ein Buch mit der Grundzahl 1 kostete Ende Dezember bei der Schlüsselzahl 600 und einem Kurs stand von 100 Kronen — 11 Mark rund 5500 Kronen, anfangs Februar infolge der Steigerung der Schlüsselzahl allerdings 1400 Mark statt 190 600, infolge der Besserung des Kurses (100 Kr. --- 60 Mk.) aber nur noch rund 2300 Kr. Daß die im Sinne der Tcflation wirkende Kurs- entwickli.ng im Wiener Buchhandel eine gewisse Panik auslöst, ist be- grciflicl. Das hat aber weder mit dem Steigen der Schlüsselzahlen etwas zu tun, was im Gegenteil ausgleichcnd wirkt, noch mit dem !00°/„igcn Ausschlag und der Frage der Ausfuhrkontrollc. Wer ist der Wiener Buchhändler, der die Dinge gleichwohl so durchcinauder- bringt, um an dem Feuer sein Cxtrasiippchcn zu wärmen? Ter Vor stand des Vereins der österreichischen Buchhändler hat uns ausdrücklich wissen lasse», daß er diesen Tendenzberichten völlig fernstehe. Schlüsselzahl im Kunsthandcl. — Die Schlüsselzahl der Ver einigung der K u n st v e r l c g e r E. V. ist mit Wirkung vorn 12. Februar 1923 auf 250 festgesetzt worden. Für Auslai,dlicfcrungen. — Der Neichskommissar sür Aus- und Einfuhrbewilligung hat nachstehende Umrechnungskurse nach dem Stande vom 12. Februar 1923, gültig für die Zeit vom 14. bis 20. Februar 1923, festgesetzt, die von den Außenhandelsnebenstcllen bci der Umrechnung von Fakturen in ausländischer Währung zur Ermittlung der Gebühren (nur zu diesem Zweck) benutzt werden: Ägypten 1400— Japan 10700— Amerika 22200— Jugoslavicn 220— Argentinien G. 18700— Luxemburg 1300— — P. 8300— Mexiko 12000— Belgien 1300— Norwegen 4200— Brasilien 2600— Österreich —.30 Bulgarien 140— Polen —.65 Chile G. 7000— Portugal 1300— — P. 3600— Rumänien 110— Dänemark 4200— Schweden 5900— England 5210— Schweiz 4200— Finnland 600— Spanien 3500— Frankreich 1400— Tschechosloivakei 670— Griechenland 360— Ungarn 8.80 Holland 8800— Uruguay 24100— Italien 1100.— Das Ende der »Deutschen Literatur-Zeitung«? — Die »Voss. Zig.-' brachte am 2. Februar folgende betrübende Mitteilung: Die altbekannte »Deutsche Literatur-Zeitung«, die in nunmehr 43 Jahrgängen Be sprechungen von Werken aus allen Wissenschaftsgebieten brachte und die elften Gelehrten Deutschlands zu ihren ständigen Mitarbeitern '.ählte, stellt ihr Erscheinen ein. Seit vielen Jahren gab Professor Paul Hinncberg sic im Weidmannschen Verlage heraus. — Ein neues Opfer schlimmer Zeiten! In der »Deutschen Literatur-Zeitung« be saß uiilsene Wissenschaft aller vier Fakultäten ein kritisches Organ ersten Ranges, das um des Ranges seiner Mitarbeiter willen ein mütige Achtung genoß. Sic war gleichsam der Staalsanzciger einer Gelehrtenrepnblik, in dessen Jahrgängen die Träger erlauchter Namen entscheidende Erkenntnisse verkündeten. Ihr Untergang gehört zu den. nachdenklichen Zeichen einer Verarmung, deren Fortschritte allen Freunden -deutscher Wissenschaft Sorgen aufs Herz laden. Tags darauf war jedoch iu derselbe« Zeitung zu lesen: Wie wir von zuständiger Seite als Echo unseier gestrigen Notiz zu unserer Genugtuung erfahren, wird die Gefahr des Eingehens voraussichtlich von diesem unentbehrlichen Organ der deutschen Wissenschaft abgc- ivcndet werden. Ein Gutachten Adolf von Harnacks erklärte die Er haltung der Zeitschrift »im Interesse der Wissenschaft für ein drin gendes Bedürfnis und für eine der wichtigsten Ausgaben der Notgemeiwschaft«. Da die Akademie der Wissenschaften nii'd die Wissenschaftliche Abteilung des Kultusministeriums Harnacks Meinung nachdrücklich uuterstützew, so ist mit Zuversicht zu hoffen, daß die Notgcmeinschast der deutschen Wissenschaft unter der Führung des Staatsministcrs Schmidt-Ott die »Deutsche Literatur Zeitung« vor dem Schicksal des Untergangs retten wird. Verbotene Druckschriften. — Durch Urteil der 2. Strafkammer des L a n d e s g e r i ch t s in Stendal vom 11. Dezember 1922 sind folgende Bücher als unzüchtig eingezogen worden: 1. Die Nervenklinik »Nur für Franc n«. Aus dem Französischen von Wilhelm M e i st e r. Privatdruck, Budapest 1912. 2. »Die Haushälterin des Juweliers«. Eine selt same Geschichte von Mrs. H i n t o n. Aus dem Englischen übersetzt von I)r. E. Türen-. 3. »F l a g e l l a t i o n so r g i e n«. Enthüllungen aus den Ge heimnissen eines Hotels. Privat-Manuskript. Nicht im Druck er schienen. Berlin. 4. »Seufzer -der Wollust.«
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