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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1909
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- Deutsch
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^ 158, 12. Juli ISVS. Fertige Bücher. Börl-nbl-tt s. d. Dlschn. Buchh-Kdcl. 8237 ^obn 0. l^ckeleHer' IVIemoilen OrleU cler Presse materielle, aber gesundempfindende Milliardär gegenüber dem ideellen aber verschrobenen Weltverbesserer als der der Menschheits-- entwickelung Nützlichere erkannt ward. Mit seinen geschäftlich erworbenen ungeheuren Reichtümern hat Rockefeller durch vielfache Millionenstiftungen die Wissensstätten, Kunstsammlungen und Wohltätigkeitseinrichtungen seines Vaterlandes in bisher unerhörter Weise gefördert, während der krankhaft aller Lebensfreude sich immer mehr abwendende Tolstoi schließlich dahin gelangt ist, alle geistige Kultur, die Kunst eines Shakespeares, Goethe, Schiller, Beethoven usw. als schädlich und verwerflich zu bezeichnen. Diese Erwägungen drängen sich einem auf, wenn man die von Rockefeller selbst niedergeschriebenen Aufzeichnungen liest, die jetzt in autorisierter deutscher Übersetzung im Verlage von Bong Sr Co. in Berlin erschienen sind (John D. Rockefellers Memoiren. Preis: kart. 3 Mk., geb. 4 Mk.). Mag auch, wie bei allen Selbstschilderungen, der objektive Standpunkt in diesen Darlegungen nicht immer gewahrt sein, klar muß beim Lesen dieser Mitteilungen jedem Unbefangenen werden, daß wir es hier mit einer staunenswerten Energie und Willensbegabung zu tun haben, für die der Ausdruck seiner Anhänger „der Napoleon des Handels" nicht unglücklich gewählt erscheint. Besonoers charakteristisch für den Mann ist einer seiner Aussprüche, der dem Titelblatte in der Handschrift Rockefellers beigefügt ist: „Ich bin von Natur schon Optimist, aber wenn es darauf ankommt, über die zukünftigen Leistungen unseres Volkes zu prophezeien, so bin ich unfähig, meiner Begeisterung genügenden Ausdruck zu verleihen." Der gleiche, mächtige Lebens- und Schaffensdrang, der sich in diesen Worten ausdrückt, geht durch die ganzen Memoiren des merkwürdigen Mannes, der übrigens schlicht und anspruchslos seine Ansichten vorträgt. Was er über sein Lebenswerk, über die Art und Weise, wie er aus einfachsten Verhältnissen zu Besitz und Macht gelangte, mittetlt, ist höchst lehrreich, nicht nur für den angehenden Geschäftsmann, sondern für jeden denkenden Menschen. Es bestätigt wieder die alte Wahrheit, daß nichts Ordentliches ohne solide Grundsätze erwachsen kann, und daß nur ehrliche Arbeit, maßvolles Vorgehen, das erst nach und nach durch klug-besonnenes Erfassen der Verhältnisse sich verbreitert, niemals aber plan lose Wagehnlsigkeit, dazu führt, große und dauernde Erfolge zu erzielen. In dieser Hinsicht ist besonders lesenswert, was der jetzt von allen Geschäften zurückgezogene Mann über die kleinen Anfänge seiner Geschäftstätigkeit berichtet, wie er stolz darauf war, durch sein emsiges Schaffen, sein solides Arbeiten, schon als Kommis das Vertrauen angesehener Persönlichkeiten zu gewinnen und dadurch Kapital geliehen zu erhalten, mit dem er nun wieder auf seine vor- und umsichtige Weise wuchern konnte, keineswegs hastig, nein, langsam, überraschend langsam, aber totsicher. Rühmend hebt er dabei alle die hervor, die ihm, dem jungen, noch einflußlosen Mänuc, vertrauend entgegenkamen oder ihm durch ihre Leistungen und Geschäftsprinzipien Respekt einflößten. Diese soliden Geschäftsprinzipien machte er sich völlig zu eigen, und sein starres Daranfesthalten hat ihn sicher, bei seinem brennenden Ehrgeiz, oft davor bewahrt, sich in lockende, aber unsichere Spekulationen einzulassen; wie er denn auch frei bekennt und es durch sein vor aller Augen liegendes Lebenswerk beweist, daß ihn stets der Grundsatz beherrschte, sich einer bestimmten Aufgabe völlig zu widmen, nicht sich durch Unternehmungen anderer Art zersplittern und davon ableiten zu lassen. Seine wunderbare Begabung, die rechten Wege zur Bewältigung eines Geschäfts zu erkennen und konsequent einzu schlagen, machte ibn auch nicht überhebend. Er nahm Rat an, und verließ sich in Dingen, die er nicht von Grund aus kannte, nicht, wie es wohl eitle Leute tun, auf den eigenen Scharfsinn, sondern war bemüht, die Ansichten der Sachverständigen gründ lich zu erforschen. Solche Sachverständige zu finden und für seine Zwecke zu gewinnen, war geradezu ein Hauptteil seiner Begabung. Seine gewaltigste Schöpfung, die Standard Oil Company, die die ganze Welt mit amerikanischem Petroleum ver sorgt, ist zum großem Teil seinem Scharfblick, tüchtige Kräfte auszuspüren, zu danken. Sie funktioniert noch jetzt, 15 Jahre nach seinem Austritt, auf das vortrefflichste. Rockefeller selbst ist zu bescheiden, um viel Wesens davon zu machen, wie man auch nur durch die von einem anderen geschriebene Einleitung von seinen hochherzigen, in viele Millionen gehenden Stiftungen des näheren erfährt. Er selbst berichtet in dem Buche nur von seinem Lieblingsplane emes „Wohlfahrts-Trusts", d. h. einer Korporation, oie die Wohltätigkeit reicher Leute für Museen, Hochschulen, Waisenhäuser, Sanatorien usw. in großartiger, aber praktisch-geschäftlicher Weise regelt. Die hellste Freude spricht dabei aus seiner Mitteilung, daß er Carnegie dazu bewegen konnte, beizutreten. Es liegt soviel Natürlichkeit und gutes, gesundes Empfinden und Denken in alledem, was er in diesen Auszeichnungen uns vorplaudert, daß der Gedanke auszuschließen ist, einen schlauen Schönfärber vor uns zu haben. Der Ton macht die Musik, und auch ein feines Ohr dürfte hier schwerlich einen falschen heraushören. So kann das Buch nur Alt undJung warm empfohlen werden: es enthält vortreffliche Winke für den Jugendlich-Unerfahrenen und vermag deshalb den Nutzen zu stiften, von dem Rockefeller mit Recht sagt: erst wenn wir den Leuten dazu verhelfen können, sich selber zu helfen, dann haben wir bleibenden Segen gestiftet. kreis 3 kl. vrä., ßebä. 4 kl. orä. vrosck. in Kommission mit 30 °/o, bar mit 35 °/„ kabstt 6 nnä mebr Lxemplsre (broscb. u. gekü., auck gemischt) mit 4V /o bar Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. 1070
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