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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1909
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- Deutsch
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6694 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 126, 4. Juni 1909. des südlichen Schwarzwaldes, die sich nicht nur des Besitzes einer reichhaltigen Bibliothek, sondern auch des einer Buch- üruckerei und einer Kupserstecherei rühmen konnte. Vermut lich unter deren Einwirkung richtete sich hier Herders Ziel darauf, später »als gelehrter Buchhändler durch Verbreitung guter Schriften in das Leben einzugleisen«, ein Ziel, dem er auch während seiner Studienzeit an der 1804 aufgehobenen Universität Dillingen a. Donau zustrcbte. Nach längeren Bemühungen erhielt er 1801 vom Fürstbischof von Konstanz Karl Theodor von Dalberg, dem älteren Bruder des als Gönner Schillers bekannten Intendanten des Mannheimer Hoftheaters, die landesherrliche Erlaubnis, in Meersburg, dem zeitweiligen Sitze des Bischofs, »eine Buchdruckerei an zulegen und den Bücherhandel zu betreiben«. Von Meers burg am »schwäbischen Meere«, dessen Schloß vier Jahrzehnte später Leoin Schiickmg und dann Annette von Droste-Hüls- hoff beherbergte, verlegte Herder 1809 sein Geschäft nach dem benachbarten größeren Konstanz, siedelte aber schon im folgenden Jahre in seine engere Heimat nach Freiburg i. Br. über, wo ihm eine Empfehlung des fürstbischöflichen Generalvikars Ignaz von Wessenberg an die dortige Hoch schule die Wege zu ebnen versprach. Das erste Berlagswerk des »Bischöflich Constanzischen Hofbuchhändlers« war das »Archiv für die Pastoralconfcrenzen in den Landkapiteln des Bistums Constanz« (1802 u. f.s. Bei der 1804 erfolgten Auslösung des Reichsstiftes St. Blasien erweiterte er seinen Verlag durch die Übernahme der Verlags artikel der Abtei. Jedoch sollten ihn die nun herein brechenden Kriegsereignisse vorläufig noch zu keiner um fassenderen Verlagstätigkeit kommen lasten. Denn aus dem Hauptquartier Lörrach erhielt Herder Ende Dezember 1813 den Auftrag, »die Deutschen Blätter, wie selbe bis jetzt Key Herrn Brockhaus in Altenburg und Leipzig erschienen sind, ferner sortzusetzen, mit der Bedingung jedoch, daß selbe wie bisher der K. K. oestcrreichischen Censur unterzustehen haben«. Bis 30. Juni 1814 sind davon 76 Nummern herausge kommen, wozu ihm die Nachrichten über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze vom Armeekommando übermittelt wurden. Hiernach könnte es den Anschein erwecken, als ob die von Brockhaus im Oktober 1813 begonnenen »Deutschen Blätter« nicht weiter bei ihm erschienen wären. Dies trifft indessen nicht zu, denn das Brockhaussche Unternehmen hat bis zu Ostern 1816 bestanden, IV« Jahr länger als das Herdersche. Friedrich Arnold Brockhaus hatte gegen diese »Fortsetzung» auch Protest eingelegt. Sie war auf einen widerrechtlichen Erlaß des Generals Langenau*) zurückzu führen und höchstwahrscheinlich eine Folge der freien Haltung von Brockhaus' Zeitschrift, die fortgesetzt Schwierigkeiten mit der Zensur hatte. Um für seine geschäftliche Wirksamkeit eine geeignetere Stätte zu finden, als sie ihm das kleine, dazu von Truppen- durchzügen viel gestörte Freiburg bieten konnte, hatte sich Herder 1815 zur Zeit des dort tagenden Kongresses nach Wien begeben. Indessen sollte auch dieser Plan nicht zur Ausführung gelangen, denn ein Erlaß des Fürsten Metternich bestellte ihn unterm 39. Mai zum Feldbuchdrucker der Ver bündeten. Es fiel ihm hiernach die Aufgabe zu, -auf der Stelle eine mit allen erforderlichen Requisiten versehene Felddruckerei, die auf einem Wagen transportiert werden kann, in den Stand zu setzen und solche so schnell als mög lich in das K. K. Hoflager zu schaffen« und gleichzeitig wurde dem »Buchhändler Bartholomäus Herder auf sein Ansuchen »> Brockhaus, Heinrich: Vollständiges Verzeichnis der von der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig 1805—1872 verlegten Werke. In chronologischer Folge mit biographischen und literarhistorischen Notizen, fl- Teil.) LeipzigI872—75. Seite 42. die Erlaubnis erteilt, nach einem von ihm einznreichenden Plaue und unter jedesmaliger Censur der Kaiserlich öster reichischen Behörden eine Feldzeitung herauszugeben«. Aus letzterem ist zu entnehmen, daß ihm der Auftrag nicht ohne sein Zutun erteilt wurde. Jedenfalls zeigte sich Herder hier als unternehmungslustig und so wurde der Plan denn auch ausgeführt. Er zog so mit nach Paris, von wo er im September 1815 zurückkehrte. Von der »Teutschen Feld zeitung« wird noch die erste Nummer, datiert vom Dienstag, den 1. August 1815, aufbewahrt. Nachdem der Friede geschlossen war, wandte sich Herder wieder mit allem Eifer und Nachdruck der Verlagstätigkeit, aber auch den verwandten Gebieten zu. Neben dem Buch verlag entwickelte sich in verhältnismäßig rascher Folge ein Kunstinstitut sür Lithographie, die damals noch in den An fängen stand, für Kupferstich und Terracotta-Arbeiten. Be sondere Erfolge erzielte er mit größeren Kupferwerken und namentlich mit in farbigem Steindruck hergestellten Atlanten, die lange Zeit großen Absatz fanden. Nach einem arbeitsreichen und ziemlich bewegten Leben starb Bartholomäus Herder im Jahre 1839 und hinter - ließ sein Haus den beiden Söhnen Karl Raphael und Benjamin, von denen der erste damals 23, der andere 21 Jahre zählte. Beide teilten sich in ihre Aufgabe dergestalt, daß dem älteren die kaufmännische Leitung, dem jüngeren Benjamin die Leitung der Verlagstätigkeit zufiel, die fast fünf Jahrzehnte lang in seinen Händen lag. Seine streng katholische Gesinnung hat auch dem ganzen Unternehmen ihren Stempel aufgedrückt, wie denn überhaupt seine Wirk samkeit als Verleger mit dem Aufsteigen der spezifisch katholischen Literatur, nicht allein auf theologischem Ge biete, eng verbunden ist. Seine wichtigsten Verlagsunterneh mungen sind vor allem Wetzer und Weltes Kirchenlexikon, Herders Konversations-Lexikon, die Realencyklopädie der christlichen Altertümer und das Staatslexikon der Görres- gesellschaft. Aber auch zahlreiche Werke anderer Gebiete sind aus seine Anregung zurückzusühren; neben verschiedenen Zeitschriften so z. B. die Theologische Bibliothek, die Päda gogische Bibliothek, die Bibliothek der Länder- und Völker kunde, die Bibliothek deutscher Klassiker, die Sammlung illustrierter Lehrbücher der Naturwissenschaften u. v. a. Seit dem Ausscheiden seines Bruders Karl Raphael im Jahre 1856, der 1865 mit dem Tode abging, lag Benjamin Herder die alleinige Leitung des immer mächtiger an wachsenden Geschäftes ob, worin er erst seit 1868 durch einen Teilhaber, Franz Joseph Hutter aus Ravensburg, unterstützt wurde. Dem ebenso weitblickenden wie tat kräftigen Wirken Benjamin Herders setzte der Tod im No vember 1888 ein Ziel. Sein einziger Sohn Hermann Herder wurde sein Nachfolger, und diesem trat 1892 dessen Onkel Adolf Streber zur Seite, der dem bereits 1895 ver storbenen Hutter im Jahre 1905 im Tode nachfolgte. Bald darauf wurde der langjährige Angestellte und Prokurist Alois Rees als Teilhaber in die Firma ausgenommen. Noch unter Benjamin Herder wurden 1849 die Lite rarische Anstalt in Freiburg, 1867 die Herdersche Buchhand lung als Agentur von B. Herder in Straßburg i. E., 1873 die Firmen B. Herder in St. Louis (Missouri) und Herder L Co. in München, 1880 die Herdersche Buchhandlung in Karlsruhe und 1886 die Firma B. Herder Verlag in Wien als Zweiggeschäfte errichtet. Endlich folgte 1906 die Herdersche Buchhandlung in Berlin. Den Umfang des in seiner Richtung wohl größten Hauses dürfte die Zahl seiner Angestellten am besten kennzeichnen, die sich Anfang 1809 für die buchhändlerischen und technischen Betriebe auf zusammen 660 belief, wovon 80 in den auswärtigen Niederlassungen tätig sind.
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