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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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6432 Börsenblatt s. d. Dljchn. Buchhanoel. Nichtamtlicher Teil. ^ 121, 28. Mai 1909. Ein neuer »kook VVrir« in England? <Vgl. Börsenblatt 1908, Nr. 12g u. 1S0S, Rr. 34.) Kaum ein Jahr ist vergangen, seit der englische Buch handel einen großen Sieg im Kampfe gegen den Look Olnb» davongetragen hat, und schon wieder muß er sich zu neuer Fehde rüsten. Diesesmal jedoch wird sie ihm aus seinen eigenen Reihen ausgedrungen. Bisher standen englische Verleger und Sortimenter zusammen und konnten so den gemeinsamen Feind, wenn auch in langem Kampfe und mit schweren Opfern, abwehren und ihm sogar die Be dingungen des Friedens diktieren. Jetzt aber sind cs einige Verleger, und zwar die mächtigsten, die den andern Berufs genossen den Krieg aufzwingen, und zwar durch die ganz un glaubliche Verbilligung des englischen Romans. Bisher wurden fast alle neuen Romane zu 6 sb. ver öffentlicht, und dadurch war ein gewisser Standard-Preis ge schaffen, ähnlich dem in Frankreich zu Frk. 3.SO. Seit einiger Zeit hatte nun aber die Firma Nelson L Sons eine ganze Reihe erstklassiger, moderner Romane, gut gedruckt und gefällig in Leinen gebunden, zu 7 psncs SS H aus den Markt gebracht und damit einen großen Erfolg erzielt. Wie überall, so geschah es auch hier! sobald einer eine gute, erfolgreiche Idee hat, so stürzen sich sofort eine große Anzahl Konkurrenzfirmen darüber, um auch davon zu profitieren. Wie auf Kommando erschienen Serie auf Serie von diesen billigen Romanen und überschwemmten das ganze Land. Bald jedoch gingen einigen Einsichtigen die Augen auf, und sie sahen mit Bestürzung, daß diese neue Epidemie ganz dazu angetan wäre, dem gesamten Buchhandel ein frühes Grab zu bereiten. Sie wandten sich an den englischen Verlegerverein und baten diesen, die nötigen Maßregeln zu treffen, um dem Unwesen Einhalt zu tun; denn ein weiteres Umsichgreifen könne für Verleger, Sortimenter und Autoren von den schlimmsten Folgen sein. Ein Autor mit gutem Namen und großem populären Erfolge kann zwar mit Genugtuung sehen, daß seine älteren Werke in Hunderttausenden neuen, billigen, schön ausge statteten Büchern auf den Markt gebracht werden, doch was wird aus seinem neuen, nächsterscheinenden Werke werden? Wo wird er einen Verleger finden, der ihm eine größere Summe dafür bezahlt und die Kosten der Veröffentlichung über nimmt, wenn er gewiß sein muß, daß der Autor auch bald darauf eine billige gebundene Ausgabe veranstalten wird? Der Autor wird sich aber zu diesem Schritt gezwungen sehen, weil der Absatz des neuen Romans zu K sl>. ein zu geringer sein und in keinem Verhältnis zu seinen früheren Erfolgen stehen wird. Der Grund für diesen Rückgang ist aber nur natürlich, denn das Publikum, an billige Aus gaben gewöhnt, findet den verlangten Preis von K sb. zu hoch. Für den weniger bekannten Autor wird es noch schwerer fallen, einen Verleger zu finden, denn kein Geschäfts mann kann die großen Kosten für billige Ausgaben aus sich nehmen, ohne eines sehr großen Absatzes gewiß zu sein, und das ist doch bei -neuen, unbekannten Autoren sehr schwer zu prophezeien. Selbst bei einem voranszusehenden verhältnismäßig großen Absatz würde der Profit des Ver legers so gering sein, daß er in den meisten Fällen vorziehen wird, sein Geld nicht zu riskieren. Die Ausgabe zu 6 sb. hat bei einem Absatz von einigen Hunderten bereits Gewinn abgeworfen, die billige zu 7 ä. verlangt aber einen Verkauf von wenigstens 5000 bis 6000, um nur die Her stellungskosten zu decken. Für den Sortimenter ist diese Frage aber noch weit wichtiger, denn soll er etwa sein Lager mit Neuigkeiten zu 6 eb. oder kostspieligeren Werken versehen, wenn er stets gewärtig sein muß, daß bald eine billige neue Ausgabe die bestellten teuren Exemplare unverkäuflich macht? Der Ver dienst an den billigen Büchern ist ferner ein so geringer, daß er selbst bei täglichem Absatz von einigen hundert Exemplaren seine Geschäftsunkosten nicht decken kann. Ein völliger Rückgang des englischen Sortiments ist also die un bestreitbare Folge einer noch weiter um sich greifenden Ver billigung des modernen englischen Romans. Diese Verbilligung war aber auch nicht durch das Lese- bedürfnis des Volkes bedingt, denn die außerordentlich große Zahl der billigen Ausgaben der besten Romane zu 6 6., jene bekannten Erscheinungen in Oktavformat mit meist illustriertem Umschlag, beweist, daß in dieser Hinsicht allen Bedürfnissen Rechnung getragen ist. Dieser so bekannten Erscheinungs form wird ein besonders schwerer Schlag versetzt, denn der Preisunterschied gegen die gebundenen 7 ä.-Ausgaben ist zu gering, als daß nicht ein jeder Käufer die neue Form, in Duodezformat, gebunden, vorziehen sollte, denn so erhält er ein Buch, das er mit Genugtuung seiner Bibliothek ein verleiben kann. Daß die gebundenen Werke einen größeren erzieherischen Einfluß zum Büchersammeln auf den Käufer ausüben, ist unbestreitbar, und aus diesem Grunde wäre die neue Form des Romans wohl zu verteidigen, nur hätten die Verleger den Preis nicht so niedig ansetzcn und nicht ganz neue Romane, die erst vor kurzer Zeit zu 6 sb. veröffentlicht waren, auch schon zu 7 ä. ausgeben sollen. Wenn die be treffenden Verleger sich auf ältere Werke beschränkt hätten, so würde von den anderen Verlegern und den Sortimentern nicht dagegen Sturm gelaufen werden, denn alle diese haben Sammlungen wie -Lverz- Nan's I-ibi'Li-v« (Deut) >7'bs ^Vorlä's Olassies« usw. mit Freuden begrüßt. Diese Samm lungen geben sür wenig Geld (1 ein sehr schön ausge- stattetes, gebundenes Buch und fördern die allgemeine Bildung durch Aufnahme von anerkannt hervorragenden Werken der schönen Literatur, Kunst, Philosophie und Geschichte. Der englische Verlegerverein, der um Regelung dieser Angelegenheit ersucht worden war, lud denn auch die her vorragendsten Romanverleger zu einer Vorbesprechung ein, um ein genaues Bild von der Sachlage und der Meinung der Beteiligten zu erhalten. Es schien auch wirklich als ob sich alle darüber einig wären, daß es für den gesamten englischen Buchhandel unbedingt nötig sei, die Ver leger zu verpflichten, keine weiteren Bände zu 7 6. oder ähnlichen Preisen auszugeben. Bei der Haupt versammlung im März zeigten aber einige Verleger schon Bedenken, und eins der ersten Häuser mußte zu geben, daß es auch der Versuchung nicht habe widerstehen können und auf Verlangen seiner Autoren verpflichtet sei, auch billige, gebundene Ausgaben zu 76. auszugeben. Da nun gerade dieses Haus die ersten Autoren verlegt und in Buchhändlerkreisen ein sehr hohes Ansehen genießt, da es im Kampfe gegen den >17wes Loolr Olnb« eine hervorragende Rolle gespielt hat, befremdete ein solches Vorgehen sehr und wurde stark und heftig kritisiert. Am 3. Mai wurde dann eine neue Versammlung der Roman-Verleger einberufen, doch konnte diese zu keinem endgültigen Entschluß kommen. Die übergroße Mehrzahl der Anwesenden wäre gern bereit gewesen, sich zu verpflichten, in der Zukunft keine billigen gebundenen Ausgaben von neuen Romanen zu veranstalten, doch wollten unglücklicher weise drei Firmen, und gerade die größten, nichts von einem derartigen Abkommen wissen. Die anderen Firmen wurden daher gezwungen, ihren zum Besten aller beteiligten Kreise gefaßten Entschluß wieder fallen zu lassen; denn sie konnten unmöglich das Feld den Gegnern nun ganz frei überlassen.
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