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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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6216 Börsenblatt s. d. DHchn Buchhandel. Amtlicher Teil. ^ 117. 24 Mai IS0S auf das ernstlichste beschäftigt, hier wieder einmal vorgebracht hat. und werden mit cinstimmen in den Appell, den er an uns richtet, daß jeder in seinem Kreise dahin wirken soll, daß womöglich einmal Halt gemacht wird gegenüber dieser Literatur. Ehe wir weiter darüber sprechen, glaube ich. sollten wir, um Mißverständnisse auszuschließen, kurz sagen, was wir wohl unter Schmutz- und Schundliteratur verstehen. Ich glaube es kurz dahin definieren zu können, daß es einerseits die Literatur ist — die allerdings den Namen Literatur überhaupt gar nicht verdient —, die hervorgeht aus einer lüsternen perversen Phantasie, andererseits die Literatur, die in tausenden und abertausenden von Exemplaren überall hin verbreitet wird, die dazu dient, das Verbrechertum zu verherrlichen. Ich darf wohl die Überzeugung aussprechen, daß der großen Mehrzahl von uns diese Literatur eigentlich unbekannt ist, daß wir sie nur vom Hörensagen kennen. Aber wer Ohren hat, zu hören, der höre! Besonders aus den Kreisen der Schule und der Familie erklingen immer wieder wahre Hilferufe: helft uns. daß sich diese Seuche besonders in der Jugend nicht weiter ausbreitet! Wir wissen es ferner aus verschiedenen Broschüren, — u a. aus einer Broschüre von einem Strafanstaltspsarrer. die in Düsseldorf erschienen ist und wo das an einer ganzen Reihe von Fällen nachgewiesen wird —, daß ganz direkt verbrecherische Handlungen von Kindern noch und von kaum Er wachsenen zurückzusühren sind auf die verderbliche Lektüre; wir wissen cs endlich selber aus zahlreiche» Gerichtsverhand lungen, wie verderblich diese Literatur ist und wie sie Dimensionen angenommen hat, von denen wir uns vor wenigen Jahren noch gar keinen Begriff gemacht haben und wie es Pflicht eines jeden denkenden Menschen ist, sein möglichstes zu tun, daß dem Einhalt geboten wird. Der Buchhandel ist bisher, ich möchte sagen, Gewehr bei Fuß dagestandcn gegenüber dieser Erscheinung, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, indem er sich gesagt hat: die große Mehrzahl von uns hat ein durchaus gutes Gewissen in dieser Sache. Es ist ja tatsächlich gar nicht der wirkliche Buchhandel, der diese Literatur produ ziert, es ist auch gar nicht der wirkliche Buchhandel, der sic verbreiten hilft. Aber, meine Herren, wir müssen doch be denken, daß bei einem großen Teile des Publikums man sich einfach sagt: Bücher kommen doch vom Buchhandel her, und daß bei vielen Leuten keine große Unterscheidung gemacht wird, daß man also mehr oder weniger auch uns dafür verant wortlich machen wird. Da tritt nun an uns die Frage heran: wie können wir helfen, daß es besser wird? Die Frage ist ja ungemein schwierig, und Taten werden wir vor der Hand vielleicht noch nicht tun können; aber immerhin, den Anstoß dazu möchte ich doch geben, daß wir uns nun einmal ausraffen und wenigstens den Versuch machen, denen, die dagegen kämpfen, zu helfen, und gleichzeitig auch dafür zu sorgen, daß auch in der breiten Öffentlichkeit mau einen Unterschied macht zwischen den Erzeugern und Verbreitern dieser Literatur und uns Buchhändlern. Wir müssen dafür sorgen, daß unser Schild rein bleibt und daß allsällige Flecken entfernt werden. Ich möchte Ihnen im Einverständnisse mit dem Vorstände des Börsen- vercins, dem ich gestern die Sache vorgelegt habe, den Vorschlag machen, daß wir durch den Vorstand in möglichst aus gedehntem Maße im ganzen deutschen Sprachgebiet durch die Zeitungen eine Veröffentlichung ungesähr folgenden Inhalts erscheinen lassen: Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler spricht ihr tiefes Bedauern aus über das unheimliche Anwachsen einer traurigen Schundliteratur, die, durch keine Rücksichten aus das Volkswohl, durch kein Verantwortlichkeitsgefühl für die geistige und körper liche Gesundheit der Jugend gezügelt, die niedrigsten Triebe der menschlichen Natur entfesselt und die sittlichen Grundlagen unserer Kultur ernstlich gefährdet. Die heute in Leipzig versammelten Vertreter des Buchhandels Deutschlands, Österreichs und der Schweiz lehnen jede Gemeinschast mit den Erzeugern und Verbreitern solcher volks- vcrgiftenden Literatur ab und erklären es als die selbstverständliche Pflicht eines rechten Buch händlers. sich durch intensivste Vertretung guter, durch Bekämpfung schlechter Literatur mit allen Kräften an der Ausrottung des unser Volk bedrohenden Übels zu beteiligen. Meine Herren, ich verspreche mir von solcher Veröffentlichung erstlich, daß dadurch einmal vor aller Welt konsta tiert wird, wer eigentlich die Verbreiter sind, und daß wir mit diesen Leuten — in unserer allergrößten Mehrzahl wenig stens — nichts gemein haben. (Lebhafter Beifall.) Ich verspreche mir ferner davon, daß diejenigen, die vielleicht hier und da den Verlockungen der hohen Rabatte erlegen sind und vielleicht ein etwas weites Gewissen gehabt haben, sich darüber klar werden, daß es so nicht weitergehen kann, daß sie eine derartige Literatur nicht nur. wie man bescheidenerweise bis jetzt meistens verlangt, aus ihren Schau fenstern entfernen, sondern aus ihren Läden überhaupt, daß sie in ihrem Hause überhaupt nicht mehr zu finden ist, und ich verspreche mir endlich davon, daß dadurch das Publikum darüber aufgeklärt wird, daß eigentlich die beste und nachdrücklichste Hilfe gerade in dem Kreise des Buchhandels zu finden ist und daß man doch bei zukünftigen Schritten gegen eine derartige Literatur sich auch gerade der Buchhändler bedienen soll, indem sic doch eigentlich Fachmänner ersten Ranges auf diesem Gebiete sind. Meine Herren, ich wage nicht zu hoffen, daß wir dadurch schon jetzt Großes erreichen; aber ich hoffe doch, daß damit der erste Schritt getan werde, daß es anders werden soll aus diesem Gebiete; denn wenn es so weitergeht, wie es jetzt der Fall ist, dann können wir nur mit der allerernstesten Besorgnis der Zukunft und der Entwicklung unseres Volkes entgegensetzen. Ich empfehle Ihnen daher auss wärmste die Annahme dieser Resolution, indem wir die Bitte aussprechen, daß der Vorstand des Börsenvercins sie — sei cs in dieser oder vielleicht in einer etwas abgeänderten Form — in möglichst aus gedehntem Maße zur Kenntnis des ganzen deutschen Volkes, soweit überhaupt die deutsche Zunge klingt, verbreiten wird. (Lebhafter, anhaltender Beifall.) Herr Justus Pape-Hamburg: Meine Herren, auch ich danke dem Vorstand, daß er diese so un- gemein wichtige Angelegenheit in seinen Jahresbericht mit ausgenommen hat, und ich danke namentlich Herrn Francke, daß er so kräftig dahintergesaßt hat. Meine Herren, es läßt sich auf diesem Gebiete manches tun. Wenn Sie nach dem Vor bilde von Göttingen überall in Ihren Städten angesehene Männer sammeln, die sich mit Aufrufen und Flugblättern an das sittliche Verantwortungsgefühl der Händler, der Ladenbesitzec usw. wenden, dann werden Sie Erfolg haben; denn wir haben in Hamburg das auch getan, wir haben Hunderte von Unterschriften angesehenster Männer gefunden, und cs ist in-
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