Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090515
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190905151
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090515
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-05
- Tag1909-05-15
- Monat1909-05
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
111. 15 Mai 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5875 Doch Vivat jedem braven Bücherhändler Und fröhliches Gedeihn! Er habe stets, blieb ihm auch sonst nichts über, Doch seine Flasche Wein.« Hierzu gab vom Festausschuß Herr Georg Merse burger die folgende Erklärung! Meine Herren, keine Rede, sondern nur eine ganz kurze Mitteilung! Der Festausschuß hat sich mit Ihnen allen, die Sie hier versammelt sind, einen Scherz erlaubt. Run habe ich ein etwas böses Gewissen. Deshalb bekenne ich lieber meine Sünden. Sie haben nämlich eben kein neues Lied gesungen, sondern ein ur°uraltes, ein 63 Jahre altes Lied. (Heiterkeit.) Es wurde uns in letzter Stunde ein Tafellied abgesagt, — wo sollten wir da schnell eins hernehmen und nicht stehlen? Da haben wir eben gestohlen, und zwar unter gütiger Mitwirkung des Herrn Burger aus der Börsenvereinsbibliothek, lHeiterkeit) der sich freute, daß einmal einer hinkam. (Heiterkeit.) Er hat uns gleich eine ganze Anzahl Gedichte zur Verfügung gestellt, aus denen wir uns das beste herausgesucht haben; das ist das Krebslied zur Ostermesse IS46. — Wer's nicht glaubt, geh' her und seh'. (Große Heiterkeit und lebhaftes Bravo.) So hatte hier also ein alter, leider unbekannt gebliebener Kantatesänger eine unerwartete fröhliche Auferstehung gefeiert. Als zweites Lied folgten; »Ehrsame Betrachtungen zu Kantate von einem harmlosen Kollegen, (Georg Merseburger), nach der Melodie »Immer an der Wand lang«, ein lustiges Lied, das allgemeine Heiterkeit erweckte. Einen Refrain daraus haben wir diesem Berichte als Motto vorangestellt. Den größten Heiterkeitserfolg fand wieder unser ver ehrter Kollege 0. 8. (Otto Heidmüller, Wismar), der sich diesmal mit dem XV. Heft seines beliebten »Feuchtfröhlichen Liederkranzes für meßvergnügte Buchhändler, eingestellt hatte. Mit beständig wechselnder Melodie dem Thema des lustigen Verses sich anschmiegend, trifft 0. Il 's feine Satire immer den Nagel auf den Kopf. Die vollständige Reihe dieser kleinen Hefte sich zu bewahren, sollten die »Meß- vergnügten- sich angelegen sein lassen. In ihrer langen Folge bieten sie für einsame Stunden einen wunderbar er heiternden Auszug aus der Kulturgeschichte des Berufs, wohl geeignet, in Erinnerung schwelgen zu lassen und manche Trübsal wegzublasen. Alle Drucksachen zur diesjährigen Kantateseier sind an der herkömmlichen Stelle hier schon verzeichnet worden (vgl. Nr. 107 und 108 d. Bl.). Alles zeigte vornehme künstlerische und technische Ausführung. Rühmende Hervorhebung verdient wieder das gewohnte liebenswürdige Kantate-Notizbuch der Baumbachschen Dampsbuchbinderei Max Baumbach in Leipzig mit Kalendarium von Kantate zu Kantate, woraus hier angemerkt sei, daß im nächsten Jahre Kantate schon auf den 24. April fällt. Notizblätter und empfehlende Anzeigen buchgewerblicher Firmen füllen den übrigen Raum des äußerst geschmackvoll auSgestatteten Bändchens. Das spät begonnene Mahl endete natürlich auch spät im Lichterglanz der mächtigen Kronen, nachdem der allgemach als drückend empfundene Stoffüberhang zurückgezogen und der Ausblick in die weiteren zwei Drittel der Saalhöhe freigegeben war. Ein Zigarrenkistchen mit je drei vortreff lichen Havannas, das jedem Teilnehmer zum Kaffee beschert worden war, lieferte den Stoff zu duftend aufwirbelnden Rauchwölkchen, für viele ein lange ersehntes Behagen. Erst gegen 10 Uhr nahm das fröhliche Fest ein Ende. Der Montag-Abend. Für den Montagabend hatte der Festausschuß zu einem Konzert- und Theaterabend in die Festsäle des Zoologischen Gartens geladen. Für den Schluß war ein Tänzchen in an genehme Aussicht gestellt, und es war daher wohl begreiflich, daß die Damenwelt reich vertreten war. Der Saal des Zoologischen Gartens ist der größte in Leipzig; wirkungsvolle Blüten- und Blättergewinde hoben seine schöne Wan dung und gaben ein festliches Gepräge. Der weite Raum war dicht gefüllt; gegen 2000 Personen hatten der Einladung Folge geleistet. Man saß an gedeckten Tischen, flinke Kellner sorgten für leibliche Stärkung. Wie üblich, war das Rauchen verpönt, und der gleiche Bannstrahl, vom Podium amtlich verkündet, traf auch die — Damenhüte. Flotte Märsche und andere Weisen des Musikkorps des 8. Infanterie Regiments Nr. 107 unter Leitung des Musikmeisters Herrn Karl Giltsch sorgten für angenehme Unterhaltung bis zum Beginn des Bühnenstücks, auf das sich die Neugier der Wartenden in besonderem Grade gerichtet hatte. Ein soeben erschienenes -Reclambändchen- wurde zum Kauf angeboten und fand reißenden Absatz zum ge ziemenden Ordinärpreise und zur Slärkung der Kassen des Unterstützungsvereins. Es brachte den Text der aufzu führenden Komödie; Doppelte Moral oder Im Zauber des Elelescho oder Wenn Sorti menter träumen. Große bibliographisch-zoologisch- ethnographisch-kolonialc Haupt- und Staatssekretär- Aktion in einem Vorspiel, drei Aufzügen, einem aufregenden Ballett und einem beruhigenden Nach spiel von einem Zeitgenossen. Musik von Vogel Strauß. Mit allergnädigstem Prioilegio eines hohen akademischen Schutzoereins. 1k". 94 S. Leipzig, Ver lag des Festausschusses (Universal-Bibliothek 10. 5. 09.), und es war gut, daß das Konzert Zeit ließ, sich mit dem Inhalt vertraut zu machen, denn unter dem überweiten Raume litt natürlich die Verständlichkeit des Dialogs. Ein Vorspiel und ein Nachspiel umrahmen den Haupt teil der flott gespielten Burleske, den Traum des Sorti menters Möckelmann als zwiefach verheirateten Kolonial sortimenters in Kitaganda (Deutsch-Ostafrika). Nach der Lektüre eines Übermaßes von Anzeigen im Börsenblatt über Kolonialliteratur und weiter damit beschäftigt, Offertbriefe von Gehilfen, auch einer recht anspruchsvollen Gehilfin (Isolde von Schimmelwitz) (samt Photographie) zu lesen, zu betrachten, zu erivägen, übermannt ihn in seinem Bücherladen ein Schläfchen. Der Genius des Traumes umgaukelt ihn mit wallendem Schleier, hält ihm eine Negermaske vor und überläßt ihn den Tücken seiner Phantasie. Die folgenden Akte zeigen Möckelmanns Tun und Treiben in Afrika, um geben von seinen gewohnten Regalen, deren Inhalt sich zum Teil in lockende Flaschen und Fläschchen mit -Feuer wasser» verwandelt hat, wie denn auch der Lehrling Fritz Luft (Ali) mit fleißigem Abzapfen dort eine wesentlich ver änderte Richtung seiner Betätigung gefunden hat. Den Auslagetisch bedecken Zigarettenschachleln. Möckelmann steht einem behäbigen Pflanzer ähnlich; die Stelle seiner ehelichen Gesponsin daheim vertritt ein Negerweib, schwarz-weiß ge sprenkelte Kinder lungern im Laden herum, ein dritter Sproß ruht im Kinderwagen. Isolde von Schimmelwitz ist Gehilfin und aller beherrschende Gebieterin; mit gleicher Routine zwingt sie den drollig beglückten schwarzen Kunden zu höchsten Preisen Bücher auf und tyrannisiert sie den macht losen Geschäftsinhaber. Ereignisse der jüngsten Zeit werfen ihre Schatten auch nach dort in die weltentrückte Ferne, — ein tolles Durcheinander voll Witz und Laune, das recht vergnüglich anzuschauen war. — Den Gang der Handlung hier zu schildern, ist unmöglich und möchte ermüden. Wir empfehlen das geringe Wagnis eines Zwanzigers zur Lektüre. 763«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder