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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090515
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- Jahr1909
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5874 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 111. 15 Mai 1909. daß jeder nur fünf Minuten zu reden hätte und für jede weitere fünf Minuten fünf Mark in die Pettershose tun müßte. (Heiterkeit.) Dann würde ich sogar stundenlang zuhören — oder vielleicht auch nicht zuhören. (Heiterkeit.) Da ist mein lieber Freund Sellier, der sich vorhin als reicher Onkel vom Lande der Familie vorgestellt hat. (Große Heiterkeit.) Er sieht auch wirklich nach und nach so aus. (Große Heiterkeit.) Er hat so eine würdige äußere Erscheinung, (Heiterkeit) und es hat mir eigentlich Freude gemacht, wie er den heutigen Tag als Familienfest bezeichnte. (Heiterkeit.) Das einzige, was mich gekränkt hat — er ist ein Zögling von mir —, ist, daß er verschiedene Schlagwörter von mir entlehnt hat, und in dem Punkt bin ich kitzlig. (Heiterkeit.) Wenn ich nun zu meinem Freunde Hartmann-Elberfeld komme, so hat er mich am heutigen Tage ganz besonders er freut. Fürchten Sie indessen nicht, daß ich nun auch über meine militärische Vergangenheit eine große Rede halte, wie er es getan. (Heiterkeit.) Meine militärische Vergangenheit tilgt klar vor Ihnen: ich habe es bis zum höchsten Grade der Gemeinheit gebracht (große Heiterkeit) und bin mit den Knöpfen in Ehren entlassen worden nach dem ruhmreichen Feldzug von 1870/71. Nun, meine verehrten Herren, hat heute Herr Hartmann so philosophisch geredet, (Heiterkeit) daß ich fast geglaubt habe, er bilde sich ein, er wäre der Eduard von Hartmann. (Lebhaftes Bravo! und große Heiterkeit.) Vielleicht haben die meisten von Ihnen dasselbe Gefühl gehabt. (Zustimmung und Heiterkeit.) Aber es hat mich doch gefreut. Man sieht doch, daß der Mensch etwas aus sich zu machen weiß. (Heiterkeit.) Der Herr Geheimrat Kalähne hat in treffender Weife sich über unsere Abrechnung ein wenig lustig gemacht; er hat die Abrechnung nicht auf der Höhe gefunden, wenn ich ihn recht verstanden habe. Hat er aber schon einmal eine Abrechnung gesehen, die ich gehalten habe? (Heiterkeit) Die steht auf der Höhe und bleibt immer auf der Höhe. (Heiterkeit.) Das ist die Abrechnung mit dem treuen Buchhändlerherzen, (Bravo!) und die geht nur sofort in bar vor sich, und hier wird sich Herr Geheimrat Kalähne ganz gewiß nicht darüber beklagen, daß wir irgendwie rückständig seien. (Große Heiterkeit.) Nun, meine verehrten lieben Freunde, ich muß Ihnen doch natürlich auch sagen, wie es das vergangene Jahr mit unserer Unterstützung gewesen ist. Der Unterstützungsverein hat mehr als je geleistet. Das ist einerseits sehr traurig — nämlich, daß er es leisten muß —, andrerseits aber auch sehr erfreulich: daß er in der Lage war, es zu können. Es ist ungefähr eine Summe von 70000 an Witwen und Waisen unterstützungs bedürftiger Buchhändler, an Prinzipale und Gehilfen aus gezahlt worden, eine Summe, die bisher noch nie erreicht war, und da muß ich wohl sagen: dank dem liebenswürdigen Ent gegenkommen so vieler Kollegen, die es sich zu Herzen ge nommen haben, als ich sie das vorige Jahr aufforderte, alle Mitglied zu werden. Es hat sich tatsächlich die Mitgliedschaft bedeutend erhöht. Ich möchte Sie aber doch noch herzlich bitten, zu bedenken, daß über tausend Börsenvereinsmitglieder noch nicht Mitglieder des Unterstützungsvereins sind. (Hört! hört!) Wenn man erwägt, daß — wie ich Ihnen eben gesagt habe — so viel Gutes, so viel Wunderbares aus dem Unterstützungs verein hinaus in die Welt geht, meine lieben Freunde, so meine ich, es dürfte keiner mehr Zurückbleiben, sondern es müßte unbedingt jeder von uns Mitglied werden. (Sehr richtig!) Aber, meine verehrten Herren, nicht nur ein dauerndes Mit glied! Das Aufnahmeexamen ist schnell bestanden; aber das, worauf es dann vor allem ankommt, daß ist der regelmäßige Schulbesuch. Meine verehrten Herren, das nützt der Sache. Wir müssen die regelmäßigen Beiträge haben, und darum bitte ich Sie dringend: tun Sie es mir zuliebe, oder besser: tun Sie es sich selbst zuliebe, und werden Sie alle, die Sie noch nicht Mitglied sind, Mitglied unseres Unterstützungsvereins; wenn jeder im Jahre nur 10 .k Beitrag spendet —, so macht das schon eine große Summe aus. Ich weiß nicht, ich wollte noch einem andern Vorredner etwas erwidern, habe aber die Redner nicht mehr so in der Erinnerung und so mag es genug sein. Aber ich kann nur sagen: ich freue mich, daß wir heute wieder so fröhlich bei einander sind, und ich sage immer: wir müssen stets dankbar sein, wenn wir uns nach einem Jahre Wiedersehen; wir müssen dankbar sein dem guten Geschick, das uns an Leib und Seele gesund erhalten hat, so daß es uns möglich ist, wieder hier zu erscheinen. Wenn ich nun von meiner Tätigkeit als Wohl tätigkeitsredner erzählen wollte, oder von den dreißig Jahren — oder wie lange es ist —, die ich nach Leipzig komme, ich könnte Sie bis morgen unterhalten, immer von demselben Thema, immer an der Wand lang. (Heiterkeit.) Doch jetzt will ich zum Schlüsse kommen, und da fiel mir gerade gestern ein Rundschreiben eines Großkollegen aus Jena in die Hand. Der empfiehlt hier in reizender, ganz ursprüng licher Weise ein Buch von einem Michael Bellmann, einem schwedischen Dichter, der 1740—1795 gelebt hat. Das muß ein Mordskerl gewesen sein; das war so ein rechter Trinkbruder, ein echter Lump, ein hervorragender Trink- und Liebespoet. war jedenfalls ein riesig sidelcr Kerl, und damit man sich dieses Buch anschaffe, hat der freundliche Herr Verleger ein paar reizende Worte niedergeschrieben. Er sagt: »Fredmans Episteln werden mit Hilfe des Sortimenters ein Volksbuch des bier trinkenden Deutschland werden. Prosit! Greift in den Beutel, ihr Hunde!« (Heiterkeit und Bravo.) Meine lieben Freunde, ich bin zu bescheiden, um dem noch etwas hinzuzufügen. (Große Heiterkeit und lebhaftes Bravo.) Im Anschluß an die zündenden, Herz- und beutel öffnenden Morre des Herrn Peilers, die wieder mit be sonders freundlichem Beifall begrüßt wurden, sei hier ein geschaltet, daß ihm auch diesmal sein gewohnter hochachtbarer klingender Erfolg treu gebliel en ist. Das Gesamtergebnis der sofort vorgenommenen Tellersammlung belief sich auf etwa 1850 wovon nicht weniger als 750 ^ auf des Redners bekannte und schwierige »Superrevision« entfielen. Für die Otto Pettersstiflung beim Untcrstützungsverein in Berlin hat der Unermüdliche bei anderen Geselligkeiten der diesjährigen Kantoieseier gegen 1600 ^ gesammelt, ins gesamt in diesen wenigen Meßtagen also ungefähr 3l50^, ein neuer schöner Beweis seiner Gewandtheit und Hingebung, nicht minder auch der Opferfreudigkeit der versammelten Kollegen. Von Tischliedern wurden im Verlaufe der Tafel folgende verteilt und gesungen: als erstes: »Krebslied zur Ostermesse«, ein ehrwürdiges feuchtfröhliches Buchhändlerindchen, zu einer Zeit entstanden und gesungen, als das bayrische und andere berühmte Biere ihren Siegeszug über Deutschland und die Welt noch nicht begonnen hatten; daher der in heutiger Zeit etwas üppig klingende Schlußvers:
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