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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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^ 104, 7. Mai 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Ttschn. Buchhandel. 5529 zeigte entschieden mildere Züge als das seine, ein unver kennbares Erbteil der herzensguten, bis ins hohe Alter gewinnend liebenswürdigen Mutter. Sechsundvierzig Jahre des Wirkens waren dem Bater im Dienste der Firma be schielten, neun Jahre nur sollten Johannes und Hermann, sechsund zwanzig Felix an der Spitze des weitverzweigten Unternehmens stehen. Der fachmännisch vorgebildcte Hermann Weber, geboren am 23. August 1842, widmete seine Kraft vor nehmlich dem Bnchverlag und der Druckerei. In ihm lebten ein vornehmer und geläuterter künstlerischer Sinn und ein offenes Verständnis für alle zeitgemäßen Ausgaben und Forderungen von Buchdruck und Buchhandel. Energisch und lebhaft hat er es betätigt bei der Fortsetzung jenes dem Jahre I8L1 entstammenden Sammelwerkes der Illustrierten Katechismen», bei der Schöpfung der prächtigen, xylographisch geradezu vorbildlichen »Meisterwerke der Holzschneidekunst» und bei noch so manchem wertvollen Werk seiner Verlags tätigkeit, wie der »Novcllenbibliothek der Jllustrirten Zeitung» und den »Illustrierten Gesundheitsbüchern», be tätigt hat er es vor allem auch bei der Erweiterung und fürsorglichen Pflege seiner über alles geliebten Buchdruckerei. Als er in der Morgenfrühe des 19. Oktober 1889 einem schweren Herzleiden erlag, da beklagte tiefe Trauer in Geschäft und Familie das allzu frühe Ende eines edeln, von sonnigem Humor durchleuchteten Lebens. Wenige Wochen später, am 9. November 1889 schon, starb ihm auch der älteste Bruder, der am 2«. Februar 1--38 geborene Johannes Weber, nach. Sein Werk war die Be gründung einer Zweigniederlassung der Fiima in der deutschen Reichshauptstadt gewesen, und ihr Schöpfer war auch durch seine eigenartige Begabung zu ihrem Organisator und Leiter recht eigentlich geschaffen. Jedes Tagesereignis in Politik, Handel und Verkehr weckte seine lebhafte Teilnahme, nichts Bedeutungsvolles in der Entwicklung des wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens entging seinem rührigen Geist und seinem scharfen Blick. Vertraut mit den Berliner Verhält nissen, bekannt und beliebt in der Berliner Gesellschaft, hat er dem väterlichen Leipziger Unternehmen und der »Jllu strirten Zeitung» Einbürgerung und Behauptung in jener großen neuesten Geschichtsepoche erleichtert, die mit der Wieder herstellung des deutschen Einheitsreiches anhob und die naturgemäß auch der ersten und vornehmsten deutschen illu strierten Zeitung erhöhte Ausgaben und neue Ziele zuwies. Nach dem plötzlichen Heimgang seiner beiden älteren Brüder hatte vr. pbil. Felix Weber (geboren am 18. Januar 184L), der im Jahre 1870 in das Geschäft eingetreien war und seit dem Tode des Vaters die -Jllustrirte Zeitung leitete, allein die schwere Bürde aus sich zu nehmen. Treu dem Geist seines Hauses, griff er unerschrocken zu, und sieben Jahre trug er sie allein, ehe ihm in seinem Neffen Hans ein von ihm hochgeschätzter Mitarbeiter heranwuchs. Es ist wunderbar, zu sehen, wie gerade der historisch und nationalökonomiich Vorgebildcte es verstand, in die eigen artigen Jnte> essen und Anforderungen des ausgedehnten Unternehmens hineinzuwachsen, und wie er dann unabläisig und unverdrossen best ebt war, die Zeitung auszubauen, um- zugestalten und sie wie den Verlag und den gesamten Geschäftsbetrieb aus die ragende Höhe der Gegenwart cmpor- zufllhren. In einer Reihe einschneidender äußerer Tatsachen spiegelt sich die reiche Lebensarbeit eines schaffensrüstigen Menschenaltcrs in ihren Brennpunkten wider: in der Um wandlung und Ausstattung des xylograr hischen Instituts, in dem Geschäftsneubau mit einer neuen, zeitgemäß ver- vollkommncten Buchdruckerei, in der Gründung der galvano plastischen Anstalt, in dem Neubau für die Redaktion und für die chlnngraphische Abteilung. Geradezu vorbildlich aber Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. wirkte die edle Persönlichkeit l)r. Felix Webers, die in seltener Mischung die von Vater und Mutter ererbten Charaktereigenschaften zu einer neuen, unendlich liebens werten Individualität verband, mit der Bescheidenheit und An spruchslosigkeit die eiserne Energie und zähe Selbstverleugnung, mit der charakterfesten Tatkraft die unaufhörliche Hilfsbereit schaft für Not und Elend. Den Beginn des Alters hat der Unermüdliche erlebt, die Schwäche und Mühsal des Alters aber hat ihm der Tod erspart, der ihn am 20. August 1906 von schwerem Leiden erlöste. Es war ein tragisches Geschick, dem vier Monate vor ihm, am 21. April 1906, sein jugendlicher M tarbeiter, Hermann Webers ältester Sohn, Hans Weber (geboren am l4. April 1873), erlag. Vielseitig organisiert und reich begabt, mit gediegener beruflicher Vorbildung ausgerüstet, die Brust geschwellt von den Idealen seines Berufes und der deutschen Kunst, hat er während seines zehn jährigen Schaffens sich neben seinem hochoerehrten Oheim eine bedeutende Position zu erringen gewußt. Don dem Vater überkam er den goldhellen Humor und die Liebe zu Verlag und Buchdruckerei, von dem Großvater jenes weitgreif mde Inter esse sür seinen Stand und seine Standesgenossen. Offenbarte er dort in der Ausstattung zahlreicher bedeutenden Verlagswerke und Gelegenheitsschriften in Anlehnung an die großen Vor bilder des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts sowie in der künstlerischen Ausgestaltung des Jaseratenweseus und der Drucktechnik der Zeitung den ihm eigenen Sinn für Formschönheit und Farbenfreude, so bewährte er sich hier als begeistertes, opferbereites und überaus geschicktes Mitglied zahlreicher O-ganisationsverbände seines Ge werbes, als Förderer des sozialen Friedens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Im besonderen war er unausgesetzt bestrebt, den ganzen Geschäftsbetrieb nach modernen kaufmännischen Grundsätzen umzuformen und auf die Grundlage zu stellen, die im wesentlichen auch noch sür die Gegenwart maßgebend ist. Sein letztes Ziel aber rollte cs sein, durch dre aus unscheinbaren Anfängen zu neuem Sein und Wesen geweckten Exportzcirschriften (»Deutscher Export», »Lm-rg/», »bll 6on>pr»äor») mitzuarbeiten an den großen Problemen, wie sie die Weltpolilik und die Weltwirtschaft der Gegenwart dem deutschen Volke gestellt haben: an der nat onaren technischen und künstlerischen Kräftigung des Deutschtums im Ausland, an der Verbindung der Deutschen daheim und draußen, an der Eroberung des Weltmarktes für das deutsche Buchgewerbe. Zu früh für die Seinen, zu früh auch für die Firma ist der Kühne und Frohe aus vielversprechender Wirksamkeit geschieden. Seit dem August des Jahres 1906 ist die Leitung des Hauses dem jüngeren Sohne Hermanns, Horst Weber, und dem jüngeren Sohne von Or. Felix Weber, Siegfried Weber, anverlraut. Beide waren bereits mehrere Jahre zuvor in das Geschäft als Abteilungsleiter ein- gelreten, nachdem sie durch eine gediegene buchhändlerische, technische und kaufmännische Ausbildung im In- und Ausland den Grund zu ihrer vcrantwortungsreichcrr Stellung gelegt und sich Blick und Verständnis für die gewaltigen Forderungen des modernen Buchhandels und des modernen Buchdrucks sowie namentlich für die Ver wertung der unendlich erweiterten Reproduklionsverfahren der Gegenwart geschult und geschärft Hutten. Wählend ihrer nahezu dreijährigen verantwortlichen Geschäftsführung sind sie trotz mannigfacher Zugeständnisse an den mit Riesenschritten fortschreitenden Geist der Zeit doch getreu der guten alten Tradition ihres Hauses geblieben, fest verankert im Wirken und Denken der Väter und doch durchaus selb ständig in der Weise der Betätigung. 719
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