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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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5482 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 102, 5. Mai 1909 war der Erste, als ich den Laden geöffnet hatte, der zu mir herüber kam, und sagte: »Ich muß der Erste sehn, der Ihnen Handgeld bringt«, und kaufte mir für 7 Tlr. 16 g. ab. Wer war glücklicher als ich! — Die erste Sorge war gehoben. Nachher er hielt ich noch 7 Tlr. 16 g. von einem Herrn Schmidt in Bornstedt; hierdurch wurde ich aus meiner peinlichen Lage gerissen. Meine Einnahme im July 1778 belief sich auf 99 Tlr. 23 g. 1 H. Mit Vertrauen auf die Vorsebung besorgte ich mein kleines Geschäft und hatte die Freude, daß es sich mit jedem Monat etwas ver mehrte. Ich und meine Frau hatten noch viel Zeit übrig; um noch eine Nebenbeschäftigung zu haben, fingen wir an Kupfer zur Buffonschen Naturgeschichte für Herrn Pauli zu illuminiren, und verdienten beyde monatlich 20 Tlr., welches uns in unserer Wirth- schaft trefflich zu Statten kam. Auf diese Weise lebten wir einige Jahre (1779—1781) ganz ruhig, ohne an große Unternehmungen zu dencken. Meine Ge schäfte vermehrten sich mit jedem Jahre. Nun aber folgte eine für mich sehr unruhige Epoche! In diesem Jahre wurde ich von einer hitzigen Kranckheit befallen, woran ich, nach der Aussage des damaligen Regiments Ch(irurgus) D. Engel, beynahe ohne Hoffnung war; allein meine gute Natur war stärcker als die Kranckheit, und ich wurde wieder, nach einem Kranckenlager von 2 Monaten, gesund. - Kurz vor dieser Kranck heit hatte ich die große Entreprise von den Feldzügen des Marschalls von Luxenburg unternommen, wozu ich auf An rathen des Königs Friedrichs II. war aufgefordert worden; mit diesem Werke druckte ich zu gleicher Zeit die Geschichte und Feldzüge des Prinzen Conds 4 Bände. Elfteres den Luxemburg gab ich auf Praenumeration heraus, die für meinen Absatz ganz gut ausfiel, aber doch im Auslande nicht beträchtlich war. Beide Werke waren die Lieblingsbücher Friedrichs des Ilten; er hatte einigemal geäußert: daß er sich wundere, daß solche Werke nicht in deutscher Sprache von einem Buchhändler herausgegeben würden! Dies Unternehmen kostete mir 9000 Tlr.; ich hatte dazu 2 Chartenzeichner, 5 Kupferstecher, Buchdrucker und Pappiermacher nöthig, welche alle Monate eineSumma von 300 Tlr. (erforderten), ohne die Uebersetzer, welcher der damalige Hauptmann Herr v. Stamford, ein gewisser Kriegsrath Trost und der Prediger Bolte waren, zu bezahlen. — Diese Unternehmung machte mir so viel Sorgen, daß ich fast keine Nacht ruhig schlief, wodurch dann die vorgedachte Krankheit mich überfiel. Wäre ich dazumal gestorben, so war meine Frau höchst un glücklich, denn die Sachen wußte Niemand, wie ich sie eingeleitet hatte. — Hierzu ereignete sich noch der unerwartete schnelle Tod des Pappiermacher Rahm in Hof, welcher mir für 1600 fl. Pappier geliefert hatte, die ich aber nach meiner Bequemlichkeit in ab- schläglichen Zahlungen bezahlen konnte, nun aber durch den Tod dieses Mannes, den Erben die noch restierende Summa von 900Tlr. auf Einmal bezahlen sollte. Mit vielen Umständenund Verdruß brachte ich es dahin, daß ich alle 3 Monate 150 Tlr. gegen aus gestellte Wechsel bezahlte. — Herr Pauli versagte mir bey dieser Lage seine Unterstützung, dies kränckte mich sehr. Der Tod Friedrichs des Zweiten (1786) verursachte mir einen großen Verlust bey dieser Unternehmung, indem ich die Hoffnung hatte, daß er nach Beendigung der Werke an jedem Regimente 2 Exemplare zum Unterricht für die Offiziere austheilen lassen wollte. — Ich kam aber erst 1787 damit zu Stande, und sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erfüllte meine Wünsche auch nicht, obgleich ich ihm dies Werk dedicirt habe. Ein zweiter Unglücksfall betraf mich (1787) mit der Städte beschreibung vonFischbach, wobey ich 1200 Tlr. verloren habe, indem dies Werk gar keinen Absatz fand. — Dagegen machte ich eine glückliche Unternehmung mit der Herausgabe der Preußischen Armee-Uniformen, wodurch die Verluste wiederum gedeckt wurden. Im Dec. 1791 kaufte ich das Haus No. 6 am Wilhelmsplatz für 1650 Tlr., worauf ich lOOOTlr. Capital schuldig blieb. Herr Dickow lieh mir solche mit 4 pro Cent; dies Capital habe ich an die Dickowschen Erben 1811 d. 12. Oct. zurückgezahlt. In den folgenden Jahren bis zum Jahre 1796 lebte ich blos für mein Geschäft. Meine Frau wurde aber durch ein Übel, welches sie 1779 in ihren letzten Wochen, bey der Geburt einer Tochter, durch die Unachtsamkeit der Wehemutter, erhalten hatte, sehr krank, und blieb es auch zwey ganzer Jahre Alle ärztliche Hülfe wurde vergeblich angewandt, sie starb unter vielen Leiden 1798 d. 22ten October. 1799 verheurathete ich mich wegen meiner häuslichen Verhält nisse zum 2ten mal mit Julie Speer, am 20. Febr. 1799. Sie war eine sehr gebildete Person, und Kammerfrau bey der Prinzessin von Hessen Kassel gewesen; eine vortreffliche Wirthin, in allen Sachen sehr geschickt, und von der höchsten Reinlichkeit in ihrem Hauswesen. Leider hatte sie schon einen bösen Husten; die Aerzte aber versicherten, daß er von keinen bösen Folgen seyn könnte. — Allein das Uebel wurde jährlich ärger. Ich habe mit ihr 5 Jahre verlebt, die mir wenig Freuden gewährt haben; sie starb 1804 den 16. May, den Tag darauf als ich von der Leipziger Messe zurückkam. Meinen Sohn, welcher vor 2 Jahren nach Breslau gegangen war, mußte ich eiligst zurückiufen, der auch noch zur rechten Zeit vor ihrem Tode in Potsdam eintraf. Nun stand ich wieder mit meinem Sohne ganz isolirt da! — Wir überlegten oft, was in unserer Lage zu thun sey? indem unser Hauswesen ohne Weib liche Hülfe und Aufsicht nicht gehörig besorgt und bestehen konnte. Seit drei Jahren wurde wegen der Krankheit meiner Frau 26 Tlr. dem Koch Widtmeyer bezahlte. Endlich entschloß sich mein Sohn zu Heurathen, wogegen ich nicht zuwider war, indem ich den festen Vorsatz gefaßt hatte, keine Verbindung wieder einzugehen. — Er hatte die Bekanndt- schaft mit der ältesten Tochter des K. K. Musikus Herbig ge macht, ein sehr gutes, stilles und sittsames Mädgen. Diese Wahl hatte meinen ganzen Beyfall; besonders da ich Gelegenheit hatte, sie schon bey Lebzeiten meiner 2ten Frau, die sie zuweilen be suchte, kennen zu lernen. — Eltern und Kinder wurden darüber einig, und bey der Feyer meines Geburtstags 1805 d. 6. Febr. erklärte ich beyde als Brautleute, worauf dann die eheliche Ver bindung 1805 d. 9. April erfolgte. Der unglückliche Feldzug 1806 gegen die Franzosen machte nun in unserm kleinen, aber doch aufblühendem Geschäft, eine große Störung, und die beständige Einquartierungslast in unserm Haushalt große Unruhe; indem die Invasion just zu der Zeit ge schähe, wo meine gute Schwiegertochter erst das Wochenbette verlassen hatte, und dabey das säugende Kind auch abwarten und pflegen sollte. übernahm ich die Kontributionskasse für die Stadt, welche ich 2Vs Jahre ohnentgeldlich verwaltet habe. — In diesem Jahre konnte ich nicht nach Leipzig zur Messe reisen, welches das Erste mal feit meinem Etablissement war. 1808 wurde ich, nach Einführung der Städte-Ordnung, zum Vorsteher der Stadtverordneten-Versammlung gewählt, welches Amt ich 18 Monate verwaltet habe. Ich hatte viel Arbeit diese Sache einzuleiten, und auch viel Verdruß dabey. 1811 wurde ich von den Stadtverordneten zum Mitgliede des Magistrats gewählt, welches Amt ich bis heute als d. 9. August 1813 noch bekleide. 1813 konnte wegen des neu ausgebrochenen Krieges zwischen Rußland und Frankreich die Messe in Leipzig von allen Buch handlungen in Deutschland nicht besucht werden; weßhalb ich ein Circulare an sämtliche Buchhändler in Deutschland »Über die Fortdauer der Börse« habe ergehen lassen; worauf so viele Unterschriften eingingen, daß ihre Fortdauer gesichert wurde. In den Jahren 1814—1815 waren die Armeen in Frankreich, und der Buchhandel erhielt dadurch wieder in Deutschland feine vorige Freyheit. 1816 machte ich die von mir seit 8 Jahren gewünschte Reife nach den Rheingegenden, worüber ich ein kleines Tagebuch geführt habe. Ich rechte von Leipzig nach geendigtem Meß- gefchäft mit Herrn Löflund nach Stuttgardt, und kam am 24. July 1816 wieder in Potsdam an. Diese Reise machte den schönsten Zeitpunkt meines mühevollen Lebens aus und gewährt mir bis auf diese Stunde noch den höchsten Genuß der Schönheiten so ich gesehen habe (siehe das darüber geführte Tagebuch). Im August (d. I5!5n) reifete ich nach Stettin, um der Ver bindung der Tochter meines verstorbenen Freundes Kasscke mit
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