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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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^ 102, 5. Mai 1900. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. BmhhoiUxl. 5431 gab vor, daß er meine Freunde und Familie in Ungarn genau I kenne, und mir in meiner Erbschafts-Angelegenheit sehr gern nütz, lich sehn wollte: besonders da er jetzt mit dem Gesandten, welcher schon abgereiset war, nach Wien zurückginge. — Kurz, er sagte mir einige Tage nach der gemachten Bekanndtschafft, daß er wegen seiner Rückreise in Verlegenheit um Geld sey; ich möchte ihm von Jemand 200 Tlr. verschaffen, er wolle sie sogleich von Wien aus per Wechsel wieder zahlen. — Ich war ehrlich und offen gegen ihn, und gab ihm diese Summa, ohne an etwas Arges zu dencken, habe aber selbige bis auf den heutigen Tag da ich dieses niederschreibe (am 18^n Junij 1813) nicht wieder erhalten können, obgleich ich alles angewandt habe, wie dessen Briefe und Herr Polborn in Wien beweisen. Bey meinem nun bevorstehenden Etablissement setzte mich dieser Verlust in großer Verlegenheit; indessen was sollte ich an- fangen? es war einmal geschehen, und ich glaubte immer mit einem rechtschaffenen Mann zu thun zu haben, der ohnmöglich die Absicht habe mich betrugen zu wollen.*) Die Zeit unserer ehelichen Verbindung rückte nun heran, und nach der Oster-Messe 1777 im Monat Junij der 28" zum Hoch- zeitstag festgesetzt. Ohnweit Köpnick hatten wir eine Kattunbleiche, dicht an der Spree. Dies war der gewöhnliche Sommeraufenthalt von Herrn und Madame Pauli. Hier wurde daher beschlossen, weil meine Braut als Landmädchen daselbst die Wirthschaft zu besorgen hatte, auch das Hochzeitsfest zu veranstalten. — Es wurden nun zu diesem Tage die nöthigen Vorbereitungen getroffen, und alle Freunde des Paulischen Hauses dazu eingeladen. Hierzu kam noch, daß H. Pauli eine schöne neue Gondel in Stettin hatte kam. Mit dieser Gondel fuhr ich und die Brüder meiner Braut den 28ten Junh 1777 früh um 6 Uhr auf der Spree nach unserer Bleiche; sie war recht stattlich mit Segel und Flaggen ausge putzt, sehr schön verdeckt und mit Fenstern versehen, sauber grün ausgestrichen und mit Bildhauer-Arbeit verziert und vergoldet. führten; dies kleine Schiff, so nahm es sich aus, machte viel Auf sehen zu Berlin; es brachte zu gleicher Zeit eine kleine Ladung Wein von Stettin mit. Nachmittag um 4 Uhr wurden wir durch den Herrn Probst Teller aus Berlin getraut. Dies Fest dauerte bis am Morgen, worauf wir in der Gondel, nebst einem Theil der Gesellschaft nach Berlin fuhren, und unsere Hochzeitnacht auf diese Art auf dem Spree Strom zubrachten. Wir kamen gegen 10 Uhr am Montag Morgen in Berlin an. Ich hatte eine Wohnung für 60 Tlr. in der Lrüderstraße ge- miethet; diese mußte nun meublirt werden. Meine Frau Schwiegermutter hatte aber für nichts weiter als für Betten ge sorgt; dies war von ihrer Seite die ganze Ausstattung! — Wir hatten also in unserer Wohnung weder Tisch, Stühle, Spiegel, Messer, Gabel, Löffel usw kurz nichts was zur Haushaltung in der Küche erforderlich ist. — Und an Hochzeitgeschenken, worauf^ wir doch Etwas rechneten, erhielten wir auch nicht für einen Dreher, obgleich die Gesellschaft aus sehr vornehmen und reichen Leuten bestand. Ich war daher genöthigt bey dem Trödler Sucro meine Zu flucht zu nehmen, und das benöthigte Mobiliar mir durch ihn liefern zu lassen, welches (für 69 Tlr 17 gr.) natürlich höchst ein fach seyn mußte; — und da wir am ersten Tage Mittagbrod essen wollten, erst hingehen, 2 Paar Messer und 2 zinnerne Löffel kaufen. Den andern Tag war unsere Stube meublirt. — Nun fehlte es aber meiner Frau an Kleidungsstücke. Ich war daher ge nöthigt sogleich Schulden zu machen und sie von Kopf bis auf die Füße zu kleiden; indem ihre Mutter für nichts als für 6 Hemden von Welsch gesorgt hatte — man denke sich nun unsere Lage!! Herr Pauli gab mir nun 300 Tlr. Salair, womit wir unsere Haushaltung und Miethe bestreiten mußten. — Wie weit man *) Herr Polborn in Wien hatte die Freundschaft den Wechsel des Herrn Riedl mitzunehmen, und durch seine Vermittelung und Bemühen habe ich nach und nach dies Geld bis im Jahre 1819 wieder bezahlt erhalten. Die Interessen habe ich schwinden lassen. in Benin mit 300 Tlr. welche ich so zu sagen Thalcrweis erhielt, ausreichen konnte, läßt sich leicht denken; Ich gerieth daher gleich im ersten Jahre (mit 251 Tlr 23 g. 9 -H) in Schulden; und war nun um so mehr gezwungen auf mein eignes Etablissement zu dencken. — Herr Pauli hatte es mir versprochen, und er war auch sogleich dazu bereit, mir seinen alten nicht mehr gang baren Verlag zu überlassen, wofür ich ihm eine Summa von 4164 Tlr. 7 g. 9->) schuldig wurde. Von dieser Schuld wurde das Mutter-Erbe meiner Frau mit 1200 Tlr. wie auch die Hochzeit und Ausstattungskosten mit 292 Tlr. 4 g. abgerechnet; — den Rest habe ich nach und nach in jährlichen Zahlungen und Abrechnungen jedoch ohne Interessen bezahlt, wie solches in dem Buche, worinn die Paulische Rechnung befindlich, zu ersehen ist. Mit diesem alten Verlage fing ich 1778 in der O. M. in Leipzig an, Meßgeschäfte zu meinem eigenen Etablissement zu machen, und changirte dagegen Sortiment von andern Buch händlern; da ich nun allgemein, durch die Geschäfte der Pauli schen Handlung, bekanndt war, so nahmen viele Handlungen von diesen alten Verlag, und gaben mir dagegen, was ich von Ihnen verlangte; wodurch ich sogleich ein recht gutes ausgewähltes kleines Sortiments-Lager erhielt. Nun war aber noch nicht bestimmt, wo ich mich ansiedlen wollte. In Berlin legte man Jeden dazumal Schwierigkeiten im Wege, und ich hatte auch keine Lust in Berlin zu bleiben. Man schlug mir Halle und Potsdam, auch Branden burg vor. — Nach geendigtem Meßgeschäfte in Leipzig reißte ich über Halle, um diesen Ort in Absicht der Geschäfte zu sehen, und zu hören, was daselbst zu machen wäre; fand aber, daß die alten Handlungen Alles an sich ziehen, und Einer gegen den Anderen mehr Rabatt gaben, als ich dort verdienen konnte. Ich ent schloß mich daher Potsdam zu wählen, weil wir von Berlin aus recht artige Geschäfte an einen damaligen Pagenhofmeister Fuchs machten; obgleich die Voßische Handlung in Berlin, welche eigentlich aus Potsdam abstammte, noch eine Filial Handlung alhier hatte, welche ein sehr alter Diener Nahmens Noch be sorgte. — Gleich nach meiner Ankunft in Berlin von Halle reißte ich nach Potsdam, besah den Ort, zog Erkundigungen in Absicht meines Vorhabens ein, und machte Bekanndtschaft mit dem Kauf mann Herrn Dickow am Marckte, welcher mich auf.die freundschaft lichste Art in seinem Hause aufnahm, und mich vorzüglich dazu über redete in Potsdam zu bleiben, da man wünschte, daß ein Buch händler sich hier etabliren möchte, besonders weil die starcke Suite des Königs Friedrichs des 2"» aus sehr reichen und Wissenschaft- Entschluß zu fassen. Herr Dickow verschaffte mir ein Logis am Marckte, dicht beym Schlosse, vom Goldschmidt Herrn Müller, welches ich auf darüber einig jährlich 70 Tlr. Miethe zu bezahlen, und er versprach mir, das Quartier nebst Laden bis zu dieser Zeit einzurichten; worauf ich froh nach Berlin zurückging, um in den 6 Wochen die nöthigen Anstalten zum Herüberziehen zu treffen. Herr Dickow erbot sich meine Mobilien und Ballen bis zu meiner Ankunft in Potsdam in seinem Hause in Verwahrung zu nehmen, und mir alle mögliche Hülfe zu meinem Fortkommen zu leisten. Dies hat dieser vortreffliche Mann auch redlich gethan. Die Zeit rückte nun heran, wo ich Berlin verlassen mußte und in der festen Hoffnung, daß Herr Müller meine Wohnung in Ordnung gesetzt haben würde, reifete ich am 25"» Junij 1778 mit meiner Frau und meinem Sohne, welcher damals ^ Jahr alt war, auf der Journaliere nach Potsdam. — Zu meinem größten Erstaunen fand ich, daß Herr Müller noch gar keine Ein richtung zur Instandsetzung meines Logis getroffen hatte; er war daher so freundschaftlich mich einstweilen auf 14 Tage in seinem Hause aufzunehmen, bis der Laden und das Quartier fertig war. — Mit 26 Tlr. in der Tasche war ich hier angekommen, diese waren bald wegen verschiedener nöthigen Ausgaben und für Zehrung ausgegeben, und wie ich meine Wohnung beziehen wollte, hatte ich keinen Groschen davon übrig. Dies setzte mich in großer Ver legenheit; ich schrieb daher an Herrn Pauli und ersuchte ihn, mich mit Geld zu unterstüzzen, worauf ich 6 Tlr. von ihm erhielt. — Was sollte ich mit dieser Kleinigkeit anfangen? — Ich öffnete nun meinen Laden mit einer Lesebibliothek von 500 Bänden. — Die Truppen waren ausmarschirt, und die Aussicht niederschlagend. — Mein edler Freund Dickow 706*
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