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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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5430 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 8 102, 5. Mai 1S00. Durch diese Meßgeschäfte wurde ich auf der Handlung sehr bekanndt, und viele Buchhändler boten mir Stationen in ihren Handlungen an, worunter ebenfalls der Buchhändler H. Pauli aus Berlin war; — da ich immer gewünscht hatte nach Berlin zu kommen, so war mir der Antrag der angenehmste, und ich ver sprach H. P sogleich auf Michaelis 1772 bey ihm einzutreten. — Dies geschah auch, jedoch mit sehr großem Widerwillen meines Lehrherrens, welcher mich nicht fortlassen wollte. Ich kam 1772 zu Anfang Oct. nach Berlin zu H. Pauli, fand bey diesem einen sehr großen Unterschied in Geschäften, arbeitete mich aber bald hinein, und führte 6 Jahre lang sein ganzes Ge schäft auf der Leipziger Messe. Meine Absicht war im 6ten Jahre weiter zu gehen, und Holland, England, und Frankreich zu besuchen, wozu ich auch recht vortheilhafte Vorschläge erhalten hatte, und im Begriff war sie anzunehmen; Herr Pauli hatte mich aber so nöthig und lieb gewonnen, daß er zu mir sagte: Bleiben Sie nur bey mir, ich werde auch für Sie sorgen. Mein Salair war im ersten Jahre unbedeutend; es betrug 40 Tlr. ohne Meßgeschenk und Weynachten. — Nach und nach brachte ich es doch auf 100 Tlr. Kurz vor meiner Ankunft in Berlin 1772 hatte Herr Pauli die Wittwe des Kattunfabrikanten Oehmigke geheyratet, eine sehr schöne Frau; mit ihrem ersten Manne hatte sie 2 Töchter ge- zeuget, wovon die jüngste Ulricke Oehmigke 11 Jahr war: Während meines Daseins bis 1777 erreichte diese das Alter von 17 Jahren; sie war aber größtentheils, schon als Kind, auf einem Landgut bey Köpnick, von ihrer Mutter hingegeben worden, um die Landwirthschaft zu besorgen. Dies gute Mädgen lernte ich genau kennen, und sie bezeugte sehr große Zuneigung zu mir, indem sie von ihrer Mutter sehr hart behandelt wurde. Natür lich wurden wir sehr vertraut, uud sie wünschte im 16lc» Jahre aus dieser Sklaverey zu kommen. — Ein Kaufmann E. in Berlin hielt 1776 um ihr an; sie schlug aber diese Partie aus, weil er nicht nach Ihrem Sinne war und sagte, daß sie noch nicht Heurathen wolle. Es waren nun 5 Jahre verflossen, daß ich bey Herrn Pauli in Berlin war; mein Wunsch andere Länder zu besuchen wurde bey mir wieder rege, und ich war fest entschlossen Berlin zu verlassen. Allein, es sollte nicht seyn; die gute Ulricke weinte, wenn ich mit ihr davon sprach, und meinte, ich könnte ja auch hier mein Brod erwerben. — Die Mutter und H. Pauli hatten uns schon lange beobachtet, daß zwischen uns eine Zuneigung statt fand, freuten sich darüber, und bey allen Gelegenheiten wurden wir geneckt und als ein Paar Verliebte aufgestellt. Gewöhnlich wurde alle Jahre im Sept. am 20155 der Ge burtstag meines Prinzipals durch feine Frau sehr festlich ge- feyert. — In diesem Jahre 1776 war dies Fest auf der Plantage bey Köpnick 2 Meilen von Berlin veranstaltet, wozu eine große Gesellschaft aus Berlin war eingeladen worden; es wurde an diesem Tage zugleich das Erndtefest celebrirt, und daher von Jung und Alt alles aufgeboten, dies doppelte Fest recht fröhlich zu feyern. Es wurden daher schon einige Tage zuvor in Köpnick kleine Ehrenpforten, Kränze, Nahmenszüge von Blumen p.p. verfertigt, und im freyen Felde aufgestellt. Der Geburtstag fiel in diesem Jahre just auf den Sonntag d. 20. Sept. Ein Theil der gebetenen Gesellschaft fuhr schon am Sonn abend Abend heraus, um die nöthigen Vorkehrungen zu treffen, so, daß Alles am Sonntag Morgen im völligen Glantz da stand; ich war ebenfalls den Sonnabend Abend wie gewöhnlich heraus gegangen, um dabey zu helfen. Herr Pauli wurde den Sonntag früh um 8 Uhr dort er wartet, und kam mit seinen übrigen noch gebetenen Freunden um diese Zeit an; Er wurde mit Musik und Gesang empfangen, und jeder bezeugte ihm seine herzliche Freude zu diesem Tage rc. Nun folgte für meine Person der wichtigste Act: — gegen Abend wurde ein kleines Feuerwerk abgebrannt, und der Tanz begann. Schon öfters hatten wir Tanz Partien in unserm Hause gehabt, wo ich ebenfalls als Tänzer dazu eingeladen wurde; — meine gute Ulricke hatte keinen Unterricht im Tanzen erhalten; ich war daher ihr Lehrmeister geworden, und sie tanzte in kurzer Zeit alle damals üblichen Tänze, als Menuett, englisch, quadrillen, und vorzüglich kosackisch, recht gut; ich war als kosackischer Tänzer der Gesellschaft bekanndt. Als nun eine Zeitlang die gewöhnlichen Tänze waren durch- getanzt worden, worunter ich mit meiner guten Ulricke ebenfalls war, und ihre Mutter und H. Pauli uns mit Vergnügen zu gesehen und beobachtet hatten; so wurden wir von der Gesell schaft und den Eltern aufgefordert kosackisch zu tanzen. — Meine Ulricke wollte anfänglich aus Furchtsamkeit sich nicht dazu ent schließen; ich bat und überredete sie dazu. Wir executirten diesen Tanz mit aller Leichtigkeit, und zum großen Vergnügen der Ge- sellschaft, die uns deshalb sehr viel Schmeicheleyen sagte und da bey ausrief: Das muß ein Pärchen werden! Während dieses Tanzes sprach Madame Pauli mit ihrem Manne und stellte ihm vor, daß sie beyde schon längst die große Zuneigung, welche wir gegen einander hätten, bemerkten. Er möchte nun heute den Tag noch verschönern, und ihre Wünsche erfüllen, nehmlich uns als Brautleute der Gesellschaft vorzustellen. Von dieser Unterredung wußten wir beyde kein Wort; kurz, wichtige Sache mit uns einzuleiten. Wie wir uns nun nach diesem heftigen Tanze wieder aus- geruhet hatten, rief Herr Pauli mich zu sich, ging mit mir bey Seite, und machte mir die höchst unerwartete Frage, ob ich seine Stieftochter Ulricke wohl leyden könnte? Ich antwortete: Warum nicht! Gur, sagte er: Allein würden Sie sich auch entschließen mit ihr zu leben? Ich gab ihm zur Antwort: ich habe kein Brod, folglich kann ich auch keine Frau erhalten. Dies wird meine Sorge seyn, war seine Antwort. Also, Sie haben meine Tochter lieb? — Ja, aber — Kein Aber, und so ging er sogleich von mir weg, und suchte seine Stieftochter auf. — Liebes Nickgen, redete er sie an, ich möchte gern die Wünsche ihrer Mutter, und auch den meinigen heute er füllen. Sagen Sie mir ganz offenherzig, wann ich Sie jetzt frage: Können Sie Mr. Horvath leyden? — Ganz be troffen weiß sie nichts zu antworten, als: Wie! Warum? Er sagte ihr darauf, daß es sowohl die Mutter als auch er selbst aus ihrem Munde zu hören wünsche. Darauf antwortete sie: Jh ja! — Hierauf frägt er weiter: Würden Sie ihn auch als ihren Mann lieben? — Hierauf erröthete sie so sehr, daß sie nicht im Stande war eine Antwort zu geben. — Nun gut, mein liebes Kind, dies ist mir eine hinlängliche Antwort. — Sogleich ging er zu feiner Frau, und meldete ihr, daß er nun bereit wäre ihren Wunsch zu erfüllen, indem er mit uns beyden schon gesprochen hätte. — Er holte uns zur Mutter und sagte ihr dabey: Hier, mein liebes Weib, bringe ich Dir nach Deinem schon längst geäußerten Wunsche ein paar Brautleute. Sie lieben sich beyde recht herz lich, und ich werde für Brod sorgen. — Die Mutter und er um armten uns mit recht inniger Freude, und führten uns in dem nehmlichen Augenblick in den Tanzsaal mit dem Ausrufe: Freunde, Es lebe hoch! Tusch!!! gefallen und konnten uns kaum besinnen, ob dies wirklicher Ernst wäre. — Allein es war nicht anders; die ganze Gesellschaft aus mehr als 50 Personen war ganz voller Freude über diese so un erwartete Überraschung, und wir beyde waren ganz stumm und betäubt, und entfernten uns in ein anderes Zimmer, um unsere Gedanken und Daseyn wieder zu sammeln. — Dies Fest endete erst am andern Morgen, wo ich um 5 Uhr wieder nach Berlin zu meinen Geschäften eilen mußte, und nun unterwegs Zeit genug hatte, über meine künftige Lage nachzudenken. In diesem Brautstande blieben wir ein Jahr; während dieser lichen Anstalten zu meinem Etablissement verabredet und getroffen und die Mutter war mit der Ausstattung beschäftigt. Bis zum Jahre 1776 hatte ich mir von meinem Salair 250 Tlr. erspart, um meine Vorgesetzte Abreise von Berlin ohne Sorgen unternehmen zu können, die nun aber gänzlich durch die geschehene Verbindung unterblieb. — Ich wurde aber um dies Geld auf eine schändliche Art gebracht; indem ich einen Legationssecretär von Wien, welcher ehemals mit dem Oesterreichischen Gesandten am Schwedischen Hofe war, in Berlin kennen lernte; sein Nähme ist Riedl. Dieser sonst sehr gebiloete, feine Mann suchte mich in Berlin auf, da er erfuhr, daß ich aus Ungarn herstammte, und
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