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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1909
- Sprache
- Deutsch
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^ 102, 5. Mai 1909. Nichtamtlicher Teil. BSrseitblett s. d. Dychn. Buchhandel. 5429 samten deutschen Buchhandel des In- und Auslandes um faßt, brauchen wir hier nicht zu schildern. Nachdem Horvath noch einmal im Jahre 1834 die Messe besucht hatte, um »das Haus zu sehen und den Platz, worauf die Buchhändler-Börse für Deutschland gebauet werden soll«, starb er hochbetagt im 86. Jahre seines Lebens. F. A. Herbig in Berlin zeigte zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen seinen Tod im Börsenblatt 1837 Seite 1159 an: »Am 18. Juni Nachmittags um 5^ Uhr starb zu Potsdam der würdige Senior unseres Buchhandels, Herr Carl Christian Horvath im 86. Jahre. Sanft und schmerzlos schied er nach einem so langen, bis in die spätesten Tage wirksamen Lebenslaufe dahin. Er war ein Mann voller Kraft des Geistes und des Körpers, und erfreute sich dieser Kraft fast ununterbrochen bis zum Ziele seines Lebens. Wie sehr er seinem Berufe lebte und mit welcher Liebe er dem Gemeinsamen nachstrebte, werden die zahlreichen Freunde, welche er besonders unter den älteren Kollegen zählte, zu würdigen wissen. Ihnen sei diese Anzeige gewidmet.« Von Horvaths Hand haben sich einige Blätter mit Notizen über sein Leben erhallen, die in der Hauptsache im Jahre 1813 geschrieben und, wie aus der Handschrift hervor geht, von Zeit zu Zeit bis 1834 ergänzt worden sind. Wenn sie auch nicht als für die Veröffentlichung bestimmt von Horvath geschrieben sind, so glauben wir doch mit dem Abdruck derselben, so wie sie sind, unfern Lesern einen Dienst zu erweisen; zeigen sie uns doch das Bild eines Mannes, der sich aus eigener Kraft emporgearbeitet hat und sich stets der Pflichten gegen die Allgemeinheit, der er angehörte, be wußt gewesen ist. K. Burger. Die Haupt-Momente meines Lebens. Ich bin 1752 den 6tcn Febr. zu Wittenberg in Sachsen getauft worden; mein Vater war aus Ungarn im Sabarienser Comitat gion zugcthan; — da er aber als Gelehrter die Meynungen der Katholiken mit seiner Denkungsart nicht vereinbaren konnte; so entfernte er sich aus Ungarn, und ging nach Breslau, wo er von dem damaligen Superintendenten Hrn. ka8t. kliru. Burg zur lutherischen Confession preparirt und eingesegnet wurde. Durch diesen Schritt wurde sein Vermögen, welches er auf 15—20000 sl. angab, nach den Landesgesetzen confiscirt; und ich habe auch aller angewandten Mühe, durch unsern Gesandten in Wien, nichts er halten können. Von Breslau ging er nach Dresden, allwo er durch den H. Baron v. Hohenthal sehr gütig ausgenommen, und mit Em pfehlungsschreiben nach der Universität Wittenberg, seine Reise machte. Zu Wittenberg wurde er mit aller Achtung und Auszeichnung begegnet, und zum ^la^istsr I6§en8 creirt, wobei er aber ein sehr kärgliches Gehalt hatte, und bis 1766 im Oct. (wo er starb) in sehr dürftigen Umständen sein Leben 62 Jahre alt endete. Im Jahre 1757 kam ich nach der Stadtschule in Wittenberg in die 6te Klasse; Mein Vater hatte mir und meinem Bruder schon einige Begriffe vom Lesen und Schreiben beygebracht, so daß ich in einigen Monaten in Quinta versetzt wurde. Ich hatte sehr großen Trieb etwas zu lernen, und durchlief in 6 Jahren alle Klassen; wurde Primaner in meinem Ilten Jahre, und war jederzeit der Erste in dieser Klasse bis im 13. Jahre. Mein Fleiß und meine Begierde zu Bücher wurde immer reger, und ich hatte das Glück, beym großen jährlichen Examen, wobey der Superint. Herr Hoffmann und viele ?rok6S8ors8 von der Universität zugegen waren, immer den ersten Preis zu erhalten; dieser bestand in einer vollständigen Bekleidung und einigen Büchern, welche für meine Kenntnisse brauchbar und passend waren. Gewöhnlich wurde bey diesem Examen von dem H. Ephorus oder einem Professor etwas in deutscher Sprache dictirt, welches sodann sogleich in lateinischer übersetzt werden mußte. Da ich nun durch meinen Vater, welcher als Ungar der lateinischen Sprache sehr mächtig war, sehr gute Fortschritte gemacht hatte, und wir gewöhnlich zu Hause lateinisch mit einander redeten, so war ich im Stande das dictierte sogleich in lateinischer Sprache hinzu- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. schrieben, um es hernach zu übersetzen. — Sobald daher das Pensum von dem Herrn Dictator beendigt war, übereichte ich auch in demselben Augenblick die lateinische Übersetzung an den selben. — Natürlich wunderte man sich über diese Schnelligkeit, und man forschte weiter nach, wie ich dies erlernt hätte. — Hierdurch wurde ich bey allen Professoren der Universität sehr beliebt, und auch oft beschenkt; — dies veranlaßte mich als Knabe von 11—12 Jahren in alle Disputationen zu gehen, wo ich oft mit Vergnügen zugehört habe; die Herren 8t,uckio8i freueten sich jederzeit, wenn ein so kleiner Junge ihr Zuhörer war. Während des siebenjährigen Krieges lebte mein guter Vater in sehr großer Dürftigkeit; und größtenteils, durch außerordent liche Unterstüzzung der Herren Professoren Hiller, Reinhard, Hoffmann, Chladni, Langguth, und vieler anderen edlen Männer. Im Jahre 1765 als in meinem I2lcn Jahre wurde ich zum Fürstenschüler auf der hohen Schule zu Meißen durch den H. Baron v. Hohenthal vorgeschlagen, und mir eine churfürstl. Freystelle versprochen, worauf ich auch durch den H. Baron v. Hohenthal persönlich tentiert wurde; weil er selbst von meinen Kenntnissen sich überzeugen wollte, in welcher Qualität, und in welcher Klasse ich aus dieser Fürstenschule eintreten sollte. Hiebey fällt mir noch das Wort ckuntaxu.1 bey; wo er frug: wie hat dies Verbum im Infinitiv? Ich lächelte darüber, und sagte nichts weiter, als: 68t ackvsrdiuw. — Auf diese Weise war ich nun schon halber Fürstenschüler, und bedurfte nur der Tag meiner Abreise aus Churfürstl. Kosten bestimmt werden. Plötzlich änderte ich aber mein Vorhaben zu studieren; durch den mir gemachten Vorschlag meines Lehrers Herrn Rector Messer schmidt auf der Stadtschule in Wittenberg. Dieser vortreffliche biedere Mann hatte den Auftrag von dem Buchhändler und Naths- herrn Ahlfeldt in Wittenberg erhalten, ihm einen jungen Burschen in seine Handlung zu verschaffen; sogleich falle ich ihm ein: und er machte mir kurz vor Ostern 1766 dieses bekanndt, und sagte dabey; daß dies Geschäft gerade recht passend für mich sey, indem ich ein so großer Bücherfreund wäre; und wann ich dazu Lust bezeugte; so wolle er mich dem pp. Ahlfeldt als Lehrling Vor schlägen. Ich besann mich garnicht lange, und bat ihm, solches je eher je lieber zu thun. Auf diesen meinen Entschluß ging er sogleich Handlung gefunden habe, welches mit den dazu erforderlichen Schulwissenschaften hinlänglich ausgerüstet wäre; — Herr Ahlfeldt wünschte mich zu sehen, und selbst mit mir zu sprechen. Ich ging daher sogleich zu H. A. um mich zu zeigen: dieser alte würdige Mann frug mich: 1) Ob ich Lust zum Buchhandel hätte? 2) ob ich lateinisch verstände? 3) griechisch lesen 4) ortho graphisch schreiben könne? rc. Ich erbot mich von allem sogleich eine Probe abzulegen; dies geschah; und er bezeugte seine Zu friedenheit darüber, und sagte: ich sollte 4 Wochen lang täglich ein paar Stunden zur Probe mich in seiner Handlung umsehen, und die Pakete, woran die Verfasser geschrieben wären, sowohl im großen als kleinen Format mir bekanndt machen. — Nachdem ich solches 2 Tage gethan, frug er mich, ob ich mich in dem Waarenlager schon finden könnte? Ich bejahete dies, und bat ihm eine Probe mit mir zu machen: Er ließ mir einige Pakete in groß u. klein Format aufsuchen, die ich ihm sogleich mit aller Schnelligkeit zeigte; Er bezeugte darüber seine Zufriedenheit, und sagte, ich könnte sogleich eintreten, ohne die 4 Wochen Probezeit. Ich nahm dies mit Freuden an; wodurch dann das weitere Studieren auf der Fürstenschule aufgegeben wurde. Kaum hatte ich 4 Monate meine neue Laufbahn angetreten, so wurde mein guter Vater, welcher 62 Jahr alt war, sehr krank; er starb im Oct. 1766. — Meine Mutter hatte ich als Kind ver loren, und mir nie erinnern können. Von allen Freunden entblößt und verlassen stand ich nun da, ohne Unterstüzzung, von allem, außer was mir mein Lehrherr an Kleidung gab; dafür ich aber 6 Jahre bey ihn bleiben mußte. — Während meinen Lehrjahren habe ich sehr traurige Tage gehabt, indem ich von meiner Prinzipalin sehr schlecht behandelt wurde. — Dagegen gewann ich durch meine Aufmerksamkeit die Liebe meines Prinzipals, und das Zutrauen; so daß er im Jahre 1768 mich nach Leipzig schickte, um die Meßgeschäfte zu besorgen, welche ich dann jederzeit zu seiner Zufriedenheit alljährlich bis 1772 besorgt habe. 706
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