Fertige Bücher. 94. 26. Avril 19VS. A ^UÜU8 Keller schreibt im „bsrllosr bolrsl-^ureiZer" vom ii. -^pril lyayi Aelüleileil litt ülim „Wohl dem, der im Dämmer dieser Tage ein Nachtlichtchen anzünden kann, das die allernächste Um gebung freundlich aufhellt. Ein solches Nachtlichtchen ist mir z. B. die Erkenntnis, daß kein Mensch nur die Welt und das Menschenleben gar nicht so trübselig sind, wie uns pessimistische Klageweiber mit Hosen und Schnurrbart glauben machen wollen. Das ist ja das Wunderbare an der Tragikomödie menschlichen werden kann." Über alle Teile des Werkes sind solche Aussprüche verstreut und offenbaren dem Leser den edlen Geist immer entsprechen. Wie dieser Mann Freundschaft zu halten versteht bis übers Grab hinaus, selbst denen, an die ihn nur ein geistig Band geknüpft, bezeugen die mit rührender Liebe geschriebenen Nekrologe über berühmte Leute, z. B. Eduard von Hartmann, dem er eine lesenswerte zu einem Familienbuch im besten Sinne des Wortes, dem in jeder Bücherei, die nicht nur das Bestreben hat, mit dem Modernsten der Moderne aufzuwarten, ein Ehrenplatz gebührt. Als Motto aber könnte es die weisen Worte führen: „So teilt das Leben seine Gaben verschieden aus, und wenn wir den Wertungsmaßstab für diese Gaben in der Unruhe und Hast der kümpfereichen Mannes jahre manchmal zu verlieren Gefahr laufen, im reiferen Alter finden wir rückblickend ihn immer wieder und ge winnen für das, was unserem ganzen Sein erst die wahre Bedeutung und die rechte Weihe gegeben hat, den voll umfassenden Blick. Erst wenn die Lebenssonne zur Rüste gehen will, erkennt der Mensch, was in diesem irdischen Jammertale allein Wert hat" Julius Keller. Anlässlich des Lrscbsinsos dieses III. Landes ksbsn wir dis ersten beiden Lände mit neuen Umschlägen versehen lassen. ^Vir stellen Ihnen alle drei Lands kinreicbend ä cond. rur Verfügung und bitten uw tätige Verwendung. tL? ?lei8 jecke8 6Äncie8: 6ro8cInert z iVlnric, Aedunäen 4 ^Vir liefern in Rechnung mit zo°/o, dar mit 40°/» Rabatt und 11/10 Freiexemplare. 2 dis 7/6 Exemplars von leil III sowie je 1 Lxswplar aller drei Heile liefern wir einmal rur ?robe mit ;o°/» Rabatt, wenn auf anliegenden Zetteln bestellt. 2L7 8. 8chottlaendsrs Zcblss. Verlagsanstalt, Lerlin Gerhard von Ampntor, der greise Dichter, läßt soeben in Schottlaenders Schlesischer Ver- lagsanstalt den dritten und letzten Band seiner Selbstbiographie: „Das Skizzeubuch meines Lebens" erscheinen. In diesen Schilderungen seiner Greisenjahre, die mit dem siebzigsten Geburtstag ein- setzen, vermag Ampntor natürlich nichts von großen Schicksalen zu erzählen, dafür aber durchströmt eine und von warmem Gemüt das ganze Buch und bietet jedem Leser, der Kopf und Herz beschäftigen will, interessante Anregungen. In Gerhard von Ampntor hat immer ein gut Teil vom praktischen Philosophen gesteckt, und auch hier, wo er meist von den Emp findungen des gealterten Mannes spricht oder die Blicke zurückschweifen läßt in das Land seiner Jugend, philosophiert er oft mit einer Frische und Elastizität des Geistes, daß manch junger vr. pllil. sich daran ein Muster nehmen kann. Und hinter all seinen rück haltlos ausgesprochenen Ansichten, die durchaus nicht immer Allgemeingut sind, sehen wir das Bild des aufrechten Mannes, der nie eine Maske getragen, das Muster eines preußischen Offiziers, der trefflich auch mit geistigen Waffen zu fechten versteht. Denn so überzeugungstreu der Verfasser auch von der Milde der Gesinnung spricht, die uns das Alter ins Herz pflanzt, — er kann doch noch ganz schneidig wider das zu Felde ziehen, was ihm nicht gefällt — der prächtige, alte Herr, der die Kunst, zu schmeicheln, nicht gelernt hat und nimmer lernen wird! Stark und überaus spmpathisch tritt in diesem Buch der Familiensinn hervor. Es ist das Hohe Lied des Familienlebens, das sich in einem Geschlecht von Generation zu Generation in schönster Harmonie erhalten hat, und was Ampntor an kleinen Jdpllen aus seinem Familienleben erzählt, wirkt in unserer Zeit, da moderne Literaten schon das Wort „Familienblatt" mit höhnischer Miene aussprechen, wahrhaft erquickend... In dem Kapitel „Es nachtet" schildert der Ver fasser in anschaulicher und gedankentiefer Weise die Empfindungen des zum Greise gewordenen Mannes.