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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1909
- Sprache
- Deutsch
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S2, 23. April ISO». Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel 4897 Grabbe und Waiblinger kündeten in rascher Entwickelung die neue Generation an. Die kritischen Pfadfinder- Heine. Börne. Menzel. Gutzkow und Wienbarg verließen die ge wohnten Bahnen. Die führenden Talente prägten den literarischen Charakter nachdrücklich aus: Heine (Reisebildcr 1826, Buch der Lieder 1827) und Lenau (Gedichte 1832) als Lyriker, Jmmermann (Epigonen 1836, Münchhausen 1833) und Gutzkow (Wally 1835) als Romanschriftsteller. Gutzkow ist auch als Dramatiker bedeutend (Richard Savage 1839, Werner 1840); er bezeichnet mit Heine zusammen eine Höhe in der literarischen Entwicklung dieser Generation (Uriel Acosta 18 tk, Ritter vom Geiste 1850). Selb ständige Talente und Träger der literarischen Entwicklung sind außerhalb der politischen Zeilströmung; Mörike für reine Lyrik. Annette von Droste-Hülshosf für Lyrik und Ballade. Willibald Alexis für vaterländische Romane. Abhängige Talente und Jndustrietalente gruppieren sich vor allem um Gutzkow und Heine, wie Laube. Beck, Gaudy. Hartmann und die politischen Dichter Herwegh und Hoffmann von Fallersleben. Die Poesie stand damals vielfach im Dienste der politischen und wirtschaftlichen Tagesinteressen; das Bürger tum strebte nach der Herrschaft; Handel und Wandel regten sich nach langer Rast zu frohem Aufschwung. Die Emanzi pation des Judentums war von großem Einfluß auch aus die Literatur. Der Verkehr wuchs insolge des Eisenbahn wesens. Moderne Stoffe wurden im Roman bevorzugt; Zeit romane und Zeitdramcn traten hervor. Im ganzen zeigte sich ein realistischeres Gepräge der Poesie und eine starke kritisch verneinende Anlage. Die Prosasprache nahm statt der Veissprache die erste Stelle ein. Beliebt wurde der feullctonistn ch witzige Stil. Das Zeitungswesen nahm einen bedeutenden Ausschwung. Im allgemeine» verließ die zweite Generalion die Bühne mit der Niederwerfung der Revolution von 1848 bis 1849. Als wichtigste literarische Verleger der Zeit sind neben den rüstig wirkenden Verlegern der vorigen Generation Hoffmann L Campe in Hamburg (gegründet 18o8) zu nennen. Julius Campe folgte am kühnsten dem Zuge der Zeit; er gab seinem Verlage eine freiheitliche Richtung und ward der Verleger von Heine und Börne, Jmmermann und Hebbel. Gutzkow. Wicnbarg. Anastasius Grün und Hoffmann von Fallersleben. I. G. Cotta in Stuttgart verlegte von Dichtern dieser Zeit Freiligrath, Platen, Mörike und Simrock G. I. Göschen in Leipzig, der einen Teil dieser Autoren in Verlag hatte, wurde 1838 mit Cotta vereinigt, doch ward im Jahre 1868 die Firma Göschen wieder selbständig F. A. Blockhaus war als Verleger wissenschaftlicher Werke bedeutend. Die dritte Generation erwuchs im Stillen während der vierziger Jahre zu einer bedeutenden Macht, drang aber erst 1850 ohne literarische Kämpfe zur Herrschast durch. Diese Generation hatte das Bestreben, bei der klastisch-romantischen Generation wieder anzuknüpfen. Sie vermied es. sozialen oder politischen Geist in die Poesie zu tragen und strebte in ihren Durchichnittserscheinungen nach schöner Menschlichkeit Die Mehrzahl der kleineren Talente war aber weiblich und Weltbürger lich geartet. Hochentwickelt war der Formensinn, tief und allgemein die Freude an der Poesie, sein die Ge schmacksentwicklung; zahlreich waren aber die Anempfindnngen und Nachklänge. Noch einmal schien die Welt der Romantik glänzender und sanfter als am Anfang des Jahrhunderts die Herrschaft zu gewinnen. In Wirklichkeit aber drang der Realismus in großen und auch in kleineren Talenten siegend vor. Von ausländischen Dichtern wirkten namentlich Dickens und Scribe ein. Früh, schon in den dreißiger Jahren tauchten die Vorläufer aus; Mosen. Grün, Feuchtersleben und Stcachwitz Leicht, ohne Drang und Sturm setzien sich von Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. 1840 bis 1844 die Pfadfinder durch; Emanuel Geibel. Halm, Auerbach und Stifter. Dann kam Anfang der sünfziger Jahre eine wimmelnde Schar von romantischen Kleinmeistern herauf; Kinkel. Redwitz. Putlitz. Bodenstedt. Die älteren realistischen Talente von führender Be deutung waren; Jeremias Gotthelf (Uli der Knecht 1841). Scheffel (Trompeter von Säckmgen 1854). Keller (Leute von Seldwyla 1858) und Otto Ludwig (Erbsörster 1853). Sie alle werden überragt von zwei Genies; Friedrich Hebbel (Judith 1840. Genoveva 1841. Maria Magdalene 1843. Herodes und Mariamnc 1848. Agnes Bernauer 1851. Gyges und sein Ring 1854, die Nibelungen 1855—1862) und Richard Wagner (Tannhäuser 1845. Lohengrin 1847. Der Ring des Nibelungen 1854). der hier nicht als rein literarische Erscheinung, sondern als eine der stärksten Offenbarungen des Kunstgeistes der dritten Generation iin ganzen betrachtet wird. Als jüngere führende Talente erschienen; Gustav Frcytag, Theodor Storm und Paul Heyse. Selbständige Talente ohne führende Bedeutung waren Groth. Reuter. Holtei. Raabe. Abhängige Talente wie Schack. Lingg. Große. Leuthold waren in großer Zahl vorhanden. Den Übergang zur vierten Generation zeigten Jordan. Klein. Gotlschall und Jensen an. Der Vers war die herrschende poetische Ausdrucksform. Die wirtschaftlichen Verhältnisse zeigten ein starkes Anwachsen des Kapitalismus, eine schnelle industrielle Entwicklung und die beginnende Spaltung des Volks in Klassen. Zeitphilosophen waren materialistisch gesinnte Denker wie Feuerbach. Büchner, Vogt u. a. Seit 1848 nahm insolge der Aufhebung der Zensur und der Ausbreitung der Volksbildung die politische Presse einen großen Ausschwung. Die literarische und dramaturgische Kritik der Zeit hat auf die großen Dichter wie Hebbel. Otto Ludwig und Gottfried Keller sehr wenig gewirkt. Auch für die Ausbreitung ihrer Werke hat die Presse dieser Zeit so gut wie gar nichis getan. Die namhaftesten Verleger der Zeit waren noch immer die alten. Johann Friedrich Cotta und sein Nachfolger in Stuttgart waren die Verleger von Geibel. Kinkel, Grego- rovius. Redwitz. Schack. Auerbach, Lingg und Riehl. Julius Campe in Hamburg verlegte Hebbels Werke. I. I. Weber. Meidinger u. a. waren die Verleger von Otto Ludwig, Salomon Hirzel war der Verleger von Gustav Freylag und Grimms deutschem Wörterbuch. Die vierte Generation löste in der Mitte der sechziger Jahre die vorhergehende Generation ab und herrschte säst unangefochten bis zum Jahre 1884. Der Z itphilosoph war Schopenhauer. Die Dichtung verlor als Gesamtheit den hohen Stil, sie wurde realistischer und gröber. Wie bei der zweiten Generation war das politische Interesse in der vierten Generation anfangs sehr stark; doch kam bei ihr das geschäftlich-praktische Interesse noch hinzu. Die Generation erkannte das Nahen neuer soz aler Mächte; aber noch schloß sie nach Möglichkeit die Augen davor. Der Wohlstand Deutschlands wuchs in dieser Zeit un- gemein rasch; ein fiebernder Erwerbsgeist ergriff alle Stände — Deutschland wurde allmählich Industriestaat, und das Bürgertum gewann eine herrschende Stellung. Das Interesse am Schrifttum ging allmählich in immer weitere Kreise über; doch verlangte man zumeist von der Literatur, daß sie erfreuen und unter halten solle. Als weitere Kennzeichen der Zeit bezeichnet Kummer; nervös, streberhaft, sinnlich, ohne Mut, naturlos, kostümiert, effekthaschend. freisinnig, kapitalistisch. Die Vor- läuscr der Generation sind Brachvogel (Narciß 1856) und Hamerling (Ahasver in Nom lekk). Als Pfadfinder schreitet Spielhagen (Problematische Naturen 1861) voran. «37
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