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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-04-23
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1909
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- Deutsch
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4896 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 92, 23. April 1909 wähnt zu werden verdient, denn einzelne Verleger haben zeitweilig der Literatur einen charakteristischen Stempel ver liehen, und manche Schriftsteller haben ihre Werke von vorn herein geradezu fiir die bestimmte Richtung ihres Verlages verfaßt. So hätte z. B. Heine sicher vieles nicht geschrieben, wenn er nicht auf den Wagemut Campes hätte rechnen können. Gerade beim neunzehnten Jahrhundert ist es ungemein schwierig, den umfangreichen Stoff einzuteilen. Adolf Bartels hat in seiner »Geschichte der deutschen Literatur« das neunzehnte Jahrhundert in ein paar große Gruppen zusammengefaßt: Die Romantik. — Nachklassik und Nach romantik. Das junge Deutschland und die politische Poesie. — Der Realismus. — Eklektizismus und Dekadenz. Die Moderne. Richard M. Meyer hatte in seiner »Deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts» ursprünglich den Stoff in Jahr zehnte eingeteilt, doch hat ec in der dritten Auflage diese Ein teilung dulch eine solche nach Gruppen und Richtungen ersetzt, die er übrigens weit mehr spezialisiert als Bartels. Kummer hat dagegen, wie schon der Titel besagt, eine Einteilung nach Generationen durchgesührt, und man wird bei einer Durchsicht des Werkes schon bald die Überzeugung gewinnen, daß diese Einteilung vieles für sich hat. Kummer sagt: »Eine Generation (Genus, Art) umfaßt alle etwa gleichzeitig lebenden Menschen, die aus den gleichen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Zuständen hervorgegangen sind und daher mit verwandter Weltanschauung, Bildung, Moral und Kunstempfindung ausgestattet sind». Gestützt auf diese Anschauung, teilt der Verfasser das neunzehnte Jahrhundert in fünf Generationen ein, über die im folgenden ein kurzer Überblick gegeben sei. Die erste Generation des neunzehnten Jahrhunderts begann sich um 1788 zu regen. An Fichtes Wissenschafts lehre hatte sich das junge Geschlecht zuerst entzündet; die feindlichen literarischen Mächte, die es bekämpfte, sind die alte Aufklärungsdichtung (Nicolai), die llnpoesie (Jffland und Kotzebue) und der weimarische Klassizismus. Die Vor läufer der jungen Generation waren Jean Paul (Hesperus 1794) und Hölderlin (Hyperion 1797). Dichterische und kritische Pfadfinder folgten; die dichterischen Pfadfinder entdeckten auf Bürgers, Herders, zum Teil auch Wielands Spuren die Romantik, so Wackenroder (Herzensergießungen 1797, Franz Sternbalds Wanderungen 1798), Ludwig Tieck (Volksmärchen 1797, Genoveva 1800), Friedrich Schlegel (Lucinde 1799), Wilhelm Schlegel (Shakespeare-Übersetzung 1797—I8ÜI), Novalis (Heinrich von Ofterdingen 1802), Arnim und Brentano (Des Knaben Wunderhorn 1806). Als kritische Pfadfinder waren gleichzeitig mit oder noch vor ihnen tätig: Wilhelm und Friedrich Schlegel (Athenäum 1798, Musenalmanach 1802, Europa 1803). Ausländische Einflüsse blieben verhältnismäßig schwach (Dante, Ariost, Tasso, Calderon); mächtig dagegen war der Einfluß des deutschen Mittelalters und des deutschen Volksliedes. Im Boden der Romantik wurzelte, alle überragend, das einzige Genie der Generation, Heinrich von Kleist. Die führenden Talente sind in dieser Generation in großer Zahl zu finden: Tieck (Phantasus 1812, die Novellen nach 1821), Grillparzer (Das goldene Vließ 1821), Uhland (Gedichte 1815), E. Th. A. Hofsmann (Serapionsbrüder 1819), Rückert (Östliche Rosen und LiebeSfrühling 1821) und Eichendorff. Vorübergehend blühte von 18l3 bis 181S die vaterländische Dichtung. Selbständige Talente, doch ohne führende Bedeutung, waren Zacharias Werner, Justinus Kerner und Wilhelm Müller. Abhängige Talente umgaben sie: Fouqus, Theodor Körner, Schulze, Schwab, Hauff, Raimund. Letzte Ausläufer der ersten Generation waren: Raupach, Kind, Hell; Dichter des Übergangs Schefer und Zedlitz. Die charakteristischen Philosophen der Zeit sind Fichte und nament lich Schilling. Zu den allgemeinen Merkmalen der Zeit ge hören romantische Weltanschauung, Überschätzung der Philo sophie und wirtschaftliches Stillleben. Die Generation be hauptete ihren Einfluß bis in die zwanziger Jahre des Jahr hunderts. Die Presse steckte noch in verhältnismäßig primitiven Anfängen und wurde wesentlich von der Zensur nieder- gehalten. Bei der Unterdrückung jeder freien Meinung wurde das Schöngeistige unglaublich überschätzt und förmlich ver schlungen, mochten auch die belletristischen Zeitschriften so romantisch, schwächlich und nüchtern wie möglich sein. Zu nächst waren bis zum Jahre 1820 die Musenalmanache, die jedes Jahr herauskamen, noch sehr beliebt. Abgelöst wurden sie in der öffentlichen Gunst von 1820 bis 1840 durch die Taschenbücher, die vorwiegend Prosaerzählungen enthielten und mit ihrer Süßlichkeit und Schwäche dem platten Durchschnittsgeschmack der Leser entsprachen. Die Taschenbücher waren für die Menschen der ersten Gene ration, was für uns die Monatsschriften und ähnliche Zeit schriften sind. Frauenzimmerlich klimpernd nennt Kummer ihre Titel und ihren Inhalt (Cornelis, Luna, Aurora, Linden blüten). Den Gipfel der Schwärmerei bezeichnten Claurens Taschenbücher Vergißmeinnicht, die von 1818 bis 1814 in ununterbrochener Reihe von 26 Bänden erschienen und fast ganz von Clauren selbst geschrieben waren, Lüsternheit, Empfindsamkeit und unwahre Romantik in sich vereinigend. Gediegener war das Rheinische Taschenbuch, das in Darm- ftadt erschien. Der kritischen Zeitschriften gab es viele. Die Zeitschriften der Romantiker waren vorwärtstreibende und mächtig bewegende Kräfte. In die Zeit vor und nach 1800 fällt das Aufblühen der großen Verlegerfirmen in Deutschland. An der Spitze >ft der Verlag von Johann Georg Cotta in Tübingen, später in Stuttgart zu nennen. Im Jahre 178? übernahm Cotta, den man den Fürsten der deutschen Buchhändler nannte, das schon viel früher gegründete Geschäft. Cotta war in dieser Zeit der Verleger von Schiller, Goethe, Jean Paul, Herder, Wieland, Voß, Wilhelm Schlegel, Uhland, Hölderlin, Hebel, Zacharias Werner, Humboldt, Fichte und Schelling; er war der Herausgeber der Horen, der Allgemeinen Zeitung, des Morgenblattes, zahlreicher Taschenbücher und anderer litera rischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Unternehmungen. Noch vor Cotta hatte Georg Joachim Göschen in Leipzig in seinem Verlag (gegründet 1785) eine große Zahl Dichter und Schriftsteller zu vereinigen gewußt, so Klopstock, Lessing, Wie land, Stolberg, Goethe, Schiller, Jffland, Seume, Kind, Laun, Houwald. Friedrich Arnold Brockhaus in Leipzig erwarb mit seinem Konversationslexikon 1808, mit den Deutschen Blättern 18i8, den Blättern für literarische Unterhaltung und der außerordentlich weitschichtig angelegten Enzyklo pädie von Ersch und Gruber große Bedeutung. Der Verlag von Benediktus Gotlhelf Teubner wurde 1811 ebensalls in Leipzig gegründet. Sehr wichtig war unter den Verlegern dieser Zeit Friedrich Christoph Perthes in Hamburg (1796), später in Gotha, der an den Bewegungen der Befreiungs kriege den kühnsten Anteil nahm (Vaterländisches Museum 1810) und der mit Arndt, Niebuhr, Stein und den Brüdern Schlegel befreundet war. Die zweite Generation trat 1828 mit Heines Harz reise hervor. Ihre Angriffe galten der mittelalterlich- katholisierenden, weltflllchtigen Romantik und dem klassischen Epigonentum. Die Romantik ward nicht ausgerottet, nur wandelte sie sich aus einer poetischen in eine politische Romantik. Der Zeitphilosoph war Hegel. Ausländische Vor bilder wirkten auf diese Generation stark ein, namentlich Byron, George Sand, Victor Hugo, Bsranger, Lamartine und Chateaubriand. Die Vorläufer: Platen, Chamisso
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