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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1909
- Sprache
- Deutsch
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3866 Börsenblatt s. d. Dllchn. Buchhandsr Mchtarntlicher Teil. ^ 72. 29. März 1909. gestellt werden. Dem Verleger blieb nichts weiter übrig, als die durch die Geschlossenheit des Buchdruckergewerbes be stimmte Preiserhöhung zu zahlen und von seinem bisherigen Nutzen einen wesentlichen Teil zu streichen. Dieses sind die vornehmsten Schwierigkeiten, die dem Verlage bei der Kalkulation entstanden sind, da sie durch keine Mittel zu umgehen sein werden. Im weiteren finden wir erhöhte Schwierigkeiten für den Verlag auch bei dem Kapitel »flüssige Gelder«. Wir haben ja zurzeit billiges Geld. Dieser Zustand ist aber seit mehreren Jahren nicht dagewesen, und wenn er daher freudig begrüßt wird, so bringt er andererseits doch die weitere Erscheinung mit sich, .daß wir unter einer wirt schaftlichen Depression leiden. Die vergangenen Jahre der Hochkonjunktur hatten aber, wie Ihnen allen bekannt ist. einen derartig hohen Zinsfuß, daß jeden Kaufmann, der ge nötigt war. mit dem Bankier zu arbeiten, ein Grauen be schleichen mußte, wenn er die Zinsberechnung auf dem Konto korrent betrachtete. Ich glaube, es bedarf keines Beweises, wenn ich diese Geldteuerungen von den Zweigen unseres Buchhandels, vornehmlich nur für den Verlag, als Schwierig keit zu betrachten habe. Der Verlag ist im allgemeinen ge nötigt ein größeres Anlagekapital in seinen Betrieb hinein zustecken. und wird daher aus verschiedenen Gründen die ge schäftliche Verbindung mit dem Bankier suchen, nicht etwa nur. um denselben als Sparkassensreund zu benutzen, sondern als Herleiher von Barmitteln. Dieses Kapitel -Betriebskapital- würde nicht vollständig sein, wiese ich nicht auf das in den letzten Jahrzehnten ein geführte Drei-Monats-Ziel hin. Es ist ja selbst über unsere Fachkreise hinaus bekannt gewesen, daß die frühere allgemein übliche Regulierung — von Ausnahmen natürlich abgesehen — zwischen Druckern und Verlegern auf der jeweiligen Oster messe stattfand. Diese Abrechnungsform bot für den Ver leger die große Annehmlichkeit seine Betriebsmittel während des Jahres frei zu haben. Auch hierin hat die wirtschaft liche Umwälzung der letzten Jahrzehnte einen großen Um schwung hervorgerusen. Bei der ständigen Erweiterung der Buchdruckereibetriebe bedangen dis wöchentlichen Auszahlungen immer höhere Barmittel, dem der Buchdrucker zunächst durch Einholung von L oonto-Zahlungen zu begegnen suchte. Die natur gemäß auf solche Geldvorlagen gewährten Zinsvorteile, wie die Beobachtung des im übrigen Handel stark begehrten Drei- Monats-Akzeptes führten dann nach und nach auch dazu, die alte Regulierungsform zur Ostermesse fallen zu lassen und den modernen Wechsel zur Zahlung zu benutzen. Zweifels ohne besteht auch heute noch ein starker Geldumfchlag nach der Ostermesse, er kann aber die Vorteile des Drei-Monats- Zieles. welches für den Verleger billigere Herstellungspreise mit sich brachte, nicht wett machen. Als Vorteil ist dasselbe natürlich nur für die Bestimmung eines möglichst niedrigen Verkaufspreises des Buches oder der Zeitschrift anzusehen. Der Nachteil besteht dagegen in der Beschränkung der Betriebsmittel und der durchweg höheren Baukzinsen. llm so mehr muß schließlich diese Situation als er schwerendes Moment in Betracht gezogen werden, als der Ab rechnungsmodus zwischen Verlag und Sortiment bei weitem nicht so durchgreifenden kurzfristigen Änderungen unterworsen gewesen ist. Bei diesem muß auch heute noch der Ostermeß- Zeitpunkt oder das Vierteljahr vor demselben als der eigentliche Zahlungstermin angssprochen werden. Wesent liche Abweichung zeigt nur das Zeitschriftengeschäft und der Verkehr mit den Barfortimenten. Der mehr und mehr austretende Baroerkehr mit den Verlegern bringt diesen allerdings einen Teil der Einnahmen früher, er ver bindet damit im allgemeinen aber auch eine höhere Rabatt gabe. Seine Berechtigung suche ich im übrigen aber nicht nur in dieser allein, sondern auch in der Erscheinung, daß ein großer Teil der im Sortiment fest bestellten Werke diesem eine sofortige oder kurzfristige Zahlung bringt. Trotz dieser ein getretenen Vorzüge für den Verlag bei dem Zahlungs geschäft bleibt der große Unterschied für seine Kreditent nahme und Kreditabgabe bestehen. Man hat den direkten Vertrieb des Verlages, wie ich schon sagte, als eine schwere ^Schädigung des Sortimenles be zeichnet. dabei ist man in Sortimenterkreisen vielfach mit der Behauptung aufgetreten, daß die Nachfrage vornehmlich durch die Bemühungen der Sortimenter erzielt würden. Solches ist in bestimmten Grenzen gewiß einwandfrei, man sollte aber nicht unterschätzen, daß die Reklame der Verleger von ganz bedeutendem Einfluß für den Umsatz der Sortimenter ge worden ist. Fragen Sie den Verleger nicht, nein, sehen Sie sich selbst in den Zeitschriften und Zeitungen die Bllcher- inserate an. fahnden Sie auf die in ihren Kundenkreisen verbreiteten, direkten Prospekte und multiplizieren Sie dann Ihre Beobachtungen mit einer Ziffer, die einer annähernden Zahl ihrer Spezialkollegen in Deutschland nahekommt, so müssen Sie erkennen, welch kolossale Summen der Verlag in neuerer Zeit für sogenannte direkte Reklame auswirft. Ich schließe bei diesem Exempel die Bekanntmachungen, welche in unseren Fachblättern erfolgen, selbstverständlich aus. Diese Summen erhöhen die Gefahren des Geschäftes daher wesentlich. Wollte aber ein Verleger heute noch glauben, es ginge auch ohne einen im Rahmen seines Be triebes hohen Reklameetat, da kann er. mit wenigen Aus nahmen. sich nach der Ostermesse mit dem größten Teil seiner Erzeugnisse zu Hause wieder zusammenfinden. Schließlich möchte ich noch auf zwei Schwierigkeiten des Verlages Hinweisen, welche allerdings zurzeit keine erhöhte Tendenz angenommen haben, die aber bei der Besprechung der Schwierigkeiten von Sortiment und Verlag zweckmäßiger weise mit erwähnt werden müssen. Es handelt sich einmal um die Konkurrenz der Verleger untereinander, die nament lich für die Frage der Autorenerhaltung und -Heranziehung große Schwierigkeiten bietet. Das Sortiment rechnet bei seinem Einkauf mit allgemein bekannten Ziffern und kann diese Zahl bei seinem Bestreben, den Konkurrenten aus zustechen. im allgemeinen als feststehend annehmen. Wie ganz anders liegt solches beim Verlag. Namentlich das Anknüpfen neuer Verbindungen führt zu einem Überbieten der einzelnen Firmen, das den Preisbestimmungen von vorn herein als ein böses Bleigewicht anhaften muß. Auch beim Schuibüchergeschäft hat der Verlag seit Jahren mit einer Schwierigkeit zu rechnen, die vom Sortiment garnicht oder viel zu wenig gewürdigt wird. Zur Einführung der Schulbücher bedarf es der behörd lichen Genehmigung; diese wird nun bei einer Anzahl der selben abhängig gemacht von der Höhe des Verkaufspreises. Bei den steigenden Druckpreisen und dieser Festlegung des Verkaufspreises ist es ersichtlich, daß der Nutzen immer mehr eingeschränkt wird und logischerweise auch zu einer Kürzung des Rabattes führen muß. Sie sehen also meine Herren, die Schwierigkeiten des Verlages sind auch nicht von geringer Art. und wenn sie auch nicht in so viele kleine Momente von mir zerlegt worden sind wie die Schwierigkeiten, die sich dem Sorti mente entgegenstellen, so find sie in ihrer Wirkung darum keineswegs kleiner einzuschätzen. Beide Parteien können mit Recht verlangen, daß ihre Betriebsformen von der Gegen seite einer größeren Würdigung teilhaftig werden müssen. Dieses ist die Situation, in der wir zurzeit im Buch handel leben. Nachdem das Sortiment nun seit mehreren Jahren die schwebende Frage ins Rollen gebracht hat. haben sich schließ-
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