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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1908
- Sprache
- Deutsch
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12282 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. -U 2S5 2. November !SiZ8. Bildchen in gemeinsamem Rahmen, die Geschichte UndineL darstellend. An Werken von Italienern finden wir Hervor ragendes in Vetlore Zanettis Ansicht eines Palastes am 6a»aie 6ranäe in Venedig; von Donadoni ist der »Blick aus das Vorum romanum, ausgest.llt und von Giallii ä -Reste eines Tempels». Jostoluzzi, Parolari, Bcugnoli und der Pale Faiat mit seinem flotten Bildnis unseres Kaisers im Wolfspelz vervollständigen die Liste der vertretenen aus ländischen Künstler. Alle übrigen von den 32S ausgestellten Aquarellen sind von deutschen Künstlern und zwar zum großen Teil von hochstehenden Meistern geschaffen. Stark vertreten sind darunter in großen Formalen Marinebilder von Saltzmann, Bohrdt und Stöwer und Sch achtenbilder von Röchling Auch der berühmteste der Hohenzollernmaler. Menzel, ist mit zwölf Nummern vertreten, meist wunderbar beobachteten und dargestellten Genreszcncn, wie der köstliche Kurfürstliche Läufer, der, »des Tages Last und Hitze- empfindend, die Perücke im Vorzimmer abnimmt, um sich den erhitzten Kops mit dem Taschentuch zu trocknen; die »Dame am Spinett-, die sich mit sichtlicher Mühe ein Lied cinübt; die Gruppe voll Leben und scharfer Charakteristik der einzelnen Figuren aus der »Japanischen Ausstellung»; der prächtig geschilderte »Horcher»; das erschütternd wahrheitsoolle »Begräonis» und das von dem greisen Meister 19o3, alio im achlundachtzigsten Lebensjahre gemalte Reiterbildnis Friedrichs des Großen, das diesen im Galopp dahersprengend darstellt. Von dem Wiener Passim sind sogar >6 Nummern ausgestellt. Seme Bilder aus dem Straßenleben Venedigs und aus dem Innern von Kirchen mit den üppigen, glutäugigen Schönen sind durch die illustrierten Wochenschriften allbekannt ge worden, weniger begreiflicherweise sein vortreffliches Bildnis des Grasen H irrach, des Malers. 2!» Aquarelle, seinerzeit sür Friedrich Wilhelm IV. gemalt, haben einen der berühmtesten Landschaftsmaler speziell in Wasserfarben zum Urheber: Eduard Hildebrandt. Sie füllen einen ganzen Saal und wurden in den Jahren >842 bis >856 auf des Künstlers großen Reisen nach England, Portugal Ägypten, Süd amerika und in Deutschland gemalt. Bezaubernd wirken die Bilder vor allem durch ihre Treffsicherheit in den Tönen der Lust, in der Darstellung des Wassers und der Archi tekturen. Seine stets sonnige Darstellung der Natur gilt heute für überwunden, seine Technik ist heule von Vielen erreicht, von Manchen übertroffen; haben wir doch inzwischen auch bester sehen gelernt. Wenn man aber Hildebrandts ganzes Lebenswerk überschaut, das schon mit dem fünf zigsten Jahre abschloß, so muß man staunen über die Fülle der Schöpfungen, die ein Menschenalter hinduich mit ihrer sonnigen Heiterkeit sich Tausenden in die Seele geschmeichelt haben, die Sehnsucht in die Ferne weckend und Freude ver breitend. Von älteren Meistern sind noch Schinkel, Andreas Achenbach, Ludwig Richter, Hosemann, E. Mey-rheim, Gustav Richter, Knaus, Thoma, Paul Meyerheim, Böcklin, Diez, Waldemar Friedrich, Friese, Geselschap, Graeb, Skarbina, Thiersch, Knötel, Werner und G. Eiters zu nennen, von neueren Meistern Reinicke, Max Liebermann, Hans Her,mann, Hengeler, Bartels, Deumann, Orlik. Tiauernü betrachtet man die Architekturmalereien des durch einen frühen Tod dahingeraffien Willy Hvrstmeyer, der während seines Militärdienstjahres so bewundernswerte Ge fechtsszenen malte, daß ein Menzel ihm eine große Zukunft in Aussicht stellte. Er war 1880 geboren und starb schon 1901. Die Ausstellung bildet einen wohltuenden Gegensatz zu unseren -Großen- Ausstellungen, schon deshalb weil sie nicht groß ist, und ferner weil sie fast nur Gutes und Großes in Kunst enthält — freilich umfaßt sie auch nicht nur ein Jahr, sondern zwei Menschenalter. Geöffnet ist die am Pariser Platz im neuen Akademiegebäude in vornehmem Nahmen dargebotcnc Schau noch bis zum 2g. November, täglich von 10 bis 6 Uhr. Paul Hennig. Kleine Mitteilungen. Ei» bibliographisches Schelmcnstiick. — Wohl die größte und gelungenste Täuschung, die jemals aus bibliographischem Gebiet begangen wurde, war die Ankündigung der Versteigerung der Büchersammlung des Grafen de Fortsas, die am 10. August 1840 zu Binche in Belgien stattfinden sollte; und da diese Täu schung ausnahmsweise nicht aus Gewinnsucht, sondern aus reiner Freude am Schabernack begangen wurde, wird unser» Lesern ein kurzer Bericht über dieses dem heutigen Geschlecht der Bücher- sreunde kaum noch bekannte Schelmenstück eine gewisse heimliche Freude bereiten können, die sie mit der Ungeheuerlichkeit des be gangenen Schwindels wohl versöhnen mag. Im Sommer des Jahres 1840 wurde die Welt der Bücher freunde plötzlich durch die Ankündigung der bevorstehenden Ver steigerung einer überaus wertvollen Büchersammlung in Aus. regung versetzt. Es war dies die Wirkung eines kleinen Katalogs »Katalog einer sehr wertvollen, wenn auch wenig umfangreichen Büchersammlung aus dem Besitz des verstorbenen Grasen I. N. A. de Fortsas, die zu Binche am 10. August 1840 um II Uhr vormittags im Amtszimmer und unter der Leitung des Notars Herrn Mourlon, Kirchengasse 9, ver steigert werden wird. Mons, Buchdruckerei Emannel Hoyois, Buchhändler. Preis SO Centimes.» Dieses Büchlein war an etwa 100 der bekanntesten Biblio graphen und Bibliophile» Europas, besonders Belgiens und Frankreichs geschickt worden und ries unter diese» die größte Aufregung hervor. In der Vorrede war mitgeteilt worden, daß der Graf de Fortsas in seine Bibliothek nur solche Bücher ausgenommen habe, die den Bibliographen voll ständig unbekannt seien, und häufig ohne Barmherzigkeit Stücke seiner Sammlung, auch wenn er sie mit Gold ausgewogen hatte, aus dieser ausgestoßen habe, sobald sie in irgend einem Katalog verzeichnet gewesen seien. So habe z. B. die Veröffent lichung der bekannten »kiouvolles lleoirvrobes» des gelehrten Brunet nur die Wirkung gehabt, daß der Graf ein Drittel seiner Bücher ausgeschieden und seit diesem Ereignis die Freude an den Büchern und am Leben überhaupt verloren hätte. Aus diesen stetigen Veränderungen sei es auch zu erklären, daß der Katalog mit Rr. g ansinge und mit Nr. 222 aushöre, während die Zahl der zur Versteigerung angesetzten Bücher in Wirklichkeit nur S2 betrage; alle andern habe der Graf vernichtet oder verkauft- Über die Persoir des Besitzers dieser Schätze wurde folgendes mitgeteilt: »Johann Nepomuk August von Pichault, Graf von Fortsas, geboren am 24. Oktober 1770 in seinem Schlosse Fortsas bei Binche in der Landschaft Hainault in Belgien, und gestorben am I. September 1839 in seinem Ge burtsort und im selben Zimmer, worin er 69 Jahre zuvor auf die Welt gekommen war. Ganz seinen Büchern ergeben, hatte er dreißig Jahre der Umwälzungen und der Kriege vorüberziehen sehen (oder vielmehr nicht gesehen), ohne sich einen Augenblick von seiner Lieblingsbeschäftigung abzuwenden und sogar ohne sein Heiligtum zu verlassen. Für ihn schien eigens das Wort geprägt: In der Tat war der Inhalt dieses Katalogs geeignet, die Büchersammler in staunende Bewunderung zu versetzen. Der Baron von Neiffenberg, Konservator der Königlichen Bibliothek in Brüssel, sah darin plötzlich ein Buch auftauchen, das den Titel führte: prowptuarium aatiguitataw trerirsvtiuin .... auetors IVUIelwo eomito ab lloickenberA. Sollte einer seiner Vor fahren dieses Werk geschrieben haben? Jedenfalls war es bei der Wichtigkeit der Versteigerung gerechtfertigt, daß er sich einen Kreditkauf 1800 Franken zu ihrem Besuche anwcyen ueß. Zwei gelehrte Historiker, Carton und Delepierre, die frcy das Studium der Geschichte der Stadt Brügge zur Lebensaufgabe gemacht hatten, sahen der Versteigerung mit nicht geringerer Spannung entgegen; war doch unter Nummer II des Katalogs ein Buch:
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