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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1908
- Sprache
- Deutsch
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4188 Börsenblatt d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Leit. Die Bilanz soll genau den Stand des Geschäfts zur Zeit des Abschlusses darstellen. Die Bestände sollen höchstens zum Einkaufspreise, jedenfalls nicht höher ausgenommen werden, als sie jederzeit zu verwerten sind. Dies bietet beim Antiquariat gewisse Schwierigkeiten, wenn es sich um Bibliotheken und um Ankäufe handelt, die eine größere Anzahl von Werken umfassen. Bei beiden Arten von An käufen zahlt der Antiquar einen Gesamtpreis, ein Ankaufs preis des einzelnen Werkes ist also nicht vorhanden. Um dieser Schwierigkeit Herr zu werden und um die Einstellung zu hoher Werte in die Inventur zu vermeiden, pflege ich bei kleineren Gesamtkäufen die besseren Werke hoch zu rechnen, die minderwertigen gar nicht. Bei Käufen von Bibliotheken wird ein Hilfsbuch geführt, auf dessen eine Seite der Ein kaufspreis, die Fracht, Spesen, der Kataloganteil gesetzt wird, auf die andere der Erlös. Dieses Konto wird ein bis zwei Jahre geführt und erst der dann verbleibende Rest ausge zeichnet, und zwar bei günstigem Verkauf der Bibliothek nur zu sehr geringem Preise angenommen. Um diese Arbeit zu erleichtern, werden solche Bibliotheken nicht in das Lager, sondern gesondert aufgestellt, mit einer besonderen Standort bezeichnung, die nach dem früheren Besitzer der Bibliothek abgekürzt benannt wird, z. B. Vogel: V. 1 u. ff., Riedel: Rd. 1 u. ff., Strampff: Str. 1 u. ff. Man hat in diesem Falle, wenn man die Endberechnung der Bibliothek machen will, nur nötig, die Zettel, die die betreffende Standort bezeichnung tragen, herauszusuchen und zu bewerten. Dieses System hat sich bei mir sehr bewährt. Andere Antiquare haben andere Arten der Berechnung. Einige lassen den Einkaufspreis ganz beiseite. Sie rechnen den Verkaufswert des Lagers zusammen und nehmen als Einkaufswert eine bestimmte Quote davon. Sehr vorsichtige Antiquare trennen die Werte nach den Jahren des Ankaufs und nehmen von den verschiedenen Jahren verschiedene Quoten als augenblicklichen Wert an. Je länger ein Buch das Lager ziert, je treuerer Genosse des Antiquars es ist, ein um so geringerer Bruchteil des Verkaufspreises wird als augenblicklicher Wert gerechnet: eigentlich ein seltsamer Lohn für langjährige Treue! Das Lagerbuch bietet dem Antiquar schon eine Art der Statistik, denn auch einer solchen bedarf der Antiquar, will er sich über die größere und geringere Bewegung seines Lagers ein Urteil bilden. Eine weitere Statistik wird durch die Kataloge bewirkt, in die die aus ihnen getätigten Verkäufe mit Käufer, Einkaufs-, Verkaufspreis und Datum einge tragen werden. Aus diesen Eintragungen lassen sich sehr interessante Schlüsse ziehen, doch kann ich hierauf nicht näher eingehen. Ein sehr wertvolles bibliographisches Material bieten die Zettel der verkauften Bücher. Sie sollten stets sorg fältig gesammelt, niemals vernichtet werden. Bei späteren Ankäufen geben sie Antwort, wie lange ein Buch Zeit ge braucht hat, um verkauft zu werden, was es gekostet, was es gebracht hat. Die Zettel sind Praxis, nicht Theorie, wie sie jede noch so gute Bibliographie doch immer mehr oder weniger bleiben wird. Das Antiquariat gliedert sich nach den Gegenständen, mit deren Vertrieb es sich beschäftigt, in wissenschaftliches Antiquariat, Handel mit seltenen und kostbaren Büchern, Kunst- und Autographen-Antiquariat, Auktionsgeschäft und endlich modernes Antiquariat. Das wissenschaftliche Antiquariat beschäftigt sich mit dem An- und Verkauf wissenschaftlicher Werke und ist die Wiege der großen wissenschaftlichen Spezialgeschäfte, deren ich schon gedacht habe. Es gibt solche für Theologie, Ge schichte, Jurisprudenz, Architektur rc. Der Handel mit seltenen und kostbaren Büchern ist ^85 11 April 1908. vielleicht der interessanteste Teil des Antiquargeschäfts. Früh drucke aus der ersten Zeit der Buchdruckkunst, Bücher mit Holzschnitten und Kupfern, mit kostbaren Einbänden, solche, die nur in geringer Anzahl gedruckt sind oder die durch weltliche oder geistliche Gewalt, oder durch Zufall, wie eine Feuersbrunst, vernichtet sind, verbotene Bücher, Bücher, die aus Privatpressen hervorgegangen sind und solche, die berühmten Personen gehört haben, bilden die Domäne des Seltenheitsantiquariats. Dazu kommt noch die Verwertung von Handschriften, von Autographen, Kupferstichen und Holzschnitten, Exlibris. Sind in allen Abteilungen des Antiquariats seltene und kostbare Bücher die Lecker bissen des Antiquars, so sind sie hier seine tägliche Speise. Er vor allem muß Bescheid wissen in der Geschichte des Buchdrucks, der künstlerischen Vervielfältigungsmethoden, der Papierfabrikation, in allen Gebieten der Geschichte, der Literatur, der Sitten und der Kultur, ja auch der Ver irrungen des Menschengeschlechts. Bilden doch die Facetien, die erotischen Publikationen, die Geschichte des Flagellantismus und sonstiger sexuellen Verirrungen eine wichtige Quelle zur Erkenntnis der Kulturzustände der verschiedenen Völker und eine gesuchte Spezialität zahlreicher Bibliophilen. Das Auktionsgeschäft, entweder gesondert betrieben oder einem Antiquariat angegliedert, vermittelt den Verkauf von Sammlungen und einzelnen Werken durch Auktionen. Im Auslande fast der ausschließliche Weg zur Verwertung nach gelassener Bibliotheken, ist diese früher auch in Deutschland blühende Art des Vertriebs durch seinen regen Antiquarbuch handel, der fähig zur Aufnahme von Bibliotheken jedweder Art und in jeder Preislage ist, etwas in den Hintergrund getreten. Erst in den letzten Jahren sind wieder mehr Bibliotheken durch Auktion verwertet worden, und zwar mit starkem Er folge. Ob dieser Erfolg anhalten wird, hängt davon ab, ob bedeutende Bibliotheken, die sich für eine Verwertung durch eine Auktion eignen, an die Öffentlichkeit treten. Ob die Verwertung durch Auktion oder durch Gesamt verkauf an einen Antiquar für den Besitzer einer Bibliothek vorteilhafter ist, läßt sich allgemein nicht beantworten. Ent scheidend dafür ist die Natur der Bibliothek, ihre Zusammen setzung. Besteht sie großenteils aus Seltenheiten ersten Ranges, die nur ausnahmsweise einmal in den Handel kommen, so verspricht der meistbietende Verkauf, dem Besitzer einen besseren Preis zu bringen, als der Gesamtverkauf an einen Antiquar. Die Leidenschaften, die eine Auktion erregt und das persönliche Aufeinanderplatzen der Bibliophilen und Antiquare versprechen den höchsten Preis, der erzielt werden kann. Dagegen dürfte für Bibliotheken, deren Zusammen setzung weniger aufregender Natur ist, der meistbietende Verkauf weniger Chancen bieten. Die meisten Chancen bietet eine Auktion bei Unikas, bei nur einmal vorhandenen Objekten, wie Manuskripten, Autographen, Kunstsachen, namentlich Handzeichnungen berühmter Meister und ähnlichem. Der Besitzer einer verkäuflichen Bibliothek wird bei der Beantwortung der Frage, ob Auktion oder Verkauf an einen Antiquar, sich stets vor Augen halten müssen, daß er bei einer Auktion spekuliert und daß Spekulationen häufig gegen den Spekulanten ausschlagen. Bei der Verwertung durch Auktion trägt er das ganze Risiko, das ihm der Antiquar durch einen Gesamtverkauf abnimmt. Das moderne Antiquariat ist eigentlich eine ec>utr»äietio in Läjseto, in sich ein Gegensatz; die eine Bezeichnung hebt die andere auf. Es ist eigentlich kein Antiquariat, es ist ein Handel mit unmodern gewordenen modernen Büchern. Während der Antiquar die Gegenstände seines Handels vorwiegend aus zweiter Hand, also in gebrauchtem Zustande bezieht, kauft der moderne Antiquar fast nur neue Exemplare, d. h. vom Ver-
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