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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1906
- Strukturtyp
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- Band
- 1906-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1906
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- Deutsch
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253, 30. Oktober 1906. Nichtamtlicher Teil. 10811 Oxforder Universitätsdruckerei, die es hauptsächlich zu Bibel ausgaben verwendet. Dasselbe oder ein ähnliches Papier wird übrigens auch in Frankreich (in Angoulßme und bei Mantes) fabriziert, wir kennen es z B. auch aus Treherne's englischen Klassikerausgaben und einem Teil der Baedekerschen Reiseführer. Die große Oxforder Bibel mit ihren 2690 Seiten, die, auf gewöhnlichem Papier gedruckt, vier starke Bände umfassen würde, ist auf diesem Papier in einem einzigen Band mit einem Gewicht von etwa einem Kilo hergestellt worden. Eine andre, sogenannte Diamantbibel wiegt mit 1216 Seiten, bei einer Länge von 9, einer Breite von 5 und einer Dicke von 2 ow, nur 80 g. Leider sind die Herstellungs kosten dieses Jndia - Papiers bisher noch ziemlich hoch geblieben — Ein ebenfalls sehr leichtes, jedoch zugleich sehr dickes Druckpapier, »pspisr ls^sr« genannt, wird neuerdings ziemlich häufig für den Druck von Romanen gebraucht. Es soll den Augen ungleich zuträglicher sein als das geglättete Papier, zu dem die Mode oder Unmode der Illustrationen geführt hat, ohne die manche Verleger heutzutage überhaupt keinen Roman mehr bringen zu können glauben. Cim definiert weiter das Pergamentpapier, das pspisr pslurs (ä'oigQoo), das Seidenpapier, nach dem Erfinder Joseph Montgolfier, 1740—1810, früher auch papisr llosspü genannt, die Durchpaus-, Porzellan- und Pack-Papiere (»pspisrs bullss«), die jedoch für den Buch- oder Kunstdruck nicht in Betracht kommen, und schließlich die hauptsächlichen Verschiedenheiten des Kartonpapiers, je nach der Art der Herstellung ssrton äs eollsZs (aufeinandergeklebte Papier lagen), e»rton äs monIs.Zs (in einem Stück gegossene Pappen), brlstol »n^Isiz und bristol trsoysis genannt Eine ganz besondre Behandlung läßt der Verfasser dem Holzfaserpapier und dessen Aussichten für die Zukunft angedeihen, das gegen 1867 auftrat und für die Papier fabrikation von geradezu umwälzender Bedeutung geworden ist Der hierfür zur Verwendung kommende Holzbrei wird teils mit mechanischen, teils mit chemischen Mitteln hergestellt; immer aber sind so viele chemische Zugaben nötig, daß diese im Laufe weniger Jahre das Papier zersetzen. Seine Haltbarkeit ist denn auch, wie wir wissen, sehr beschränkt und schließt es für Bücher von einigem Wert überhaupt aus. Um so größer dagegen ist seine Bedeutung für das Zeitungs wesen, das erst infolge der durch diese Erfindung eingetretenen Verbilligung des Papiers die heute erreichte Ausdehnung ge winnen konnte. Die Leistungen der Holzpapier-Mühlen sind erstaunlich; die modernen Maschinen fabrizieren 70 Meter Zeitungspapier in einer Minute und bis zu 5000 Meter in einer Stunde; die größten darunter erreichen eine Produktion von 18 000 Kilo Papier innerhalb 24 Stunden und ihre Bedienung beansprucht das denkbar geringste Personal. Mit welcher Schnelligkeit auf diese Weise ein ganzer Baum in gedrucktes Papier verwandelt werden kann, liest sich beinahe wie ein Märchen aus Tausend und eine Nacht. Eine große Papiermühle in Eisenthal (in Baden) hat das Exempel in nicht einmal 2stg Stunden gelöst. Um 7 Uhr 35 wurden drei BäumL in einem nahe gelegenen Walde gefällt, in die Mühle geschleift, zu Papier verarbeitet, dieses um 9 Uhr 34 per Automobil nach der 4 Kilometer entfernten Druckerei einer Tageszeitung in Bühl befördert, und um 10 Uhr er schienen die ersten Blätter (nach d'Avenel, Llsssniems sto.). Es soll aber eine Gefahr für die Zukunft dieses so un entbehrlich gewordenen Kulturträgers darin liegen, daß die Wälder der Erde nur noch für eine bestimmte Zeit imstande sind die zur Papierfabrikation erforderlichen Massen Holz herzugeben; denn man muß bedenken, daß z. B. eine 35- bis 40jährige, gut gewachsene Fichte nur etwa 150 Kilo Papierbrei gibt. (Das relative Papierquantum der ein zelnen Holzarten ist übrigens ziemlich verschieden; 100 Kilo Nußbaum- oder Eichenholz liefern z B. nur 26—29 Kilo Papierbrei, das gleiche Gewicht des Kastanienbaums dagegen 38 Kilo.) Die Ansichten über den Holzverbrauch durch die Papiermühlen sind allerdings verschieden. Nach V Urbain (»Uss snocsäsvss än pspisr«) dürften die großen, schönen Wälder Europas innerhalb 50 Jahre sämtlich in die Papiermühlen gewandert sein, wenn die Holzpapierfabri kation im bisherigen Tempo fortschreitet. Nach andern jedoch sollen die Urwälder von Kanada und Sibirien allein auf unbegrenzte Zeit hinaus der Papierfabrikation genügen, um so mehr als sich ihr Baumbestand alle 20 Jahre »ge wissermaßen erneuere«, was Cim mit Recht bezweifelt. Am Schlüsse des sehr lehrreichen Kapitels über das Papier, das außerdem eine ganze Reihe von prak tischen Angaben über die Formate und Preise der ge bräuchlichsten Papiersorten enthält, widmet der Verfasser den chemischen Bestandteilen, die auch die nicht aus Holz stoff hergestellten, bessern Papiersorten enthalten, eine gründ liche Untersuchung Er stellt dabei fest, daß die modernen Papiere durchweg einen so hohen Prozentsatz an Säuren und erdigen Bestandteilen aufweisen, daß sie infolge der Zersetzung, denen diese unterworfen sind, im Laufe der Jahre unbedingt zu gründe gehen müssen. So gibt Dauze in der »Rsvus lüblio-ieovogrsplüqns« neuerdings der Befürchtung Ausdruck, daß von unfern heutigen Druckwerken in fünfzig Jahren nur noch Spuren vorhanden sein dürften, und Delisle, der bekannte langjährige Generaldirektor der llibllo- tbdqns Ustioosls, sprach sich bei Gelegenheit des Inter nationalen Bibliothekarkongresses in Paris im Jahre 1900 dahin aus, daß die heute gedruckten Bücher in absehbarer Zeit zu vielen Tausenden der schlechten Qualität ihres Papiers zum Opfer fallen werden. Dagegen habe sich eine große Anzahl der in den ersten Jahrhunderten des Buch drucks hergestellten Bücher bis heute tadellos erhalten; man nehme nur einmal die Drucke der Aldus und Estienne zur Hand. Die Chemie spielte eben damals bei der Papier fabrikation so gnt wie keine Rolle, und im Interesse der Geschichte unsrer Buchdruckerkunst können wir uns hierzu nicht genug beglückwünschen Ob es übrigens wirklich ein so großes Unglück be deutet, wenn die heute gedruckten Bücher das zwanzigste Jahrhundert vielleicht nicht überleben, möchte ich dahin gestellt sein lassen. Sie werden schließlich doch von Jahr zu Jahr durch neue Werke oder neue Ausgaben ersetzt, die berufen sind an ihre Stelle zu treten, und die meistens das resümieren, was an bleibendem Wert bisher geschaffen worden ist. Bei der ungeheuren Bücherproduktion dürfte es eher als eine willkommene und gerechte Fügung zu betrachten sein, daß die meisten Bücher den Weg alles Irdischen gehen, nachdem sie, wie ihre Erzeuger, ihre Schul digkeit getan haben. (Es mag allerdings zugegeben sein, daß dieser Standpunkt mehr die Interessen des Buchdruckers und Buchhändlers als die des Bibliothekars und Bibliophilen vertritt.) Hiervon ausgeschlossen seien selbstverständlich alle wissenschaftlichen Publikationen von großem dokumentarischem Wert, wie etwa die lllooninsut» 6srin»r>iss Historie», der lisoasil äss klistorisns äs I» 6l»uls, die 6»lsnä»r8 ok 8t»ts ?»psrs, Reproduktionen von Manuskripten und archivalischen Dokumenten, wertvolle Jllustrationswerke, die jedoch zum größten Teile heute schon auf besonders dauerhaftes Papier, meist Velin, gedruckt werden, wie ja auch die vielen Biblio philen - Ausgaben französischer Verleger und Gesellschaften heute noch fast ausschließlich auf Büttenpapier gedruckt werden. Wo dies nicht geschieht, wäre es allerdings die Pflicht des Staates, bei denjenigen Publikationen, die seiner Kompetenz unterliegen, ein säurefreies, »analysiertes« Papier vorzuschreiben. 14t8*
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