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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1904
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- Deutsch
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994 Nichtamtlicher Teil. 24, 3V, Januar 1994, die ihre Bezüge meist gebunden zu erhalten wünschen, den Pariser Buchbindereien wegen der billigem Preise vor den deutschen den Vorzug geben. Im allgemeinen muß jedoch das Leipziger Antiquariats geschäft im vergangenen Jahr als ein kaum mittelmäßiges bezeichnet werden. Im Musitalieuhandel sind ab 1,Januar d, I, die neu vereinbarten, erniedrigten Rabattsätze für den Kundenverkehr in Kraft getreten. Der Geschäftsgang war im ersten Halb jahr flauer als das Jahr vorher, hat sich aber in der zweiten Jahreshälfte wieder erholt, so daß das geschäftliche Ergebnis im großen und ganzen das gleiche wie in 1992 sein dürfte. Die Gründung einer »Anstalt für Aufführungsrecht - hat auch in diesem Jahr wieder zu mehrfachem Meinungs austausch zwischen den Jnteresseutengruppen geführt, ohne daß es bisher gelungen wäre, eine allgemeine Einigung in dieser Frage zu erzielen. Von den Musikverlagsfirmen sind etliche infolge Todes falls und aus andrer Veranlassung in neuen Besitz über gegangen oder mit bereits bestehenden Unternehmungen ver schmolzen worden; die normale und schnelle Abwicklung dieser Geschäftsverkäufe darf als ein erfreulicher Beweis für die kapitalkräftige und solide Basis des Handelszweigs angesehen werden. Über die beiden bisher noch nicht erwähnten großen Zweige des Leipziger Buchhandels; das Kommissions geschäft und das Barsortiment, brauchen wir nicht viel zu sagen. Sie haben auch in diesem Jahre ihres Amts; stille, geduldige, fleißige Helfer der gesamten Kollegenschaft inner- und außerhalb unsrer Mauern zu sein, in redlicher Arbeit gewaltet und dürfen sich für mancherlei Anfechtung mit dem Bewußtsein trösten, daß sie nebst den graphischen Gewerben trotz alledem die stärksten Grundpfeiler von Leipzigs Zentralstellung im deutschen Buchhandel sind. Dem Kommissionsgeschäft ist in dem großen Streit um »Bücher» die ihm nicht gerade häufig zu teil werdende Genugtuung geworden, daß hochangesehene Berufsgenossen, deren Sachverständigkeit von niemand ernstlich bezweifelt werden wird, ihm die Anerkennung zollten, es sei mit Nichten unter die Parasiten unsers Standes zu zählen, sondern ohne seine Vermittlung sei der buchhändlerische Vertrieb schlechterdings nicht denkbar, denn er würde weit weniger nutzbringend werden, als er leider ohnehin schon ist. Auch das Barsortiment, das gewiß nicht nv zufällig mit dem Kommissionsgeschäft immer eng verbunden erscheint, darf sich wohl einen Teil dieser Anerkennung zuschreiben. Aus Vereinsmittelu sind im vergangenen Jahr 6 Per sonen, die sämtlich Angehörige des Leipziger Buchhandels oder ihre Hinterbliebenen waren, mit 613 ^ unterstützt worden. Aus den Zinsen der Stiftungen konnten 29 Personen mit 1795 59 Unterstützungen empfangen. Das Stiftungsvermögen beziffert sich nach dem Nenn wert aus 129 199 ^,, das Vereinsvermögen auf 49299 Der Haushaltplan schließt für das laufende Jahr mit einem Überschuß von 1582 87 H ab, obwohl darin die im vergangenen Jahr viel umstrittenen 1999 ^ für den Deutschen Buchgewerbeverein wieder eingestellt sind. Wenn wir auch gern bereit sind, ideale Zwecke zu unter stützen, so wollen wir doch nicht unterlassen, der Hoffnung Ausdruck zu geben, es möge dem Buchgewerbeverein bald gelingen, auch ohne einen Beitrag unsererseits auszukommen, (Verhandlungsbericht folgt,) Der Brand der Nativ nalbibliothrk in Turin. Zu diesem schmerzlichen Ereignis wird der Redaktion d. Bi, aus Turin geschrieben; Ganz Italien steht unter dein niederschmetternden Ein druck des unersetzlichen Verlustes, den die Nationalbibliothek in Turin soeben durch den Untergang ihres kostbarsten Be standes erlitten hat, und beklagt das Ereignis als ein na tionales Unglück, das es in der Tat ist und als solches die Teilnahme der ganzen gebildeten Welt beansprucht. Der Palast der Königlichen Universität in der belebten Via Po, ein von allen Seiten freistehender Bau mit schönem Säulenhof, beherbergt die Nationalbibliothek in sechsund dreißig Sälen und Zimmern, die sich auf sechs Geschosse verteilen. Mit der frühern Universitätsbibliothek vereinigt, nimmt die Nationalbibliothek als erste und wichtigste Staats bibliothek von ganz Piemont, auch unter den übrigen großen Bibliotheken Italiens eine hervorragende Stellung ein. Be gründet im Jahre 1729 durch König Victor Amadeus li., der die kostbare, an seltnen Drucken, Handschriften und Stichen reiche Privatbibliothek des Hauses Savoyen der Universität überwies, erhielt die (später > Nationalbibliothek» genannte) Bibliothek 1829 die berühmten Handschriften aus dem Kloster Bobbio, 79 an Zahl, sämtlich wichtig und wissenschaftlich von höchstem Interesse, Durch reiche Ver mächtnisse und Anschaffungen wuchsen die Sammlungen zu dem mächtigen Bestand von über 399 999 Bänden Druckschriften und 4599 Handschriften an. Der Ruhm und der Stolz der Bibliothek waren die Hand schriften, Der Katalog weist außer den schon erwähnten tloäioss aus Bobbio eine große Anzahl von wichtigen orien talischen Handschriften auf, ferner 499 griechische und 1299 lateinische — die ältesten reichten bis ins sechste Jahr hundert zurück, und viele zeichneten sich durch kostbare Miniaturen von höchstem kunstgeschichtlichen Wert aus —, daneben eine Sammlung altfranzösischer und italienischer Handschriften u, a, mehr. Es würde hier zu weit führen, nur die kostbarsten Hauptstücke aufzuzählen, die durch ihr Alter, wissenschaftlichen Wert, durch unvergleichliche Miniaturen in Gold und Farben, kostbaren Einband, Herkunft usw, ein hervorragendes Interesse beanspruchen. Das Feuer, über dessen Entstehung die Meinungen aus einander gehen, brach am 26, d, M, früh um V-2 Uhr in den obern Räumen aus. Es mußte schon weit vorgeschritten sein, ehe man es bemerkte, denn als die Feuerwehr ihre Arbeit begann, fand sie schon weite Räume in Rauch und Flammen gehüllt. Der Versuch, den Brand auf seinen Herd zu beschränken, mußte bald aufgegeben werden, das un gestüme Element züngelte von Fenster zu Fenster, an den Holzteilen und den aufgestapelten Drucken reichlich Nahrung findend. Bald stand der Dachstuhl in Flammen, und die unterm Dach wohnenden Unterbeamten konnten mit ihren Familien nur mit Not ihr Leben retten. Obwohl man gleich darauf bedacht war und mit Auf gebot aller Kräfte dahin strebte, den Handschriftensaal zu isolieren, drang das Feuer auch dahin vor und begann sein Zerstörungswerk, bevor es der Feuerwehr gelang, die Gefahr abzuwenden. Feuer und Wasser vereinigten sich nun, die kostbarsten Schätze und Zierden der Bibliothek zu vernichten, und was der menschliche Geist in Jahrhunderten geschaffen und gesammelt hatte, versank in wenigen Stunden in Asche und Schutt, Tausende umstanden den ganzen Tag die von Truppen abgesperrte Brandstätte und sahen schweigend und ergriffen dem unaufhaltsam fortschreitenden Werk der Vernichtung zu. Auf dem Dach waren die Feuerwehrleute beschäftigt, die ver kohlten, dem Einsturz nahen Balken und Träger zu ent-
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