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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1897
- Sprache
- Deutsch
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sind natürlicherweise alle Typen, alle Zieraten, alle Illustra tionen lediglich Material; es kommt nur darauf an, wie er dieses Material in der gegebenen Fläche verwendet und zu einander in Einklang bringt. Eine einheitliche, schöne Flächen dekoration zu schaffen, ist zu allen Blütezeiten das künstlerische Ziel des Buchdrucks gewesen. Wir haben gesehen, daß die Alten mit ihren kräftigeren, kompreß gesetzten Schriften meist ein schönes Seitenbild er zielten. Allerdings kommt dabei die Lesbarkeit oft etwas zu kurz, weil die Buchstaben, Worte nnd Zeilen des freien um gebenden Raumes entbehren, der erforderlich ist, um die Schrift leicht übersichtlich und gut lesbar erscheinen zu lassen. Die beiden Ansprüche der Zweckmäßigkeit und der Schönheit, von denen der letztere neuerdings etwas vernachlässigt zu sein scheint, zu versöhnen, muß die weitere Aufgabe unseres Buch druckers sein, nicht minder aber die des Schriftgießers, der das geeignete Material zu liefern hat. Was kann geschehen, um zu vermeiden, daß die Einheit der Seite durch die Auszeichnungsschriften gestört werde? Mit Recht hat man es getadelt, wie plump und brutal z. B. die Jnseratseiten fast aller unserer Zeitungen und Zeitschriften infolge übermäßiger Anwendung fetter Schriften, Einfassungen und Balken aussehen. Man bestrebe sich doch, die Aus zeichnungsschrift zur Textschrift zu stimmen, man wähle den selben Schnitt und beschränke die thörichte Vielheit und Buntheit der Schriftgattungen, die bisweilen nur dazu zu dienen scheint, mit der Reichhaltigkeit des Materials zu prahlen. Da, wo halbfette Schriften nicht genügen, sind bekanntlich Versalien und Kapitälchen sowie Unterstreichungen Auszeichnungsmittel, die sich trefflich ins Seitenbild einfügen. Bei komplizierten Ausgaben sollte man in erster Linie durch zweckmäßige und originelle Anordnung zu wirken suchen.*) Von großer Wichtigkeit im Buchbilde sind die Ueber- schriften und Kapitelanfänge. Wir pflegen es als selbst verständlich ruhig hinzunehmeu, daß die Ueberschriften verloren in einer weiten leeren Fläche schwimmen. Hingegen gaben die Alten anfangs geschlossene Zeilen in größerer Type und wußten auch später, als man der Deutlichkeit halber die Ueberschrift mit mehr freiem Raum umgab, durch eine Kopf leiste oder eine Vignette darüber und einen Strich darunter die Ueberschrift in die Seitenfläche einzugliedern. Auch heute könnte man die Ueberschrift durch Ornamente oder Linien umrahmen und dekorativ gestalten. Ferner brauchten wir die Seitenzahl nicht immer am Kopfe der Kapitel, also gerade da fortzulassen, wo man sie beim Nachschlagen mehr braucht als auf den anderen Seiten. Auch die Seitenzahl und der Kolumnentitel lassen sich bekanntlich leicht in gefällige Borten oder Linien einfügen. Für die freieren Aufgaben des Setzers war früher aus schließlich und ist noch heute überwiegend der Titel das Versuchsfeld Wir sehen aus alten Druckwerken, wie aus dem vollzeiligen und dem beliebten nach unten spitz zerlaufen den dreieckigen Titelsatze sich allmählich der Titel mit bald längeren, bald kürzeren, teils fetten, teils mageren Zeilen herausgebildet hat. Dieses Vermächtnis der Barockzeit hat man im 19. Jahrhundert in Regeln zu bringen gesucht und diese Satzform auch auf andere Aufgaben angewendet. Man hat verlangt, daß die Zeilen sich in der Schwebe halten, man hat einen Schwerpunkt gesucht und dergleichen. Das sind nach meiner Ansicht an unrichtiger Stelle angewendete architektonische und tektonische Grundsätze. Das Satzbild soll *) Anmerkung des Referenten. Beim Jnseratensatz würde das Gesamtbild der Seite auch schon wesentlich dadurch gewinnen, daß man die Kraft der Effekte um einige Grade schwächer wählte; cs würde dann dennoch jede Anzeige im gleichen Verhältnis zur Geltung kommen und der hier bestimmend eingreifende Inserent zufrieden gestellt werden können. kein Bauwerk sein, sondern eine Flächenfüllung. Deshalb sollte auch der Titel die Fläche füllen; er soll in der Fläche stehen, nicht im Leeren schweben. Der Titel mit Zeilenfall, so sehr er der Deutlichkeit Rechnung trägt, ist eine schlechte Flächenfüllung, da die Löcher überwiegen. Deshalb versucht man jetzt immer häufiger, im Anschluß an die Alten, auch im Titel gleich lange Zeilen und rechtwinklige Flächen zu erzielen. Man sollte indes darin nicht so weit gehen, dies auf Kosten der Deutlichkeit zu thun. Wenn man den sym metrischen Zeilentitel aber auch nicht aufgeben will, so kann man doch durch geschickte Gruppenbildung, durch Einschiebung füllender Ornamente, Leisten, Signete u. a. auf eine mehr flächenhafte Verteilung der Massen hinarbeiten. In jedem Falle sollte der Titel thunlichst in einer und derselben Schrift gattung, die gleichen Charakter mit der Textschrift des Werkes hat, durchgeführt werden. Der innere Titel sollte, wenn auch nicht peinlich symmetrisch, so doch im Gleichgewicht an geordnet sein. Dagegen ist es für den Umschlagtitel, ebenso wie z. B. für den ganzleinenen Buchdeckel, sinngemäß, Schrift und Ornamente vom linken Rande, also vom Buchrücken aus, zu entwickeln. Es erscheint nötig, hier einige Worte über die sogenannte freie Richtung im Satz zu sagen, obwohl diese Mode, wenn nicht alle Zeichen trügen, sich rasch ihrem Ende zuneigt. Sie ist der strikte Gegensatz der Flächendekoration. Diese Satz manier, bei der Schriftzeilen, Linien, Bänder, Vignetten und Grundmuster kreuz und quer, willkürlich zerrissen, sich schranken los durcheinanderschieben oder auf der Fläche umherirren, hat kein Analogon in irgend einer gesunden Epoche des Buch drucks. Die japanische Dekoration, die man wohl als das ferne Vorbild der freien Richtung anzusehen hat, kann für -diese Absonderlichkeiten nicht verantwortlich gemacht werden; sie sind höchstens eine Karikatur auf die japanische Kunst. Zur Zeit, als die amerikanischen Lithographen und Setzer auf diese Manier verfielen, hatte in Amerika die Kunst im Buch druck kaum begonnen, während bei uns durch die nach 1870 emporgestiegene kunstgewerbliche Bewegung schon ein gesunder Strom ernsthaften Kunstgefühls in die Druckwerkstätten und Schriftgießereien übergeführt worden war. Aus patriotischen und künstlerischen Gründen ist es zu bedauern, daß dieses Kunstgefühl sich noch nicht so weit zum Verständnis entwickelt hatte, um die erwähnten ausländischen Modethorheiten ab zulehnen. Beschämend aber ist es, daß wir uns heute, wie es scheint, erst durch die Amerikaner und Engländer wieder auf die gesunden Bahnen führen lassen müssen, die unsere besseren Meister schon vor zwanzig Jahren selbständig ge gangen sind. Damit wir auf uns selbst zurückgeführt werden, und damit einer Wiederkehr ähnlicher Abwege vorgebeugt würde, wäre es wohl zu wünschen, daß auch aus den Kreisen unserer großen Künstler und kunstgewerblichen Talente und in unseren Fachschulen mehr dazu beigetragen würde, die deutsche Drucker kunst auf gesunde und selbständige Wege zu leiten. Hier wäre vielleicht auch ein fruchtbares Feld für eine vorbild liche und erziehliche Thätigkeit unserer Reichsdruckerei, L. 11. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg. Ver mächtnisse. — Der vor kurzem zu RegcnSburg verstorbene Graf Ernst von Dörnberg zu Herzberg, k. u. k. österreichischer Kämmerer und Rittmeister a. D., der sein gesamtes großes Vermögen zu rvohlthätigen und gemeinnützigen Zwecken bestimmte, hat verfügt, daß nach Ausführung verschiedener anderer Stiftungen dem Ger manischen Museum zu Nürnberg in der Zeit vom 91. bis 99. Jahre nach dem Hingange des Erblassers jährlich 110000 im 100. Jahre 87500 ^ ausgezahlt werden. Die Gesamtsumme soll zur Anlage einer Sammlung von Werken deutscher Kunst und Wissen schaft verwendet und diese unter dem Namen -Gräflich von Dörn-
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