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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1897
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- Erscheinungsdatum
- 12.06.1897
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- Deutsch
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Wenn, was dringend zu wünschen ist. das Unternehmen guten Fortgang nimmt und bei Publikum und Verlegern dem wohlverdienten Interesse begegnet, so ist hier für einen wichtigen und umfangreichen Teil der deutschen Litteratur ein Repertorium geschaffen, das weitgehenden, um nicht zu sagen allen Ansprüchen genügt. Und das ist freudig zu begrüßen. Denn man muß ja, nachdem für die mathematisch-natur wissenschaftlichen und die technischen Disciplinen anderweitig gesorgt ist, ohnehin darauf verzichten, die gesamte periodische deutsche Litteratur in einem Repertorium vereinigt zu sehen, und ich würde das leichten Herzens thun, würde auch weitere Spezialverzeichnung der noch ausstehenden Fächer gern will kommen heißen, wenn nicht damit wieder die Gefahr allzu großer Kräftezersplitterung in die Erscheinung träte. Eine große Zahl der nämlichen Zeitschriften müßte sowohl der Bibliograph der Jurisprudenz, als der der Geschichte, Litte ratur, Kunst u.. s. w. auf ihren Inhalt prüfen. Man be denke, daß in dem bibliographischen Verzeichnis über das deutsche Unterrichtswesen nicht weniger als 91 Zeitschriften, also nahezu der vierte Teil aller überhaupt benutzten, nicht pädagogische Veröffentlichungen aus den verschiedensten Ge bieten, allgemein wissenschaftliche, theologische, sozialpolitische, geschichtliche, geographische, mathematiscbe, musikalische u. s. f. sind. Und es ist anzunehmen, daß die Zahl der in Betracht zu ziehenden nicht-pädagogischen Journale eher noch zu nehmen wird. Wo kann nicht überall ein Beitrag zur Er- ziehungs- und Unterrichtskunde Aufnahme finden! Die Tages- blättcr, die grundsätzlich ausgeschlossen scheinen, enthalten doch auch nicht selten Beiträge aus der Feder namhafter Päda gogen. Es ist schließlich nicht anders: Der sorgfältige Biblio graph darf, auch wenn er nur die Litteratur eines kleinen Gebietes zusammenzustcllen hat, an keiner Zeitschrift vorüber gehen, ohne ihren Inhalt zu prüfen. In Virchows Archiv für Anatomie und Pathologie fand sich z. B. kürzlich eine für den französischen Philologen sehr wichtige Mitteilung von Moritz Steinschneider über eine von der Berliner Königlichen Bibliothek erworbene Handschrift des 13. Jahrhunderts, die in französischer Sprache, aber hebräischen Lettern medizinische Abhandlungen enthält; in juristischen Zeitschriften findet sich gar nicht selten philologisches Material, und umgekehrt in philo logischen juristisches. Geographische Zeitschriften interessieren den Historiker, den Philologen, den Volkswirt u. s. w. Da cs nun keine deutsche Bibliothek giebt, die die deutschen Zeit schriften vollständig besitzt, da ferner über den Besitzstand der einzelnen Bibliotheken an Zeitschristenmaterial nicht anders als durch direkte Anfragen Kenntnis zu erlangen ist, also die natürlich höchst beschwerliche und kostspielige, aber doch viel leicht mögliche Entleihung des Materials aus so und so vielen deutschen Bibliotheken im Ernst nicht in Frage kommen kann, so können, ich wiederhole cs, die deutschen Biblio graphen in Litteraturübersichten nicht einmal über ihre eigene heimische, geschweige denn über die aus ländische zuverlässige Auskunft geben. Wer das für einen nicht erträglichen Zustand hält, wer die Verschwendung von Zeit und Kraft beklagt, die heutzutage dadurch bedingt ist, daß so und so viele Bibliographen genau dieselbe Arbeit thun, ohne daß bei alledem in auch nur einem Fache ganz Be friedigendes erreicht werden könnte, den bitte ich nochmals, an seinem Teile bei der Schaffung eines deutschen Zeitschriften repertoriums mitzuwirken. Wenn ich mich mit meinem Vorschläge zuerst an die deutschen Verleger wandte, so geschah es, weil sie die deutsche Bibliographie ins Leben gerufen haben und infolgedessen ein Anrecht darauf besitzen, in erster Linie zu Rate gezogen zu werden, weil zu hoffen ist, daß bei ihnen nicht vergeblich auf ein immer dringlicher zutage tretendes Bedürfnis hingewicsen werden wird. Hier glaubte ich auch ein der zu leistenden Arbeit entsprechendes Kräftemaß zu finden angesichts des Ueberschusscs von Mitteln, der für die Verzeichnung der Buch- litteratur zu Gebote steht. Gewiß hätten der Staat und ge lehrte Körperschaften* **) ) in nicht geringerem Maße als die deutschen Verleger die »Ehrenpflicht«, sich der verwaisten Ge biete anzunehmen, und ich glaube das deutlich genug aus gesprochen zu haben, als ich von allen, die für das Wohl deutscher Wissenschaft zu sorgen haben, sprach. Gewiß würde niemand cs freudiger als ich begrüßen, wenn die Verzeichnung der Litteratur für die exakten Wissenschaften, die ja nach dem Programm der Londoner Konferenz von den einzelnen, sich an der Arbeit beteiligenden Nationen vorgenommen werden soll, den Anstoß dazu gäbe, eine Centralstelle für die Kata logisierung der gesamten deutschen Litteratur zu schaffen. Aber bisher hat von solchen Absichten meines Wissens nichts verlautet. Und wer abwarten will, ob nicht gelehrte Gesell schaften sich, wie die Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte, zu dem zu bringenden Opfer bereit finden werden, der mag doch auch bedenken, daß, vielleicht nicht ohne Grund, gerade für die Technik, die exakten Wissenschaften und die Pädagogik besser als für die übrigen Fächer gesorgt ist. Es sind dies eben Zweige menschlichen Wissens, die ein starkes öffentliches Interesse hinter sich haben; wir leben im naturwissenschaftlich-technischen Zeitalter, und die Frage, was für Erziehung und Ausbildung der Heranwachsenden Jugend geleistet wird, ist von vornherein des lebhaftesten Interesses in allen Schichten des deutschen Volkes sicher. Man könnte hier auch noch auf zwei andere neueste bibliographische Leistungen für Gebiete mit dem Hintergründe eines lebhaften öffentlichen Interesses verweisen, auf Stamm hammers Bibliographie der Sozialpolitik, und die von der Berliner Gesellschaft für Erdkunde herausgegebene und in ihrer Art treffliche lübliotbsos, AsoAraxbiea. Aber für die uns hier beschäftigende Frage beweisen sie nichts, da beide die deutsche Litteratur, ebenso wie die übrigen internationalen Uebersichten, zum Teil aus zweiter Hand entnehmen. Sicher dürste jedenfalls sein, daß für alle Fächer, deren Pflege für das öffentliche Wohl gar nicht oder erst mittelbar in Frage kommt, wie Philosophie, Kunst, Lilteraturgeschichte, Juris prudenz u. a., die Geneigtheit oder auch Fähigkeit gelehrter Gesellschaften, Opfer zu bringen, in geradem Verhältnisse zu dem Maße ihres allgemeinen Interesses steht, daß also die Aussicht, in Bälde eine vollständige und zuverlässige Ver zeichnung der deutschen Litteratur auf diesen Gebieten zu er halten, sehr gering ist, ganz abgesehen davon, daß eine weitere Spezialregistrierung deutscher Geistesarbeit aus dem oben an geführten Grunde nicht wünschenswert, für gewisse Wissen schaften wegen ihres stark internationalen Charakters auch unthunlich erscheinen muß. Noch eine Bemerkung sei mir gestattet. Ich meine nicht, daß es erforderlich oder auch nur wünschenswert wäre, den Inhalt aller Zeitschriften ohne Ausnahme zu buchen.'*) Die leichte und leichteste Ware, die nur den Abklatsch fremder Arbeit darstellt, sich aber doch gerade in der Zeitschriften- *) Wie man bei dem völligen Mangel jeder korporativen Ver tretung der deutschen Bibliothekare auch nur daran denken kann (wie Herr H.. ll. 1.), ein deutsches Zcitschristenrepertorium durch Verteilung der Arbeitslast auf die sämtlichen deutschen Bibliothekare zustande zu bringen, ist mir unbegreiflich. Was sür Amerika das Natürlichste ist, kann deshalb für Deutschland noch immer das Allerverkehrteste sein, und ich kann nicht umhin, in diesem Gedanken den gleichen Mangel an Geneigtheit, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen, zu entdecken, wie er sich in den Plänen der Brüsseler Konferenz offenbart. **) Aehnliche Erwägungen sollte man übrigens doch auch bei der Verzeichnung der Buchlittcratur machen. Wie vieles durchaus wertloses Zeug, das selbst nach Jahrhunderten keine Spur litte- rarischen oder kulturhistorischen Interesses haben kann, wird da jahraus jahrein mitgeschlepptl
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