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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1924
- Strukturtyp
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- 1924-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1924
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- Deutsch
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)s° 70, 22. März 1924. Fertige Bücher. Mrlcnblatt s. d. DNchn. vnchbandel Z82t Deutsche Goethe sagt einmal, -baß die Gestalt des Menschen der beste Text zu allem ist, was sich über ihn empfinden und sagen läßt-. In der Tat ist die Gestalt eines Menschen, seine Haltung, seine Bewegungen und sein Blick seine halbe Biographie, und nichts vermag neben Arbeit den Charakter eines Menschen mehr zu festigen als die Versenkung in die Lebensbeschreibungen und Erinnerungen großer Männer und in ihre Bildnisse. Es ist ein erhebender Genuß, in den Mappen der Kupferstichkabinette den Zügen von Menschen nachzuspüren, in denen wir unsere Lehrmeister erblicken, und die, wiewohl längst verblichen, über ihren Tag hinaus durch Tat und Gedanke in alle Ewigkeit fortwirkcn. Wer wünschte nicht, Tag für Tag, sich in das Antlitz eines Menschen, der ihm irgend einmal zum Führer, zum Wegweiser wurde, nach des Tages Last und Arbeit zu versenken und neuen Antrieb für die Aufgaben des kommenden Tages darin zu finden; in die Züge eines großen Menschheitsführcrs, so wie seine Zeitgenoffen ihn geschaut, nicht etwa wie die nachschaffenbe Phantasie eines Spätergeborcncn sie sich zurechtgelegt? Aber solche zeitgenössischen Bildnisse sind selten und teuer, zumal in heutiger Zeit nur wenigen erschwinglich, und dennoch kann sie sich heute jeder ebenso leicht erwerben, wie etwa einen Klassikerband; denn seit etwa Jahresfrist gibt es Nach bildungen nach diesen alten seltenen Blättern, die diesen aufs Haar genau gleichen. Es ist eine kulturelle Tat der Reichs- druckerei ohnegleichen, daß sie daran gegangen ist, dem deut schen Volke einen Spiegelin seinen besten Männern vorzuhalten, daß sie ihre weltberühmten -Neichsdrucke- nach der Seite des zeitgenössischen Bildnisses hin erweitert hat. Diese Blätter weisen die gleiche Größe und die gleiche Drucktechnik (Holz schnitte werden in Hochdruck, Kupferstiche in Tiefdruck und Lithographien in Flachdruck hergestellt) des Originals auf, und selbst das Papier ist so gewählt, daß es dem Papier des Originals so nahe wie nur irgend möglich kommt. So ist innerhalb eines Jahres eine Ahnengalerie deutschen Geistes zustande gekommen, die stolz machen kann auf die Männer, die der Schoß des Volkes hervorgebracht, stolz auf die tech nischen Leistungen, die solches ermöglicht, und stolz schließlich auf das kulturelle Verantwortungsgefühl dem deutschen Volke gegenüber, das hier die Reichsdruckerei an den Tag gelegt hat. Nun kommt es darauf an, wie das deutsche Volk in seiner Gesamtheit auf diese Leistung reagiert, ob cs gewillt ist, diese Gaben entgegenzunehmen und diese Blätter in seinen Heim stätten aufzuhängen, damit es Tag für Tag, wenn auch nur im Geiste, Umgang mit den Größten seiner Geistesgeschichte pflegen kann. Auch der Kaufkraft der Volkskreisc, an die bei der Herausgabe dieser Blätter in erster Linie gedacht wurde, des Mittelstandes, des Beamten, des Akademikers und des Arbeiters, ist Rechnung getragen) Nur 3 Mark kostet z. B. ein Bildnis Immanuel Kants, des Königsberger Sattler sohnes, dessen klarer rechtlicher Charakter in dem schönen Worte zum Ausdruck kommt: -Zwar denke ich vieles mit der allergrößten Überzeugung, was ich niemals den Mut haben werde, zu sagen; niemals aber werde ich etwas sagen, was ich nicht denke.- Möchten doch alle Volksgenossen und zumal alle Führer des Volkes sich dieses klare und kernhaste Bekenntnis eines unserer Besten zu eigen machen! Neben Kant darf wohl Gotthold Ephraim Lcssing genannt werden, der in den -Reichsdrucken- mit einem trefflichen Linienstich Dauses nach dem Gemälde von Anton Grass vertreten ist. Anton Grass ist auch der Urheber eines äußerst lebens wahren Bildnisses Christoph Martin Wielands, das eben falls Bause in Kupfer gestochen hat, und Friedrich Schillers, gestochen von I. G. Müller. Von Wieland und Schiller sind noch zwei kleinere Blättchen vorhanden, die den Ber- liner Kupferstecher Johann Friedrich Bolt (1769—1836) zum Schöpfer haben. Auch Klopstock, Herder und Winckel- Männer mann sind nicht vergessen, ebensowenig wie das Zeitalter der Reformation, des Humanismus und des Meistersanges, das in Luther, Mclanchton und Hans Sachs hier seine Vertre ter hat. Mit Fug und Recht wurde Goethe ein besonderer Platz angewiesen und bas Thema Goethe mit besonderer Liebe behandelt: Goethe, nicht nur ber große Dichter, son dern vielleicht mehr noch der große Mensch, die Persönlich keit, der große Lebensgestalter steht auch heute noch als Zentral- sonne über unserm geistigen Leben. Ein Bildnis aus der Wertherzeit, gestochen von Lips, ist noch in Vorbereitung. Dagegen liegt fertig vor ein monumentales Blatt nach einer Zeichnung Ferdinand Jagemanns aus dem Jahre 1817 und der Stich von Schwerdgeburth aus Goethes letztem Lebens jahre. Mit großer Sorge und Anteilnahme hat der Altmeister den Fortgang der Arbeit an diesem Stiche begleitet, wiewohl er ursprünglich gar nichts davon wissen wollte. Er selbst äußerte nach der letzten Sitzung gegen den Künstler: -Die Welt mit diesem Stich bekannt zu machen, soll mein Werk sein. Machen Sie sich rasch an die Arbeit.« Dieses Blatt ist das letzte Bildnis Goethes, für das er selbst gesessen hat. Kurz nach seiner Vollendung schloß er die Augen. Auch die Stätten, an denen Goethe geweilt und gewirkt hat, waren Gegenstand liebevollster Beachtung: Goethes Wohnhaus am Frauenplan, sein Gartenhaus an der Ilm und sein Garten sind nunmehr in originalgetreuen und preiswerten Blättem der Nachwelt überliefert. Hier sei auch auf das Bildnis eines andern Großen: Ludwig van Beethovens nach dem Gemälde von Schimon, gestochen von Ed. Eichens, hin gewiesen, das die Züge des Meisters außerordentlich treu und lebenswahr wiederspiegelt. Wer besäße nicht auch gern ein Bild von den Brüdern Grimm, die in dem deutsche» Volke als die unvergeßlichen Sammler seiner Märchen fortlebe»? Auch ihr Bild ist für billiges Geld als -Reichs- druck« zu haben, und zwar in einer Radierung, die ihr Bruder Ludwig Grimm geschaffen hat. Dieser ist auch der Schöpfer ber Bildnisse Heinrich Heines, Clemens Brentanos und der Bettina Brentano. Bliebe nur noch übrig, die Brüder Humboldt, den Naturforscher und den Ästhetiker und Diplomaten, und den rechtschaffenen, männ lich derben Ernst Moritz Arndt, den Freund des Freiherr« vom Stein, zu nennen. Hiermit ist aber die köstliche Sammlung keineswegs abgeschlossen, denn sie wird stetig weiter aus- gebaut. In Vorbereitung befindet sich zur Zeit ein Bild des Verfassers des Deutschlandliedes, Hoffmanns von Fallers- leben. Geplant sind Bildnisse von Novalis, Hölderlin, Fichte, Schleiermacher, Eichendorff, Kleist, Uhland, Lenau, Gott- fried Keller, Möricke nnd anderen. Möge das deutsche Volk nun auch im Hinblick auf diese schöne Gabe sich seiner geistigen Besitztümer erinnern und sich bewußt sein, daß es noch etwas sein eigen nennt, das kein ausgeklügelter Vertrag ihm nehmen kann, daß ihm sein Kant, sein Lessing, sein Schiller und sein Goethe heute und immerdar verbleiben müssen, erwerbe es nicht nur die Werke, sondern auch die Bildnisse seiner Großen, uni sie wahrhaft zu besitzen. Der Weg hierzu ist leicht gemacht. Nicht nur ist der Preis dieser Blätter unglaublich billig, sondern auch jede Buchhandlung, die etwas auf sich hält, hat diese Blätter auf Lager und kann sie vorlegen. Sollte ber geneigte Leser die -Reichsdrncke» in seiner Buchhandlung nicht vorfinden, dann mache er nachdrücklichst auf sie aufmerksam und verweise auf ihre Bezugsquelle für den Händler: Die Verlagsabteilung der Reichsdruckerei, Berlin SW 68, Oranienstraße 91; er stellt sich damit in oen Dienst seiner Volksgenossen und einer guten Sache, die es verdient, von Mann zu Mann weiter empfohlen zu werden. Jakob Ludwig Schwalbach. Birlenbla» >. den D-Utlchen Buchhandel. Sl. Jahrgang 489
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