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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1897
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- Erscheinungsdatum
- 21.05.1897
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- Deutsch
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3744 Nichtamtlicher Teil. 116. 21. Mai 1897. »Aber freilich, das Denkmal deutscher Fürsten zu Bismarcks Ehren, es wird wohl nie gebaut werden, so treu und aufrichtig die hervorragendsten unter den deutschen Bundesfürsten, allen voran unseres Königs Majestät, zu ihm halten, auch seitdem aus dem allmächtigen Kanzler des Deutschen Reichs der Einsiedler von Friedrichsruh geworden ist. Auch das Denkmal, zu dem das deutsche Volk in allen Teilen des Reichs und die Deutschen jenseits des Meeres Gaben gesammelt haben, um in Stein und Erz die Thatcn des einzigen Mannes zu ehren, der den Deutschen das Reich erbaute und ihnen aus dem Dunkel eines beschau lichen Stilllebens hinaushalf an das Helle Licht einer welt umspannenden Politik, scheint noch nicht so bald erstehen zu sollen. Aber ein andres Denkmal ist ihm schon erstanden, ein Denkmal, das aus den Bausteinen Treue, Liebe und Dankbarkeit sich zusammensetzt und zu dem alle Stände, alle Klassen des deutschen Volkes vom Fürsten auf dem Thron bis herab zum schlichten Handarbeiter das Beste gespendet haben, was sie besitzen: ihr lebendiges, warm schlagendes Herz. Und dieses Herz, das in Liebe erglüht für des Vaterlands großen Sohn, es treibt uns auch heute, das Gelübde der Treue und einer nie endenden Dankbar keit zu den Füßen des edlen Greises niederzulegen, ihm zu sagen, daß wir ihn lieben, seiner nie vergessen können und, dem Beispiel, das er uns in fünfzigjährigem Dienst am Vaterland gegeben, treulich folgend, treue Söhne unsres deutschen Vaterlandes sein wollen. Habe ich ans Ihren Herzen gesprochen, nun so lassen Sie uns jetzt ihm den Tribut der Dankbarkeit zollen, indem wir rufen: Seine Durchlaucht Fürst Bismarck, er lebe hoch! hoch! hoch!« Stürmisch erklang das Hoch und jubelnder Beifall wurde dem Redner gezollt, als er geendet hatte. Die mächtige Bewegung der Herzen machte sich Luft im all gemeinen Gesang des deutschen Liedes: Deutschland, Deutsch land über Alles! Der Toast auf den Fürsten Bismarck bezeichnet schon seit vielen Jahren den Höhepunkt der fest lichen Stimmung und Begeisterung auf dem Kantatemahl. Das gewohnte Telegramm, über dessen Absendung und um gehende Beantwortung wir schon berichteten, wurde unter allge meiner Zustimmung aufgesetzt. — Nun wurden allmählich auch die Champagnergeister rege und halfen an ihrem Teil dazu, die Festtcilnehmer zu erwärmen und alle Gedanken, die in ein so heiteres Treiben nicht passen, zu verjagen. Fröhlich stimmte man ein in das zweite Tafellicd, das Otto Heidmüller in Wismar, der getreue Poet der Kantatefestlichkeiten, allen »meßoergnügten Buchhändlern-- gewidmet hatte. In lustigen Verslcin, von denen jeder nach einer anderen zum Inhalt passenden Melodie zu singen war, wurden da die kleinen Misdren des deutschen Buchhändlers und ärgerliche Ereignisse der letzten Zeit mit prächtigem Humor und zündendem Witz vorgeführt. Besonders schlugen ein die Verse von dem »Schlafengehen der Zeitungsprämie-- nach der Melodie »Still ruht der See« und vom Nansen-Werk: -Von allen Autoren, so blink und so blank. Gefällt mir am besten der Nansen- . . . Fürwahr ein »feuchtfröhlicher Liederkranz«, ganz dazu angethan, muntere Stimmung zu erzeugen! Wiederholter Beifall unterbrach den Gesang. Das Heftchen mit den Versen (hübsch bei Carl Marquart in Leipzig auf Papier von Flinsch gedruckt) ist auch den daheimgebliebcnen Kollegen zur Er heiterung zu empfehlen. Immer lauter wurde die Unterhaltung, immer höher gingen die Wogen der Feststimmung. Jetzt ist es Zeit, daß ich — erscheine, dachte wohl der allbeliebte Herr Otto Petters-Heidclberg, als er seinen Kennerblick über die festlichen Tafeln schweifen ließ und die geröteten Wangen und glänzenden Augen, die das freudige und zum Wohlthun geneigte Herz verrieten, bei den Tafelgenossen bemerkte. Aller dings, andächtige Stimmung herrschte gerade nicht; aber ein bißchen Lärm geniert Herrn Petters in der Ausübung seines schönen Amtes nicht. Sein sprudelnder Witz, seine tempera mentvolle Lebhaftigkeit wissen sich stets Gehör zu verschaffen; alles lauscht endlich, um von den humorvollen Worten des schlagfertigen Redners nichts zu verlieren. Es ist nicht im entferntesten möglich, noch nachträglich die lustig zündenden Worte wiederzugeben, mit denen Herr Petters, der eifrigste und erfolgreichste Sammler für unsere Wohlthätigkeitskassen, die Herzen der Festgenossen für seine edle Sache zu er wärmen wußte. Es sei fast eine Verwogenheit, so führte er ungefähr aus, die jetzt so freudig bewegte große Fest runde der edlen Herren zu bitten, ihm für einige Augenblicke ihr Ohr zu schenken. Aber er wolle im Dienste der Wohl- thätigkeit sprechen und damit einen Auftrag ausführen, der ihn jedes Jahr von neuem ehre und dessen er sich stets sehr gern entledige. Herzlichen Dank spreche er für das ihm immer wieder entgegengebrachte Vertrauen aus, das ihn mit der Zeit zum wahrhaftigen Wohlthätigkeitsapostel im Buchhandel ernannt hätte. Dieses ihm liebgewordene Amt habe wie jedes seine Licht- und Schattenseiten. Zu den Licht seiten rechne er, daß er in diesem Amt schon Summen zur Buchhändlermesse eingenommen habe, wie sie ihm als ein fachem und bescheidenem Prooinzialsortimenter nur höchst selten zu Gesichte kämen. Das sei ein wahrer Lichtblick in seinem Leben, das sich in den letzten Wochen nur zwischen Remittieren und Disponieren abgespielt hätte. Bekanntlich flecke diese Arbeit erst in den Nachtstunden nach Schluß des Ladens am besten; wenn es da manchmal nicht ohne Fehler, Verwechselung der Disponenden- und Re- mittendenrubrik abginge und der Zahlenkram nicht stimmen wolle, möchten es die Herren Verleger der Nachtarbeit zu gute halten. Aber auch Schattenseiten hätten sich mit seinem Ruf als Wohlthätigkeitsapostel eingestellt. Es sei ganz auffallend, welche Sehnsucht alle stellungslosen Buch handlungsgehilfen gerade nach Alt-Heidelberg triebe, und wirk lich ein merkwürdiger Zufall, wie keiner der vielen reisenden bedürftigen Kollegen versäume, gerade ihm seine Aufwartung zu machen. Erst habe er natürlich auch hier seinen sauer ver dienten Ruf zu wahren gesucht und mit Silberstücken unter die Arme gegriffen; aber die Häufigkeit der Besuche habe ihm doch mit der Zeit die Beschränkung auf Nickelstücke nahege legt. Nach vielen weiteren lustigen und witzigen Worten bat der beliebte Festredner, noch einige Verse anzuhören, die er unterwegs für den guten Zweck zusammengeschmiedet habe. Leider hätte er vergessen, sein Reimlexikon mitzunehmen, des halb seien sie nicht ganz wohlgelungen. Er bat um Nach sicht und begann: -Meine lieben Stand'sgenossen, -Wie sie alle längst schon woffen, -Appellier' ich an Kantate -Stets an Ihre Herzensgate,- worauf noch viele launige Verse derselben Art die Festver sammlung ergötzten. Zu dem Hauptzweck seiner Rede kam er wieder mit den Worten zurück: -O, Ihr lieben Herren Geber, -Spendet heut' je mehr je leber, -Denkt an all' die Sorg' und Not, -Die's in unferm Stande Hot. -Denkt, wie mancher der Genossen -Wird dem Untergang entlassen -Dadurch, daß, o welches Glück, -'S Herz wir auf dem rechten Flick. -Und sür Eure heut'gen Gaben -Möge Euer eigenes Laben -Freudig nur und glücklich sein, -Allen, allen dank' ich schein! -Ruf Euch zu mit frohem Mute: -Aus Wiedersehen zum nächsten Kantutel-
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