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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1897
- Sprache
- Deutsch
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116, 21. Mai 1897. Nichtamtlicher Teil. 3743 magvilleue, brachte folgenden, den Buchhandel hoch ehrenden Trinkspruch aus: »Hochgeehrte Herren! »Sie haben die große Güte gehabt, soeben der Uni versität Leipzig einen freundlichen Gruß darzubringen. Ge statten Sie mir darauf zu antworten. »Jahr für Jahr haben Sie den Rektor der Leipziger Universität von dieser Stelle aus die nahen Beziehungen zwischen dem deutschen Buchhandel und der Wissenschaft erörtern — sehen; denn die Akustik des sonst so schönen Lokales schließt das Hören meistenteils aus. »Ich meine sogar, dasselbe Thema zu berühren hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich nicht befürchten müßte, daß die genannten Vögel längst jene Stadt verlassen haben. »Aber Eines möchte ich doch hcrvorheben: Die Buchhändler sind Kaufleute, und ihre Bücher sind Waren. Das Ziel des Standes ist Erwerb, ist Verdienen. Darum tritt dieses materielle Motiv beim Handel uns stets in unver hüllter Nacktheit entgegen — das ist kein Vorwurf— ohne jeden ideellen Hintergrund. Nach der Richtung hin sind Sie doch keine richtigen Kaufleute. Ich möchte sagen, daß die geistigen Existenzen, deren Verkörperung in Buchform Ihre Waren ausmachen, von ihrem idealen Wesen ausströmen auf die, die mit ihnen zu thun haben; auch die Buchhändler, die deutschen wenigstens — die andern kenne ich nicht — ent behren keineswegs eines idealen Zuges. Sie sind sich be wußt, daß sie die Ideen ihrer Zeit in Umsatz bringen, sie begeistern sich für diese, sie scheuen deswegen auch vor Opfern nicht zurück. Und darin liegt ihre Analogie zu den Gelehrten, denn auch diese sind geistig thätig ohne Rücksicht auf den Erwerb, — die gelehrte Schriftstellerei wäre ein elendes Gewerbe; sie vermöchte ihren Mann nicht zu ernähren —, sie produzieren, auch weil sie wissen, daß sie im deutschen Buchhandel stets das Organ zur Verbrei tung ihrer Werke finden, daß schließlich jedes auch noch so »schwere« Buch doch seinen Verleger findet. Darin be steht das Verdienst des deutschen Buchhandels um die Wissenschaft und darum gehören sie zu einander, und darum ergreife ich mit Freuden die Gelegenheit zu dem Trinkspruche: Der deutsche Buchhandel, der idea listische deutsche Buchhandel, er lebe hoch!« Der nächste Redner, Herr Bürgermeister vr. Tröndlin, begrüßte zunächst die Einrichtung mit Freuden, daß den einzelnen Behörden und Gruppen von Ehrengästen nicht mehr wie früher besondere Toaste gewidmet würden. Diese Veränderung lege aber auch den einzelnen Vertretern, die auf die Begrüßung des Börsenvereins der Buchhändler ant worteten, die Verpflichtung auf, sich kurz zu fassen. Zwischen der Stadt Leipzig und dem deutschen Buchhandel beständen so alte gute Beziehungen, es sei so allbekannt unter den Festgenossen, daß, wie die Buchhändler alljährlich gern zur Messe nach Leipzig wallfahrten, auch die ganze Stadt Leipzig die liebgewordenen Buchhändler-Gäste gern empfange. Er könne daher kurz sagen, die Buchhändlermesse sei in der ganzen Bevölkerung, die ja so mannigfache Beziehungen zum Buch handel habe, eine altbeliebte festliche Einrichtung geworden, nach deren Zeitpunkt man rechne und auf die man sich jedes Jahr von neuem freue. Die Behörden der Stadt be nutzten sie als die erwünschte Gelegenheit, die vielen Fäden, die die Stadt mit der bewährten Vertretung des Buch handels, dem Börsenverein, verbänden, neu zu knüpfen. Ohne wehmütige Erinnerung gehe es dabei nicht ab, denn viele, die in der Hingabe an ihren Beruf und die ihnen an vertrauten Aemter, in der Liebe zum Buchhandelssitz Leipzig, die sie alljährlich durch den Besuch der Messe betätigten, nicht leicht übertroffcn werden könnten, viele solcher bewährter, ihm wohlbekannter Männer könnten nicht mehr hier in der trefflichen Tafelrunde erscheinen. Ein Trost sei aber, daß auch die junge Generation treu an der alten Tradition, der Liebe zu Leipzig, festhalte. Dafür herzlich zu danken, sei ihm Bedürfnis und angenehme Pflicht. Noch tiefere Gründe für das gute Einvernehmen der Stadt Leipzig zum Buchhandel anzuführen, falle ihm nicht schwer. Leipzig sei eine Stadt der Arbeit, wie auch der Buchhandel seine Stärke nur durch rastlose, emsige Arbeit errungen habe. »Damit unserer Arbeit«, so fuhr der geschätzte Redner fort, »aber der Segen nicht fehle, müssen wir auch Geschäftsleute sein und in weiser Ab wägung unseres Verhältnisses die beiderseitigen Interessen zu fördern suchen. So hat in jüngster Zeit erst wieder die Stadt durch Hingabe eines geeigneten wertvollen Platzes in der Nähe Ihres Heims zum Bau eines Sammelpunktes für das Buch gewerbe die alte Freundschaft zum Buchhandel und den mit ihm innig verbundenen Gewerben bewiesen. Möge dieser gute alte Geist noch recht lange in uns fortleben; die freundschaft lichen Beziehungen der Stadt Leipzig zum gesamten deutschen Buchhandel werden dann immer fortdauern zum Wohle unserer Stadt und Ihrer kräftigen Vereinigung.« Mit diesen Worten überbrachte der hochverehrte Redner den Gruß der Stadt Leipzig und leerte sein Glas auf die guten alten Be ziehungen zwischen Leipzig und dem deutschen Buchhandel. Das erste Festlied (Lithographie von Meißner L Buch in Leipzig, Buchdruck von Metzger L Wittig, ebenda) war in zwischen verteilt worden. Hübsch mit blauer Delfter Malerei geschmückt, brachte es einen Gruß all' den getreuen Festge nossen und klang aus in ein Hoch auf den schönsten Schmuck im Saale: die Einigkeit. Der allgemeine Gesang des schönen Festliedes hatte die Reihe der Reden angenehm unterbrochen und die in den geistigen Genüssen eingetretene Pause war von der Festversammlung wacker zur Be friedigung des Magens benutzt worden. Als der Fest ausschuß Herrn Professor Horst Kohl aus Chemnitz als weiteren Redner anmeldete, trat eine spannungsvolle Erwar tung ein, denn der thätige Historiograph des Altreichskanzlers, dem der Buchhandel schon manches sehr gangbare und sym pathische Buch verdankt, erregte allgemein das Interesse der Festoersammlung. Hätte doch auch nicht so leicht im Saale ein besserer Kenner und aufrichtigerer Verehrer des Fürsten Bismarck, ein berufenerer Festredner auf ihn gefunden werden können. Jubelnde Zurufe bestätigten dies, als Herr Pro fessor Kohl begann: »Hochverehrte Herren! »In den Tagebuchblättern Theodors v. Bernhardi las ich jüngst eine Aeußerung unseres großen Schlachtendenkers Moltke, der ich seither oft habe Nachdenken müssen. In einer Unterredung mit dem Historiker that Moltke den Ausspruch: Dem Grafen Bismarck müßten dermaleinst die deutschen Fürsten ein Denkmal setzen, denn er habe durch seinen Kampf für die Rechte der Krone in Preußen allen deutschen Fürsten einen wichtigen Dienst geleistet. In diesem Worte Moltkes liegt eine tiefe Wahrheit: thatsächlich hat sich Bismarck in einer Zeit, da eine demokratische Hochflut die Autorität des Königtums in dem größten der deutschen Staaten hinwegzuschwemmen drohte, mit der ganzen Kraft seiner royalistischen Ueberzeugung dem Strome entgegen geworfen und durch die schäumenden Wogen hindurch das Panier eines selbstbewußten, thatkräftigen und lebendigen Königtums zum Siege getragen Sein Verdienst ist es, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit und dem Segen einer monarchischen Verfassung, der eine Zeitlang unter den Einwirkungen revolutionärer und republikanischer Bestrebungen getrübt war, wieder zum Gemeingut aller deutschen Patrioten geworden ist, daß die Liebe zu Kaiser und Landesfürst untrennbar ist von der Liebe zum Reich und zum Vaterlande. 502*
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