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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1897
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- Deutsch
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Was die Einrichtung und Verwaltung der Bücherhalle angeht, so ist grundsätzlich zu erstreben, daß sie eine kom munale Anstalt sei (entweder von der Stadt oder vom Kom munalverband als Kreisbibliothek unterhalten) und demgemäß als kommunales Eigentum frei zu benutzen. Sie soll den ganzen Tag offen sein, vor allem abends, der einzigen freien Zeit des Arbeiters; die Kataloge sollen leicht zu benutzen sein, womöglich gedruckt und billig zu kaufen; sie muß als wichtigste Benutzungseinrichtung einen Lesesaal haben, in dem die Zeitschriften und Zeitungen ausliegen, womöglich auch noch einen für das Studium der Bücher; sie soll verwaltet werden von eigenen Beamten, an der Spitze ein bibliothekarisch ge schulter Fachmann, der wissenschaftlich und litterarisch so hoch gebildet ist, daß er die Bücherhalle zum geistigen Mittelpunkt ihres Bezirkes macht. So ausgestattet und verwaltet, kann die Bücherhalle eine der wichtigsten Bildungsanstalten für die Nation werden und überdies noch die Aufgabe erfüllen, daß sie den wissen schaftlichen Kursen (Volkshochschulen, Universitäts-Ausdehnung) das unentbehrliche Handwerkszeug, die Bücher, liefert. Es sei dem Verfasser obiger Zeilen gestattet, daran einen Appell an den deutschen Buchhandel anzuschließen und zur Unterstützung der so mächtig anwachsen den deutschen Bibliotheksbewcgung aufzufordern. Wie die Leser an einer hier folgenden Stelle des Börsenblattes sehen, regt sich tatsächlich allenthalben das Interesse und die Neigung, öffentliche Bücher- und Lesehallen im Sinne der obenstehenden Darlegung zu schaffen. Und an dem Gedeihen dieser An stalten hat niemand ein größeres materielles Interesse als der deutsche Buchhandel, vor allem die Verleger gemeinverständ licher wissenschaftlicher Bücher und litterarisch wertvoller schöner Litteratur. Gerade für die gediegensten — sonst vielleicht nicht lukrativsten — Verlagsartikel thut sich hier ein Absatz gebiet aus. das niemand unterschätzen wird, der sich ver gegenwärtigt, daß von solchen Büchern in Amerika ganze Auflagen durch die Uablio lübrariss aufgezehrt werden. Und daß die Gelegenheit, solche Bücher in öffentlichen Bibliotheken kennen zu lernen, die Kauflust des Privatpublikums nicht herabsetzt, sondern eher steigert, beweist die Erfahrung in Amerika, wie ich in den »Nachrichten aus dem Buchhandel« (1895 Nr. 13) bereits ausgeführt habe. Hoffentlich wird schon die bevorstehende Kantate-Ver sammlung offiziell oder inoffiziell Gelegenheit bieten, daß die für den deutschen Buchhandel so wichtige Sache auch vom Gesamtbuchhandel in Erörterung genommen wird. Kiel, im April 1897. Or. C. Nörrenberg. Fortschritte der Bücherhallen-Bewegung. Nach einem Bericht in den Comenius-Blättern von Bibliothekar vr. C. Nörrenberg-Kiel. Die Stadtbibliothek zu Aachen (Bibliothekar: vr. Emil Fromm), die wissenschaftlichen Charakter hat, soll ihr in diesem Frühjahr neuerbautes eigenes Heim beziehen; im Lesesaal, der bei elektrischer Beleuchtung auch abends offen sein wird, sollen außer der Hand bibliothek sämtliche gehaltenen Zeitschriften wissenschaftlichen, populärwissenschaftlichen und allgemeinen Inhalts offen liegen; die übrigen Bestände werden, da auch das Magazin elektrische Be. leuchtung erhält, gleichfalls in den Abendstunden zugänglich sein. Richtet sich die Bibliothek auch nicht auf die breiten Volksschichten als Leser ein, so wird sie doch die erste Bedingung erfüllen, die man an eine Bücherhalle stellen muß, indem sie ihre Benutzungs einrichtungen vervollkommnet. In Berlin steht die von der Gesellschaft für Ethische Kultur geschaffene und Neujahr 189S eröffnet- Erste öffentliche Lesehalle, Neue Schönhauserstrabe 13, jetzt im dritten Daseinsjahre. Biblio thekar war bis vor kurzem vr. Ernst Jeep, Assistent der König lichen Universitäts-Bibliothek; assistierende Bibliothekarin ist Fräulein Bona Peiser. Die Lesehalle hat bekanntlich Bücher, Zeit schriften und politische Zeitungen oller Richtungen; sie wurde 1895 von 49 525 Besuchern benutzt; gelesen wurden außer den Zeit schriften und Zeitungen 21 482 Bände. Im lausenden Jahre erhält die Lesehalle von der Stadt Berlin eine Unterstützung von 3000 Für die Stadtverwaltung war der Erfolg dieser Lesehalle der Anlaß, unter Mitwirkung des Leiters der Magistrats-Bibliothek, vr. Arend Buchholtz, zur Gründung städtischer Lesehallen über zugehen. Die erste ist am 19. Oktober 1896 eröffnet worden; sie steht in Verbindung mit der Ersten städtischen Volksbibliothek, Mohrenstraße 41, wo 2 Klassenzimmer eines städtischen Schulhauses für sie hergerichtet sind. Die Volksbibliothek, durch die Lesehalle jetzt auch täglich zugänglich (früher nur zweimal in der Woche), ist im letzten Sommer mit neuer Litteratur reichlich versehen worden; die Auswahl der Bücher der Handbibliothek im Lesesaal läßt sofort erkennen, daß man eine Anstalt nicht nur für elementare Bildung, sondern auch für höhere hat schaffen wollen; es liegt u. a. aus die Sammlung Geisteshelden (Führende Geister); Stengels Wörterbuch des höheren Verwaltungsrechts; Schönbergs Handbuch der poli tischen Oekonomie und Werke ähnlichen Niveaus; ferner 59 Zeit schriften belehrenden, technischen und unterhaltenden Inhalts, wo runter auch die sozialdemokratische Neue Zeit (nicht zu verwechseln mit der übel beleumundeten Neuen Welt), dagegen keine politischen Zeitungen. Die Benutzungsordnung ist liberal. Die Auslciheziffer der Volksbibliothek ist seit Eröffnung der Lesehalle auf mehr als das vierfache gestiegen. Die Stadt Berlin beabsichtigt weiter, in dem Erdgeschoß dreier in der Ravens-, Duncker- und Wilmsstraße geplanten Volksschulen Bücher- und Lesehallen einzurichten. Noch wichtiger als diese Lesehallen wäre eine große Centralbibliothek zur Nutzbarmachung der großen brachliegenden Büchersammlungen der Stadt Berlin, vor allem der Magistratsbibliothek und der Bibliothek der Göritz-Lübeck-Stiftung. In Bonn wird von dem liberalen Bürgerverein die Grün dung einer Bücher- und Lesehalle geplant. Die zur Zeit in Kisten verpackte Bibliothek des dortigen Bildungsoereins soll dabei wieder zur Verwertung gelangen. In Bromberg wurde Ende Dezember neben der bestehenden vom Oberbürgermeister Braesicke gegründeten Volksbibliothek eine Lesehalle eröffnet. In Charlottenburg hat sich im März 1896 ein Komitee für die Errichtung einer öffentlichen Lesehalle gebildet und im Herbst dem Magistrat die Summe von 23000 V6 lauf 3 Jahre ver teilt) zur Verfügung gestellt für den Fall, daß bei Errichtung einer städtischen Bücherhalle bestimmte Grundsätze befolgt würden, u. a. daß Bücher, Zeitschriften und Zeitungen von fachmännischer Seite ohne jede Tendenz ausgewählt und daß Leitung und Betrieb in den Händen eines wissenschaftlich gebildeten, fachmännisch geschulten Bibliothekars liegen sollten. Da inzwischen ein solcher, vr. Ernst Jeep, zum Stadtbibliothekar erwählt ist und der Jahresetat der Bibliothek auf 15000 ^ festgesetzt ist, so berechtigt die Lage der Dinge in Charlottenburg zu den besten Erwartungen. Ganz besonders günstig für ein zielbewußtes Vorgehen lagen die Verhältnisse in Danzig. Die Stadt besitzt eine alte reiche Stadtbibliothek wissenschaftlichen Charakters und fünf in Schul räumen aufgestellte Volksbibliotheken, sämtlich mit ganz unge nügenden Benutzungseinrichtungen. Im vergangenen Sommer sollte die Stelle des Stadtbibliothekars neu besetzt werden, und die Stadt hätte es in Händen gehabt, bei dieser Gelegenheit ihre Bibliotheksverhältnisse mustergiltig reformieren zu lassen nach den Grundsätzen, die kurz vorher ausgesprochen waren von der General versammlung der Gesellschaft sürVerbreitungvon Volksbildung unter dem Vorsitz von Heinrich Rickert, der in Danzig großen Einfluß hat. Vor allem hätte man aushören müssen, das Amt des Stadtbiblio thekars und des Stadtarchivars in einer Hand zu vereinigen; denn einmal ist das Historische Archiv der Stadt Danzig eines der ältesten und bedeutendsten in Norddeutschland und würde von einer Stadtver waltung, die für Wissenschaft und ihre eigene große Vergangenheit etwas übrig hätte, längst mit eigenem Beamtenpersonal ausgestattet worden sein, und zweitens sind, wie jeder Kundige weiß.Bibliothekund Archiv zwei von Grund aus verschiedene Anstalten. Aber man trennte die Verwaltung beider Anstalten in Danzig nicht und schrieb die Doppelstelle aus mit gut der Hälfte des Gehalts, das in Frankfurt a. M. als Anfangsgehalt für die einfache Stelle, die des Stadtbiblio thekars, bezahlt wird. Es ist das um so befremdlicher, als gerade Danzig die Stelle des Leiters eines Krankenhauses kürzlich mit so hohem Gehalt ausschrieb, daß sie dafür einen ordentlichen Univer- sitätsprofcssor gewinnen konnte. Es läßt das auf eine sonderbare Unterschätzung der geistigen Güter schließen. Jedenfalls ist Rickerts Einfluß nicht zur Geltung gekommen und die Stadt Danzig vor läufig, bis zur Abtrennung des Archivs, um die Möglichkeit, ihr Bibliothekswesen zu reformieren. In Darmstadt — wo bekanntlich durch die Großherzogliche (öffentliche) Hofbibliothek für wissenschaftliche Litteratur gesorgt ist — fand auf Veranlassung des Volksbildungs-Vereins und des Bezirks-Lehrervereins am 26. November eine Versammlung statt, die die Gründung einer Freilesehalle zum Zwecke hatte. Bürgermeister Köhler hatte den Vorsitz, Gymnasiallehrer Lerch als Vertreter des
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