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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1906
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- Deutsch
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^ 201, 30. August 1906. Nichtamtlicher Teil. 8183 ein etwas, ja ein viel größerer ist, als der des Gasthof besitzers, der nebenbei einen Kramladen mit Käse und Seife, Schokolade und Petroleum betrieb. Das Stigma des Warenhauses ist nicht nur die Warenkonzentration, sondern hauptsächlich die Kapitalkonzentration, und ihre Errichtung war nur möglich im Zeitalter des entwickeltsten Kapitalis mus, in dem wir heute leben. Das Warenhaus ist kein Gemischtwarengeschäft, es ist oder will eine Gruppe von Spezialgeschäften sein, deren Einheit in ihrer Spitze liegt. Es ist eben der Detailhandel im großen, der Großbetrieb im Kleinhandel, ermöglicht durch die Höhe eines Betriebs kapitals, wie es der einzelne Detailhändler nur in Ausnahme fällen zur Verfügung hat. Diese Auffassung wird auch da durch nicht geändert, daß ein Teil der jetzt bestehenden Warenhäuser aus kleinen Anfängen, aus Gemischtwaren betrieben sich entwickelt hat. Damals waren es Gemischt warenhandlungen, heute sind es Warenhäuser. Der Unterschied zwischen dem Detailhandel, wie ihn — auch der große — Kleinhändler betreibt, und den Warenhäusern liegt nicht einmal in der Hauptsache in dem, ich möchte sagen schranken losen Kapital, mit dem das Warenhaus arbeitet, sondern darin, daß der Detaillist der Leiter seines Betriebs ist, dem nur Hilfskräfte zur Seite stehen, daß daher die Ausdehnung seines Betriebes an der Leistungsfähigkeit eines Mannes seine Grenze findet. Anders das Warenhaus! Das Warenhaus hat für jedes Ressort seinen Leiter, der Besitzer ist nur die Spitze: darin liegt zugleich die Stärke des Warenhauses und seine Schwäche. Die Stärke, insofern die Kräfte eines Mannes vervielfältigt werden, die Schwäche, indem das Ge schäft seine persönliche Marke einbüßt. Deshalb wird das Waren haus, bei aller Tüchtigkeit der Ressortchefs, bei aller sonstigen Leistungsfähigkeit, bei allem ihm zur Verfügung stehendem Kapital, niemals ein gut geleitetes Spezialgeschäft, das die persönliche Marke seines Leiters trägt, ersetzen oder gar über flügeln können. Dadurch aber wird die Gefahr für den Mittelstand nicht geringer. Der Verfasser meint zwar, daß die Warenhäuser den Mittelstand nicht vernichten, sondern vielmehr den Interessen des breiten, Millionen zählenden konsumierenden Mittelstandes dienen. Diese Ansicht, meint der Verfasser, dringe immer mehr auch bei den Händlerkreisen durch, so scheinen die Photo graphen, die früher besonders gegen die Konkurrenz der Warenhäuser den Kampf ausgenommen hatten, sich jetzt mehr und mehr beruhigt zu haben »Auch die Buchhändler haben keine Ursache zur Bekämpfung der großen Warenhäuser mehr, nachdem die bedeutendsten der letzteren die Satzungen des Buchhändler-Börsenvereins und seine Verkaufsbestimmungen anerkannt haben.« Ich wäre sehr froh, wenn ich diesen Optimismus teilen könnte. Ich stehe im Gegenteil noch immer auf dem Standpunkt, auf dem ich gestanden habe, daß es — vom Verleger- wie vom Sortimenter standpunkte — eine sehr kurzsichtige Politik war, den Warenhäusern gegen das Linsengericht der Einhaltung der Ladenpreise den Buchhandel zu öffnen. Gerade dem Buchhandel bei seinen feststehenden Bücherpreisen wird von den Warenhäusern Tag für Tag mehr der Boden für Geschenkliteratur abgegraben und die Leistungsfähigkeit des Sortiments geschwächt: vom wissenschaftlichen Sortiment allein kann, mit Ausnahme weniger Spezialgeschäfte, die auch noch Antiquariat und Verlag betreiben, kein Sortimenter leben! Bin ich mit der Tendenz des Schriftchens also keines wegs einverstanden, so kann ich seine Lektüre doch aufrichtig empfehlen. Die Beschreibung der einzelnen Warenhäuser, die durch eine Anzahl recht brav ausgeführter Illustrationen auch dem Auge vorgeführt werden, ist flott geschrieben und charakterisiert das Wesen der Warenhäuser und ihren Be trieb in anschaulicher Weise. , In diesen Blättern ist schon mehrfach die Rede ge wesen von den Städtebibliotheken und auf ihre Bedeutung ebenso für die Volksbildung wie für den Buchhandel hinge wiesen worden. Von vielleicht noch größerer Bedeutung sind nun aber die ländlichen Volksbibliotheken. Gerade auf dem Lande fehlt es häufig an jeder Gelegenheit zur Fortbildung durch Lektüre und die Möglichkeit, die Landbevölkerung, die doch immer noch die größere Hälfte des deutschen Volkes umfaßt, an den literarischen Schätzen unsres Volkstums teil nehmen zu lassen, ist sehr gering, vr. Ernst Schultze in Hamburg-Großborstel, der sich um das Volksbibliothekswesen bereits sehr verdient gemacht hat, behandelt diese Frage in einem Aufsatz: »Die Volksbibliotheken der deutschen Dörfer« in Nummer 45 der Sozialen Praxis vom 9. August 1906,*) dem die nachstehenden Ausführungen entnommen sind: Eine Statistik dörflicher Volksbibliotheken gibt es nicht, doch kann man sagen, daß vor 1895 ihre Zahl in Deutsch land weniger als 1000 betrug, während Schultze sie heute auf etwa 5- 6000 schätzt. Die verschiedenen Landesteile haben eine sehr verschieden starke Besetzung mit Volks bibliotheken: Bayern, Elsaß-Lothringen, Mecklenburg dürften an letzter Stelle, die Königreiche Sachsen und Württemberg, sowie die Provinzen Brandenburg und Schleswig-Holstein mit an die erste Stelle zu setzen sein. In katholischen Landesteilen gibt es weniger volkstümliche Leseanstalten als in den protestantischen, östlich der Elbe weniger als westlich davon, südlich vom Main weniger als nördlich, aber auch hier sind zahlreiche Ausnahmen zu verzeichnen. Während früher der preußische Osten sich durch einen vollständigen Mangel an Volksbibliotheken unliebsam aus zeichnete, hat die preußische Regierung gerade diesen Landes teilen besondere Aufmerksamkeit zugewandt und das deutsche Bildungswesen dort durch Begründung und Unterstützung dörflicher Büchereien mächtig gefördert. »Die dörflichen Volks bibliotheken der Provinzen Posen, Schlesien, Ost- und Westpreußen sind seit 1895 nicht wiederzuerkennen. Sind doch von den anfänglich 50 000 dann 70 000 die das Königreich Preußen seit 1900 für Volksbibliothek- Unterstützungen ausgibt, erhebliche Teile in diese Provinzen geflossen.« Um die Benutzung der dörflichen Bibliotheken zu heben, muß man neben der Einstellung neuer Bücher versuchen, auch die älteren Bücherbestände nutzbar zu machen. Dies geschieht durch die in den Vereinigten Staaten erprobte, jetzt auch in Deutschland eingebürgerte Form der Wander bibliotheken. Dies vollzieht sich durch das Zusammentun einer Anzahl ländlicher Volksbibliotheken zwecks Austausches ihrer Bestände. Die gesamten vorhandenen Bestände werden in soviel Teile zerlegt, wie Dorfbibliotheken vorhanden sind, die davon Nutzen ziehen wollen. Besitzt die Kreis-Wander bibliothek z. B. 400 Bände und sind 8 Dorfbibliotheken zu bedenken, so wird jede Teilbibliothek 50 Bände umfassen. Von Jahr zu Jahr oder von Halbjahr zu Halbjahr wandern nun diese Teilbibliotheken von einem Dorfe zum andern, bis sie in allen angeschloffenen Dörfern gewesen sind. Diese Wanderbibliotheken haben sich ausgezeichnet be währt; auch die Gesellschaft für Volksbildung hat eine Reihe von Wanderbibliotheken geschaffen. Aber in Wanderbibliotheken auflösen darf die Dorf bücherei sich nicht. »Einmal gibt es eine ganze Anzahl von Büchern, die in jeder Volksbibliothek ohne Ausnahme vorhanden sein sollten, weil man wünschen muß, daß jeder erwachsene Mensch sie lesen solle. Zweitens *) Soziale Praxis. Zentralblatt für Sozialpolitik. Hrsg. v. Prof. vr. E. Francke. 4°. Lpzg., Duncker L Humblot. 1076
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