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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1906
- Sprache
- Deutsch
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7994 Nichtamtlicher Teil. 196, 24. August 1906 soll, muß er unbedingt alle Spezialitäten verzeichnen, die im Firmen register des ersten Teils genannt oder sonst bekannt sind. Je mehr einzelne Spezialitäten das Adreßbuch nachweist, desto größere Dienste wird es Käufern und Verkäufern erweisen. Ich habe mir nur ganz flüchtig einige im ersten Teil vorkommende Spezialitäten notiert und vernnsse also im Index: Afrika, Aldinen, Alsatica, Bavarica, Bibelausgaben, Bohemica, Botanik, Chemie, Curiosa, Dissertationen, Einblattdrucke, Entomologie, Erstausgaben, Folklore, Freimaurerei (auf S. 20 heißt es statt lüane-mayonvsi'is fälschlich lü'avoüs- wayovueris), Handzeichnungen, Hungarica, Japonica, Inkunabeln, Kalligraphie, Kantiana, Kupferstiche, Landkarten, alte Liederbücher, Lithographien, Luther, Manuskripte, Militäruniformwerke, Musik zu trennen in Musikalien und Musikliteratur, Philatelie, Physik, Politik, Porträts, Prussica, Radierungen, Reformation, Revolution, Saxonica, Silhouetten, Sozialismus, Städteansichten, Stamm bücher, Theater, Trachtcnbilder, Viennensia und viele andre Spezialitäten. Sport und Numismatik müssen doch wohl auch getrennt werden. Die großen deutschen und ausländischen Auktionsinstitute müssen unbedingt irgendwo einen Platz angewiesen erhalten. Das deutsche Antiquariat würde es sicher begrüßen, wenn das Junksche Adreßbuch die in der zweiten Abteilung des Offiziellen Adreßbuchs für den Deutschen Buchhandel unter der Abteilung Antiquarhandel getroffene Einrichtung annehmen würde. Hier wird nämlich durch einen Stern vor der betreffenden Firma kenntlich gemacht, daß sie ein Lager antiquarischer Bücher hält; die Ziffer vor der Firma nennt die Anzahl der gewünschten Antiquariats- oder Auktionskataloge usw. Außerdem wird er sichtlich gemacht, ob direkte Zusendung der Kataloge gewünscht wird. Ferner wird angegeben, wer Auktionen veranstaltet, wer Restauslagen und Partieartikel angeboten haben will usw. Bei einer neuen Auslage des Junkschen Adreßbuchs könnte man wohl diese Punkte in Erwägung ziehen. Vielleicht würde es sich auch empfehlen, in einer Separat-Ausgabe die Firmen als Adressen in Vogen anzuordnen und zu gummieren, damit sie sofort zur Ver sendung von Katalogen, Angeboten usw. benutzt werden könnten. Fr. I. Kleemeier. Von modernen Zeichenkünstlern. -Thomas Theodor Heine, Deutschlands genialster Zeichner, ist unliterarisch, noch unliterarischer als Recnizek und Thöny. Seine Blätter können Texte ertragen, aber sie brauchen sie nicht. Sie sind an sich in der Linie und oft auch in der Farbe witzig genug, und die Witze ihrer Kompositionen sind oft reicher und tiefer als alle Texte, die man darunterschreiben kann. Texte unter Karikaturen können den ganzen Witz enthalten, der von der Zeichnung nur illustriert ist. Sie können einen speziellen Dialog enthalten, zu dem die Zeichnung nur die allgemeinen Typen liefert. Sie können aber auch hinter der Zeichnung Zurück bleiben, die durch die Mittel der Graphik viel mehr Ewigkeits- Humor aufbieten kann, als das begriffliche Wort. Dies ist der Heinesche Fall. -Heine versteht es, Menschen, Häuser, Möbel, Gärten, Tiere, alle lebendigen und toten, beweglichen und unbeweglichen Dinge nach einer komischen Seite auszubilden, die aus ihrem Charakter irgend eine Form, eine Linie zur wesentlichen Erscheinung bringt. Seine Kunst reicht von der Vignette bis zum Bild. Sein scharfer Geist befähigt ihn, irgend einen Baum, eine Linie des Baches, eine Mauerwindung, eine Wolke, einen Zaun zum Ornament zu bilden, indem er die ornamentale Linie, die in jedem Ding steckt, isoliert. Cr kann mit einer Blume so schäkern, daß er sie in Barock, Rokoko, Empire verwandelt, ohne daß sie es merkt. Er wirft drei Parterre-Gymnastiker so lange herum, bis sie ein schönes Schlußstück bilden, und ihre verzerrten Gestalten mit den dankend sich senkenden Zylindern nur noch wie stilisiertes Leben aus den Arabesken uns entgegendämmern. Jedes Stückchen Ornament, das er zeichnet, zeigt die Entstehung durch das Leben, bei niemandem sonst sehen wir dieses Gestaltwerden des Orna ments, diese offenkundige Metamorphose der lebendigen Dinge in der Rhythmik des Dekorativen, diese tückische Laune des Autors, der sich das Dümmste aus der Natur nimmt, um eine Heiligkeit daraus zu machen, oder das Widerwärtigste, um ein Monument daraus zu bauen. »Heines Blätter sind blutige Satiren. Es sind Anklageschriften und Drohungen. Man fühlt, daß der Künstler nicht mit ihnen spielt, daß er sich mit ihnen ausspricht. Keine Lyrik erweicht ihre scharfen Grenzen, keine Resignation stumpft ihre Spitze ab, keine Lebensweisheit mildert ihren Fanatismus. Nur der Cynismus steht über ihnen. Seine Feder sticht, sein Stift bohrt, sein Auge verachtet Geschichte und Gegenwart. Sein Wappen ist die böse Bulldogge, deren Ohren aus drei Flecken bestehen, deren Gesicht ein Ornament furiöser Linien um zwei fauchende Nasenlöcher ist, die die Kette zerrissen hat und nun wartet, wer sich von ihr an fallen läßt.- Diese treffende Charakteristik Th. Th. Heines gibt Oskar Bie in seinem soeben erschienenen Buch -Die moderne Zeichenkunst-, das in der Sammlung von Essays »Die Kunst. Hcrausgegeben von Richard Muther» (bei Bard, Marquardt L Co. in Berlin) Nr. 36 bildet. Nicht in gleicher Ausführlichkeit, aber meist ebenso treffend und geistreich sind Beardslcy, Cckmann, Forain, Gibson, Klimt, Rechter, Leistikow, Liebermann, Menzel, Nicholson, Sattler, Steinlen, Thöny, Valloton und so ziemlich alle andern hervor ragenden modernen Zeichenkünstler geschildert. Von Menzel sagt Bie: -Es hat in Deutschland noch keinen Zeichner gegeben, der zugleich so gelehrt und so frei wäre, so akademisch einwandfrei und doch so unphiliströs. Die meisten ernähren sich jetzt von einem Stil, den sie sich angewöhnt haben und den sie mit großem Genie entwickeln; Menzel hat den Stil nur aus dem Stoff ent wickelt und doch mehr Stilarten geschaffen, als es moderne Zeichner gibt.« Die Gleichmäßigkeit früherer in Strichmanier gehaltener Stiche und Holzschnitte ist heute verschwunden. Was früher oft nur als Skizze galt, dieses erste Auftauchen einer künstlerischen Vision unter den Merkmalen, die sie dem Autor interessant machen, das ist heute zur selbständigen Gattung geworden, wobei man wohl weiß, daß dies der Prozeß aller Kunstentwicklung ist, von der Improvisation her die neuen Dinge zu finden, die Skizze zur Kunst zu formen, ein vorbereitendes Stadium zu einem selbst ständigen zu machen und die Frische erster Eindrücke in Ausdruck zu verwandeln. Die Beleuchtungs-Skizze, die ein Rembrandt machte, die Strichzeichnung eines Watteau, die Ölstudie eines Salvator Rosa sind heute richtige Kunstgattung, volles Ausdrucks material geworden. Stets liegt das Neue in der weitern Ab wendung vom Stoffe selbst, in der Entmaterialisierung dieses Stoffes und noch immer erscheinen die fruchtbaren Phasen der Em pfängnis eines Kunstwerks reich genug, um daraus ungeahnte und fortwirkende Vortragsarten entwickeln zu können. Schon hieraus ergibt sich die reiche Mannigfaltigkeit an Ausdrucksarten, die der modernen Zeichnung zukommt. Zu der künstlerischen Intelligenz der Strichdrucke ist die In telligenz der Farbwalze getreten, und die Technik hat der Kunst geholfen. Ähnlich wie auf wirtschaftlichem Gebiete durch die Ent wicklung der Maschine die Erfindung neuer Produktionsakten ge fördert wurde, hat die Industrie der Kunst dem Künstler, der nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchte, eine vortreffliche An regung gegeben, und gerade weil hier zwei fruchtbare Triebkräfte modernen Lebens, die Industrie und die Persönlichkeit, sich ein mal treffen, haben wir wirklich ein bemerkenswertes und für unsre Tage ruhmvolles Resultat erzielt. Der Großbetrieb der Vervielfältigungen, den frühere Zeiten in diesem Umfange nicht kannten, hat nicht nur viele Maler dazu bestimmt, ihren ganzen Beruf im Zeichnen und Ent werfen von Vorlagen zu finden, sondern hat auch auf diese Kunst selbst einen starken Einfluß ausgeübt. Da alles, was heute ge zeichnet wird, reproduziert werden kann, geht der Begriff der -Handzeichnung-, den wir den ältern Künstlern gegenüber an wenden durften, hier so ziemlich verloren, und der Gesichtspunkt ist ein andrer geworden, die Zeichnung ist wesentlich interessant als Vorlage für den Druck. Sre hat allerdings das Private und Intime in den meisten Fällen verloren, und selbst wo sie es besitzt, wird es ihr durch die Veröffentlichung geraubt, sobald sich auf den Künstler eine besondere Aufmerksamkeit lenkt. Heute vervielfältigt man nicht nur die Handzeichnungen der alten Meister, sondern wendet dieselbe Anpassungsfähigkeit moderner Technik, die diese im Druck erfahren, auch auf zeit genössische Blätter an. Zwischen schwarz und farbig besteht kein wesentlicher Unterschied mehr, und die Handzeichnung hat vor der Reproduktion nur den materiellen Wert voraus.
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