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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1906
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- Deutsch
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7892 Nichtamtlicher Teil. 193, 21. August 1906 Nichtamtlicher Teil. Der Buch-, Kunst- und Musikalien handel im Jahre 1905. (Aus dem Berichte der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer.) Buchhandel. Auch im Berichtsjahre sind, wie die Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musi kalienhändler berichtet, wenig Ereignisse auf dem Gebiete des Wiener Buchhandels vorgefallen, die eine besondere Erörterung an dieser Stelle notwendig machen. Die am Ende des Jahres erfolgte Auktion der Samm lung Trau hatte ein sehr schönes Ergebnis und führte Antiquare sowie Amateure aus den verschiedensten Kultur zentren Europas nach Wien. Die Beteiligung war eine sehr große, und für einzelne bibliophile Seltenheiten wurden für Wiener Verhältnisse geradezu beispiellose Preise erzielt. Ein zweifellos namhafter Anteil an diesem Erfolg gebührt der geschickten Inszenierung der Auktion, insbesondere dem nach jeder Richtung hin vorzüglich hergestellten Katalog. Auf dem Gebiete des Verlags sei erwähnt, daß nach langer Zeit wieder eine erstklassige österreichische Wochen schrift durch einen Wiener Verleger gegründet wurde; sie stellt sich zur Aufgabe, einen Mittelpunkt für literarische und kulturelle Bestrebungen zu werden, um die Leistungen der Österreicher im In- und Auslande mehr bekannt zu machen, als dies bis jetzt der Fall war. Nach wie vor wird von den Korporationsmitgliedern, hauptsächlich in den Vorstädten, viel über den unbefugten Buchhandel geklagt, insbesondere aber über den Umstand, daß durch Umgehung der Bestimmungen des österreichischen Preßgesetzes meist sehr zweifelhafte und wertlose Produkte ausländischer Massenverleger in den Tabaktrafiken verkauft werden. Dieser Unfug ist auch in der Presse wiederholt getadelt worden. Die an die Korporation gerichteten An zeigen ihrer Mitglieder werden stets an die Gewerbebehörde und Staatsanwaltschaft weiter geleitet, doch wird die Kor poration leider niemals von den Ergebnissen der Amts handlung in Kenntnis gesetzt, so zwar, daß sie auch nicht weiß, ob diese Anzeigen überhaupt eine entsprechende Er ledigung finden. Kunsthandel. Der Kunstverlag und der Kunsthandel hatten nach einem Berichte der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler auch im Jahre 1905 keineswegs glänzende geschäftliche Ergebnisse, wenngleich bei letzterem eine ganz minimale Besserung zu verzeichnen ist. Was den Kunstverlag anlangt, ist nach wie vor die farbige Reproduktion tonangebend; mit ihr wurden im In land, wie auch nach Deutschland und Nordamerika, ganz leidliche Erfolge erzielt; Südamerika beginnt gleichfalls seinen Bedarf in Wien zu decken. Daß auch viele große englische und amerikanische Verleger ihre Reproduktionen in Wien Herstellen lassen, spricht für die Qualität der erzeugten Waren und gereicht unfern erstklassigen Reproduktionsaustalten zur vollsten verdienten Ehre. Aber nur jene Verlagsfirmen, die selbst im Ausland reisen lassen, können bessere Resultate er zielen; Verlagshäuser, die mit Wiener Kommissionären arbeiten wollen, sind Übel daran; es gibt zu wenig Artikel, derenthalben Wien als Einkaufsstadt von Großkaufleuten be sucht wird. Das mächtig aufstrebende Deutschland, vor allem Berlin, hat Wien den Rang abgelaufen, und so arbeiten denn die meisten Wiener Verleger mit deutschen Zwischenhändlern, die natürlich in erster Reihe ihre eigenen Verlagsblätter zu verkaufen suchen. Auf einen Wiener Reisenden, der ins Ausland geht, kommen 50 Reisende, die Wien besuchen. Die vielen neuen Reproduktionsverfahren, der Rotations und Schnellpressendruck ermöglichen es, ganz unglaublich billige Blätter auf den Markt zu bringen. »Billig!« ist die Losung, die Qualität kommt erst in zweiter Reihe, wenn gleich zugegeben werden muß, daß auch Billiges erzeugt wird, das dabei doch schön ist. Damit wird nun der Markt überschwemmt und dafür soll Absatz geschaffen werden. Die Aufnahmefähigkeit ist aber eine beschränkte, obgleich nunmehr selbst in den Schulen der Anfang gemacht wird, Interesse für Kunst in den Kindern zu erwecken und durch die Schule auf das Haus und die Familie zu wirken. Aber dieser Prozeß braucht Zeit, viel Zeit; es gibt in Wien noch viele wohlhabende Häuser, deren Wände alte Ölfarbendruckbilder aus den siebziger Jahren schmücken, soweit nicht dem Ahnen kultus durch ganz schauerliche Familienporträts gehuldigt wird. Die Generation, die jetzt in den Schulen erzogen wird, dürfte darin Wandel schaffen. Einige hervorragende Anstalten trachten hier durch erstklassige farbig gedruckte Wandbilder für den Anschauungsunterricht in Schule und Haus vorbildlich zu wirken. Aus England und vor allem aus Deutschland kommen Unmengen billiger Reproduktionen von Gemälden alter und neuer Meister, und diese Überflutung hat bereits Reaktions erscheinungen gezeitigt. Jene Kreise, die früher eine schöne Radierung, eine hübsche Heliogravüre für die Wände, ein Prachtwerk für den Tisch erwarben, sind es müde geworden, überall die Toteninsel von Böcklin rc. anzutreffen, und er werben Originale. Der Verlauf einiger Auktionen hat ge zeigt, daß die Zahl der Originalkäufer sich gegen früher be deutend vermehrt hat. Auch die Wiener Kunsthändler hatten im Berichts jahre mehr zu tun, da viele kleine billige Blätter, wo möglich in einem stilgerechten Rahmen, jedoch nur wenige teure Reproduktionen, gewöhnlich Faksimile, Gravüren, ver kauft wurden. In den Kreisen der Wiener Kunsthändler wird sehr viel über das »Dorotheum« geklagt, nicht daß es überhaupt Kunstauktionen veranstaltet — denn das gehört ja in das Programm des Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungs amts —, sondern daß sich dort durch massenhafte Angebote, denen die individualisierende und führende fachmännische Hand fehlt, gar oft ein empfindlicher Preisdruck bemerkbar macht. Auch hängt es mit der Favorisierung dieser Anstalt durch die Behörden zusammen, daß man wieder von Er schwerungen bei Privatauktionen hört, die sich im Wege von »Sicherheitsvorschriften« und »Feuerkommissionen« geltend machen sollen. Musikalienhandel. Der Musikalienhandel hatte einen großen Teil des Berichtsjahres unter einer auffallenden Teilnahmlostgkeit des musiktreibenden Publikums zu leiden, die erst gegen den Schluß einer etwas regern Kauflust Platz machte, so daß im allgemeinen das geschäftliche Er gebnis des abgelaufenen Jahres keine wesentliche Einbuße erlitten haben dürfte. Im Verlag läßt sich eine bemerkenswerte Rührigkeit konstatieren. Die Wiener Operette, hier und da auf Ab wege geraten, weiß doch noch mit einigen Hervorbringungen beliebter Komponisten das Terrain siegreich zu behaupten; dies ist um so wichtiger, als man nicht leugnen kann, daß das Einschlagen oder Versagen dieser Gattung Musik von nicht zu unterschätzender Bedeutung für den Umsatz in: Musikalienhandel geworden ist. Aber auch Musik bessern Stils fand erfreulicherweise die Beachtung der Musikverleger, trotzdem eine Förderung von seiten der interessierten Kreise noch immer nicht in wünschenswerter Weise erfolgt. Opern,
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