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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1900
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- 11.08.1900
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- Deutsch
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reichen, wenn die letztere Spitze geopfert wird. Erft dadurch werden die Buchstabenbalken in »in«, die denselben Raum einnehmen wie ein »m«, auch gleich weit in »en« entfernt gehalten. Das Buchstabenbild wird natürlich dadurch ver stümmelt, aber die Symmetrie der ganzen Schrift lag Guten berg offenbar mehr am Herzen, als das einzelne Buchstaben bild. Er schuf also für jeden Buchstaben mit drei Ausnahmen, die keine Senkrechte haben, eine Nebenform mit glatten Balken. Das Fehlen solcher Nebenformen in dem Hnppschen Aissals Lpseials hat dieser für eine besondere Altertümlichkeit betrachtet, aber man findet diesen anscheinend auf Gutenberg zurückzuführenden kalligraphischen Grundsatz nur in wenigen Drucken, vielleicht abgesehen von dem Fust - Schöfferschen Psalterium, so strikt beobachtet wie in der zweiundvierzig- zeiligen Bibel. In den erhaltenen Exemplaren der letzteren kommen viele Varianten vor, die teilweise auf eine während des Druckes ausgeführte Verkleinerung des Buchstabenkegels zurückzuführen sind. Aus der großen Mannigfaltigkeit der Formen, die bei Stahlstempeln und Kupfermatrizen nur schwer verständlich wären, schließt Schwenke, daß die Techniker recht haben, die Gutenberg Bleimatrizen zuschreiben, die sich mit Stempeln aus weichem Metall oder sogar aus Holz ent weder durch Gießen oder durch Einschlagen in das halbflüssige Blei Herstellen ließen. Schwenke macht weiterhin eingehende Mitteilungen über den Satz und Druck der Bibel, sowie über Papier, Arbeits teilung und Zeit des Druckes. Aus der Verschiedcnartigkeit des benutzten Papiers glaubt er feststellen zu können, daß die ursprüngliche Auflage 130—140 Papier- und 20 Perga- mcntexemplare betrug, und daß sie sich nach dem zweiten Druck auf 160—170 Papier- und 30 Pergamentexemplare erhöht hat. Daß sich bei den kolossalen Verwüstungen, welchen die Bibliotheken ausgesetzt gewesen sind, auf fünf bis sechs Exemplare eins erhalten hat, ist immer noch ein sehr günstiges Verhältnis. Die Zeit der Herstellung veranschlagt Schwenke auf etwa zwei Jahre, so daß, wenn das Werk, wie sehr wahrscheinlich ist, zur Zeit des Prozesses mit Fust, etwa Mitte 1455 vollendet war, der Anfang frühestens in die zweite Hälfte von 1453 zu setzen wäre. Diese Ansicht be gründet er auch durch Heranziehung der 1454 er dreißigzeiligen Ablaßbriefe, die zwar nicht mit der Bibeltype selbst, wohl aber mit einer so ähnlichen gedruckt sind, daß die Zurück führung auf denselben Urheber unbestreitbar erscheint. Die Ablaßbriefe zeigen uns eine richtig verwendete Buchstaben- Hauptform, die die Bibel anfangs nicht, wohl aber von der fünften Lage ab aufweist; die Ablaßbriefe sind deshalb nach Beginn des Bibeldruckes hergestellt worden. Was den Vertrieb des Werkes anbelangt, so läßt sich darüber leider nichts ermitteln, so interessant es auch wäre, näheres zu erfahren; war es doch das erste Mal, daß dem Buchhandel, der sich bis dahin mit den spärlichen Erzeug nissen der Schreibstube beschäftigt hatte, 200 Exemplare des selben großen Werkes zur Verfügung standen. Möglich ist, daß Gutenberg die Typen der zweiund- vierzigzeiligen Bibel auch vor 1453 schon für kleinere Drucke verwandt hat. Bis jetzt ist aber von solchen nichts zum Vor schein gekommen Schwenke will nur diejenigen Drucke als von Gutenberg herrührend betrachtet wissen, in denen die Gutenbergische Regel von der Haupt- und Nebenform der Buchstaben und ihrer Verbindung streng beobachtet wird. Sie ist z. B. nachzuweisen in dem dreiunddreißigzeiligen Donatfragment in Oxford, das Schwenke um die Wende 1454 und 1455 ansetzt Zweifelhaft erscheint ihm die Ur heberschaft Gntenbergs für das dreiunddreißigzeilige Pariser Donatfragment, da es einige Verstöße gegen die Buchstabcn- verbindung enthält. LIcbclnmdscchyysIcv Ialirqans, Was nun die sechsundreißigzeilige Bibel angeht, so ist dieselbe durch die Datierung von 1461 in einem Pariser Exemplare spätestens für dieses Jahr festgestellt. Bekanntlich ist sie ein sorgloser Nachdruck der zweiundvierzigzeiligen Bibel mit Ausnahme der sieben ersten Seiten des ersten und drei Seiten des zweiten Bandes, die nach einer Handschrift ge setzt worden sind. Da sie nach einem Exemplare der zwei undvierzigzeiligen Bibel gesetzt ist, das aus ersten und zweiten Drucken besteht, so ist mit Sicherheit zu schließen, daß sie nur kurz vor Abschluß der zweiundvierzigzeiligen Bibel, also nicht vor Juli oder August 1455 begonnen worden sein kann. Dagegen ist die Type der sechsunddreißigzeiligen Bibel nachweislich älter. Der einunddreißigzeilige Ablaßbrief, in dem sie als Auszeichnungsschrift verwendet ist, stammt spätestens aus dem Herbst 1454 und die Mahnung der Christenheit wider die Türken vom Ende desselben Jahres; dagegen kommt der Pariser siebenundzwanzigzeilige Donat mit der Zahl 1451 nicht in Betracht, da diese wahrscheinlich ge fälscht ist. Die Frage nun, ob Gutenberg auch die sechsunddreißig- zeilige Bibel gedruckt haben kann, verneint Schwenke lediglich aus typographischen Gründen Gehäufte Fehler gegen Guten bergs elementarste Regeln, ungleiche Kolumnenabschlüsse, die Behandlung der Interpunktion am Ende der Zeilen lassen sich absolut nicht mit dem Druck durch Gutenberg vereinigen. Die Auflage schätzt Schwenke auf etwa achtzig Exemplare, von denen sich zehn erhalten haben. Scheidet also Gutenberg als Drucker aus, so glaubt Schwenke in ihm einen Mann zu erkennen, der bei Gutenberg gearbeitet und die Kunst ganz erlernt hat. Daß er sich von seinem Meister in Frieden getrennt habe, ist nicht sehr wahr scheinlich. Nachdem er spätestens 1454 seine selbständige Druckerei eingerichtet hatte, wendete er seine Knnst ans kleine und kleinste Schriftstücke an, die allgemeines Interesse boten und sich leicht absetzen ließen. Später, als Gutenberg-Fusts Bibeldruck herausgekommen war und wahrscheinlich einen großen buchhändlerischen Erfolg gehabt hatte, schwang er sich dazu auf, auch damit in Wettbewerb zu treten, freilich mit unzulänglichen Mitteln und Kräften. Daß von den kleinen Drucksachen eine Anzahl in Mainz gedruckt ist, steht fest. Ob es mit der Bibel selbst der Fall ist, läßt sich nicht ent scheiden. Ebensowenig ist irgend ein Anhalt dafür vor handen, ob bereits Pfister mit dem Bibeldruck zu thnn gehabt hat. In der Type der sechsunddreißigzeiligen gegenüber der jenigen der zweiundvierzigzeiligen Bibel sieht Schwenke das, was uns in der Geschichte des Holzschnittes unendlich häufig entgegentritt, einen »vergröberten Nachschnitt«. Daß sie von Gutenberg nicht herrührte, weist er aus typographischen Vergleichen nach, dann aber auch sei es, vom allgemeinen Standpunkte betrachtet, durchaus nicht verständlich, wie Gutenberg dazu gekommen sein sollte, im Anfang seines Bibeldruckes noch eine weitere Type anzufertigen und sie an einen Konkurrenten auszuliefern. Dagegen sei es gar nicht so unglaublich, daß einer seiner Gehilfen, wenn er sich auch vielleicht zur Geheimhaltung der Kunst verpflichtet hatte, gewissenlos genug war, die erlangte Kunst zu eigenem Nutzen zu verwerten. Seine Typen sind zu Anfang un gleich schärfer als die Gutenbergs, haben allerdings nicht lange ausgehalten, entweder wegen zu weichen Materials oder wegen falscher Behandlung. Eigene Initiative zeigt er in den Versalien der Bibeltype und in der sehr ansprechenden Kursiv des sechsunddreißigzeiligen Ablaßbriefes. Da dieser wahr scheinlich früher gedruckt ist als der dreißigzcilige, so dürfen wir in unserm Unbekannten den ersten Schöpfer einer kursiven Druckschrift sehen, die dann Gutenberg seinerseits nachahmte. Ob er finanziell glücklicher gewesen ist als Gutcnberg, scheint Schwenke sehr zweifelhaft. Er kam mit seiner 799
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