Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.07.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18960720
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189607202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18960720
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-20
- Monat1896-07
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4344 Nichtamtlicher Teil. 166, 20. Juli 1896. Die hundertjährige Jubelfeier drr Firma M. Mauke Söhne (vorm. Mrthrs-Krsser Mauke) in Hamburg. Mit statistischen Nachweisen kann ich zwar meine Behauptung nicht begründen, wenn ich sage, daß im Buchhandel häufiger, als in allen anderen Zweigen des Handels, hundertjährige Handlungs jubiläen Vorkommen; aber ich bin trotzdem davon überzeugt und finde den Grund dasür in der Thatsache, daß im Buchhandel nicht allein der rechnende Verstand und die geschickte Hand, sondern auch Geist und Gemüt in Betracht kommen. Dazu tritt noch als wesentlicher Faktor die alte Organisation des deutschen Buch handels. die cs mit sich bringt, daß eine Firma nicht für sich allein steht, sondern zugleich ei» Glied des Ganzen ist. So sehen wir denn heute noch das alte Stammhaus von Friedrich Perthes in Blüte bestehen, trotzdem er in besten Mannesjahren seine Hand davon zurückgezogen hatte, um an anderem Orte thätig zu sein; aber sein Geist ist in seinen Nachfolgern wirksam geblixbcn. Immerhin ist eine hundertjährige Jubelfeier lein alltägliches Ereignis. Davon waren wir Hainburgischen Buchhändler durch drungen, als wir uns am Morgen dcS 11. Juli d. I. in die Wohnung des Jubilars, Herrn Heinrich Wichern, begaben, dem es vergönnt war, mit der hundertjährigen Jubelfeier der Firma zugleich die fünsundzwanzigjährige Feier der Jnhaberschast der selben begehen zu können. Als Sprecher nahm der derzeitige Vor sitzende unseres Vereins, Herr Hermann Seippel, das Wort. Seine Ansprache bewegte sich zunächst in den eben angedcutcten Gedanken, um mit dem Ausdrucke warmer Freundschaft und Kol legialität zu schließen, welchen Gefühlen sichtbarer Ausdruck gegeben wurde durch Ueberreichung einer künstlerischen Bronze-Figur, Siegfricd-St. Georg im Kainpfe mit dem Drachen darstellend. Eine in kalligraphischer Schönheit ausgcführte Adresse bczeichncte diese Figur als ein Sinnbild für die gemeinsam bestandenen Kümpfe, bei denen der Jubilar häufig Führer gewesen wäre, sowohl während seiner fünfjährigen Thätigkeit im Vorstande des Börscnvereins, als auch während der noch längeren Arbeit im Vorstande des Buchhändler-Verbandes Kreis Norden. Dessen zweiter Vorsitzender, Herr W. Prüfer, sprach dann noch namens der anwesenden Vorstands-Mitglieder dieses Kreises die herzlichsten Glückwünsche aus. Der namentlich durch die sinnbildliche Gabe sichtlich über raschte Jubilar dankte gerührt für die ausgesprochenen Wünsche und Gesinnungen und gelobte, daß er, in Treue an die überkommenen Traditionen seiner Firma, nach wie vor dem echten deutschen Buch handel Treue bewahren werde. Die Geschäftsräume waren von dem Personal prächtig aus geschmückt worden. Das Privatkontor prangte im reichen Schmucke von Blumen und Gewächsen. Das große Bild der Wernerschen Kaiser-Proklamation, das das Personal seinem Chef unter Bezug nahme auf dessen Milkämpserschast in den großen Kriegen von 1866 und 1870/71 gestiftet hatte, lenkte die Augen aller auf sich. Der Abend des Tages versammelte wieder eine zahlreiche Fest- gesellschnft im Wohnhause des Jubilars. Man setzte sich fröhlich und zwanglos an die Tische. Alsbald unterbrach ein Prolog, der auf die Bedeutung des Tages hinwics, die emsige Beschäftigung mit Speise und Trank. Dann erhob sich Herr Seippel, um, zurück blickend in die Vergangenheit des Hauses Perthes, an eine lange Reihe von Namen besten Klanges zu erinnern, die in Perthes' Hause sich ihre Schulung geholt hatten: -Wir zählen viele Namen, ihm entsprossen, Den Besten zu von des Berufs Genossen —- ivie es schon im Prologe angcdeulet war. Daß noch eine große Zahl von Reden und Trinksprüchen folgte, ist selbstverständlich. Hier sei noch erwähnt, daß eine angeblich von auswärts ein- gegangcne, in Verse» abgesaßte Chronik der Firma aus den letzten sünsundzwanzig Jahren verlesen wurde, die stellenweise stürmische Heiterkeit hcrvorrief. Auch ein Heldengedicht kam zum Vortrag, in dem aufmerksame Hörer Beziehungen zur jüngsten Gegenwart finden wollten. Der große lauschige Garten des Jubilars flammte in der Be leuchtung von unzähligen Lauipions und Fackeln verschiedenster Systeme. In einer Ecklaube sprudelte ein Quell mit würzigem böhmischen Getränk. Kein Wunder, daß die Festteilnehmer sich erst entfernten, als der Sommermorgcn graute. Von auswärts waren Telegramme und Glückwunschschreiben in großer Zahl cingegangen, deren Grundlon bei allen ungefähr in dem Wunsche gipfelte, mit dem auch diese Zeilen ansklingen mögen: -Einhundert Jahr, bedenkt es, heut' in Ehren, Das zweite Hundert soll den Ruhm vermehren I« Hamburg, 16. Juli 1896. Justus Pape. Kleine Mitteilungen. Altes preußisches Preßgcsetz und Reichspreßgesetz. — Die öffentliche Verteilung von Druckschriften betrifft eine wichtige Entscheidung des Kammergerichts in Berlin, die am 13. Juli gefällt wurde. Die beiden Angeklagten W. und G. hatten auf dem Lande einen sozialdemokratischen Kalender zum Zwecke der Agitation ver breitet, ohne die polizeiliche Erlaubnis dazu zu besitzen. Die Staats anwaltschaft machte geltend, daß es nach dem Z 10 des preußischen Preßgesetzes von 1851, der noch zu Recht bestände, für die Vertei lung jener Druckerzeugnisse an öffentlichen Orten einer solchen Er laubnis bedurft hätte. Schöffengericht und Strafkammer sprachen die beiden Angeklagten jedoch frei, und zwar auf Grund der Fest stellung, daß die Abgabe der Kalender aus den Hausfluren und Höfen der ländlichen Grundstücke erfolgt war. Diese wurden in, Gegensatz zu den Höfen und Hausfluren großstädtischer Miets kasernen nicht als öffentliche Orte angesehen Der Oberstaats anwalt am Kammergericht schloß sich der letzteren Auffassung wohl an, verwies aber zur Begründung der Revision seines Kollegen darauf, daß in den Akten auch erwähnt werde, einer der Angeklagten habe von der Straße aus jemandem einen Kalender durch das offene Fenster zugereicht. Das Kammergericht erklärte aber eine nochmalige Prüfung der Thatsache» für unerheblich. Der Z 10 des alten preußischen Preßgesetzes werde durch den tz 30 des Reichs- Preßgesetzes nur insoweit aufrecht erhalten, als er Vorschriften über das öffentliche Anschlägen, Anhesten und Ausstellen, sowie über die unentgeltliche Verteilung von Bekanntmachungen, Plakaten und Aufrufeu an öffentlichen Orten enthalte. Zu der Mitteilung anderer Druckschriften, auch an öffentlichen Orten, bedürfe es keiner polizeilichen Erlaubnis. Demgemäß hielt das Kammergericht die Freisprechung aufrecht. (Vorwärts.) Die Macht der Annonce. — Engländer und Amerikaner verstehen ani besten den ungeheuren Nutzen des Inserats und der Ankündigung zu würdigen, und sie wissen, daß die großen Summen, die sie für diese Zwecke verwenden, Zinsen und Zinseszinsen tragen. Es giebt Unternehmungen, die nur durch die ausgedehnteste Re klame die großen Erfolge erzielt haben; überall findet man sie, überall stößt man auf ihre Namen. Vor einigen Jahren wurde Pear's Seisen-Unlernchmen in eine Aktien-Gesellschaft verwandelt, und diesem Umstande verdankt man die Kenntnis über das Verhältnis zwischen den Auslagen für Ankündigungen und dem Reingewinn. Im Jahre 1885 hatte Pear für Ankündi gungen den Betrag von 31159 Pfund ausgcgeben, und der Gewinn stellte sich auf 95 106 Pfund. Im Jahre 1886 Kosten der Ankündigung: 58 884 Pfund; Gewinn: 117 565 Pfund; im Jahre 1887 Ankündigungskosten: 82 312 Pfund; Gewinn: 128 109 Pfund; im Jahre 1888 Ankündigungskosten: 86 491 Psund; Gewinn: 133 706 Pfund; im Jahre 1889 Ankündigungskosten: 119 902 Pfund; Gewinn: 149 770 Pfund; im Jahre 1890 Ankün- üigungskosten: 126 994 Pfund; Gewinn: 165 355 Pfund. Für das Jahr 1891 wurden die Annoncierungskosten mit 103 596 Pfund und der Gewinn mit 175 920 Pfund berechnet. Pear hatte also im Laufe von 7 Jahren mehr als 7 Millionen Gulden ausgegeben und mehr als 10 Millionen Gulden Reingewinn erzielt. Im all gemeinen ist mit einzelnen Unterbrechungen der Gewinn im Ver hältnisse zu den Auslagen für Ankündigungen gestiegen. Britisches Museum in London. — Der Verwaltungs bericht des Britischen Museums ist erschienen. Der Besuch hat 1895 seltsamerweise abgenommen: 542423 gegen 578000 im Jahre 1894. Für den Ankauf von Gebäulichkeiten hat die Museumsverwaltung 200000 Pfund Sterling ausgcgeben. Die von dem Museum be gonnenen Ausgrabungen in Cypern werden eifrig fortgesetzt, es sind viele wertvolle Neste der mykenischen Periode entdeckt worden. Die Bibliothek ist im Lause des Jahres um 34837 Bände und Broschüren vermehrt worden; die Anfertigung des Generalkatalogs macht gute Fortschritte. Personalnachrichten. Gestorben: in Champrosay, auf dem Landsitze Alphonse Daudets, der Pariser Schriftsteller Edmond de Goncourt am Lungen schlag. Mit seinem bereits am 20. Juni 1870 gestorbenen Bruder Jules gab der nunmehr Hingeschiedene eine Reihe von Romanen heraus, in denen das naturalistische Prinzip konsequent, aber minder drastisch als von Zola durchgeführt wurde. Daneben haben die Brüder Goncourt eine größere Anzahl vorzüglicher Werke auf dem Gebiete der Kunst- und Kulturforschung hinterlaffen, die sich für die Kunst- und Sittengeschichte des vorigen Jahrhunderts als geradezu klassisch erwiesen. Auch hat der jetzt verstorbene Edmond noch eine große Anzahl Romane nach dem Tode seines Bruders allein veröffentlicht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder