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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1906
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- Deutsch
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- Saxonica
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sorgten Dürer selbst, seine Mutter und seine Frau diesen Handel. In Dürers erstem Brief an Pirkheimer aus Venedig (vom 6. Januar 1506) schreibt Dürer: »Ich ließ der Mutter zehn Gulden, als ich hinwegritt; sodann hat sie inzwischen neun oder zehn Gulden aus Kunstware gelöst«. Im fünften Schreiben an denselben (vom 2. April 1506) heißt es: »Saget meiner Mutter, daß sie an dem Heiligtumsfeste feil halten lasse. Doch versehe ich mich dessen, daß meine Frau bis dahin heimkomme, der habe ich auch alles ge schrieben«. Frau Agnes war nämlich, wie aus einem früheren Briefe (vom 8. März 1506) zu schließen ist, in zwischen auf der Frankfurter Messe gewesen, vermutlich zu keinem andern Zweck, als um des Mannes Kunstware dort feil zu halten Der Wert des Geldes war damals ein sehr hoher. Für den jährlichen Unterhalt eines Nürnberger Bürgers genügten fünfzig Gulden. Dürer kaufte 1509 sein großes Haus am Tiergärtnertor, das Dürerhaus, für 275 Gulden rheinisch in Gold, d. i 250 Gulden in Nürn berger Stadtwährung (M. Thausing, Dürer. 2. A Leipzig 1884, E A. Seemann). Über Dürers eignen Vertrieb seiner Werke bietet insbesondre das Tagebuch von der nieder ländischen Reise eine Menge sehr merkwürdiger Auf zeichnungen Dürer verschenkt häufig seine Werke oder gibt sie als Entgelt für ihm erwiesene Dienste; dann aber ver kauft er sie auch oder tauscht sich dafür andre Gegenstände, Kunst- und Wertsachen ein Und was das Auffallendste ist: er handelt nicht nur mit seinen eignen Arbeiten, sondern auch mit denen andrer Künstler. Da das Tagebuch über alle seine Ausgaben und Einnahmen genaue Daten enthält, erfahren wir auf diese Weise den von Dürer bestimmten Preis einer großen Anzahl seiner Kupferstiche und Holzschnitte. Er muß ganze Ballen davon auf der Reise mit sich geführt haben. Der Preis war nach dem Format des Papiers, auf das die Bilder ge druckt waren (ob auf ganzen, halben oder Viertelbogen), verschieden. So z. B. heißt es: »Sebald Fischer hat mir zu Antwerpen abgekauft: 16 kleine (Holzschnitt-) Passionen zu vier Gulden, ferner 32 große Bücher (d. h. das Marien leben, die große Holzschnitt-Passion und die Apokalypse) zu acht Gulden, ferner sechs gestochene Passionen zu drei Gulden; ferner von halben Bogen aller Art je zwanzig zusammen zu einem Gulden, davon hat er für drei Gulden genommen: ferner für 5^/^ Gulden kleine Viertelbogen, immer 45 zu einem Gulden; von den ganzen Bogen aller Art acht Bogen zusammen zu einem Gulden Ist gezahlt«. Zu den »ganzen Bogen«, von denen der Meister dem Antwerpener Käufer (vermutlich einem dort ansässigen deutschen Händler) 8 um 1 Gulden gab, gehörten u. a. Adam und Eva, die große Fortuna, der Hieronymus in der Zelle und die Melencolia, zu den »halben Bogen« (20 für 1 Gulden) z. B. die drei Madonnen von 1519 und 1520 (B. 36, 37, 38) und die Geburt Christi (Weihnachten) von 1504, zu den »Viertel bogen« (45 um 1 Gulden) die Blätter des kleinsten Formats. Als Beispiele von Verkäufen der Blätter andrer Meister möge folgendes genügen; nach dem Vermerk über einen Erlös von 12 Gulden aus eigner »Kunstware« fährt Dürer fort: »Ferner habe ich für einen Gulden von den Werken des Hans Grün (Waldung Grien) verkauft«, und an einer zweiten Stelle heißt es: »Ich habe zwei Ries und vier Buch von Schäuffeleins Kunstblättern um drei Gulden gegeben« (C. v. Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts. Berlin 1891, Grote). Ein wesentliches Verdienst um die Ätzkunst hat sich der in Augsburg tätige Daniel Hopser erworben, dem seine Söhne Hieronymus und Lambrecht bei der Arbeit halfen. Daniel Hopser gehörte zu den sogenannten Ätzmalern, die Rüstungen und Waffen mit geätzten Zeichnungen verzierten. Die drei Hopser kopierten auf Eisen- oder Stahlplatten alle nur irgend brauchbaren Vorlagen nach Schongauer, Dürer, Cranach, Mantegna, Marcanton, Campagnola, Jacopo de' Barbarj, Pollajuolo usw., Daniel lieferte auch neue Kompo sitionen für Geräte, Möbel u. dergl., so daß für den eignen und fremden Gebrauch eine Mustersammlung geschaffen wurde, die der Waffenätzung und dem Kunsthandwerk über haupt zu statten kam. Die Mehrzahl der Hopferschen Blätter scheint ursprünglich nicht für den Handel bestimmt gewesen zu sein, weshalb gleichzeitige Abdrucke von ihnen selten sind. Im siebzehnten Jahrhundert erwarb der Nürn berger Kunsthändler David Funck über 230 Platten der Hopser und gab sie unter dem Titel »Opsra Kopksriaoa« in numerierter Folge heraus. Eine neue Ausgabe von 92 Blättern erschien gegen Ende des achtzehnten Jahr hunderts bei Silberberg in Frankfurt a. M. Mehrere Originalplatten befinden sich im Berliner Kupferstichkabinett. Über Rembrandts Kunsthandel ist einiges im 9. Aussatz in Nr. 155 des Börsenblatts gesagt. Hercules Seghers war ein eigenartiger Künstler, dessen großes Talent sich widriger Umstände wegen nicht entfalten konnte. In seinen radierten Blättern, die selbst Rembrandt entzückten, suchte Seghers der Kupferplatte neue bisher un- gekanute Effekte abzugewinnen. Er druckte seine Radierungen nicht mit Druckerschwärze, sondern in verschiedenen Farben und gab den Abdrucken durch allerlei Kunstgriffe das Aus sehen wirkungsvoller Farbenskizzen. Aber niemand wollte seine Blätter kaufen und der Künstler litt Hunger. Da radierte Seghers mit allem Fleiß noch eine große Landschaft, die er in Amsterdam verkaufen wollte; aber kein Verleger wollte die Platte erwerben. Im Zorn zerschnitt Seghers die Platte, nachdem er einige Abzüge davon gemacht hatte (einer davon befindet sich im Dresdener Kabinett), ergab sich dem Trünke und starb infolge eines Falles von der Treppe. Nach seinem Tode wurden die letzterwähnten Blätter mit sechzehn Dukaten bezahlt. Houbraken erzählt, daß die Blätter Seghers' in die Läden der Butterhändler wandelten, woraus sich die große Seltenheit und die hohen Preise der selben erklären, wenn ein Blatt gelegentlich im Handel auf taucht. Rembrandt hat eine Landschaftsplatte von Seghers erworben und derselben die Flucht nach Ägypten hinzu gefügt. Auch Waterloo hat unvollendete Platten von Seghers fertig gemacht oder umgearbeitet. Mehr Glück hatte in dieser Beziehung William Hogarth. So fand z. B. seine Folge von sechs Blättern des Lebens laufes einer Buhlerin rasch zwölfhundert Abnehmer. N T- Charlet, der berühmte französische Künstlerlithograph und Schilderer des Soldatenlebens der napoleonischen Zeit, hatte eine Folge von Lithographien zur Geschichte der Uniform der kaiserlichen Garde herausgegeben. Deren Erfolg bestimmte ihn zu einer ähnlichen Arbeit, die er »die alte französische Armee« nannte. Diese zwölf Lithographien stellen die Be kleidung und Ausrüstung der alten Linienarmee dar. Die Sammlung hatte jedoch schlechten Erfolg; nach drei Monaten waren kaum für achtzig Franken verkauft. Entmutigt begab sich Charlet zu seinem Verleger und ließ sich die Steine unter dem Vorwand einer Retouche ins Haus schicken, wo er die zwölf Zeichnungen in einigen Augenblicken vernichtete. Diese Sammlung ist heute sehr selten und gesucht. Nach E. Bayard (I/IIIustration ot lvs illnstratours, kante 1898) soll Charlet das stolze Wort: »Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht« ausgesprochen haben. Gewöhnlich schreibt man diesen Ausspruch dem General Cambronne zu, der bei Waterloo eine Division der alten Garde kommandierte, aber nicht starb, sondern gefangen genommen wurde, oder dem General Michel. * * 1023'
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