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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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7790 Nichtamtlicher Teil.— Personalnachrichten. 190, 17. August 1S06. zitterte nach und sprach aus den lieblichsten Briefen und verschwand endlich mit einem lichten Schimmer dort, wo alle Träume ver schwinden, in der Unterwelt der Entsagung. Wen entehrt dieser Traum? Das Mädchen? Den Dichter? Die Familie? Wie lächerlich, wie einfältig! Wenn wir die Welt nur nicht immer von der ,guten Nachrede' aus betrachten wollten und nicht immer die Furcht mit uns trügen, was die Leute .dazu sagen werden'! In Gossensaß sind die Berge, und die Sonne scheint! Wie weit liegt das alles von der armseligen Erbärmlichkeit unsrer Sittlichkeitsschnüffler! Das Glück, eine Seele zu finden, die mit schwingt aus den eignen Grundton, dieses Glück und die — Er laubnis dazu sind immer zweierlei. Ich für meinen Teil möchte diese zwölf Briefe Ibsens nicht missen und bin der verübten .In diskretion' dankbar; sie sind zart und duftig, von einer wundervollen Anmut des Wortes, von einer innigen und ergreifenden Einfach heit, sie sind vielleicht wichtiger zum Verständnis von Ibsens Wesen, als ein Kilo Essays und gutgeschriebener Monographien. Nur für den Gewöhnlichen und Gemeinen ist Liebe eine Seligkeit, die sich zu entschuldigen und zu rechtfertigen hat, und unter den vielen glänzenden und beliebten Erreichbarkeiten dieser Erde gibt es kaum ein Besseres, als einen schön verlebten Sommer, als Erinnerungen, die hinüberleuchten in einsame und kältere Tage und die den wundervollen Kräften eines Dichters mit weitem Flügel voranrauschen. Man muß leer und arm im Herzen sein, um die zwölf Briefe an Emilie Bardach als .peinlich' für irgend jemanden zu finden. Nein: peinlich ist bei uns Deutschen eigentlich nur unsre Peinlichkeit, unsre schöffengerichtliche Genauigkeit in allen Dingen des lebendigen Lebens, unsre Kunst des .bösen Blicks' für alles, was stolz und schön und unverständlich an uns vorübergeht. . . .- Die Fisher-Sammlung alter illustrierter Ausgaben. — Die bekannte Firma Sotheby, Wilkinson L Hodge in London hatte mit einem prächtig ausgestattetcn Katalog die Ver steigerung der in Bibliophilenkreisen hochgeschätzten Fisher-Bibliothek für den 21. Mai u. folg. Tage angekündigt, und die großen englischen Tageblätter hatten in langen und breiten Artikeln die Wichtigkeit dieses Ereignisses schon hervorgehoben, als kurz vor dem Termin der Versteigerung eine lakonische Notiz den Sammlern und Lieb habern und Antiquaren verkündete, daß die Bibliothek im ganzen verkauft wurde und die Auktion deshalb nicht mehr stattfände. In der letzten Nummer der von Leo S. Olschki herausgegebenen illustrierten Monatsschrift -I-a LiblioüUa- knüpft der Heraus geber an einen Artikel über die Sammlung folgende Bemerkungen -. . . Während alle sich für den großen Kampf, der unter sonoren Pfundschlägen zwischen den Buchhändlern und den Liebhabern Albions und den zahlreichen von überall herbeigeeilten Sammlern entbrannt wäre, vorbereiteten, kommt unerwartet die Nachricht, daß die Versteigerung infolge des Verkaufs der Bibliothek im ganzen nicht mehr stattfinden wird. Wir sind erfreut darüber, daß die wundervolle seit vielen Jahren mit großer Mühe und mit großem Kostenaufwand zusammengebrachte Sammlung nicht in alle Winde verstreut wird, und zollen demjenigen Beifall, der im letzten Augen blick sich entschlossen hat, sie im ganzen zu erwerben, wissen aber nicht, ob alle derselben Ansicht sind: höchstwahrscheinlich dürften viele durch die Nachricht aus leicht begreiflichen Gründen von ihrem egoistischen Standpunkte aus eine bittere Enttäuschung erfahren haben. So mancher dürfte in Erwartung des angekündigten Ereignisses bereits Dispositionen getroffen haben, die ihm sonst ferngelegen hätten; kurz, es können durch die in letzter Stunde erfolgte Absage Konsequenzen entstanden sein, mit denen eine gewisse Verantwortlichkeit verbunden ist. Wir unser seits haben nur unser Reisebündel ausgeschnürt und daher kein Recht, einen Schadenersatz für dessen Vorbereitung oder für den Zeitverlust zu beanspruchen, den uns alle Vorbercitungsarbeiten, so umfangreich sie auch waren, verursachten, andre könnten aber vielleicht frühere Pläne aufgegeben haben oder mit Rücksicht auf die bevorstehende Versteigerung auch Verpflichtungen eingegangen sein oder sogar schon das Reisebillet gelöst haben usw. Wen trifft in einem solchen Fall die Verantwortnng?» Universitätswcsen. — Die Ferienkurse in Jena haben in diesem Jahre die höchste, bisher erreichte Besucherzahl aufzu weisen, nämlich 400 Teilnehmer. Diese Kurse, in Jena 1889 zuerst ins Leben gerufen, finden zum 18. Male statt und vereinen außer den deutschen Teilnehmern solche aus England, Frankreich, Amerika, der Schweiz, Holland, Rußland, Skandinavien, Österreich-Ungarn, Bulgarien usw. Es werden 33 Vorlesungen aus den verschiedensten Wissensgebieten gehalten. Stiftungen zum Jubiläum der Universität Greifs wald. — Von Herrn Landeshauptmann v. Eisenhart-Rothe wurde im Namen des Provinziallandtags zur Errichtung einer Abteilung für niederdeutsche Literatur eine Stiftung von 10000 überreicht. Größere Stiftungen wurden ferner der Universität und der chirurgischen Klinik von den Familien o. Behr, Douglas- Ralswick und Kesselbrink-Griebenow gemacht. Preisausschreiben. — Der belgische Senator, Advokat und Literat Edmond Pirard hat 25000 Franken als Preise für belgische Dramatiker ausgeschrieben. Nur ungedruckte und unaus geführte Werke kommen in Betracht, die -die Phänomene des Lebens in ihren pathetischen und erhabenen Offenbarungen schil dern, des öffentlichen, des privaten, des historischen und des sozialen Lebens-, Nur ein Gebiet ist ausgeschlossen: das Ehe bruchsproblem. Personalnachrichten. Rücktritt. — Herr Ur. Oskar Bulle, der langjährige und ver dienstvolle Herausgeber der Beilage der Münchner -Allgemeinen Zeitung-, wird nach fünfzehnjähriger, ersprießlicher Tätigkeit am 1. Oktober d. I. von diesem Posten zurücktreten. Bulle, der in akademischen Kreisen hohe Wertschätzung genießt, hat die auch besonders in Gelehrten-Kreisen verbreitete und sehr angesehene »Beilage- der Allgemeinen Zeitung zu dem gemacht, was sie heute ist. Bulle wird nach Florenz übersicdeln. Verleihungen aus Anlaß der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung. — Von Sr. Majestät dem König von Preußen wurde die Große Goldene Medaille für Kunst dem Architekten Geheimen Baurat Franz Schmechten in Berlin und dem Bildhauer Louis Tuaillon in Berlin verliehen. Die Goldene Medaille für Kunst erhielten: Bildhauer Paul Oesten in Berlin, Bildhauer Wilhelm Wandschneider in Berlin, Maler Franz Hofsmann-Fallersleben in Berlin, Maler Paul Joanowitch in Wien und Bildhauer Joseph Hinterseher in Paris. Gestorben: am 15. August in Mannheim im einundsechzigsten Lebens jahre Herr Albert Bensheimer, Seniorchef des dortigen bedeutenden Verlagshauses I. Bensheimer. Der nach einem Leben voll fleißiger Berufsarbeit Dahin geschiedene war am 1. Januar 1866 in die von seinem Vater Jacob Bensheimer am 18. April 1638 ursprünglich als Sortiment gegründete Buchhandlung eingetreten, der aber schon damals ein kräftig emporblühender Verlag angegliedert war. Im Verein mit seinen Brüdern Siegmund und Julius wußte der Verstorbene das väterliche Erbe nicht nur zu wahren, sondern ständig zu mehren. Am 1. Juli 1871 wurde ein Ftlialgeschäft in Straßburg eröffnet, das 1879 an die damaligen Geschäftsleiter überging. Im Jahre 1876 wurde die in großem Maßstab eingerichtete Mannheimer Vereinsdruckerei, bis dahin Aktiengesellschaft, mit der Firma I. Bensheimer ver einigt, dagegen 1882 das Mannheimer Sortimentsgcschäft in andre Hände weitergegeben. Bei allen diesen geschäftlichen Veränderungen hatte Albert Bensheimer kräftig mitgewirkt und in regster Weise setzte er die Verlagstätigkeit auf rechtswissenschaftlichem und pädagogischem Gebiet fort. Durch die Erwerbung der Druckerei hat das Vensheimersche Geschäft eine große Ausdehnung ge wonnen. Auch stellte der Verlag der »Neuen Badischen Landes zeitung-, der -Badisch-Pfälzischen Volkszeitung-, der -Neuen Badischen Schulzeitung- und noch vieler anderer Fachzeitschriften große Anforderungen an die Leitung des Geschäfts, das in den letzten Jahren (seit Siegmund B.'s Tod 1897) von dem Dahin geschiedenen und seinem jüngeren Bruder Julius geführt wurde. In rastloser Tätigkeit hat der Verewigte stets seine große Ge schäftskenntnis allen Unternehmungen gewidmet und unermüdlich und treu in unscrm Berufe gearbeitet. Möge er in Frieden ruhen.
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