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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1906
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- Erscheinungsdatum
- 26.07.1906
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- Deutsch
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^ 171, 26. Juli 1906. Nichtamtlicher Teil. 7189 Steinzeichnungen verfolgen, an erster Stelle. Diese Blätter ver danken ihre Entstehung zunächst der Absicht, weiten Volks schichten für einen verhältnismäßig geringen Preis echte Kunst zu bieten, und so wird sich in jedem Kunstfreund der Wunsch regen, daß diese großzügigen, stimmungsvollen und farbenschönen Blätter die weiteste Verbreitung finden möchten; denn es sind Schöpfungen, die auf den Geist unsrer hastenden, ruhelosen Zeit nur wohltuend wirken, die nicht durch prickelnden Reiz gesuchter Er findung für sich einzunehmen suchen, dafür aber dem Be schauer, der sich in stiller Betrachtung in ihre naturgetreue Schilderung versenkt, ungeahnte Schönheiten offenbaren. Derselbe Odem der Poesie, der einst unsere unsterblichen Dichter zu erhebenden Naturschilderungen begeisterte, ist es, der aus diesen Blättern zu uns spricht. Sehen wir den in abendlicher Dämmerung auf einem Hügel rastenden Hirten von W Süß, der im Anblick des über die weite Landschaft aufsteigenden Mondes versunken ist, — werden wir da nicht unwillkürlich an Matthisons Lied »An die Stille« erinnert, das mit den Strophen beginnt: Wenn aus lichter Silberhülle Luna niederschaut, Sehn' ich mich nach dir, o Stille, Wie der Jüngling nach der Braut! Oder wenden wir uns dem Blatt »Ruine sm Walde» von Karl Biese zu, deren verwittertes Gemäuer von den Strahlen der untergehenden Sonne erglüht und deren goldiges Licht in klangvollem Gegensatz zu den tiefen violetten Schatten der Bäume des sie umgebenden Waldes steht, so können wir uns keine vollendetere malerische Um schreibung von desselben Dichters »Elegie« denken: Hier auf diesen waldumkränzten Höhen, Unter Trümmern der Vergangenheit, Wo der Vorwelt Schauer mich umwehen, Sei dies Lied, o Wemut, dir geweiht! Trauernd denk' ich, was vor grauen Jahren Diese morschen Überreste waren: Ein betürmtcs Schloß voll Majestät, Auf des Berges Felsenstirn erhöht! Noch mancher Vergleich und manche Wechselwirkung zwischen bildender Kunst und Dichtung ließen sich anführen im Hinblick auf die neueren Schöpfungen im Gebiet von Voigtländers künstlerischem Wandschmuck; doch wir müssen es uns versagen, auf jede Einzelerscheinung der hier ge botenen mannigfaltigen und interessanten Darstellungen näher einzugehen. Nur kurz hervorgehoben seien noch die schöne Versinnlichung eines sonnigen Sommertags, die Karl Krause mit seinem Bild »Unterm Kastanienbaum« bietet, die duftige, farbenfrische Gartenlandschaft, die Karl Biese treffend als »Frühlingslied« bezeichnet, die in den satten Tönen der Abenddämmerung gehaltenen »Schiffe am Strande« von Karl Otto Matthaei, sowie eine Reihe kleiner Mappenbilder (auch zum Schmuck kleinerer Wandflächen geeignet), deren Motive eine Fülle anziehender und fesselnder landschaftlicher und figürlicher Schilderungen aufweisen. Unter den neuen Künstler - Steinzeichnungen, die B. G. Teubner in Leipzig ausstellt, steht, was Größe der Auffassung und Stärke des Stimmungsgehalts anbelangt, die »Mondnacht« von G. Kampmann obenan. Über eine weite Wiesenfläche schweift der Blick zu einer bewaldeten Hügelkette, darüber im dämmergrauen Äther in Hellem Glanz die silberne Mondsichel. Die Einfachheit der Linien führung in diesem Bild wirkt monumental, und die durch wenige Töne — in der Hauptsache Grauviolett und tiefes Saftgrün — hervorgerufene Farbenstimmung erzeugt eine Kraft der malerischen Erscheinung, die nur ein Naturschilderer ersten Ranges zu erreichen vermag — Erhebt sich die Naturanschauung des Künstlers in Kampmanns Mondnacht Börsenblatt sltr den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. zu wahrhaft grandiosem Ausdruck, so trägt die Schilderung eines verwandten Stimmungsbildes von Fritz Burger einen mehr idyllischen Charakter. Die friedliche Ruhe eines kleinen Landstädtchens, die durch das geheimnisvolle Licht einer klaren Mondnacht noch erhöht wird, weiß Burger poesievoll wiederzugeben; daß aber das Treiben des Tages noch nicht ganz verklungen ist, läßt der warme Lichtschein ver muten, der durch ein Fenster des Wirtshauses fällt. — Sascha Schneider bringt die Schönheit des menschlichen Kör pers in einem »Wettlauf«, in antikem Charakter durchgeführt und grau in grau getönt, zu plastischer Darstellung. Eine ähnliche Aufgabe hat sich Cornelia Paczka gestellt, die uns eine Szenerie aus paradiesischen Gefilden vor Augen führt. Leider zeigen ihre Gestalten, trotz der lebendig erfaßten Bewegungsmotive, so augenfällige anatomische Mängel, daß der Eindruck des Ganzen dadurch beein trächtigt wird. — Ludwig Otto hat den Ernst und die Er habenheit der christlichen Legenden in seinen schlichten Feder zeichnungen »Christus mit Maria und Magdalena« und »Christus und Nikodemus« vorzüglich getroffen. — Neben andern wohlgelungenen Bildern hat B. G. Teubner auch eine Folge schöner Steinzeichnungen kleineren Formats heraus gegeben. Ernst Kiesling. Zeitschriften, Buch und Buchhandel?) Wahrlich, wenn man den Ozean der wissenschaftlichen periodischen Literatur überblickt (von der populären gar nicht zu reden), die sich alljährlich, ja alltäglich über die ganze Erde ergießt, kann wohl in zaghaften Gemütern die Befürchtung aufsteigen, die Welt möchte an einer neuen papiernen Sint flut zugrunde gehen. Wer kann denn nur das in der eignen Wissenschaft Geleistete noch lesen, geschweige denn prüfen! Selbst in den Spezialgebieten ist der Strom der Literatur so angeschwollen, daß ihn niemand mehr durchschwimmen kann. So klagte neulich ein hervorragender Anatom, es sei unmög lich, die Erscheinungen auch nur der Gehirnanatomie, für die er sich besonders interessiert, einigermaßen zu verfolgen. Das Buch ist ein Erzeugnis der Wissenschaft. Denn die Poesie ist nicht auf die Niederschrift angewiesen. Des Dichters Lied schwingt sich auf den Flügeln des Gesangs von einem Geschlecht zum andern, ohne daß die schriftliche Fest- *) Ich entnehme diese Auszüge dem soeben im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig erschienenen ersten Band des groß artig angelegten enzyklopädischen Werkes: -Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele.« Herausgegeben von Paul Hinneberg. Vorstehendes bildet einen Teil des letzten Abschnitts des ersten Bandes unter dem Titel -Die Organisation der Wissenschaft«, der von Professor Or. Hermann Diels bearbeitet ist. Ein um fangreiches Kapitel von Or. F. Milkau behandelt -Die Bibliotheken«. Lr. R. Pietschmann schreibt über »Das Buch« vom Altertum bis zur Neuzeit, Professor Karl Bücher über -Das Zeitungswesen-. Die weitern Abschnitte dieser vorliegenden Abteilung behandeln: Das Wesen der Kultur, von Lcxis, — Das moderne Bildungs- wcsen: Schulen, von Paulsen, Schöppa, Matthias, Gaudig, Kerschensteiner und von Dyck, — Museen, von Pallat und Kraepelin, — Ausstellungen, von I. Lessing und Witt, — Die Musik, von Göhler, — Das Theater, von Schlenther. Diese Ab teilung, einen starken Band von 671 Seiten umfassend, führt den Spezialtitel -Die allgemeinen Grundlagen der Kultur der Gegen wart«. Das Mitarbeiter-Verzeichnis der ganzen Enzyklopädie, die voraussichtlich 30 Abteilungen oder Bände umfassen dürfte, weist nicht weniger als 155 Namen auf. Das Werk erscheint in Lexikon- Oktav; Druck und Papier sind würdig des Unternehmens und der Verlagshandlung. Kaiser Wilhelm hat die Widmung ange nommen. Paul Hennig. 9l5
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